Aus unterschiedlichen Motivationen heraus werden wir immer wieder gefragt, wie wir dazu kommen, statt Urlaub auf dem Bauernhof oder im dänischen Ferienhäuschen in der Weltgeschichte herumzugondeln. Und wie das denn so klappt. Auch über die Couchsurfing-Seite habe ich immer wieder Anfragen von Familien bekommen, die vor der ersten Reise gerne mal aus erster Hand hören wollten, wie das denn so funktioniert.

Update: Die folgenden Absätze habe ich 2013 geschrieben, als unsere Kinder neun und sechs Jahre alt waren.  Mittlerweile habe ich eine umfangreiche Gebrauchsanweisung fürs Couchsurfing als Familie geschrieben, die auch mehr auf die organisatorischen Herausforderungen  eingeht.

Wie funktioniert das, mit Kindern so durch die Gegend zu reisen?

Das erste Mal „richtig“ verreist sind wir mit unseren Jungs, als Janis drei Jahre alt war und Silas neun Monate. Das Reisen an sich war nie ein Problem. Mittlerweile haben wir unsere persönliche Art des Reisens perfektioniert, so dass sie ganz genau zu uns passt. Wir versuchen, die Strecken kurz zu halten, so dass wir nicht mehr als vier Stunden am Stück im Auto verbringen. Wollen wir eine größere Distanz an einem Tag zurücklegen, richten wir es so ein, dass wir auf der Hälfte der Strecke eine längere Pause einlegen, eine Stadt oder irgendeine Sehenswürdigkeit besichtigen und/oder einen Spielplatz-Aufenthalt einplanen. Wir verbringen, wenn immer möglich, mindestens zwei Nächte an jedem Ort, damit die Kinder auch mal zur Ruhe kommen können und wir nicht jeden Tag wieder alles einpacken müssen. Außerdem kombinieren wir Couchsurfing mit Jugendherbergen oder ähnlichen Unterkünften. So haben wir zumindest alle paar Tage auch mal etwas exklusive Familienzeit.

Was haben die Kinder denn vom Couchsurfing?

Die ersten Jahre waren die Jungs zugegebenermaßen nicht so sonderlich interessiert an echten Interaktionen mit den Kindern unserer Gastgeber. Da war es mehr das fremde Spielzeug, das sie anzog. Trotzdem haben sie nebenbei eine Menge darüber gelernt, wie das Leben in anderen Familien, anderen Ländern funktioniert. Zum Beispiel, dass Kinder in den skandinavischen Ländern viel kleinere Zimmer haben, dass ihre eigenen großen Zimmer zu Hause also keine Selbstverständlichkeit sind. So ungefähr mit fünf hat sich das geändert und sie entwickelten mehr Interesse an unseren Hosts. Oder vielleicht war das auch einfach eine Frage der Gewöhnung an das Couchsurfing-Konzept. Sie fanden ihre eigenen Wege, um die Sprachbarrieren zu überwinden. Manchmal funktioniert es auch nicht so gut und sie spielen doch nur zu zweit, vor allem, wenn die Gastgeberkinder viel älter oder jünger sind. Aber wir hatten auch viele wunderschöne Erfahrungen, wo die Chemie einfach gestimmt hat und die Kinder trotz unterschiedlicher Sprachen intensiv und harmonisch miteinander gespielt haben.

Wissen die Kinder immer, wo sie landen?

Unserer Erfahrung nach klappt es sehr gut, die Jungs an der Planung zu beteiligen. Oder sie jedenfalls dann einzubeziehen, wenn wir mit der Grobplanung fertig sind. Wir sehen uns unsere Route auf der Landkarte an, und ich zeige ihnen die Fotos unserer Couchsurfing-Hosts. Ich erzähle ihnen alles, was ich vom Profil und aus den Mails über unsere Gastgeber weiß, vor allem die Namen und Alter der Kinder. Das trägt gut dazu bei, die latente Unsicherheit zu vermeiden, die ganz am Anfang manchmal aufgetreten ist. Auch hier greift natürlich der Gewöhnungs-Effekt. Jeder Couchsurfing-Aufenthalt ist einzigartig. Trotzdem kann ich ohne Übertreibung sagen, dass sich meine Jungs nach mehr als 20 Besuchen bei verschiedenen Familien und Einzelpersonen von der ersten Minute an wohlfühlen.

Ist das nicht alles ein bisschen viel für die Kinder?

Müdigkeit war noch nie ein Problem. Und wir waren nie eine Familie mit festen Gewohnheiten. Als Babys haben die Jungs immer und überall geschlafen. Ich erinnere mich noch daran, wie Silas mit gut einem Jahr seinen Mittagsschlaf auf den Treppenstufen im Osloer Fram-Museum hielt. Es kommt schon vor, dass es bei den Couchsurfern mal spät wird und sie ein Schlafdefizit aufbauen. Aber das gleichen sie dann einfach aus, indem sie bei der nächsten Gelegenheit im Auto einschlafen.
Wahrscheinlich würden sie schon irgendwann unausstehlich und überdreht von all den neuen Eindrücken. Wir achten aber darauf, dass es im Tagesablauf immer auch ruhige Phasen zum Ausruhen gibt, und dass sie auch auf einem Spielplatz oder einem vergleichbaren Ort mal richtig Dampf ablassen können. Wir versuchen es so einzurichten, dass sich Kinder-Spaß und Erwachsenen-Spaß die Waage halten. Glücklicherweise ist die Schnittmenge da recht groß. Die Jungs lieben Museumsbesuche, und auch ein Spaziergang im Grünen gilt für sie als Kinder-Spaß.

Ist Couchsurfing nicht gefährlich? Und was, wenn man die Leute nicht mag?

Wir hatten noch nie schlechte Erfahrungen mit Couchsurfing. Manchmal läuft alles super, und manchmal gibt es Dinge, die nicht ganz perfekt sind. Ich hatte aber noch nie Sicherheitsbedenken und hab mich auch nie ernsthaft unwohl gefühlt. Und schließlich hat man immer die Wahl, ob man eine Erfahrung als weniger toll oder – wie wir es gern tun – „interessant“ einstuft. :) Selbst wenn die Chemie zwischen Gastgeber und Gästen mal nicht stimmt – was uns ein paar Mal passiert ist, aber nur ein oder zwei Mal ernsthaft – gibt es immer noch so viele positive Dinge, die man aus so einer Begegnung mitnehmen kann. Und ich bin überzeugt, dass es nicht der schlimmste Fall ist, wenn man bei der Verabschiedung denkt: „Endlich weiß ich, dass ich nicht die schlechteste Hausfrau/Mutter/Köchin der Welt bin.“ :) Nein, ganz ernsthaft, ich könnte keine Couchsurfing-Erfahrung nennen, die ich lieber nicht gemacht hätte. Und das sagt einiges, denke ich.

Unsere konkreten Couchsurfing-Erfahrungen als Familie

Ich habe nicht oft konkret über unsere Couchsurfing-Erfahrungen geschrieben, weil ich ohne deren Einverständnis nicht über andere Familien im Internet berichten möchte. Aber ein paar Mal hat es sich doch ergeben. In den folgenden Blogbeiträgen geht es explizit ums Couchsurfing: