Wir sitzen im Old Barn Tea Room im Brecon Beacon Nationalpark und freuen uns des Lebens.

Kaum ein Stuhl hier drin sieht aus wie ein anderer, und gleiches gilt für Tassen und Teller. Schön schrullig ist es hier in dieser alten Scheune, genau unser Fall. Für die Kinder steht eine Spielkiste bereit. Einziges Manko: Die hohen Steinwände werfen den Schall zurück; obwohl die Jungs verhältnismäßig gesittet spielen, ist das Geräuschniveau hoch.

Ich bestelle special cream tea und bekomme einen großen Teller mit einem Sandwich, einem Scone und die allgegenwärtigen Chips, die in ganz Großbritannien als adäquate Gemüsebeilage gehandelt werden. Die Jungs bekommen ein children’s platter, das ebenfalls aus einem Sandwich und einer großen Portion Chips besteht, dazu kommen ein Mini-Joghurt, Obst, etwas Alibi-Salat, ein Schokoriegel und ein Lolly. Es ist kein Zufall, dass Großbritanniens Kinder in dem Ruf böser Fehlernährung stehen – dieser Kinderteller geht als ausgewogene Mahlzeit durch.

Nachdem wir uns von Toria und Brian verabschiedet hatten, fuhren wir Richtung Nordosten in die Brecons. Im Besucherzentrum des Nationalparks deckten wir uns mit Info-Material für diesen ungeplanten Kurzaufenthalt ein. Martin und ich sind 2002 schon einmal hier gewesen, auch damals aber nur für eine Nacht. Es ist erschreckend, wie wenig mir bekannt vorkommt.

Dann fahren wir mitten rein in die Berge. Sie sind so sanft geschwungen und baumlos begrünt, dass sie eher „nett“ als herausfordernd wirken. Auf jeden Fall eignen sie sich prima für Spaziergänge mit der ganzen Familie.

What's left of a street built by the ancient Romans.

Alte Römerstraße.

Wir fahren bis zum höchstgelegenen Parkplatz und folgen von hier aus einer alten Römerstraße. Was die Legionäre hier im doch eher unwirtlichen Wales gewollt haben, kann ich mir nicht recht vorstellen. Die Nachfahren der Eroberten sind jedenfalls froh über die hinterlassene Touristenattraktion, die sie nach Kräften vermarkten. Martin ist begeistert vom Panorama, die Jungs verwandeln sich in Eroberer und pesen energiegeladen vorneweg. Mich befällt eine fiese Migräne – wohl eine Nachwirkung des letzten Couchsurfing-Abenteuers – und fortan kämpfe ich um jeden Schritt. Wäre ich zu Hause, würde ich einfach nur streiken und mich ins Bett legen. Aber ich bin mitten in den Bergen, mitten im Nationalpark, mitten in Wales. Also laufe ich weiter, konzentriere mich darauf, aufrecht zu bleiben, lutsche Bachblütenbonbons und ein paar Globuli, weil nichts besseres im Rucksack ist. Ich bin kaum in der Lage, Bedauern dafür aufzubringen, dass die ganze landschaftliche Schönheit unbemerkt an mir vorbei zieht.

Martin took some photos while I was busy fighting a migraine.

Mäh!!

Zwei Stunden später sind wir wieder am Auto. Zu meinem Erstaunen haben entweder die Rescue-Bonbons oder die Alternativlosigkeit der Situation mein zickiges Gehirn zum Einlenken gebracht: Mir geht’s schon wieder besser. Martin hat ein Einsehen und karrt mich zum nächstgelegenen Café. Ja, und hier sitzen wir jetzt, wie gesagt, im Old Barn Tea Room. Es war wohl die Mischung aus dem starken Schwarztee, dem süßen Scone und den salzigen Chips, die meine Kopfschmerzen inzwischen fast völlig besiegt haben.

 

Das Visitor Centre des Brecon Beacon Nationalparks hat die Adresse Libanus, Brecon, Powys, LD3 8ER. Hier gibt es reichlich Informationen, ein paar nette Infotainment-Stationen für Kinder (gratis) sowie die üblichen Einrichtungen (tea room, Toiletten, gift shop).
Der Old Barn Tea Room befindet sich in Torpantau, Mid Glamorgan, CF48 2UT.

 

Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am August 2013 verfasst.