Während unseres großen Europa-Roadtrips waren wir insgesamt rund vier Wochen in Spanien unterwegs. Zwei davon haben wir in klassischen Urlaubsorten in Andalusien verbracht: in Granada, Sevilla, Cadiz und Co, und das war auch wunderschön da! Auch Toledo war spitze, Barcelona traumhaft, und Madrid und Valencia waren sehenswert. Aber so richtig spannend wird es für uns immer dann, wenn wir Regionen ausprobieren, die uns vorher überhaupt nichts sagten, oder gegen die wir Vorurteile hegten. Ins Baskenland mit Kindern reisen, zum Beispiel? Klar, läuft. Wir erzählen, wie.

Baskenland – ähm, wo liegt das überhaupt?

Das Baskenland liegt ganz oben im Nordosten Spaniens in der Grenzregion zu Frankreich. Es umfasst je nach Definition auch Regionen in Frankreich. Der Hauptanteil und auch die nominelle Autonomie Baskenland liegen auf der spanischen Seite der Grenze.

In der Eigenbezeichnung nennt sich das Baskenland Euskadi. Dieser Begriff meint meistens die Verwaltungseinheit der Autonomie: die Regionen Gipuzkoa, Biskaya und Alava. Euskal Herria bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch das historische Baskenland, das älter als die Landesgrenzen der Nationalstaaten ist.

Urlaub im Baskenland, Fahne

Die Fahne des Baskenlands weht überall, hier in Bilbao.

Die genauen Grenzen des Baskenlandes sind äußerst umstritten. Den Basken gilt traditionell als Baske, wer Baskisch spricht. Das wiederum trifft heute längst nicht mehr auf alle Menschen zu, die im Kerngebiet leben und sich selbst als Basken fühlen, wobei der Anteil der Sprecher durch die Schulreformen heute wieder steigt. Je nach Region geben 5 bis 75 Prozent der Einwohner des Baskenlandes Baskisch als ihre Muttersprache an.

Wo „die Basken“ und wo „die Spanier“ wohnen, das war immer ein fließender Übergang. Heute weiß man auch, dass es genetisch kaum Grund für eine Unterscheidung gibt, während die baskische Sprache tatsächlich ur-uralte Wurzeln hat, die bis in die vor-indogermanische Besiedlungszeit zurückreichen sollen.

Urlaub im Baskenland mit Kindern – ist das nicht gefährlich?

Die Älteren von uns – also alle über 25 – kennen den Begriff Baskenland vor allem aus den Nachrichten, wo bis zur Jahrtausendwende immer wieder mal von der baskischen Terrororganisation ETA die Rede war. Autobomben und Sprengstoffattentate waren keine Seltenheit. Von 1959 bis 2009 kamen mehr als 800 Menschen bei solchen Terroranschlägen ums Leben (man vergisst so schnell, dass der Islamismus nicht immer den Terror gepachtet hatte).

Den marxistisch-sozialistisch orientierten Extremisten ging es ihren Forderungen zufolge um politische Selbstbestimmung, letztlich einen eigenen Staat (wie ihn heute die Katalanen auf friedlichere und möglicherweise erfolgreichere Weise fordern). Durch die Gewaltakte rückte der Traum der Eigenständigkeit jedenfalls kein Stückchen näher. Seit 2014 ist die  ETA offiziell unbewaffnet, aber ob sie nun wirklich aufgelöst ist oder nicht, bleibt unklar.

Mahnmal in Gernika, Trümmer vor der Kirche, Urlaub im Baskenland mit Kindern

Trümmer im Baskenland (aber welche, die als Mahnmal an die Bombadierung von Gernika erinnern und mit der ETA höchstens sehr indirekt etwas zu tun haben).

Was ich vor unserem Zwischenstopp dort über das Baskenland weiß, ist einzig und allein der Bericht meiner Jugendfreundin Kitty, die in den 90ern von ihren Familienreisen zu den Großeltern nach Portugal erzählte: „Sobald wir ins Baskenland kamen, hat mein Vater die Autotüren verriegelt und nicht mal für eine Pinkelpause gehalten, bis wir durch waren.“

Bei unserer Baskenland-Reise im Sommer 2015 hat uns jedenfalls kein komisches Gefühl begleitet, und wir hatten keinen Moment lang Sicherheitsbedenken (allerdings sind wir da wohl eh ein bisschen schmerzfreier als andere, denn ich war schon Ende der 90er in Nordirland, und auch mit Kindern sind wir schon durch die ehemaligen Kriegsgebiete Ex-Jugoslawiens inklusive Kosovo gereist).

Separatistische Flaggen am Balkon im Baskenland

Heute ist der Protest für eine weitreichendere Eigenständigkeit friedlich, aber nicht weniger vehement und sichtbar.

Stationen unserer Reise durchs Baskenland

In Wirklichkeit waren es ja nur ein paar Tage, die wir im Baskenland verbracht haben. Ausgangspunkt war unsere Ferienwohnung in Castro Urdiales, einem kleinen Ort am Meer. Von dort aus haben wir Tagesausflüge nach Bilbao und Gernika gemacht, und den Tag unserer Weiterreise haben wir fast komplett in der deutlich östlicher gelegenen Stadt Donostia-San Sebastian verbracht, die fast schon an der Grenze zu Spanien liegt.

Von hier aus geht es zu den einzelnen Berichten:

Fazit: Baskenland mit Kindern

Bei Spanien denken wir ja immer alle gleich an heiße Sommer am Strand und andalusische Flamencotänzerinnen. Dass Spanien riesig ist und viel mehr zu bieten hat, vergessen wir dabei. Ich finde, es lohnt sich absolut, auch die weniger bekannten Ecken des Landes zu erkunden.

Das Baskenland hat kulturell viel zu bieten. Uns hat es superviel Spaß gemacht, die uns völlig unbekannte Kultur der Basken in verschiedenen Museen und im allgemeinen Straßenbild kennen zu lernen.

Castro Urdiales, Biskaya, Strand mit Spielplatz

Strand mit Kletterturm in Castro Urdiales. Immerhin Silas trägt T-Shirt, Janis nicht, und der Himmel spricht Bände.

Was das Wetter angeht, ist die Biskaya halt schon eine andere Hausnummer als „das normale Spanien“, also der Süden. Mitte Juni war es so kalt, dass es nicht mal zum T-Shirt gereicht hat, geschweige denn für klassischen Strandurlaub (auf den wir eh nicht aus waren).

Nichtsdestotrotz gibt es schöne Strände, die durch ihre Abwechslung von Sand und Felsen auch für Kinder sehr interessant sind, zum Buddeln und so. Wir haben (vor allem in Bilbao, aber auch in Castro Urdiales und Donostia-San Sebastian) schöne Spielplätze gefunden.

Urlaub im Baskenland mit Kindern, Spielplatz neben dem Guggenheim-Museum in Bilbao.

Spielplatz neben dem Guggenheim-Museum in Bilbao.

Klar, es bleibt die Frage, ob man für so ein kühles Vergnügen unbedingt so furchtbar weit fahren muss, oder ob dann nicht auch die Ostsee reicht (die auch echt toll ist!). Wer sagt: „Wenn Spanien, dann auch Sonne!“, den kann ich verstehen.

Aber als Teil eines größeren Roadtrips, der vielleicht auch noch die wunderschönen Pyrenäen umfasst, oder das atemberaubende Galicien, kann ich die Gegend absolut empfehlen. Urlaub im Baskenland mit Kindern, das ist generell keine schlechte Idee. Oder ein Städtetrip übers lange Wochenende nach Bilbao mit Ausflügen nach Gernika und Donostia – find ich nicht so gut, weil ich gegen die exzessive Nutzung von Flugzeugen bin, aber prinzipiell könnte da ein großartiges langes Wochenende für Familien draus werden.

Zum Weiterlesen: Baskenland mit Baby

Nicole, die als Ausreißerin blogt, schreibt über ihre Elternzeit-Reise, die sie auch bis nach Nordspanien geführt hat, und hier über ihre eineinhalb Wochen im Baskenland.