Dürfen Kinder bloggen? Ist das in Ordnung, wenn ein 10-Jähriger dem gesamten Internet seine Sicht auf unsere 10-monatige Langzeit-Reise durch Europa unterbreitet? Ich habe mir Gedanken gemacht und bin zu einem Ergebnis gekommen.

„Mama, kann ich nicht auch bloggen?“

In seiner Fantasie tut Janis es schon eine ganze Weile. „Herzlich willkommen bei ‚Janis erzählt euch was’“, begrüßt er seine imaginären Zuschauer, während er sich am langen Arm selbst mit seiner kleinen Kompaktkamera filmt. Die manchmal ernst gemeint begonnenen Videos auf Stadtrundgängen und bei langen Autofahrten auf der Rückbank verkommen innerhalb von Sekunden alle zu verwackelten Box-Sessions mit seinem Bruder und Aneinanderreihungen von Albernheiten, die nur für Zehnjährige witzig sind. Ungeduldig löscht er sie wieder, bevor ich die halbwegs erträglichen Sequenzen auf die Festplatte ziehen kann, und seit er die Kamera am Balaton mit Spielplatzsand paniert hat, funktioniert gar nichts mehr. Nachdem seine kurze Karriere als Video-Blogger also vorbei ist, hat er es jetzt auf mein Blog abgesehen.

„Mama, kann ich nicht auch bloggen?“ fragt er. „Mein Blog soll heißen: www.janiserzählteuchwas.de, und du verlinkst das dann bei family4travel, damit ich auch viele Leser kriege!“ Reichweite ist der wesentliche Schlüssel zum Erfolg, das hat der Blogger-Sohn früh begriffen.

Die Mutter des Blogger-Sohns ist da sehr zwiegespalten. Einerseits freut es mich, dass der Große quasi in meine Fußstapfen treten und Talente zeigen will, die er von mir geerbt hat. Andererseits bin ich, geprägt durch Waldorfpädagogik und meine eigene Erziehungsphilosophie, beim Thema Kinder und neue Medien durchaus skeptisch eingestellt. Die Vorstellung, dass Grundschüler im Internet herumtippen, bevor sie sich eine ordentliche Handschrift zugelegt haben, finde ich absurd. Und ich glaube ernsthaft, dass es für die geistige Entwicklung immens wichtig ist, zuerst die wirkliche Welt mit allen Sinnen zu begreifen, bevor man sie am Bildschirm abstrahiert wahrnehmen sollte.

Andererseits… Bestatter-Kinder haben von Jugend an eine ganz andere Beziehung zum Tod, schätze ich. Für meine Journalisten-Kinder sind der Computer als Arbeitsgerät und das Internet als Veröffentlichungsplattform von klein auf präsent. Die Jungs haben schon für Zeitungsfotos Modell gestanden, bevor sie Laufen konnten. Es sind auch ihre Geschichten, die ich im Blog erzähle. Family4travel ist eben sowieso schon so eine Art Familienbetrieb. Meine Jungs dürfen keine Daddelspiele am PC spielen (na, außer manchmal, unter bestimmten Voraussetzungen, bei Freunden und so, ihr wisst schon…), und sie haben ganz entschieden keinen freien Zugriff auf youtube und das world wide web. Aber sie dürfen Bloggen, habe ich entschieden, als bewusster Teil ihrer Erziehung zur Medienkompetenz, als Gelegenheit, Rechtschreibung und Grammatik zu trainieren, und immer reflektiert und zensiert begleitet von mir.

Und nicht auf www.janiserzählteuchwas.de, sondern bei family4travel als „Gastblogger“ – schließlich kann ich selber noch ein bisschen mehr Reichweite gebrauchen… ;)

 

Morgen also geht sein erster kleiner Beitrag online. Das Thema verrate ich euch schon einmal: „Janis erzählt euch was – Über gute Unterkünfte auf Reisen!