Ein wesentlicher Bestandteil unserer Reisen ist das Couchsurfing. Vielleicht sollten wir deshalb erstmal erklären, was genau das eigentlich ist. (Abkürzung für alle, die das schon wissen, aber sich nicht vorstellen können, dass das mit Familie eine gute Idee ist: hier lang, bitte!)

Die gleichnamige Webseite ist nur eine unter vielen ähnlichen. Nach einem Eigentümerwechsel ist da grad vieles im Umbruch, und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich Werbung für die machen möchte. Der Begriff des Couchsurfens gefällt mir aber sehr, und außerdem ist diese Art des Reisens vielen Menschen mittlerweile ein Begriff, weshalb ich ihn der Einfachheit halber verwende.

Mit Couchsurfing meine ich, dass wir Menschen besuchen, die wir vorher nicht kennen. Den Kontakt stellen wir über besagte diverse Websites her. Dort führt man ein Profil, ähnlich wie bei anderen sozialen Netzwerken, nur dass man nicht nur sich selbst, sondern auch sein Gästezimmer oder eben auch nur die Couch im Wohnzimmer präsentiert. Jeder gibt an, was er bieten kann – ob und wie viele Gäste sich bei ihm für wie lange einquartieren dürfen, ob er Besucher auch verköstigen und/oder herumführen mag oder ob er nur bereit ist, sich mit Reisenden auf einen Café zu Treffen und als Einheimischer zu dienen. Ein Referenz-System ähnlich wie bei ebay gibt etwas Sicherheit: Leute, die schon dort gewesen sind, hinterlassen eine kurze Beschreibung ihrer Erlebnisse. Eine Anfrage mündet meist in einen kurzen Austausch von E-Mails, und schnell stellt sich heraus, ob die Vorstellungen und Erwartungen beider Seiten harmonieren oder nicht. Stimmt das Bauchgefühl, tauscht man Telefonnummern und Adressen aus, und die Verabredung steht.

Wir sind 2009 unter die Couchsurfer gegangen. Auch in den beiden Reisen davor haben wir Menschen vor Ort kennen gelernt, aber das waren meist Reisende wie wir. Wir haben auch Wohnungen von innen gesehen, aber es waren hauptsächlich alte Freunde, die wir besucht haben. Mit Couchsurfing haben unsere Trips eine ganz neue Qualität bekommen. Es ist, als ob man das Land „von innen“ kennen lernt. Die ganze Auslandserfahrung wird plötzlich dreidimensional.

Auch als Einheimische haben wir schon viele großartige Erfahrungen gemacht. Das Besuchtwerden ist wie Passiv-Reisen. Wir haben in Obernkirchen Familien aus Australien, Dänemark, Deutschland, Korea, Neuseeland, den Niederlanden, Polen, Russland, Schweden, der Schweiz, Ungarn, und den USA beherbergt. Auch unsere Kinder profitieren ganz offensichtlich von dem Kontakt mit Kindern aus anderen Ländern.

Natürlich ist Couchsurfing nicht nur Familiensache. In erster Linie nutzen Studenten und andere junge Leute die Möglichkeit, günstig durch die Welt zu kommen und Gleichgesinnte zu treffen. Das Schöne an der Couchsurfing-Community, dem derzeit größten Gastfreundschaftsnetzwerk, ist die große, gut strukturierte „Family Welcome“-Gruppe und die Möglichkeit, speziell nach Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen, die für Kinder geeignet sind.

Über das Beherbergen von Couchsurfern habe ich Jenny von KidsAway ein bisschen was erzählt – das könnt ihr hier nachlesen.

Und wie das auf Reisen mit der Familie in der Praxis funktioniert, erfahrt ihr hier.

Update: Ein ausführliches „Couchsurfing-Tutorial“ für Familien habe ich inzwischen geschrieben: