Herzlichen Glückwunsch, dein Blog feiert heute seinen zweiten Geburtstag!“ So begrüßte mich vor ein paar Tagen eine Nachricht beim Einloggen. Guck an, zwei Jahre ist das schon her, dass ich mit dem Bloggen angefangen habe. Wie feiert man einen Blog-Geburtstag? Hm. Ich weiß, dass einige Blogger diese Gelegenheit zu virtuellen Partys nutzen, zu großen Verlosungen und anderen Aktionen. Aber so ein Blog ist family4travel nicht. Stattdessen nehme ich das Datum zum Anlass, von unseren eigenen Geburtstagen zu erzählen, von unseren Reise-Geburtstagen im vergangenen Jahr. Besonders toll waren sie alle nicht, ehrlich gesagt.

19. Oktober: Mein Geburtstag in Rumänien

Meine Geburtstage sind traditionell eine traurige Angelegenheit. Als ich ein Kind war, waren sie so großartig, und ich habe immer noch nicht verwunden, dass sich heutzutage an diesem Datum nicht mehr alles nur um mich dreht. Zu Hause beginnt der Tag wenigstens noch ordnungsgemäß mit einem Geburtstagsfrühstück und ein paar kleinen Geschenken von meiner Mama. Auf der Reise hingegen sind wir bei Couchsurfern, bei einer vielbeschäftigten ungarischen Familie in einem kleinen Dorf in den rumänischen Karpaten. Der Tag beginnt damit, dass wir uns aus unseren mageren Vorräten irgendwas zum Frühstücken zusammensuchen, weil wir am Vortag nicht mehr zum Einkaufen gekommen sind. Der Umgang mit meiner Familie ist an diesem Tag prinzipiell schwierig. Ich weiß von vornherein, dass Martin die Bedeutung des Tages ignoriert und bin deshalb schon vor Sonnenaufgang sauer auf ihn. Er versucht mir dagegen Dinge Recht zu machen, was sowieso zum Scheitern verurteilt ist, weil ich immer der Meinung bin, er tue das nur, um den Motzdrachen neben ihm zu besänftigen und nicht, weil seine geliebte Frau Geburtstag hat (was wahrscheinlich stimmt). Ich sage: „Ich will aber heute in ein Café und ein Stück Kuchen essen!“ Martin rollt nicht mit den Augen und sagt: „Ja klar, warum auch nicht?“ In Miercurea Ciuc, der nächsten größeren Stadt, gibt es mehrere verrauchte Kneipen und ein, zwei Restaurants, die abends öffnen. Ein Café gibt es nicht.

Hier kommen wir raus, als wir dem "Café"-Wegweiser an der Kirche folgen. Wir haben in Rumänien auch nette Cafés gefunden. In Miercurea Ciuc nicht.

Hier kommen wir raus, als wir dem „Café“-Wegweiser an der Kirche folgen. Wir haben in Rumänien auch nette Cafés gefunden. In Miercurea Ciuc nicht.

Wir finden ein Teehaus, das über einen kalten, fensterlosen Gastraum mit Neonlicht verfügt. Um mich für den entgangenen Kuchen zu entschädigen, kauft mir Martin später im Supermarkt ein Eis. Ich bin fast ein bisschen gerührt. Wir sehen uns das Museum an, das erstaunlich gut gemacht ist, und eine Zeitlang vergesse ich meine geburtstagsbedingte schlechte Laune.  Abends bekomme ich sogar noch Blumen. Unsere Gastgeber kommen von der Geburtstagsparty ihres Sohnes in einem Indoorspielplatz zurück. Der Junge wird eigentlich erst in zwei Wochen zehn, aber heute war der einzige Tag, an dem die Feier in den Terminkalender passte. Seine Mutter drückt mir ein Sträußchen in die Hand, dem man ansieht, dass es den größten Teil des Tages in einem schlecht belüfteten Raum verbracht hat. Und Silas fällt bei der Gelegenheit wieder ein, dass er mir seine Bastelarbeit von letzter Woche schenken könnte. Als wir nach einem schnellen Abendessen alle ins Bett gehen, fragt der Siebenjährige mitleidig: „Das war der blödeste Geburtstag, den du je hattest, stimmt’s?“

War es übrigens nicht. Und fast genauso schlimm sind Muttertage, egal ob auf der Reise oder zu Hause.

Dabei ist Miercurea Ciuc gar kein besonders furchtbarer Ort. An Tagen, an denen ich nicht Geburtstag hatte, gefiel es mir dort durchaus.

Dabei ist Miercurea Ciuc gar kein besonders furchtbarer Ort. An Tagen, an denen ich nicht Geburtstag habe, gefällt es mir dort durchaus.

29. November: Silas‘ Geburtstag in Split

Wir lieben Split, die sympathische Stadt in der Mitte Kroatiens, und wir haben eine angenehme Wohnung mit viel Platz gemietet. Nicht zuletzt deshalb verläuft Silas‘ 8. Geburtstag in vergleichsweise geordneten Bahnen.  Es ist Wochenende, und so können Oma, Opa, Tante Gesa und Onkel Malte auch mitfeiern. Die sitzen zu Hause in Schaumburg beziehungsweise in Dresden vorm Rechner und sind uns via Skype zugeschaltet. Wir frühstücken gemeinsam, während wir telefonieren. Es ist nicht ganz dasselbe, aber die Symbolik zählt. Sogar einen Geburtstagskuchen gibt es: provisorische Brownies, die ich auf einem mit Alufolie ausgelegten Blech gebacken habe. Leider schmeckt es Silas nicht besonders. Aber die Geschenke gefallen ihm. Von uns bekommt das Geburtstagskind ein Schachspiel, das wir seit Rumänien heimlich mit uns herumschleppen (damit die Jungs nicht ständig nach unserem Smartphone mit der Schach-App jammern). Auch aus Deutschland hat uns ein Carepaket erreicht (das die Vermieter dankenswerterweise vorher angenommen haben). Die Großeltern sind live dabei, als Silas voller Freude ein kleines Päckchen Playmobil auspackt – und Erdnussbutter, denn ausgerechnet die hat er im osteuropäischen Warensortiment so sehr vermisst.

Geburtstagsfrühstück in der Fremde mit lang ersehntem Schachbrett - einer von Silas' schönsten Momenten auf unserer Reise.

Geburtstagsfrühstück in der Fremde mit lang ersehntem Schachbrett.

Den Tag verbringen wir mit einem Ausflug auf den Marjan-Hügel. Für einen anständigen Spaziergang ist unser Wanderkind meistens zu haben, vor allem, wenn ein Zwischenstopp an einem schönen Spielplatz lockt. Abends geht dann noch ein großer Wunsch des kleinsten Familienmitglieds in Erfüllung: Die Internetverbindung ist stabil genug, um einen Bud-Spencer-Film zu gucken.

30. März: Martins Geburtstag in Rom

Martin ist kein großer Geburtstagsfeierer. Dinge, denen man nur aufgrund abstrakter Verhältnisse wie der Wiederholung des Datums Bedeutung beimisst, erschließen sich ihm nicht so recht, glaube ich. Wenn ich zu Hause keinen Kuchen backen und seine Schwiegereltern zum Kaffeetrinken einladen würde, würde er den Tag wahrscheinlich einfach übergehen. In Rom kann ich weder das eine noch das andere tun. Um dem Tag wenigstens ein klein bisschen Besonderheit zu verleihen, stehe ich morgens früh auf und hole bei einem Bäcker so etwas Ähnliches wie Brötchen und kleine Gebäckstücke. Nach dem Geburtstagsfrühstück lässt sich der Reisealltag nicht vermeiden: Ich muss unseren Freund Stefan zum Flughafen zu bringen, der uns fünf Tage lang besucht hat, und anschließend nutze ich (auf Martins Aufforderung, wie ich ausdrücklich betonen möchte!) die Gelegenheit, in den Outlet-Centern auf dem Weg endlich Ersatz für die Klamotten zu besorgen, die dank minderwertiger Waschmaschinen zwischenzeitlich aus den Nähten gegangen sind. Das Geburtstagskind erfreut sich währenddessen am Matheunterricht mit seinen Kindern und führt diese anschließend an den Strand aus. Erst abends kommen wir wieder zum Feiern, und dann wird es sogar noch richtig nett! Nachdem wir drei oder vier Mal den Versuch unternommen haben, in Rom Essen zu gehen, was immer an noch geschlossenen Restaurants (frühestens ab 20 Uhr) oder eingeschlagenen Autoscheiben gescheitert ist, bleiben wir an diesem Tag hartnäckig am Ball und essen am Ende die beste Pizza Italiens (jwd in der Nähe unseres Apartments in Torvaianica: il Nido, via francia 93/99).

Der Tag verlief so unbedeutend, dass es davon nicht einmal echte Fotos gibt. Dieses nicht gerade ambitionierte hat Martin am Strand geschossen.

Der Tag verlief so unbedeutend, dass es davon nicht einmal echte Fotos gibt. Dieses nicht gerade ambitionierte hat Martin am Strand geschossen, während seine Frau sich in der Shopping Mall rumgetrieben hat.

29. Juni: Janis‘ Geburtstag in Obernkirchen

Dass Janis‘ Geburtstagswunsch lautete, ihn zu Hause feiern zu dürfen, habe ich ja schon erzählt. Also planen wir so, dass wir am Nachmittag des 28. zu Hause ankommen. Auf diese Weise kommt unser Großer in den Genuss des traditionellen Familienfrühstücks, und da am Sonntag niemand arbeiten muss (beziehungsweise seit der Kündigung sowieso nicht mehr), können wir das herrlich in die Länge ziehen. Danach nehmen zumindest uns Erwachsene die wochenalte Dreckwäsche und das offenbar eingerostete Internet in Anspruch, während unser 11-Jähriger seinen Ehrentag mit der Wiederinbesitznahme sämtlichen Playmobils, der Inspektion des Gartens und der Durchsicht seiner lange entbehrten Comicsammlung verbringt. Nachmittags kommt der innerste Familienzirkel zum Kaffeetrinken zusammen: Oma und Opa von unten, Janis‘ Urgroßmutter, Onkel Willi von schräg gegenüber, und Tante Gesa aus Dresden, die die zeitliche Gelegenheit ebenfalls zu einem Heimaturlaub nutzt. Die Feier ist kurz und improvisiert, denn viel Zeit zur Vorbereitung hatten wir ja nicht. Wir planen, nach unser „richtigen“ Heimkunft im September noch eine Nachfeier für beide Jungs zu organisieren, dann ohne Geschenke, aber mit allen Paten. Auch einen Kindergeburtstag wünscht Janis sich noch, irgendwann vor den Herbstferien.

So muss das: Janis feiert einen "anständigen" Geburtstag zu Hause.

So muss das: Janis feiert einen „anständigen“ Geburtstag zu Hause.

Fazit

Natürlich steht und fällt immer alles mit den Erwartungen. Wer überzeugt ist, dass es mies wird, den heitert so schnell nichts auf. Wer mit Bud Spencer und Terrence Hill als einzigen Geburtstagsgästen zufrieden ist, hat gute Karten auf Zufriedenheit. Übrigens ist es keinesfalls Gesetz, dass Familienfeiern auf Reise grundsätzlich doof sind, nicht mal bei uns. Unser Reise-Weihnachten war richtig klasse!