Wer nach Italien in den Urlaub fährt, der freut sich auf strahlenden Sonnenschein, blaues Meer – und großartiges Essen. Geschichte, Kultur und römische Ruinen gehören auch dazu, klar. Aber Pizza, Pasta und Gelato sind die wahren Hauptsehenswürdigkeiten Italiens, oder? Das Gute, Leckere, Echte vom Touristenfallen-Zeug zu unterscheiden, ist dabei allerdings gar nicht so einfach, schon gar nicht in einer riesigen, überlaufenen Stadt. Wo kann man gut Essen gehen in Rom? Keine leichte Frage. Deshalb haben wir auch nicht nein gesagt, als der Veranstalter Eating Italy Tours zwei von uns zu einer ausgiebigen Food-Tour durch Rom eingeladen hat. Unser frisch erworbenes Expertenwissen geben wir gerne an alle potenziellen Rom-Reisenden weiter.

Die Spreu vom Weizen trennen: Wo isst das echte Rom?

Zunächst einmal: Rom ist riesig. Ein durchschnittlicher Tourist auf Städtetrip verbringt zwei, drei, höchstens vier Tage in der Ewigen Stadt. Das reicht nicht einmal bei einem strengen Erwachsenen-Zeitplan, um alle Must-Sees abzuklappern. Wer es trotzdem drauf anlegt, wird kaum umhin kommen, sich auf der Hatz vom Kolosseum zum Vatikan zum Pantheon zum Trevi-Brunnen mit einem überteuerten, schlecht aufgewärmten Stück Pizza aus der Straßenbude zufrieden zu geben. Und wenn die ach so romantische Trattoria in der überlaufenen Seitengasse mit dem Spruch „No frozen food“ wirbt, in Lettern, die dicker sind als der Name des Etablissements, dann weiß man Bescheid, wie es um die Kulinarik der Innenstadt bestellt ist. Wer wissen möchte, wie Italien wirklich schmeckt, muss die plattgetrampelten Pfade verlassen.

Aber wo ist es denn nun, das echte Rom mit der echten Pizza und dem echten Eis? Wer keine Stunden bei der Internet-Recherche verbringen will, bucht einfach eine Gourmet-Tour bei Eating Italy und bekommt alles auf einem silbernen Tablett serviert. Oder im silbern laminierten Pappschüsselchen, aber dafür live vor Ort und gewürzt mit vielen spannenden Hintergrundinformationen. 75 Euro kostet der Spaß für Erwachsene, Kinder bis zwölf Jahre sind mit 45 Euro dabei. Ganz schön happig? Dachten wir auch, und deshalb haben wir ganz genau hingesehen, ob sich so eine Food-Tour für Familien lohnt.

Die Pyramide ist eines der Wahrzeichen von Testaccio.

Die Pyramide ist eines der Wahrzeichen von Testaccio.

„The Taste of Testaccio“

DAS Feinschmecker-Viertel von Rom ist Testaccio, gar nicht so weit vom Zentrum entfernt und über die Metro-Haltestelle Piramide gut zu erreichen. Hier startet unsere Experten-Führung zu den extatischen Genüssen der römisch-italienischen Kochkunst. Ausgestattet mit einer guten Wegbeschreibung finden Janis und ich den Weg von der Haltestelle zum Treffpunkt in zehn Minuten. Vor einer typisch italienischen Kaffee-Bar wartet Sebastiana auf uns. Sie ist Amerikanerin mit italienischen Wurzeln, und eigentlich ist sie Künstlerin. Aber sie weiß auch alles über italienisches Essen, und Testaccio ist seit einigen Jahren ihr Zuhause. Mit uns zusammen wollen zehn andere Touristen das kulinarische Rom erkunden: ein älteres Ehepaar aus Australien, eins im mittleren Alter aus der Schweiz, eine junge Frau mit ihrer Mutter aus England, und eine amerikanische Familie mit zwei Teenager-Töchtern. Zwölf Personen ist die maximale Größe der Tour-Gruppen.

Cappuccino am Nachmittag? Nicht in Italien!

Bei einem Cappuccino stellen wir uns kurz vor und lernen gleich, was wir bisher immer falsch gemacht haben: Cappuccino ist ein Frühstücksgetränk und wird in Italien nicht am Nachmittag serviert. Für Touristen macht man zwar mitunter eine Ausnahme, aber wer seinen Job in der Bar ernst nimmt, rückt nach dem Mittagessen keinen Cappuccino mehr raus. Das geschieht freilich nur zum Besten des Kunden, denn frische Milchprodukte, so ist man überzeugt, tun dem Körper in der zweiten Tageshälfte nicht gut. „Außer Eis natürlich, da macht man gern eine Ausnahme, aber fragt mich nicht, warum“, erzählt Sebastiana. Zum Glück ist es erst halb elf, und wir dürfen unseren Milchkaffee ohne Reue genießen. Unser Guide stattet währenddessen jeden von uns mit einem Plan des Viertels aus und verrät uns, was heute auf der Speisekarte steht. Voller Vorfreude machen wir uns auf den Weg.

Die Qual der Wahl... Das Gute im Berberini ist, dass viele Köstlichkeiten winzig sind - da kann man von allem probieren...

Die Qual der Wahl… Das Gute im Barberini ist, dass viele Köstlichkeiten winzig sind – da kann man von allem probieren…

Süße Freuden in der Pasticceria

Erster Halt ist die Konditorei Barberini. Der Laden ist winzig, wie die meisten Geschäfte im Viertel (und überall in Italien), und wir müssen uns ganz schön quetschen, um alle hinein zu passen. Die Tatsache, dass Barberini als DIE Pasticceria in Testaccio gilt und so mancher Römer hier sein Frühstück zu sich nimmt, macht die Sache nicht besser. Während wir Sebastianas Erläuterungen lauschen, drücken sich eilige Menschen an uns vorbei, um ihr Cornetto zu bestellen. Dieses Gebäckstück, das Uneingeweihte gern mit einem Croissant verwechseln, gilt als typisches italienisches Frühstück. Wir dagegen probieren ein Stückchen Kuchen in Taubenform, die Colomba Pasquale, die eng mit dem Osterfest verbunden ist und hier (im Gegensatz zu dem Zeug aus dem Supermarkt) unvergleichlich locker und saftig schmeckt. Außerdem gibt es ein Häppchen Tiramisu im Schokoladen-Tässchen. Janis ist restlos begeistert. „Macht Spaß, so eine Food-Tour“, lautet schon jetzt sein Resümee.

Adresse Barberini: Via Marmorata 41.

Wo gibt es Roms beste Pizza?

Die nächste Station ist gleich um die Ecke. This is a food tour, not a walking tour, hat Sebastiana gleich zu Anfang klargestellt. Dass keine langen Wegstrecken zu bewältigen sind, kommt dem Nachwuchs ebenfalls sehr gelegen. „Heute mal keine abgelatschten Füße“, freut Janis sich. Im Gegenteil, im Volpetti Piú können wir uns sogar setzen. Die „tavola calda“ mit der langen Theke und den einfachen Sitzgelegenheiten könnte man als Fastfood-Restaurant bezeichnen – das wäre allerdings ein fatales Unterstatement. Dieser unscheinbare Laden zählt zu den allerbesten in Sachen Pizza al taglio – Pizza am Stück. Im Gegensatz zu der klassischen runden Steinofenpizza kommt die aus dem Elektroofen, ist aber ebenfalls himmlisch. Mittags, so erklärt uns Sebastiana, wird der Steinofen nämlich gar nicht angeheizt, und all die Restaurants, die zur Mittagszeit Pizza servieren, wärmen welche von gestern auf.

Adresse Volpetti Più: Via Alessandro Volta 8.

Pizza mit Sardellen und Zucchiniblüten - ein Gedicht!

Pizza mit Sardellen und Zucchiniblüten – ein Gedicht!

Wirklich allerfeinste Feinkost

Nach zwei Pizza-Probierstückchen (die in der Tat zu den leckersten zählen, an die ich mich erinnern kann), ist der Weg zur nächsten Station extrem kurz. Wir biegen um die nächste Straßenecke und stehen vor Volpetti, DEM Feinkostgeschäft von Testaccio, wenn nicht ganz Rom. Die namentliche Verwandtschaft mit der Pizzabäckerei ist kein Zufall; es ist dieselbe Familie, die beide Läden betreibt. Überhaupt sind die Geschäfte in dieser Gegend überwiegend noch Familienbetriebe von Römern für Römer – ein wohltuender Unterschied zu den nur für die Touristen errichteten Fassaden im Zentrum.

Der Feinkostladen ist so eng und kurz vor Ostern so gut besucht, dass wir auf dem Bürgersteig stehen bleiben, während Sebastiana uns einige Köstlichkeiten aus dem Inneren besorgt. Straßenlärm und Abgasgerüche verblassen, als luftgetrockneter Prosciutto und in Wein marinierte Barolo-Salami meinen Gaumen berühren. Lukullische Genüsse! Mit seligem Lächeln streichelt Janis seine Schinkenscheibe, knabbert immer wieder kleinste Stücke davon ab. „Am liebsten würde ich den in einer Schatzkiste aufbewahren und mir nur zu hohen Feiertagen einen klitzekleinen Bissen gönnen“, sinniert der Zehnjährige. Vom Pecorino-Käse ist er allerdings nur mäßig begeistert. „Der hat so einen komischen Nachgeschmack.“ Einen himmlischen, finde ich, und die versierteren Gourmets unserer Gruppe erraten auch gleich, was für einen: Trüffel. Den absoluten geschmacklichen Overkill erlebe ich allerdings, als ich mir den echten Parmesan-Käse auf der Zunge zergehen lasse. Der kommt auf keinen Fall auf Nudeln, höre ich Sebastiana sagen, als ich wieder halbwegs denken kann. Guten Parmesan, dessen Kilopreis bei mindestens 90 Euro liegt, genießt man pur bei einem Glas Rotwein.

Adresse Volpetti: Via Marmorata 47.

Über den Köpfen der Kunden hängen köstliche Kostbarkeiten.

Über den Köpfen der Kunden hängen köstliche Kostbarkeiten.

Markt der Köstlichkeiten

Weiter geht es, zum Markt von Testaccio. Der ist auf den antiken Ruinen des Umschlagplatzes errichtet, wo schon zu Zeiten der Römer der größte Teil der für die Hauptstadt bestimmten Nahrungsmittel angeliefert wurde. Frisches Obst und Gemüse leuchtet hier in allen Farben, es duftet nach frisch gebackenem Brot und anderen Dingen, die direkt aus dem Ofen, der Pfanne oder dem Kessel kommen. Sebastiana hat keinen leichten Job, die Gruppe beisammen zu halten. Allzu groß ist die Versuchung, an einem der Stände stehen zu bleiben, nur kurz um die Ecke zu biegen, um herausfinden, was für ein merkwürdiges Gericht das da vorne ist… Sebastiana zeigt uns Ochsenschwanz und Trippa, Kuhmagen, an dem wir heute aber zum Glück nur vorbei gehen. Sie besorgt frisches Brot an einem Bäckereistand, und eine Gemüsehändlerin reicht eine Schüssel mit klein geschnittenen Tomaten und Petersilie über die Theke. So bauen wir uns unser eigenes Bruschetta zusammen (Janis, der Tomatenverweigerer, beschränkt sich auf Brot mit Knoblauch).

Ein paar Stände weiter kosten wir Cannoli, eine süße Spezialität aus Sizilien. Wir haben die ricottagefüllen Schmalzwaffeln schon auf der Insel probiert und waren eher mittelmäßig begeistert. Die Mini-Variante vom römischen Spezialisten ist deutlich besser als die Vor-Ort-Version, aber ein großer Fan dieses extrem süßen Gebäcks werden in diesem Leben wohl weder Janis noch ich.

Ein paar Meter weiter schlägt das geschmackliche Pendel dann wieder in die pikante Richtung: Wir probieren echten Büffel-Mozzarella. Der muss, verrät uns Sebastiana, auf alle Fälle topfrisch sein. Im Kühlschrank verliert er sein feines Aroma, deshalb sollte er bei Zimmertemperatur gelagert werden, und das geht nur ein paar Stunden lang gut. Der Käse, den wir hier zur Mittagszeit verzehren, ist in den frühen Morgenstunden in der Gegend um Neapel hergestellt und zeitig angeliefert worden.

Adresse Markt von Testaccio: Via Beniamino Franklin.

Knackig, bunt und frisch aus der Region.

Knackig, bunt und frisch aus der Region.

Kulinarik und Kultur – oder wie kommt die Pyramide nach Rom?

Die ersten Mitglieder unserer Gruppe stöhnen schon, dass sie unmöglich noch mehr essen können. Ich dagegen hege Bedenken, auf der Gourmet-Tour nicht satt zu werden, denn auch wenn die Auswahl bisher atemberaubend war, handelte es sich doch immer um sehr übersichtliche Häppchen. Auch Janis an meiner Seite zeigt noch keinerlei kulinarische Ermüdungserscheinungen. „Gibt es jetzt Mittagessen?“ vergewissert er sich hoffnungsvoll, als Sebastiana eben dieses auf Englisch verkündet.

Zunächst einmal aber laufen wir zur Pyramide und zum Fremdenfriedhof für einen kleinen Kulturstopp, der auch ein wenig Zeit zur Verdauung liefert. Sebastiana erzählt uns, wie Rom zu der ägyptisch anmutenden Sehenswürdigkeit kam, die sich als etwas älter als das Kolosseum herausstellt. Ein römischer Geschäftsmann ließ sie sich als Grabmal errichten, starb dann aber vor der Fertigstellung und ohne die Arbeiter bezahlt zu haben. Folglich landete sein Leichnam im Tiber, und die Pyramide steht bis heute leer. Um sie herum hat sich der Friedhof für Nicht-Römer etabliert. Hier liegt auch Goethes Sohn August (namenlos unter der Bezeichnung „Goethes Sohn“, was ich persönlich als Gipfel der Erniedrigung empfinde). Unsere anglophone Gruppe konzentriert sich auf die englischen Dichter Keats und Shelley, und Sebastianas Ausführungen beweisen, dass sie sich nicht nur mit Essen auskennt.

Pasta hoch drei

Von dort aus laufen wir zum Monte Testaccio, der dem Viertel seinen Namen gab. Erstaunlicherweise handelt es sich um einen Scherbenberg, eine gigantische antike Müllhalde. Unter dem 100 Meter hohen Hügel verbergen sich die Überbleibsel von Millionen von Amphoren, fein säuberlich aufgeschichtet. In späteren Jahrhunderten entdeckte man, dass sich der Terrakotta-Berg hervorragend zum Anlegen von Weinkellern eignet. In der Folge siedelten sich rund um die Erhebung Weinhandlungen und Restaurants an.

In eines davon kehren wir nun ein. Im Inneren des Flavio al Velavevodetto sehen wir die penibel aufgeschichteten Terrakotta-Scherben hinter Glasfenstern. Wir nehmen an einer langen Tafel Platz. Sebastiana reicht Krüge mit rotem und weißem Tischwein herum, auch stilles und Mineralwasser ist frei verfügbar. „Ihr dürft essen und trinken, so viel, wie ihr wollt“, eröffnet uns unser Guide. Dann ermahnt sie uns jedoch: „Denkt daran, dass ihr nachher noch das beste probieren wollt, was Rom an Streetfood zu bieten hat! Und Eis gibt es auch noch.“

Als die großen Schüsseln mit Pasta die Runde machen, fällt es schwer, darauf zu achten. Drei verschiedene Sorten dürfen wir uns auf die Teller schaufeln, und alle drei sind köstlich. Die Carbonara hat nichts mit dem zu tun, was in Deutschland aus der Maggi-Tüte kommt. Die Amatriciana-Tomatensoße ist einfach und gerade deshalb köstlich. Und die typisch römische cacio e pepe– Käse und Pfeffer – schmeckt mir persönlich am besten. Eine gute halbe Stunde sitzen wir am Tisch, essen, trinken, und stellen Sebastiana all die Fragen, die uns zwischenzeitlich gekommen sind. Rechts neben mir tauschen die Amerikaner und die Schweizer Kochrezepte aus, während sich das Gespräch links zwischen den Australiern und den Engländern um Rugby dreht. Janis macht mich stolz, indem er formvollendet und von sich aus auf Englisch um mehr Wasser bittet. Gerade als ihm so langweilig wird, dass er ums Smartphone zum Schachspielen bettelt, ist die Pause zu Ende, und es geht wieder raus auf die Straße.

Adresse Flavio al Velavevodetto: Via di Monte Testaccio 97.

Fingerfood a la Roma: Der suppli.

Fingerfood a la Roma: Der suppli.

Was ist Supplí?

Nun sind wir alle genudelt, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber bevor wir zum Nachtisch übergehen dürfen, steht noch der typisch römische Supplí auf dem Speiseplan. Der ist eine Kreuzung aus sizilianischen Arancini und Risotto Milanese. „Nehmt wenigstens einen Bissen, frisch schmeckt er am besten!“ versucht uns Sebastiana zu überzeugen. Für alle, die streiken (und das ist inzwischen die Mehrheit, inklusive Janis und mir), holt sie Papiertüten. Über diese doggy bag freut sich nachher die andere Hälfte der Familie, die den freien Tag am Strand verbringt.

Adresse Trapizzino: Via Giovanni Branca 88.

Wie erkennt man gutes Eis in Rom?

Als allerletzter Programmpunkt wartet noch einmal ein echtes Highlight auf uns. „Jetzt kommt endlich das Eis!“ freut sich Janis. Wir laufen ein Stück bis ganz zum Rand des Viertels – nicht das Schlechteste nach all dem guten Essen. Hier befindet sich die Gelateria Giolitti, seit vier Generationen im Familienbesitz. Sebastiana beginnt ihren Vortrag mit einer traurigen Wahrheit. „85 Prozent aller Eisdielen in Rom verkaufen fake gelato“, eröffnet sie uns. Das ist das Zeug, das ruckzuck und kostengünstig aus Milchpulver, Aroma und anderen Chemikalien angerührt wird. „Aber hier kommt die gute Nachricht“, verkündet sie gleich darauf strahlend. „Es gibt ein paar einfache Methoden, um das miese von dem guten Zeug zu unterscheiden!“ Natürlich sperren Janis und ich da die Ohren auf. Zunächst einmal sollen wir auf die Präsentation der Eiscreme achten, rät uns Sebastiana. „Ihr habt doch bestimmt schon diese appetitlichen Türme gesehen, zu denen das Eis im Stadtzentrum gerne aufgeschichtet wird, garniert mit frischem Obst und allerlei schönen Dingen.“ Wir nicken. „Darum macht ihr einen Bogen!“ verkündet unsere Gourmet-Expertin bestimmt. Echtes Eis kann man nicht so auftürmen, erklärt sie uns. Dazu ist eine Menge Chemie von Nöten. Echtes Eis muss in die Kühlung, und zwar komplett, am besten noch mit Deckel drauf. „Als nächstes solltet ihr euch die Farben angucken“, sagt Sebastiana. Wenn das Bananeneis gelb ist und Pistazieneis giftgrün, dann stimmt etwas nicht. „Bananeneis ist gräulich-weiß, Pistazie so bräunlich-schlammgrün. Sieht nicht so toll aus, schmeckt aber viel besser!“ Natürlich kostet das echte Eis auch mehr, zwischen 2,50 und 3,50 Euro muss man für einen kleinen Eisbecher in Rom schon einplanen. Das entspricht dann etwa zwei Kugeln nach deutschen Maßstäben, und da in Italien nach Portion berechnet wird, nicht nach Kugel, ist es kein Problem, zwei, drei oder sogar mehr Sorten in dem kleinen Becherchen zu mischen.

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, zumindest nicht bei Traditionalisten wie Giolitti, lernen wir. „Für Italiener gibt es Kombinationen, die gehen gar nicht“, erklärt uns unser Guide. „Wer Schokolade mit Zitrone mixen will, den schickt der Chef gerne mal wieder zum Ende der Schlange.“ Fruchteis sollte unter sich bleiben, lautet die Faustregel. Ganz so eisern ist man mit uns Touristen dann aber doch nicht. Rebellisch ordere ich dunkle Schokolade und Amarena-Kirsch. „Hast Glück gehabt, dass der Juniorchef bedient“, raunt mir Sebastiana mit einem Augenzwinkern zu. Ich jedenfalls bin nicht nur vollkommen zufrieden mit meiner Kombination, sondern geradewegs im siebten Himmel. Janis, der konservativ bei Erdbeer und Banane geblieben ist, verdreht ebenfalls genießerisch die Augen.

Adresse Giolitti: Via Amerigo Vespucci 35.

So sieht echtes Eis aus...

So sieht echtes Eis aus…

Fazit: Lohnt sich die Food Tour auch mit Kindern?

Bevor wir auseinander laufen, fragt Sebastiana uns ab, welche Station uns am besten gefallen hat. „Das Eis!“ sagt Janis ohne zu zögern. Ich tu mich schwer, denn die Pizza war göttlich, aber dann entscheide ich mich doch für den Parmesan. Viele unserer Mitläufer nennen Volpetti-Produkte, aber die meisten haben Schwierigkeiten, sich zu entscheiden.

Ich frage Sebastiana, ab wie viel Jahren sie eine Food-Tour durch Rom empfiehlt. „Puh, das kann ich gar nicht sagen“, überlegt sie. „Ich hatte schon Vierjährige, die mehr probiert und gegessen haben als mancher Erwachsener. Ich denke, es ist für alle geeignet, die Interesse für gutes Essen haben, ganz unabhängig vom Alter.

Janis als Experte für reisende Kinder teilt diese Einschätzung. „Es war sehr, sehr lecker, zumindest das meiste. Man musste nicht so viel laufen, das hat mir besonders gut gefallen. Deutsche Kinder, die nicht so gut Englisch sprechen, verstehen natürlich nicht so viel. Da müssen dann halt die Eltern übersetzen.“ In den Laufpausen ist aber genügend Zeit dazu.

Als Mutter, die auch das Budget im Blick hat, ist meine Euphorie vielleicht dezenter. 240 Euro für eine vierköpfige Familie sind kein Pappenstiel. Allerdings ersetzt die Tour durchaus eine vollwertige Mahlzeit, vermittelt einiges an Wissen und sorgt etwa dreieinhalb Stunden lang für Unterhaltung. Rechnet man dann auch noch all die Restaurant-Tipps gegen, die im Food-Guide mitgeliefert werden und die einem den Reinfall ersparen, viel Geld für schlechtes Essen zu bezahlen, rechnet sich das vielleicht schon wieder. Wir hätten das für das Geld nie gemacht – aber wir sind ja auch Knauserköppe vor dem Herrn. Das Erlebnis an sich finde ich absolut empfehlenswert für Groß und Klein, und Familien mit tiefen Taschen werden viel Freude daran haben.

Eating Italy hat täglich mehrere Touren im Angebot, die volle Auswahl ist hier zu finden.

Das “Kleingedruckte”: Janis und ich sind von Eating Italy eingeladen worden – vielen Dank dafür! Unsere Meinungsfreiheit hat dieser Umstand jedoch nicht eingeschränkt.