Radovljica ist eine schmucke Kleinstadt mit viel Geschichte. Der kleine Ort eignet sich wunderbar für einen Halbtagsausflug, zum Beispiel auf dem Weg zum oder vom Bleder See.

Radovljica thront über einem fruchtbaren Tal.

Radovljica thront über einem fruchtbaren Tal.

Wir parken auf dem einzigen Parkplatz an der Durchgangsstraße (bis 17 Uhr zwei Stunden mit Parkscheibe frei). Zuerst gilt es, die Altstadt zu finden. Da noch ein großer Teil der Stadtmauer erhalten ist, lässt sich diese Aufgabe aber flott bewältigen. Wir stromern durch einen kleinen Park, vorbei an einem Denkmal für die Kämpfer des nationalen Widerstands. Ein eher archaisch anmutender Spielplatz mit bunt bemalten Eisenkonstruktionen beschert uns eine kurze Pause. Dann sind es nur noch ein paar Meter bis in die Fußgängerzone.

Charmant im Shabby-Chic: Radovljica hat Geschichte.

Charmant im Shabby-Chic: Radovljica hat Geschichte.

Radovljica gelangte in der frühen Neuzeit durch seine Handelsbeziehungen zu Wohlstand. Auch wenn sich die Zeiten seitdem mehrmals gewandelt haben, lässt sich diese Tatsache noch heute an den Häuserfassaden ablesen. Viele Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert sind wieder freigelegt, und das gesamte Straßenbild rund um den Marktplatz wirkt wie eine Szene aus der Renaissancezeit. Bei schönem Wetter laden mehrere Cafés zum Verweilen ein. In dem autofreien Bereich können die Kinder herumlaufen und sich den Brunnen näher ansehen.

Der Brunnen markiert den Mittelpunkt des Städtchens.

Der Brunnen markiert den Mittelpunkt des Städtchens.

Auch ein Blick in die Kirche lohnt sich, allein schon wegen der hübschen Deckenmalereien. Wir hatten das Glück, die Übungsstunde des Organisten zu erwischen und kamen so in den Genuss eines kostenlosen Orgelkonzerts.

Fast wie zu Hause und doch an allen Ecken und Enden ein bisschen anders: Kirchen im Ausland zu besichtigen, kann durchaus spannend sein.

Fast wie zu Hause und doch an allen Ecken und Enden ein bisschen anders: Kirchen im Ausland zu besichtigen, kann durchaus spannend sein.

Hauptattraktion des Ortes ist das Imkereimuseum. Es befindet sich im „Schloss“, das ebenfalls direkt am Marktplatz angesiedelt ist. Als solches ist es nicht unbedingt zu erkennen, aber die Schilder vor der Tür lassen keinen Zweifel, dass es sich um ein Museum handelt. Auch die Musikschule und die Stadtverwaltung sind hier untergebracht (und im Eingangsbereich saubere, kostenlose Toiletten). Wir steigen die imposante Treppe in den ersten Stock hinauf und zahlen acht Euro Eintritt für ein Familienticket im Museum. Das besteht aus vier Räumen, die die spezielle Beziehung der Slowenen zu ihren Bienen vermitteln. Wir lernen, dass man sich hier schon früh intensiv um die Bienenzucht kümmerte und Bienenvölker nach ganz Europa verkaufte. Die meisten heute lebenden Bienen auch in Deutschland haben slowenischen Migrationshintergrund!

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Die Bemalung der Vorsatzbrettchen entwickelte sich in Slowenien zu einer eigenen Kunstgattung.

Sehr viel Mühe gaben sich die lokalen Imker mit ihren Bienenstöcken. Da gab es menschliche Figuren, aus deren Mund oder Gürtel die Bewohner flogen, und herrschaftliche Villen, die kleine Mädchen bestimmt zu gern als Puppenhaus benutzt hätten. Aber nein, in Slowenien ist alles für die Biene… Normale Bienenkästen glichen in frühren Zeiten flachen Holzkisten. Besondere Mühe gab man sich mit den Vorsatzbrettchen, sozusagen dem Eingang der Bienen. Diese ließ man gerne von Kirchenmalern gestalten. Die schönsten Überbleibsel hängen in den Vitrinen des Museums (und sind auch als Repliken in sämtlichen Souvenirshops Sloweniens erhältlich). Da gibt es nicht nur Szenen aus dem täglichen Leben des Imkers, sondern auch biblische Motive, Szenen aus Legenden und Geschichte und auch wirklich skurrile, teils blutrünstige Abbildungen von Zweikämpfen, Überfällen und Begegnungen mit wilden Tieren.

Bei der Gestaltung ihrer Bienenstöcke setzten sich die slowenischen Imker keine Grenzen.

Bei der Gestaltung ihrer Bienenstöcke setzten sich die slowenischen Imker keine Grenzen.

Dass die Bienen auch heute noch eine besondere Rolle in Slowenien spielen, lässt sich übrigens sowohl in der Stadt als auch auf dem Land an jeder Ecke erkennen. Während bald an jedem Feldrain bunte Bienenkästen stehen, sind innerorts viele Häuser und Kunstwerke mit Bienenmotiven verziert.

Auch um Radovljica herum (und überall sonst in Slowenien) sind überall bunte Bienenstöcke zu sehen.

Auch um Radovljica herum (und überall sonst in Slowenien) sind überall bunte Bienenstöcke zu sehen.

Wo viel Honig fließt, stehen die Chancen gut für die Zuckerbäckerei. In Radovljica hat sich eine Lebkuchenbäckerei erhalten, die ebenfalls über ein kleines Museum verfügt (auch am Marktplatz, 1,50 Euro pro Person, wir waren allerdings nicht drin). Typisch sind die giftig-rot bemalten Herzen, die sich ganz gewiss mehr als Souvenir und Dekoration eignen denn als Süßigkeit.

Die bunten Lebkuchenherzen aus Radovlica sind ein beliebtes Slowenien-Souvenir.

Die bunten Lebkuchenherzen aus Radovlica sind ein beliebtes Slowenien-Souvenir.