Es ist kein Zufall, dass so viele unserer liebsten Reisemomente aus Kroatien stammen. Das Land ist einfach der Hammer! Mit Istrien, den Plitvicer Seen und Split kannten und liebten wir schon drei beeindruckende Regionen dieses langgestreckten Landes (und auch die Hauptstadt Zagreb lohnt einen Abstecher, nebenbei bemerkt). Zuletzt erkundeten wir auch noch den hinterletzten Zipfel Kroatiens: Dubrovnik, die Weltkulturerbe-Stadt ganz tief im Süden. Und auch die hat es in sich, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Markenzeichen: Mächtige Stadtmauern

Wir stehen vor dem mächtigen Gemäuer und blicken nach oben. „Ich glaube, das ist die wehrhafteste Stadt, die ich je gesehen habe“, sagt Silas ehrfürchtig. Senkrecht erstrecken sich die Mauern in die Höhe, und mehrere Meter tief unter uns liegt der Burggraben, durch den heute eine Straße führt. Nach dem mit Abstand schlimmsten Tag unserer Reise sind wir noch sehr wacklig auf den Beinen (die andere Hälfte der Familie liegt noch ganz danieder), und wir fühlen uns doppelt klein und mickrig, als wir durch das Tor in der meterdicken Mauer schlüpfen. Dort merken wir, dass es nicht nur eine Stadtmauer gibt, sondern gleich zwei, zwischen denen Eindringlinge erstrecht in die Mangel genommen werden können.

Ein echtes Bollwerk: die Stadtmauern von Dubrovnik.

Ein echtes Bollwerk: die Stadtmauern von Dubrovnik.

Dabei ist man Besuchern heutzutage alles andere als feindlich gesinnt. Auf unserem ersten kurzen Spaziergang durch die Altstadt fühlen wir uns sehr willkommen und können es kaum erwarten, alle Sehenswürdigkeiten von Dubrovnik zu erkunden.

Dubrovnik, gesehen vom Balkon unserer Ferienwohnung.

Dubrovnik, gesehen vom Balkon unserer Ferienwohnung.

Zwei Tage lang haben wir die Stadt von oben betrachtet (in den kurzen Phasen, die wir nicht im Badezimmer verbrachten). Wir haben eine Ferienwohnung in einem der vielen Häuser gemietet, die sich entlang lächerlich enger Gassen in den Fels krallen. Autofahren können hier nur Einheimische, durch die Haarnadelkurven arbeitet man sich abwechselnd vorwärts und rückwärts (bei der Unterkunftswahl unbedingt Parkplatzsituation erfragen und Kinderwagen zu Hause lassen!). Dafür ist die Aussicht auf Dubrovniks Altstadt und die Adria wirklich fantastisch. Als wir uns endlich auf den Weg nach unten machen, benötigen wir etwa eine Viertelstunde, um die dreistellige Anzahl von Treppenstufen hinabzusteigen.

Mit unserer Stadtführerin Antea schlendern wir durch das Pile-Tor und ganz Dubrovnik.

Mit unserer Stadtführerin Antea schlendern wir durch das Pile-Tor und ganz Dubrovnik.

Eine Stadt mit viel Geschichte

Am Pile-Tor, dem westlichen Zugang zur Altstadt, treffen wir uns mit Antea. Sie kennt Dubrovnik in- und auswendig, denn sie ist professionelle Stadtführerin. Als allererstes zieht sie uns den Zahn mit der Wehrhaftigkeit ihrer Heimatstadt. „Es ist eine Ironie der Geschichte“, sagt sie. „Diese Stadtmauern wurden kein einziges Mal wirklich benutzt. Dubrovnik hatte ein gutes Geschick in diplomatischen Verhandlungen.“ Während die ganze Balkanhalbinsel vor den Expansionsbestrebungen des Osmanischen Reichs zitterte, einigte sich Dubrovnik mit den Türken auf gute Handelskonditionen. Zu Tributzahlungen war man durchaus bereit, solange der Eigenständigkeit des Stadtstaates nichts im Weg stand.

Vielerorts zeugt das imposante Stadtbild Dubrovniks von der Blütezeit des einstigen Stadtstaats.

Vielerorts zeugt das imposante Stadtbild Dubrovniks von der Blütezeit des einstigen Stadtstaats.

Diese Eigenständigkeite bewahrte man sich vom 14. Jahrhundert bis zu Napoleons Einmarsch 1806 unter dem Namen „Republik Ragusa“. Zwar trug die Stadt auch damals schon den Namen Dubrovnik – von Alters her aber nur auf der einen Seite, die slawische Einwanderer im Mittelalter gegründet hatten. Diese Neusiedlung wuchs über die Jahre mit dem viel älteren, seit der Antike bewohnten Römer-Dorf Ragusa auf der anderen Seite der Halbinsel zusammen. Irgendwann schüttete man die Bucht dazwischen zu und legte auf dem so entstandenen Neuland ein Stadtzentrum an. Beim einen oder anderen Erdbeben – vor allem dem großen von 1667 – erwies sich das als nur mäßig geniale Idee, denn die aufgeschütteten Teile der Stadt erlitten besonders schwere Schäden. Immerhin sorgte die Naturkatastrophe für ein einheitliches Stadtbild im Zentrum. Wer ältere Bausubstanz sehen möchte, kann auf Spurensuche im nordwestlichen Teil des alten Ragusa gehen. Die vielen Treppen und gewundenen Gässchen trainieren den Erwachsenen das gute kroatische Essen wieder ab und sorgen beim Nachwuchs für Lauf-Motivation, denn die Streckenführung fordert den Abenteuergeist heraus.

Die Hauptstraße Dubrovniks ist großzügig angelegt. Dass alle Häuser einem einheitlichen Stil entsprechen, verdankt die Stadt einem unschönen Grund: dem großen Erdbeben von 1667, bei dem mehr als 5000 Bewohner ums Leben gekommen sein sollen.

Die Hauptpromenade Dubrovniks ist großzügig angelegt. Dass alle Häuser einem einheitlichen Stil entsprechen, verdankt die Stadt einem unschönen Grund: dem großen Erdbeben von 1667, bei dem mehr als 5000 Bewohner ums Leben gekommen sein sollen.

Der Heilige mit der rettenden Idee

Wir bleiben fürs erste auf der breiten Hauptstraße und schließen  zuerst einmal die Bekanntschaft mit Sankt Blasius. Der Heilige ist in Dubrovnik 24 Mal anzutreffen, erklärt uns Antea – in steinerner Form, versteht sich. Unsere Stadtführerin erzählt uns die Geschichte, wie es kam, dass der aus dem Osten der heutigen Türkei stammende Märtyrer zum Stadtheiligen Dubrovniks wurde: Während einer Belagerung erschien St. Blasius einem Geistlichen im Traum und gab ihm den entscheidenden Tipp, wie die drohende Niederlage abgewendet werden könnte. Dafür sind die Dubrovniker ihm heute noch dankbar. Während Antea uns mit der Stadtgeschichte bekannt macht, beobachten wir, wie Einheimische jeder Altersklasse vor dem Standbild knicksen und sich bekreuzigen.

Und dann sehen wir den Heiligen tatsächlich auch „in echt“, denn einige seiner als Reliquien verehrten Gebeine sind heute im Museum zu bewundern. Antea zeigt den Jungs, wo man durch die Gold- und Silberbleche die heiligen Knochen blitzen sieht. Fasziniert betrachten die beiden auch die anderen Schätze, die die reiche Gemeinde über die Jahrhunderte angesammelt hat. Die beeindruckenste Sehenswürdigkeit für sie ist allerdings der Grapefruitbaum im Innenhof des Kreuzgangs. Für uns Große ist die ganze Anlage sehenswert: In dem bis heute aktiven Franziskanerkloster befindet sich auch die berühmte, seit 1317 durchgängig geführte Apotheke.

Für die Jungs spannender als alte Schätze in Vitrinen: der Grapefruitbaum im Innenhof des Franziskanerklosters.

Für die Jungs noch spannender als alte Schätze in Vitrinen: der Grapefruitbaum im Innenhof des Kreuzgangs.

Noch mehr alte Schätze begutachten wir im Rektorenpalast und im Marine-Museum. Das Archäologische Museum, das Dominikanerkloster, das Ethnografische Museum und eine ganze Handvoll weiterer Sammlungen lassen wir aus – kulturell und historisch hat diese Stadt tatsächlich mehr zu bieten, als selbst wir Museumsfreaks an unseren verbliebenen eineinhalb Tagen abarbeiten können.

Hansestadt Dubrovnik?

Vor dem Rektorenpalast werde ich plötzlich stutzig. Den Herrn da auf der Säule kenne ich doch aus Bremen! „Ist das da ein Roland?“ frage ich perplex. Antea lächelt und nickt. „Was macht der denn hier?“ frage ich, und unsere Stadtführerin antwortet trocken: „Urlaub.“

Janis und ich kennen diesen Herrn sehr gut von unserem Mutter-Kind-Trip nach Bremen - in Dubrovnik hätten wir eigentlich keinen Roland erwartet.

Janis und ich kennen diesen Herrn sehr gut von unserem Mutter-Kind-Trip nach Bremen – in Dubrovnik hätten wir eigentlich keinen Roland erwartet.

Das ist historisch natürlich nicht ganz korrekt. Das im deutschen Kaiserreich verbreitete Symbol städtischer Unabhängigkeit ist durch verwandtschaftliche Beziehungen zum damaligen Kaiser Sigismund in Dubrovnik gelandet. In die alte, freiheitsliebende Stadt passt es prima. Im Winter schützt den südlichsten der einst großen Roland-Familie traditionell ein roter Schal vor Erkältungen.

Was kann man in Dubrovnik mit Kindern machen?

Wir verabschieden uns von Antea und gönnen den Jungs einen Kinder-Programmpunkt: das Aquarium, das sich in den Kasematten der alten Festung in der Nähe des Hafens befindet.

Begegnung auf Augenhöhe: Silas und Sepia.

Begegnung auf Augenhöhe: Silas und Sepia.

Im Sommer, wenn die Temperatur in Dubrovnik auf bis zu 42 Grad steigen kann, müssen die dicken Mauern ein herrlicher Rückzugsort sein. Auch jetzt im Winter ist das Aquarium ein angenehmer, friedlicher Ort. Überall plätschert es, die Becken sind in grünes und blaues Licht getaucht, und klassische Musik sorgt für eine meditative Stimmung. Janis führt intensive telepatische Gespräche mit einem Tintenfisch,  Silas interessiert sich für Sepia und Seeanemonen. So richtig informativ ist das ganze nicht, besonders groß auch nicht, aber wir entgehen für eine knappe Stunde dem Regen.

Meditative Stimmung im Gewölbe des Aquariums.

Meditative Stimmung im Gewölbe des Aquariums.

Foto-Spaziergang durch Dubrovnik

Natürlich hat die südlichste Stadt Kroatiens noch viel mehr zu bieten. Drei volle Tage mögen vielleicht gerade so reichen, um einen ordentlichen Eindruck zu bekommen. Einer ist definitiv zu wenig!

Zum Schluss nehme ich euch noch mit auf einen Bilderspaziergang durch die uralte Traumstadt.

Frisch genesen und bereit, es mit all den Treppenstufen aufzunehmen: family4travel in Dubrovnik.

Frisch genesen und bereit, es mit all den Treppenstufen aufzunehmen: family4travel in Dubrovnik.

„Das Kleingedruckte“: Die Stadtführung war durch die Vermittlung der Kroatischen Zentrale für Tourismus für uns kostenlos, wofür wir uns herzlich bedanken. Trotzdem schreiben wir deshalb nicht besser über Dubrovnik, als sie es unserer eigenen Meinung nach verdient (aber ganz ehrlich, das hat diese wunderschöne Stadt auch gar nicht nötig!).