[Reiseblogger-Kooperation] Familienurlaub in der Schweiz – da denkt man doch sofort an schneebedeckte Alpengipfel. Als Backpacker mit Kind waren wir die meiste Zeit eher in den Städten unterwegs (Lausanne, Genf, Bern). Aber so ein bisschen in die Berge wollten wir dann doch, unbedingt! Also lag ein Abstecher nach Interlaken nahe. Als Unterkunft diente uns die Schweizer Jugendherberge Interlaken. Unser Erfahrungsbericht.

Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie AbenTEUER Schweiz: Backpacking mit Kind zwischen Berner Oberland und Genfer See.

Unsere Erfahrungen mit Jugendherbergen in Europa

Wir sind schon lange Fans der Jugendherbergen. Die Liste unserer Domizile unter der Flagge von Hostelling International ist lang. Wir kennen viele DJH-Häuser in Deutschland (von Augsburg bis Zwischenahn; hier gibt es eine vollständige Liste aller deutscher Jugendherbergen, über die ich gebloggt habe). Besonders in Großbritannien mögen wir die Youth Hostels. Dort haben viele Häuser eine so gemütliche Atmosphäre. Außerdem gibt es eine Selbstversorger-Küche (zum Beispiel Tanner’s Hatch bei London, Alfriston in Südengland, New Lanark in Schottland). Und auch in Dänemark, Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Belgien, Österreich und Irland haben wir in den vergangenen 14 Jahren schon in Jugendherbergen genächtigt. Meistens recht günstig und fast immer hochzufrieden.

Hostelling International

„Das Zeichen, das Zeichen!“ ruft immer noch derjenige von uns, der es zuerst entdeckt. – Eine Tradition, die Janis mit knapp drei Jahren in unserem ersten England-Urlaub mit Familie begründet hat.

Aus Erfahrung wissen wir: Jede Jugendherberge ist anders. Die Unterschiede liegen nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch zwischen den einzelnen Häusern. Interlaken ist die erste Schweizer Jugendherberge, die wir ausprobieren. (Den Rest der Zeit waren wir als Couchsurfer unterwegs). So kann ich bei vielen Dingen nicht sagen, was an unseren Erfahrungen „typisch Schweiz“ und was einfach nur „original Interlaken“ ist.

Update: Inzwischen kennen wir auch noch die „Jugi“ in Locarno. Die können wir ebenfalls empfehlen!

Der Empfang: herzlich und praktisch

Es ist erst Mittag, als wir in Interlaken ankommen. (Es ist ja nicht weit von Bern ins Berner Oberland.) Trotzdem können wir schon einchecken. Unser Familienzimmer ist zwar noch nicht bezugsfertig (erst ab 15 Uhr). Aber die Formalitäten sind schon mal erledigt. Unser Gepäck können wir kostenlos in den geräumigen Schließfächern lassen. Perfekt.

Zur Übernachtung in der Interlakener Jugendherberge gehört die Gästekarte mit dazu. Mit der erhalten wir in vielen Touristenattraktionen Rabatte. Informationen, was wir hier machen könnten, gibt es reichlich. Die vielen Flyer in der Lobby ersetzen beinahe eine Tourist Information. Bei konkreten Fragen hilft das Personal an der Rezeption kompetent weiter.

Wer Tipps zum Wandern mit Kindern in der Jungsfrau-Region braucht, schicke ich aber am besten gleich rüber zu Kind im Gepäck. Meine Blogger-Kollegin Mel war schon häufiger rund um Interlaken mit ihrer Familie unterwegs und hat unter anderem vier familienfreundliche Wanderungen zusammengestellt.

Außerdem gibt es in der Lobby der Jugendherberge Interlaken auch noch einen Billardtisch und ein Bücherregal mit Bilderbüchern, Comics und Graphic Novels. Im Winter brennt hier ein Feuer im Kamin. Es herrscht eine keinesfalls kitschige Gemütlichkeit, wie man sie anhand von Postkarten-Klischees in der Almhütten-Schweiz vielleicht erwarten würde. Aber eine Räumlichkeit zum Wohlfühlen ist es doch.

Jugendherberge Interlaken, Lobby mit Billardtisch

Ich kenn mich mit Design nicht aus. Nennt man das post-industrial? Ich find’s jedenfalls ganz schick.

Unser Familienzimmer in der Jugendherberge Interlaken

Wir erkunden Interlaken (davon erzähle ich in einem eigenen Interlaken-Blogpost) und kommen erst gegen Abend zurück. Unsere Zimmerkarte haben wir ja bereits in der Tasche. Das ist gut, denn an der Rezeption hat sich inzwischen eine längere Schlange gebildet. Wir brauchen jetzt nur noch unser Gepäck aus dem Schließfach holen und können direkt unser Zimmer beziehen.

Und was für ein Zimmer das ist! Wie auch in der Lobby gilt: Den Stil des Hauses muss man mögen. Nackter Beton an der Decke und schlichtes Design überall. Für mein Wohnzimmer wär mir das nix. Aber hier passt alles zusammen und wirkt doch recht schick. Da sind wir uns alle drei  einig.

Familienzimmer Jugendherberge Interlaken.

Kein überflüssiger Schnickschnack, aber geräumig und einladend: unser Familienzimmer in der Jugendherberge Interlaken.

Unser Familienzimmer ist wirklich geräumig. Es gibt ein Doppelbett und ein Hochbett, einen kleinen Tisch mit drei Hockern und einen großen Schrank. Extra abgetrennt befindet sich in der einen Zimmerecke eine Dusche, in der anderen ein WC. Das Waschbecken hängt ein bisschen versteckt in der Nische. Eine Glastür führt auf den Balkon, von dem aus wir in die grüne Bergwelt gucken.

Familienzimmer mit Balkon, Jugendherberge Interlaken

Mit Balkon!

Und auf den Bahnhof. Aber in dieser Hinsicht kann ich gleich Entwarnung geben: Nachts stört der Bahnverkehr überhaupt nicht, weil es gar keinen gibt. Freunde von uns wohnten in Bückeburg mal direkt an der Bahnstrecke, und wenn wir nach Partys bei denen übernachteten, stand ich mehrmals die Nacht senkrecht im Bett. In Interlaken habe ich durchgeschlafen. Es gibt zumindest auf dieser Strecke offenbar keine Nachtzüge, vor allem keine Güterzüge.

Auf jeden Fall haben wir selten – nein: nie! – komfortabler in einer Jugendherberge genächtigt. Überall hat sich in den letzten Jahren ja viel getan. Auch in Deutschland kann man die meisten Herbergen nicht mehr an den Klassenfahrtserlebnissen unserer Eltern-Generation messen. Vielerorts geht es inzwischen recht schick zu (zum Beispiel in Düsseldorf). Aber die Jugendherberge Interlaken hat in jeder Hinsicht absolut Hotel-Standard (und entsprechend natürlich auch Hotel-Preise, siehe unten).

Jugendherberge Interlaken, Familienzimmer

Silas macht es sich im Hochbett bequem.

Abendessen im 3a

Als einzige der Schweizer Jugendherbergen besitzt die in Interlaken ein eigenes Restaurant. Das 3a erstreckt sich aus dem offenen Eingangsbereich heraus. Morgens gibt es hier das Frühstück (das für Übernachtungsgäste immer inklusive ist). Nachmittags sind Kaffee und Kuchen erhältlich. (Der Kuchen sah ziemlich gut aus und mit einem Kombipreis von 5,50 Franken gehörte er definitiv zu den besten Angeboten, die mir in der Schweiz untergekommen sind.)

Abends haben Gäste die Wahl zwischen dem günstigen 3-Gang-Menü des Tages (mit oder ohne Fleisch) und den Gerichten der asiatisch geprägten Speisekarte. Zubereitet wird das meiste davon frisch und direkt vor unserer Nase.

„Front Cooking“ hießt das Zauberwort.

Ich entscheide mich für das Tagesgericht: Käsekuchen. Das ist nicht das, was wir Deutschen im ersten Moment erwarten. Es ist ein mächtiger, aber schweineleckerer Auflauf mit tonnenweise Schweizer Bergkäse. Deshalb ist das auch in Wirklichkeit kein Käsekuchen, sondern Chäschüechli, wie mir eine Schweizerin später erklärt. Eine Spezialität aus Bern.

Das rechts, das ist mein Berner Käsekuchen. Ich hatte erst Bedenken, von dem kleinen Stückchen satt zu werden. Sie waren unbegründet.

Martin sucht sich ein Nudelgericht aus. Silas entscheidet sich für eine Suppe. Da er partout keinen Käse mag, eignet sich der 10-Jährige eigentlich überhaupt nicht als Schweiz-Tourist. Aber auch für ihn findet sich jenseits von Nudeln mit Tomatensoße und Kinderschnitzel-Pommes (das es im 3a dankenswerterweise gar nicht gibt) etwas Leckeres auf der Karte.

Nachtisch-Tipp: Richtig, richtig, richtig gut ist das Eis!

Und mit 2,50 Franken pro Kugel ist das Eis hier für Schweizer Verhältnisse sogar richtig günstig.

Übernachtung mit Frühstück

Wir schlafen hervorragend in unserem Familienzimmer. Der Weg hinunter zum Frühstück verzögert sich, weil Silas das Spielzimmer findet.

Auch morgens orientiert sich das Speisenangebot an der vorherrschenden Klientel, und das sind in Interlaken nun einmal vorwiegend asiatische Touristen. Wer schon immer mal Miso-Suppe zum Frühstück essen wollte, kann das hier also tun.

Aber auch Zentraleuropäer*innen können ohne Probleme ihren Gewohnheiten entsprechen. Da nur ein Toaster auf 220 Betten kommt, sind lediglich in dieser Hinsicht Geduld oder Anpassungsfähigkeit gefragt. (Ich hab die Nerven verloren und Labbertoast gegessen.) Alternativ gibt es auch noch Müsli. Ein klassisches Frühstücksangebot ohne Schnickschnack (abgesehen von der Suppe, und von der Ovomaltine, dem allgegenwärtigen Schweizer „Nutella-Ersatz“).

Das Frühstück können auch Nicht-Hausgäste bestellen. Dann kostet es 12,50 Franken. (Ein echtes Schnäppchen für Schweizer Verhältnisse, deshalb kommen wohl auch viele „echte Interlakener“, wurde mir erzählt.)

Und wer fertig ist mit Essen, holt sich ’nen Comic aus dem Regal. Für kleinere Kinder gibt es auch noch eine große Spielkiste.

Praktische Infos zur Jugendherberge Interlaken

Die Jugendherberge Interlaken liegt direkt neben dem Bahnhof Interlaken Ost. Sie ist ganzjährig geöffnet.

Die Schweiz ist ein teures Reiseland. Eine Übernachtung im Familienzimmer in der Jugendherberge Interlaken inklusive Frühstück hätte 2017 in unserem Fall 212 Franken (ca. 195 Euro) gekostet. Ja, doppelt so teuer wie die meisten Hotels in Deutschland. Für lokale Verhältnisse aber vergleichsweise günstig. Die Schweiz ist nichts für arme Leute.

Für alle Häuser der Schweizer Jugendherbergen braucht man einen internationalen Jugendherbergsausweis. Wer keinen hat und sonst auch keinen braucht, kann an der Rezeption eine Kurzzeit-Mitgliedschaft erwerben.

Wer mit dem Auto anreist, zahlt noch mal 12 Franken pro Nacht für einen Parkplatz.

Im Sommer ist die Jugendherberge meistens ausgebucht, hat mir Debby von der Rezeption erzählt. Eine rechtzeitige Reservierung ist also unabdingbar. Gerade für Familien empfiehlt Debby Interlaken aber auch als perfekten Standort für den Skiurlaub. Darin haben wir überhaupt keine Aktien, aber die Expertin versichert, dass man mit Bus, Bahn und Skilift fast genauso schnell in den familienfreundlichen Skigebieten der Jungfrau-Region sei wie von anderswo. Zusätzlich gibt es in Interlaken im Winter eine riesige Eisbahn zum Schlittschuhlaufen.

Weitere Infos gibt es auf der Homepage der Jugendherberge Interlaken. Mehr über das Restaurant 3a inklusive Speisekarte zum Download gibt es hier.

„Wie im Krankenhaus“ hat jemand auf Instagram kommentiert. Ich find den Hostel-Flur eigentlich ganz schick.

Mehr über die Schweiz mit Kindern

Weitere Berichte von unserem Backpacking-Trip durch die Schweiz mit Kind gibt es hier:

2019 haben wir einen weiteren Urlaub in der Schweiz verbracht. Auch davon habe ich Reiseberichte geschrieben:

Transparenz-Hinweis: Wir haben einen Übernachtung-gegen-Blogbeitrag-Deal mit den Schweizer Jugendherbergen gemacht und waren auch zum Abendessen eingeladen. Auch bei solchen Aktionen ist es mir wichtig, dass der Artikel ausschließlich meine echte Meinung enthält. Der Text ist rein redaktionell, der Anbieter hat inhaltlich keinen Einfluss genommen. In anderen Reiseblogs steht in solchen Fällen oft ein kurzes „Wir danken den Schweizer Jugendherbergen [oder xyz] für die Unterstützung“. In Zeitungen und Zeitschriften steht meistens gar nichts. Mir ist wichtig, dass ihr immer genau wisst, woran ihr seid. Wer regelmäßig hier mitliest, weiß mittlerweile, dass Einladungen sich nicht auf Textqualität oder Begeisterungsgrad auswirken – nur eben darauf, dass wir hier auch über Dinge berichten können, die wir uns andernfalls nicht geleistet hätten.