Nach einem generell wirklich wunderschönen Aufenthalt auf der estnischen Insel Saaremaa (ganz früher mal Ösel) legen wir auf dem Rückweg einen Zwischenstopp auf der vorgelagerten Insel Muhu ein. Beide Inseln sind durch einen befahrbaren Damm verbunden. Zwischen Muhu und dem Festland verkehrt regelmäßig und unkompliziert eine Fähre

The beautiful village of Koguva.

Die Hauptstraße von Koguva.

Aus meinem Reisetagebuch: „Bis zur Abfahrt der Fähre blieb uns noch genügend Zeit, um uns das Fischerdörfchen Koguva anzusehen. Und was für ein Glück das war, denn der idyllische Ort entpuppte sich als einer der schönsten, die wir bisher in Estland gesehen haben.

The memorial of Estonia's favourite writer Juhan Smuul.

Denkmal für Juhan Smuul.

Juhan Smuul, einer der wenigen nationalen Schriftsteller, wurde in dem winzigen Dorf geboren, was ihm zu gewisser Berühmtheit verhalf. Für estnische Verhältnisse wird Koguva von gigantischen Touristenhorden heimgesucht (außer unserem standen vielleicht noch zehn weitere Autos auf dem Parkplatz). So um die 30 Menschen wohnen immer noch dort, obwohl Koguva mittlerweile mehr Freilichtmuseum als echtes Dorf ist. Die Besucher lassen recht viel Geld dort, und so sieht alles hübsch pittoresk aus: die Fensterläden frisch gestrichen, die Reetdächer gut gedeckt, aber die Steinmäuerchen vermoost wie eh und je und zuweilen bedeckt mit ausgedienten Booten, wie es hier von Alters her Usus ist.

Ich hatte gegen die Kommerzialisierung nicht allzu viel einzuwenden, denn in dem witzigen Café im Hafen – ein Raum mit moderner Einbauküche, in dessen Backofen der junge Angestellte auf Bestellung Tiefkühlpizza und Apfelstrudel aufbackte – bekam ich endlich wieder mal einen vernünftigen Cappuccino, und zum ersten Mal in Estland auch Postkarten. Die Jungs tobten derweil auf dem kleinen Spielplatz, und wir sahen aufs Meer hinaus. Es gibt diese Augenblicke, in denen ich einfach glücklich bin, gemeinsam mit meiner Familie unterwegs zu sein und all diese wunderschönen, verzauberten Orte zu entdecken. Das war einer davon.“

What looks like a private kitchen is acutally the café of Lahetaguse harbour.

Im Café an der Theke.

Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 5. August 2012 verfasst.

Weiterlesen? –> Pärnu: Rumpelstielzchen am Strand