[Werbung – nach absurder neuer Rechtsprechung machen Blogger nämlich automatisch kennzeichnungspflichtige Werbung, selbst wenn sie Produkte selber bezahlt haben, und selbst wenn sie nichts anderes tun als ihre Print-Kollegen seit Generationen.] Braucht man in Zeiten von Smartphone-Apps und Reiseblogs überhaupt noch Reiseführer, so richtige Bücher, auf Papier gedruckt? Dieses Thema hat die Blogosphäre schon manches Mal bewegt. Ich erinnere mich sogar an eine Blogparade [inzwischen gelöscht], an der ich zwar nicht teilgenommen, deren Tenor ich aber nickend zur Kenntnis genommen habe: Ja, sagen die meisten meiner Blogger-Kollegen, auch im 21. Jahrhundert sind „richtige“ Reiseführer vielleicht nicht unverzichtbar, aber mitunter eine große Hilfe.

Reiseführer ja – aber bitte den richtigen!

Ganz wichtig ist dabei natürlich, dass man sich auch die passende Literatur besorgt. Als Geizkragen und Schnäppchenjäger kaufe ich immer wieder bloß die reduzierte Vorjahresware, in der so manche Information veraltet ist. Meistens macht das nichts, weil uns persönlich Unterkunftstipps und Restaurantempfehlungen schnurzpiepegal sind. Das ist für mich sowieso das größte Ärgernis, dass fast immer die Hälfte eines solchen Büchleins aus für uns völlig nutzlosen Dingen besteht. Mit Kindern geht man ja doch nur selten Essen, und das Kapitel „Nachtleben“ können wir getrost ganz überblättern. Sind wir dann doch mal vor Ort auf der Suche nach einem netten Café, frage ich lieber Freund Google, der mir aktuelle Rezensionen ausspuckt und mich bei Bedarf auch noch gleich zur entsprechenden Örtlichkeit navigiert (zumindest war das früher so, als ich mein Smartphone noch nicht in den Mülleimer geschmissen hatte).

Was mir hingegen wichtig ist bei einem Reiseführer, sind Informationen über das Land an sich, und zwar gut geschriebene. Ausführliche Hinweise, wo wir Wanderungen und Ausflüge unternehmen können, die auch kindertauglich sind, würden die Sache perfekt machen. Solche Reiseführer gibt es nicht für 4,95 Euro in der Grabbelkiste. Aber es gibt sie! Auf Sardinien und Korsika konnte ich mich überzeugen, dass es sich auch absolut lohnt, sie zu kaufen.

 Zwei Inseln – zwei Familienreiseführer

„Sardinien mit Kindern“ und „Korsika mit Kindern“ lauten die Titel, die Stefanie Holtkamp in ihrem selbst gegründeten Naturzeit Reiseverlag herausgebracht hat. 42 beziehungsweise 45 „Wander- und Entdeckertouren für Familien“ hat sie darin zusammengefasst. Mittlerweile gibt es sogar noch mehr Titel in diesem Format, die auch verschiedene Urlaubsregionen in Deutschland* abdecken. Auf den beiden Mittelmeerinseln konnten wir die Erstlingswerke der gelernten Grafik-Designerin ausgiebig testen.

Absolut praktisch für Eltern und Kinder

„Abenteuer und Erholung für Familien“ lautet der Slogan des Naturzeit Reiseverlags. Entsprechend liegt der Schwerpunkt auf Outdoor-Abenteuern, und zwar hauptsächlich auf dem Wandern. Die Ausflugsvorschläge gehen dabei aber über ein schnödes „Rauf-auf-den-Berg“ weit hinaus. Jede Strecke beschreibt liebevoll die Höhepunkte, die auch kleine Wanderer zum Laufen motivieren: Kletterfelsen, Badebuchten, Tiergehege, Abenteuerpfade, die in Gebüschtunneln verschwinden. Dank GPS-Angaben sind die Ausgangspunkte leicht zu finden (Tipp: Es gibt verschiedene Formate, eventuell muss das Navi im Optionen-Menü entsprechend umgestellt werden). Bei der Streckenbeschreibung gelingt es der Autorin, in wenigen Sätzen so präzise Angaben zu machen, dass wir immer genau wussten, was gemeint war. Zusätzlich ist jede Tour mit einem Kartenausschnitt versehen. So lassen sich nach Bedarf auch Abkürzungen finden (wenn zum Beispiel jemand nach einem Unfall noch nicht wieder ganz so gut zu Fuß ist). Und es gibt Antworten auf all die Fragen, die Eltern vor Antritt einer als Familienspaziergang getarnten Wanderung haben: Wo kann man einkehren? Wo kann man Pause machen? Wo ist der nächste Bade- oder Buddelstrand, den man als anschließende Ausgleichsaktivität versprechen kann? Das einzige, was uns nicht so gut gefallen hat: Oft sind die Touren keine Rundwege, so dass wir auf derselben Strecke hin und zurück gelaufen sind. Familien mit kleineren Kindern kommt das freilich entgegen: Man läuft einfach so weit, wie man kommt und muss nicht auf Biegen und Brechen die Tour vollenden. Beim Wandern mit Kindern gilt ja ohnehin stets: Der Weg ist das Ziel.

Wissenswertes über Geschichte und Natur

Drumherum gibt es jede Menge Wissenswertes über die Inseln: Geschichtliches aus der Vorzeit bis zu Napoleon, Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt. Die Texte sind so geschrieben, dass sie sich auch für kleinere Kinder zum Vorlesen eignen (was allerdings zur Folge hat, dass die Informationen nicht sehr in die Tiefe gehen).

Die Touren sind jeweils über die ganze Insel verteilt. Einerseits ist so der nächste Startpunkt nie weit. Andererseits ist damit vor allem im Fall Sardinien die vermeintlich große Zahl von 42 Touren etwas irreführend, denn die Insel ist so groß, dass man nicht eben mal für einen Tagesausflug von einer Seite zur anderen fährt, schon gar nicht mit Kindern. Oft lohnt sich eine weitere Anreise aber durchaus. Für Tour Nummer 39 auf Korsika sind wir tatsächlich eineinhalb Stunden über die Insel gefahren, haben uns zwischendurch immer wieder gefragt, ob wir nicht einfach genau hier mal eine Runde gehen sollten, weil es nett genug aussah – aber der Weg, den uns Stefanie Holtkamp schließlich durch die einsame Castagniccia geführt hat, war absolut einmalig! Ganz ähnlich erging es uns auf Sardinien im Su Golgo Hochtal (Tour 36).

Die Wanderwege, die Stefanie Holtkamp ausgesucht hat, sind mitunter herrlich abenteuerlich (Korsika-Tour Nr. 39).

Die Wanderwege, die Stefanie Holtkamp ausgesucht hat, sind mitunter herrlich abenteuerlich (Korsika-Tour Nr. 39).

Outdoor-Abenteuer

In Stefanie Holtkamps Familienführern gibt es mehr als klassische Wanderungen (oder Spaziergänge – über die unterschiedliche Definition beider Begriffe habe ich hier mal geschrieben).  Auch Ausflüge in Kletterparks, kindertaugliches Canyoning, Kanutouren, Ausritte und Wanderungen mit Esel sind verzeichnet. Alle Vorschläge hat die Autorin – ebenso wie die Wanderrouten – selbst mit ihrer eigenen Familie ausgetestet, was die Sache wunderbar praxisnah und authentisch macht. Die alternativen Ausflugsmöglichkeiten beschränken sich allerdings zum allergrößten Teil auf die Hauptsaison. In den Osterferien sind sowohl auf Sardinien als auch auf Korsika vielerorts die Bürgersteige noch hochgeklappt (trotzdem ist ein Inseltrip im Frühjahr durchaus empfehlenswert, weil das Wetter angenehm ist und alles blüht).

Der Schwerpunkt liegt ganz klar in der Natur, aber auch die Städte behandelt die Autorin in kurzen Texten. Stadtpläne sind allerdings nicht dabei, und auch (ein Plus, wie ich finde) keine Restaurant-Tipps. Dafür verliert sie ein paar Worte, ob sich die Museen für Familien lohnen, und liefert genaue Beschreibungen, welche Strände und Badestellen an Flüssen sich für welche Altersgruppe eignen. Im Anhang gibt es dann doch ein Unterkunftsverzeichnis, das sich allerdings auf familiengerechte Campingplätze beschränkt.

Praxistest: bestanden

Mein Fazit: Wer mit Familie nach Sardinien oder Korsika in den Urlaub fährt, sollte die Naturzeit-Reiseführer unbedingt im Gepäck haben!

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Transparenz-Hinweis: Die Autorin hat uns ihre Bücher kostenlos als Test- und Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt – danke schön!

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