Jessica von yummytravel hat zu einer Blogparade aufgerufen: Sie will imperfekte Fotos von imperfekten Reisebloggern sehen.
Ja, da ist sie bei mir ja wohl an der richtigen Adresse…

Jessica beklagt den Selfie-Wahn, und dass bei allen anderen alles immer perfekt gestylet und schick aussieht, was bei ihr selbst höchstens unfreiwillig komisch wirkt.

Kenn ich.

Das bin ich. Das Bild entstammt  dem Beitrag über unser Baumhaus-Abenteuer an der Ostsee. Photo credits go to Janis.

Wobei ich der Sache meist dergestalt aus dem Wege gehe, als dass ich erst gar keine Fotos von mir selbst mache.

Als Familienreiseblogger bin ich da ja fein raus: Ich hab da meine Leute für. Die Jungs sind meine Cover-People. Und die sind zum Glück gar nicht eitel, nicken beinahe jedes Foto ab (klar frag ich sie vorher!) und sind einfach sie selbst.

family4travel Familienfoto

Lena wie immer leicht gequält, Martin schicksalsergeben, die Jungs einfach so, wie sie sind (zu Beginn unseres Bayern-Roadtrips).

Dass mir Selfies körperlich wehtun, glaubt jeder, der mal eins von mir gesehen hat.

Silas und ich im Frühjahr vor dem UNO-Hauptquartier in Genf. Aber da hatte ich nur die Kompaktkamera dabei, und damit ist ein Selfie eine echte Herausforderung, möchte ich zu meiner Verteidigung anmerken.

 

 

 

Fotografiert werden mit Ankündigung ist auch nicht besser (hier auf dem Weihnachtsmarkt im Kosovo).

Neanderthal-Museum Düsseldorf

Und, offenbar besonders schmerzhaft: Selfie im Neanderthal-Museum bei Düsseldorf.

Für mich ist das nicht so einfach. Als Frau hab ich da die typischen Befangenheitsgefühle. Einerseits brüste ich mich damit, ebenfalls überhaupt nicht eitel zu sein, jeden Blödsinn mitzumachen und oft genug aus dem Haus zu gehen, ohne überhaupt einen Blick in den Spiegel geworfen zu haben. Ich bin Mitte 30, führe ein sehr glückliches Leben und bin mit mir im Großen und Ganzen schon zufrieden.

Im Frühjahr 2017 bei unserem Kurzurlaub in Schleswig-Holstein.

Ich habe nicht das Bedürfnis, Model-Standards zu erfüllen. Klar, ich hab mein Gewicht im Blick, aber ehrlich gesagt hauptsächlich deshalb, weil ich zu geizig bin, mir neue Klamotten zu kaufen. Bei mehren Kleidungsstücken in meinem Schrank kann ich mich noch daran erinnern, dass ich sie vor dem Abi in einer Freistunde gekauft habe (leider halten nicht alle so lange).

Sowohl Rock als auch T-Shirt hier habe ich schon zu Schulzeiten getragen. Nachdem ich das Shirt auch 11 Monate durch Europa geschleppt habe, taugt es inzwischen leider nicht mehr so recht für öffentliche Auftritte. Das hier war in Sevilla, übrigens.

Meistens schert mich nicht weiter, wie ich aussehe. Und auch im Blog hat es schon reichlich dämliche Fotos von mir gegeben.

Das hier aus dem norwegischen Alesund mag ich zum Beispiel besonders. :D

In der Nähe der Externsteine am vorigen Dreikönigstag (photo by Janis).

Auch schön: mit Schnurbart, meine Schwester und ich.

Andererseits ist da natürlich doch eine erhebliche Portion Selbstzweifel, und so ganz entziehen kann ich mich dem vermeintlich verbindlichen Schönheitsgebot auch nicht.

Und mogele mitunter Bilder ins Blog, auf denen wir es mit dem Weichzeichner – eigentlich aus Versehen eingestellt – echt übertrieben haben. Wie hier auf unserem Schottland-Roadtrip.

Entsprechend landen im Blog meist doch nur die (verschwindend wenigen) Fotos, mit denen ich ganz zufrieden bin.

Und auf denen ich mir selber überhaupt nicht ähnlich sehe!

Wie zum Beispiel mein Profil-Bild auf Twitter, auf dem ich für einen 30er-Jahre-Mafia-Event rausgeputzt bin. Mit dem erkennt mich garantiert niemand auf der Straße!

Als Blogleser (der ich ja nun auch bin, zumindest ab und zu) möchte ich gerne wissen, wem ich die Tipps und Infos verdanke, die andere Reiseblogger mir präsentieren. Ich schätze es, wenn ich ein Gesicht zum Blogger kriege. Und weil ich von mir auf andere schließe, zwinge ich mich ab und zu doch auch bildlich in mein Blog. Aber nicht besonders gerne.

Janis und ich unterwegs zu einem Mutter-Kind-Trip nach Bremen. Es war total toll, echt! (Aber da waren wieder diese Selfie-Schmerzen, offenbar.)

Ich bin mir recht sicher, dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin. Dass vor allem der Drang, nur außergewöhnlich gute Fotos von sich selbst zu veröffentlichen, viele Blogger betrifft, weiß jeder, der sich öfter mal auf Blogger-Veranstaltungen rumtreibt. Auf meiner ersten ITB zum Beispiel war ich recht erstaunt, dass viele Bloggerinnen offenbar ihre hässlicheren Schwestern zur Messe schicken… :)

Aber wie gesagt: Ich bin kein bisschen besser.

Hier in Lauenburg, so völlig unscharf und klein (und ganz anders als in echt) gefalle ich mir doch ausnehmend gut…

Das Traurige daran ist, dass wir damit alle immer weiter zum Fassadenpinseln beitragen und anderen Frauen vermitteln, dass sie auch möglichst schön sein müssen, um sich in der virtuellen Öffentlichkeit zu zeigen.

Dieses „Bikini-Foto“ von mir damals im Portugal-Artikel zu posten, hat mich echt Überwindung gekostet.

Ich habe deshalb beschlossen, mich öfter in meinem Blog zu zeigen. Und zwar nicht das 34. Foto einer Session, mit dem ich endlich zufrieden bin, weil ich darauf ganz anders aussehe als in echt. Sondern Selfies oder Schnappschüsse aus dem wirklichen Leben, von der richtigen Lena.

So ungefähr sehe ich in echt aus, von Silas unverhofft in der Schweiz im Zug geknipst.

Was meine Jungs können, das kriege ich doch wohl auch auf die Reihe! :)

Nicht perfekt: Silas und ich auf unserem Hippo Trip in Lissabon.