Ein Abend mit unseren Couchsurfern.
Donnerstag, 26. Juli
Gestern Nachmittag also haben wir Käsespätzle gekocht und überraschend dankbare Abnehmer gefunden. Rytis, der im Nachwuchskader der litauischen Fußball-Nationalmannschaft spielt, hat sich drei Mal nachgenommen, und ich war nur froh, dass ich vorsichtshalber die Menge für acht Erwachsene gekocht hatte.
Anschließend sind Martin und Linas zu einer Autowerkstatt gefahren, um die Klimaanlage reparieren zu lassen – leider erfolglos. Die Kinder spielten währenddessen im Garten. Giedre und ich saßen dabei und tranken Tee, dessen Zutaten Giedre selbst im Wald gesammelt hatte. Sie erzählte mir von den Problemen, mit denen sich ihre gehobene Mittelschicht-Familie so herumschlagen muss. Im Moment arbeitet sie nicht – sie ist gelernte Buchhändlerin. Aber die staatlichen Schulen sind schlecht, sagt sie, haben immer noch viel zu viel Drill-Charakter, und so schicken sie ihre Kinder auf die Waldorfschule nach Kaunas. Das kostet viel Geld, und wenn Migle im nächsten Jahr auch noch zur Schule kommt, reicht Linas’ Gehalt nicht mehr aus, obwohl er als Software-Entwickler recht gut verdient.
Leider habe ich nicht herausbekommen, womit Giedre eigentlich ihre Zeit verbringt. Eine Vorzeige-Hausfrau ist sie jedenfalls nicht, ihre Küche ist ernsthaftes Kochen definitiv nicht gewohnt. Es gab kaum genügend Utensilien, um die Käsespätzle zuzubereiten, wir mussten recht erfinderisch sein. Vielleicht fabriziert sie irgendeine brotlose Kunst, so wie ich…
Abends, als es dunkel und die Mücken aufdringlicher wurden, zündeten wir ein kleines Lagerfeuer an, in dem die Litauer fröhlich alles verbrannten, was rund um Haus und Garten so an Müll angefallen war. Zum Entzücken unserer Kinder wurden sie auch ermutigt, die Cellophanpapierchen ihrer mittelmäßig leckeren Süßigkeiten ins Feuer zu schmeißen, wo sie dann unter ihren begeisterten Blicken zusammenhutzelten.
Sehr interessant war unser morgendlicher Ausflug in den Supermarkt. Das Gebäude war absolut modern, die Auswahl europäisch, die Kundentoilette tiptop. Aber sobald man dann ein bisschen ins Ländliche fährt, begegnet man einem sehr altmodischen Land. Zwei Kilometer von der Autobahn entfernt sehen die Häuser denen aus dem Museumsdorf verdächtig ähnlich.
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