Mykene ist für alle Geschichtsinteressierten einer der spannendsten Orte überhaupt in Griechenland! Ich weiß, gerade in Griechenland ist das eine steile Behauptung, weil die Konkurrenz an spannenden geschichtsträchtigen Orten dermaßen riesig ist. Aber die Bedeutung der uralten Stadt ist wirklich immens – und ein Besuch für alle toll, für Historik-Nerds genauso wie für Kinder und ganz normale Touristen. Hier erzähle ich, was es bei der Besichtigung von Mykene heute zu sehen gibt, und was wir vor Ort erlebt haben.

Dieser Artikel ist Teil der Serie „Peloponnes mit Kindern„.

Warum ist Mykene etwas Besonderes?

Es gibt so viele antike Ruinen in Griechenland, auch auf dem Peloponnes. Wieso sollte man ausgerechnet nach Mykene fahren?

Die griechische Zivilisation entstand an drei Kondensationspunkten: Auf Kreta, den Kykladen – und Mykene. Das, was wir im Geschichtsunterricht, in Filmen und Büchern als griechische Antike kennen, nahm hier seinen Anfang.

Wer halbwegs geschichtsinteressiert und auf dem Peloponnes unterwegs ist, sollte deshalb auf jeden Fall in Mykene vorbei schauen.

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Der Ausblick von der Akropolis von Mykene über die Ebene bis in die Berge ist schon ein herrlicher – vor allem im Februar, wenn die Mandelbäume blühen, die Berge noch schneebedeckt sind, und keine anderen Touristen das Bild stören.

Mykene mit Kindern

Wie an den meisten kulturellen Orten Griechenlands laufen Kinder einfach mit, ohne dass mit ihnen etwas Besonderes veranstaltet wird. Natürlich sind sie willkommen. Extra Museumspädagogik oder ähnliches gibt es aber nicht.

Unsere Jungs waren zum Zeitpunkt unseres Besuchs zehn und acht Jahre alt. Sie haben sich in der Ruinenstadt prächtig amüsiert. Hilfreich ist es natürlich immer, wenn man als Elternteil ein bisschen vorbereitet ist. Dann kann man den Kindern die Geschichte in Geschichten erzählen.

Um ihnen ein grundlegendes Interesse an der antiken griechischen Kultur zu vermitteln, habe ich ein paar Buchempfehlungen am Ende des Artikels parat.

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Wenn Kinder gut vorbereitet sind und durch Kultur und Geschichte nicht bloß mitgeschleift werden, haben sie überall und mit allem Spaß. Unsere beiden jedenfalls. Ich glaube, in Mykene waren sie nacheinander antike Krieger, neuzeitliche Entdecker und Minotaurus in seinem Labyrinth.

Die Geschichte von Mykene

Der Ort auf dem Felsen war schon in der Steinzeit bewohnt. Während anderswo erste Bauern noch an der neolithischen Revolution arbeiteten und erste jungsteinzeitliche Steinkreise errichteten, entwickelten sich hier schon Züge von etwas, das ein paar Jahrhunderte später Hochkultur genannt werden kann.

Die ältesten Siedlungsspuren werden einer Art Ureinwohner zugerechnet. Diese mussten vor etwa 5000 Jahren den Achäern weichen. – Das waren die, mit denen unser Griechenlandbild beginnt.

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In dieser Kreisgrabanlage hat hat Heinrich Schliemann die goldene „Maske des Agamemnon“ gefunden.

Die Achäer bauten das „Goldene Mykene“. Von etwa 1400 v. Chr. an etablierten sie für ungefähr 250 Jahre eine Hochkultur. Aus dieser Zeit stammen die spektakulären Funde, die Heinrich Schliemann (der umstrittene Archäologie-Pionier) hier ausgegraben hat. Je nachdem, in welchen Reiseführer oder auf welche Internetseite man guckt, gehört dazu unter anderem die goldene „Maske des Agamemnon“. Die muss in Wirklichkeit aber jemand anderem gehört haben – und vielleicht ist sie sogar noch ein Stück älter. Aber was sind schon ein paar hundert Jahre für durchschnittliche Mykene-Touristen wie uns?

Wie das immer so ist, folgte auf die Zeit kultureller Blüte irgendwann wieder der Verfall. In Mykene lag das vermutlich an einem großen Brand. Bis Schliemann kam, war dann ungefähr 3000 Jahre nichts weiter los in Mykene. (So würde ich jedenfalls die knappe Beschreibung unseres Reiseführers noch mal etwas respektlos zusammenfassen.)

Das berühmte Löwentor von Mykene aus der Bronzezeit - mit Mandelbaum.

Die Zyklopenmauer von Mykene mit dem berühmten Löwentor aus der Bronzezeit.

Was kann man sich in Mykene ansehen?

Aber was gibt’s hier denn nun für den mäßig bis stark interessierten Besucher? Was kriegt man zu sehen für sein Eintrittsgeld?

Mykene ist eine Ruinenstadt, beziehungsweise die Akropolis einer antiken Stadt. Akropolis heißt „die Oberstadt“. Der Palast und die wichtigsten Repräsentationsgebäude lagen im alten Griechenland (und später im Römischen Reich) meistens erhöht auf einem Hügel.

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Die Akropolis von Mykene.

Mykene ist berühmt für seine Zyklopenmauern. Das Bollwerk aus teils übermannsgroßen Steinen zu errichten muss wirklich Kräfte und einigen Einfallsreichtum gekostet haben.

Prunkstück ist das Löwentor mit dem entsprechenden Relief. Unglaublich, dass diese barbarisch alte Bildhauerkunst buchstäblich jahrtausendelang hier herumgestanden hat und trotzdem immer noch so gut zu erkennen ist. Das Ding ist ungefähr 3200 Jahre alt!

Mykene mit Kindern, Löwentor

Das berühmte Löwentor steht da seit ungefähr 3200 Jahren!

Über das Gelände führt ein Spazierweg. (Achtung: Der ist nicht geeignet für Kinderwagen!) Hier reihen sich die Ruinen sämtlicher Gebäude aneinander, vom Kornspeicher bis zur Kreisgrabanlage. Die Ruinen sind kaum beschriftet, sodass ein Reiseführer eine gute Investition darstellt. (Unserer ist mittlerweile leider vergriffen, sodass ich bedauerlicherweise keine Empfehlung parat habe.) Zuerst ins Museum wäre sicherlich auch eine gute Idee. Oder man läuft halt ahnungslos an den alten Bauwerken vorbei und lässt seine Fantasie spielen.

Es gibt das „Südostquartier„, die „Nordbastion“ und den „Palast„, wo allerdings nichts richtig Herrschaftliches mehr übrig ist.

Ein besonderes Abenteuer war für uns der Abstieg in die uralte Zisterne: sehr spannend für Kinder (und Erwachsene), aber nur mit selbst mitgebrachter Taschenlampe möglich.

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Hier geht’s abwärts: Die Zisterne kann besichtigt werden, für Licht muss man allerdings selbst sorgen.

Das Museum in Mykene

In dem neu gebauten Museumskomplex etwas abseits der Ruinen gibt es die Fundstücke als Repliken zu sehen. Die Originale sind im Archäologischen Museum in Athen. (Dort lohnt sich auch einen Besuch! Aber ich persönlich finde es immer ergiebiger, Nachgemachtes am richtigen Ort anzugucken als andersrum. Denn Schätze über Schätze recht zusammenhanglos in einem großen Haus zu besichtigen, kann der Geschichtsvermittlung zwangsläufig nur eingeschränkt helfen.)

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Das Museum von Mykene ist in einem modernen Bau untergebracht.

Wir sind zuerst durch die Ruinen gelaufen und hatten dann fürs Museum nicht mehr viel Zeit. (Museen in Griechenland schließen häufig schon um 16 Uhr.) Sinnvoller wäre sicher nicht nur aus planungstechnischen, sondern auch aus Verständnisgründen, zuerst ins Museum zu gehen, und dann gut informiert durch die Ruinen zu spazieren.

Leider habe ich Öffnungszeiten und Eintrittsgelder nicht mehr parat. Letztere habe ich als „angemessen“ in Erinnerung.

Update: Ha, Social Media Power. Nachdem ich in einer Griechenland-Fangruppe auf Facebook moniert habe, dass die Öffnungszeiten und Eintrittspreise von Mykene nirgendwo online einsehbar sind, wurde ich dankenswerterweise promt eines besseren belehrt: Hier geht es zur (englischsprachigen) Seite des griechischen Kulturministeriums. Dort werden alle Infos jedes Jahr aktualisiert.

„Agamemnons Grab“ oder das „Schatzhaus des Atreus“

Ein Stück die Straße runter befindet sich noch ein beeindruckender Tholos (Grabhügel). Lange glaubte man, dass hier Agamemnon begraben sei. Der griechische Historiker Pausanias aus dem 2. Jahrhundert (für den Mykene also ebenfalls schon graue Vorzeit war) extrahierte aus alten Legenden die Theorie, dass ein Stadtvater namens Atreus dort seine Schätze gelagert habe.

So richtig sicher ist man sich immer noch nicht. Das monumentalste Bauwerk der mykenischen Kultur muss nämlich schon in der Antike geplündert worden sein. Bei Schliemanns Entdeckung war es bereits völlig leer. (Bei der von Pausanias übrigens auch schon.) Das Grab soll etwa genauso alt sein wie das Löwentor. Die Kuppel im Inneren ist 13,5 Meter hoch und noch ein Stück breiter, gebaut aus einzelnen Steinblöcken.

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Ob nun Agamemnon oder Atreus hier ihre letzte Ruhestätte fanden oder jemand ganz anderes – eindrucksvoll ist der jahrtausendealte Bau ganz in der Nähe des antiken Mykene auf jeden Fall!

Es gibt ein Kombiticket, in dem das „Schatzhaus des Atreus“ enthalten ist. Ein Blick hinein lohnt sich durchaus, denn es handelt sich um ein imposantes Bauwerk.  Zu sehen gibt es innen aber nichts weiter (außer große Steine an der Decke), sodass man kaum eine halbe Stunde extra dafür einplanen muss.

Extra – Mykene mit Kindern: Literaturtipps zum Vorbereiten

Es gibt viele gute Bücher über Geschichte für Kinder. Und es gibt auch eine Menge, die sich auf die alten Griechen konzentrieren. Speziell über Mykene ist mir leider keins bekannt. Meine Empfehlungen beziehen sich deshalb auf das antike Griechenland allgemein.

Generell finde ich es äußerst hilfreich und sinnvoll, Kinder vor und während einer Reise durch Bücher und Hörbücher mit dem Urlaubsland und seiner Geschichte bekannt zu machen. Wir hören sehr gerne alle vier auf der Fahrt entsprechende Hörspiele und Podcasts. Bücher lesen wir entweder schon zu Hause oder auf der Fähre (vor), oder eben abends in der Ferienwohnung oder im Hotel.

Sachbuch: „Die alten Griechen“ aus der Reihe „Entdecke die Welt“

Ein tolles Bilderbuch, das sich hervorragend für ein erstes und umfassendes Eintauchen in die griechische Antike eignet, ist das Sachbuch  „Die alten Griechen“. Wirklich sinnvoll ist es allerdings frühestens ab acht Jahren, würde ich sagen. Die kurzen informativen Texte sind gut geschrieben. Es gibt schöne Bilder, dazu Fotografien von Artefakten. 32 Doppelseiten widmen sich je einem Thema, unterteilt in die Bereiche „Die griechische Welt“, Alltagsleben, Kunst und Wissenschaft sowie Nachbarländer. Eine dieser Doppelseiten ist Mykene vorbehalten. Ich habe mich damals für dieses Buch anstelle der zahlreichen ähnlichen Bücher entschieden („Was ist Was“ und Co.), weil hier sehr strukturiert anhand von detaillierten Einzelbeispielen komplexe Zusammenhänge vermittelt werden. So entsteht recht mühelos ein Eindruck des großen Gesamtbilds. Und auch ich hab in diesem Buch noch eine Menge Neues gelernt! Einziger Nachteil: Durch das große Format ist das Buch fürs Reisegepäck zu sperrig.

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Vorlesebuch: „Die spannendsten griechischen Sagen“ von Dimiter Inikov

Dieses tolle Lesebuch haben wir schon seit dem Kindergartenalter, und es wird selbst jetzt noch im „Pre-Teen-Alter“ immer wieder gerne aus de Regal geholt. Um Mykene direkt geht es nirgendwo, soweit ich mich erinnere. Aber in den schön erzählten, lustigen, aber niemals albernen Nacherzählungen der bekannten Sagen wird die Welt der alten Griechen wunderbar lebendig. Mit dabei sind zum Beispiel Hades und Persephone, Daidalos und Ikaros und der goldene König Midas. In einem zweiten Band, „Die schönsten griechischen Sagen*“ vom selben Autor, gibt es weitere bekannte Geschichten. Dort geht es zum Beispiel um das berühmte Trojanische Pferd.

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Hörbuch: „Die Abenteuer des Odysseus“ von Dimiter Inikov

Odysseus war einer der Helden, der unter dem Mykenischen König Agamemnon im Trojanischen Krieg kämpfte. (Er war auch derjenige, der sich dabei die List mit dem Pferd ausdachte.) Alle diese Leute kommen in der ebenfalls hervorragenden Nacherzählung der Odyssee zu Wort, die uns als ganze Familie begeistert hat. Es gibt in der Reihe noch viele andere Titel:

Wir kennen nur Odysseus persönlich. Aber ich überlege grad, ob das nicht noch mal was zu Weihnachten wäre, selbst für unseren 12-Jährigen. Als Altersempfehlung würde ich sechs bis 14 nennen. (Kommt natürlich aufs Kind an, wie immer.)

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Mehr über Griechenland mit Kindern

Im Frühling 2015 haben wir das Festland von Griechenland vier Wochen lang ziemlich gründlich bereist. Das war während unserer großen Europareise mit Kindern. Eine ganze Reihe von Blogbeiträgen ist daraus entstanden.

Außerdem ist da natürlich noch mein „richtiges“ Buch „Die Entdeckung Europas. In drei der 42 Kapitel geht es um Geschichten, die wir in Griechenland erlebt haben. Dabei stehen die Begegnungen mit den Menschen vor Ort im Mittelpunkt, die ich im Blog immer nur kurz angerissen habe.

Cover Die Entdeckung Europas Lena Marie Hahn Buch
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