Fünf Tage lang haben wir Thessaloniki und Umgebung erkundet. Fünf Berichte wird es über diesen kurzen Abschnitt unserer langen Reise auf family4travel geben. Obwohl die bereits alle mehr oder weniger fertig sind, werde ich sie nach und nach veröffentlichen, damit es bei meinen lieben Lesern nicht zu einer Makedonien-Überfütterung kommt. Eigentlich wollte ich es ja sowieso bei einem kurzen Rundumschlag belassen, aber dann ist mir vor allem die antike Hauptstadt Pella vor lauter Begeisterung unter den Fingerspitzen aufgegangen wie ein Hefekloß… Los geht es heute mit einem Familien-Spaziergang durch Griechenlands zweitgrößte Stadt. Und ohne mich auf exakte Veröffentlichungsdaten festlegen zu wollen, verrate ich euch auch schon mal, was sehr bald noch auf dem Redaktionsplan steht:

Tag 1: Stadtbummel mit Kindern (und Schokolade)
Tag 2: Ausflug nach Pella: Die Kinderstube Alexanders des Großen
Tag 3: Zeitreise: Das Archäologische Museum von Thessaloniki
Tag 4: Chalkidiki: Sonne, Strand und mehr

Zur groben Orientierung habe ich euch eben schnell eine Griechenland-Karte gezeichnet. Ich bin fast ein bisschen stolz auf mich. :)

Zur groben Orientierung habe ich euch eben schnell eine Griechenland-Karte gezeichnet. Ich bin fast ein bisschen stolz auf mich. :)

Die Basics über Thessaloniki

Heute also nehme ich euch mit auf einen bilderreichen Spaziergang durch Thessalonikis Altstadt. Damit es nicht ganz bei einem faulen Bilderbuch-Post bleibt, gibt es noch ein paar Fakten über die kleine Metropole in Griechenlands Norden gratis dazu.

Typisch für Thessaloniki: Apartmentblöcke von streitbarer architektonischer Anmut, aber alle mit Balkons.

Typisch für Thessaloniki: Apartmentblöcke von streitbarer architektonischer Anmut, aber alle mit Balkons.

Thessaloniki ist nach Athen die zweitgrößte Stadt des Landes. Mit 325.000 Einwohnern ist sie dabei deutlich kleiner als Hannover. Aber dafür ist die Universitäts- und Messe-Stadt quirlig und jung und voller Leben. Das liegt auch daran, dass im Großraum fast eine Million Menschen wohnen. Im Stadtbild macht sich das mit vollen Cafés zu jeder Tageszeit, innovativen Geschäften und Geschäftchen sowie interessanter Street-Art bemerkbar.

Ob Thessaloniki hübsch ist oder nicht, darüber kann man streiten. Aber es gibt zumindest für große und kleine Entdecker viel zu sehen.

Ob Thessaloniki hübsch ist oder nicht, darüber kann man streiten. Aber es gibt zumindest für große und kleine Entdecker viel zu sehen.

Auf den Spuren von Makedonen, Römern und Co.

Thessalonike, die Namensgeberin der Stadt, war eine Halbschwester Alexanders des Großen. Deren Ehemann König Kassandros gründete den Ort Ende des vierten vorchristlichen Jahrhunderts. Bis 168 vor Christus lag er im eigenständigen Königreich Makedonien. Später war dieses dann bloß noch eine Provinz im Reich der Römer, noch später zu byzantinischer Zeit avancierte Thessaloniki kurzzeitig sogar zur Hauptstadt des oströmischen Reichs (das war, als Konstantinopel im dritten Kreuzzug von den „Verteidigern des Christentums“ besetzt wurde, obwohl Byzanz ein christliches Reich war – auch damals schon gingen Kriege in Wirklichkeit nicht um Religion, sondern um Machtpolitik). Aus dieser mittelalterlichen Zeit stammt die Stadtmauer. Um sie aus der Nähe zu sehen, erklimmen wir den Hügel, auf dem die Altstadt liegt.

Ganz oben in Thessaloniki gibt es noch beeindruckende Reste der Stadtbefestigung.

Ganz oben in Thessaloniki gibt es noch beeindruckende Reste der Stadtbefestigung.

Es geht tüchtig bergauf (mit Kinderwagen nicht zu empfehlen), aber wir werden mit dem Anblick hübscher Häuschen im traditionellen Baustil belohnt. Einige sind hübsch zurecht gemacht, andere noch nicht.

Und oben angekommen, blicken wir über die ganze Stadt hinunter zum Meer. Lohnt sich!

Vom Burgberg geht der Blick über die Stadt bis hinunter zum Meer.

Vom Burgberg geht der Blick über die Stadt bis hinunter zum Meer.

Von türkischer Herrschaft ins moderne Griechenland

Ende des 14. Jahrhunderts standen die Osmanen vor der Tür. Sie setzten dem ständigen Hin und Her ein Ende, in dem die Stadt zuvor zwischen allen möglichen Mächten jongliert worden war. Die Rotunda (die markante runde Kirche auf dem Beitragsfoto oben) bekam ein Minarett. Unter türkischer Herrschaft blühte Thessaloniki auf und wuchs zur wichtigsten Handelsstadt des Balkans. 1881 wurde hier Mustafa Kemal geboren, der nach dem Fall des Sultanats die moderne Türkei gründete und den Namen Atatürk bekam. Dieser Umstand passt heute weder den Türken noch den Griechen so richtig. Nachdem auf Atatürks Geburtshaus Anschläge von anti-türkischen Griechen verübt wurden, passen gruselig aufgerüstete Wachposten darauf auf (also nicht erschrecken, wenn ihr beim Stadtbummel um die Ecke biegt und einem Herrn in Flecktarn mit Maschinenpistole gegenüber steht).

Das Geburtshaus von Mustafa Kemal Atatürk (ohne Sicherheitspersonal, das stand erst unten an der Ecke).

Das Geburtshaus von Mustafa Kemal Atatürk (ohne Sicherheitspersonal, das stand erst unten an der Ecke).

Erst kurz vorm Ersten Weltkrieg wurde Thessaloniki offiziell wieder griechisch.

Abstecher in die Welt der Schokolade

Am Ende unseres Stadtspaziergangs gönnen wir den Kindern noch ein vermeintliches Highlight. Auf dem zentral gelegenen Messegelände von Thessaloniki befindet sich kurzzeitig und noch bis Mai 2015 das „ChocoFactory Museum“. Der Themepark zum Thema Schokolade entpuppt sich allerdings als wenig mehr als eine aufgemotzte Werbeveranstaltung für Griechenlands einzigen Schokoladenhersteller. Dass wir für diese Materialschlacht auch noch Eintritt bezahlt haben (15 Euro fürs Familienticket), ärgert uns im Nachhinein. Von jungen, teils übereifrigen, teils desinteressierten Mitarbeintern werden wir durch einen künstlichen Dschungel und in ein Filmkulissen-Labyrinth geschoben, in dem wir uns aus der Ferne einen „Schokoladen-Wasserfall“ ansehen dürfen, der nicht einmal die Jungs überzeugt. Eine zwei Mini-Schokotäfelchen dürfen wir probieren, zwei Kekse kriegen wir in die Hand gedrückt und – das schlechteste Werbegeschenk, das mir je aufgedrängt wurde – eine leere (!) Getränkedose. Na ja, immerhin haben wir jetzt mal eine echte Kakaoschote in der Hand gehalten. Aber ernsthaft, die ebenso auf product placement ausgelegte „Bunte SchokoWelt“ in Berlin ist mindestens genauso informativ und dabei wenigstens ehrlich. Und dort ist der Eintritt frei.

Von außen sieht die "ChocoFactory" richtig witzig aus. Innen verkommt das Konzept leider zur Materialschlacht mit schlechten Werbegeschenken und einer Menge Lärm um nichts.

Von außen sieht die „ChocoFactory“ richtig witzig aus. Innen verkommt das Konzept leider zur Materialschlacht mit schlechten Werbegeschenken und einer Menge Lärm um nichts.

Fazit: empfehlenswert

Nichtsdestotrotz – Thessaloniki ist eine sehenswerte Stadt! Uns hat sie gefallen, und auch die Kinder waren ganz angetan. Für einen kurzen Kultur-Urlaub mit Familie ist sie aufgrund der vielen Museen gut geeignet, und bei den tollen Zielen in der Umgebung eignet sich die Großstadt im Norden des Landes hervorragend.

Und Spielplätze gibt es natürlich auch. Der hier befindet sich an der Uferpromenade.

Und Spielplätze gibt es in Thessaloniki natürlich auch. Der hier befindet sich an der Uferpromenade.