Saaremaa ist die größte und vielleicht auch die schönste Insel Estlands.

Nachdem wir Pärnu verlassen hatten, fuhren wir durch hübsche Landschaft die Küste hinauf, vorbei an Birken, Mooren und Seen. Die Straße war sehr gut ausgebaut. Die Überfahrt auf Estlands größte Insel Saaremaa, die manchen Deutschen noch als Ösel bekannt ist, lief problemlos.

Das Ticket hatten wir im Internet vorgebucht. An der Schranke mussten wir nur noch mit dem Handy die Nummer aus der Bestätigungs-E-Mail anrufen, und der Schlagbaum öffnete sich. Die Fähre war klein, aber sehr gut ausgestattet. Es gab einen kleinen Laden, ein Restaurant, ein Sonnendeck und einen Sitzbereich innen, bei vielleicht 150 PKW-Plätzen. Die Überfahrt dauerte 25 Minuten und kostete für uns vier plus Auto 16 Euro eine Strecke. Wir gönnten uns ein Eis am Stiel und ließen uns bei nunmehr angenehmen 22 Grad den Sommerwind um die Nasen wehen.

Book the ferry ticket online, deposit your mobile numer, call a certain number at the port gate and it opens automatically so you can drive on the ferry - typically Estonian, again.

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Die Fähre legt auf Muhu an, der zweitgrößten Insel. Von dort fährt man über einen Damm nach Saaremaa rüber. Unsere Unterkunft haben wir im äußersten Südwesten gebucht, weil uns das Preis-Leistungsverhältnis dort günstig erschien und wir ohnehin in keinen überlaufenen Touristenort wollten. So brauchten wir eine gute Stunde, bis wir die knapp hundert Kilometer breite Insel durchquert hatten. Man vergisst ganz, dass man nicht auf dem Festland ist. Es mischen sich mehr Kiefern in den Wald, ansonsten ist Saaremaa auf die gleiche Weise schön wie der Rest des Landes. Bekannt ist die Insel für ihre Windmühlen.

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Silas ist glücklich.

Unsere Unterkunft hier in Kihelkonna besteht aus mehreren Holzhäuschen mit Gemeinschaftsküche, von der direkt unsere Zimmertür abgeht. So gelangt man zuerst in unser Durchgangszimmer mit Doppelbett, dann in einen etwas größeren Raum, in dem an der Wand lang vier Einzelbetten aufgereiht sind. Der Standard ist sehr einfach, auch die Küche beschränkt sich auf zwei Kochplatten mit zwei Töpfen, die wir gestern noch mit einer litauischen Familie teilen mussten. Dafür ist der Preis mit 45 Euro pro Nacht für uns alle aber okay.

Our guest house in Kihelkonna. Simple but nice.

Unser Gästehaus in Kihelkonna.

Die Litauer sind heute abgereist und haben uns noch eine Tafel Schokolade aus ihrer Heimat geschenkt. Sie schmeckt eher nach kakaohaltiger Fettglasur, aber es ist ja der freundliche Gedanke, der zählt. Ansonsten haben wir keine weiteren Nachbarn, obwohl doch Hauptsaison ist und es mindestens sieben Zimmer geben muss (da wir Zimmer sieben bewohnen). Na ja, heute ist Freitag, vielleicht wird es ja noch voll. Und wenn nicht, umso besser für uns.

Der Supermarkt von Kihelkonna.

Gerade waren wir einkaufen. Kihelkonna ist ein kleines Fischerdorf und verfügt über genau zwei Lädchen, die sich beide schräg gegenüber von unserer Unterkunft befinden. Gestern waren wir im linken, der an einen dieser Edeka-Läden erinnert, die es in meiner Kindheit auch bei uns in der Gegend auf den Dörfern noch gab. Der rechte jetzt grade war noch mal eine gute Spur uriger. In der Mitte steht ein Kachelofen, es gibt Salatschleudern, Nudeln in Dinosaurierform und Tiefkühl-Pizza, aber die Obst- und Gemüseabteilung besteht aus vier Hängekörben, in deren unterster ein einzelner Weißkohl liegt, ausgezeichnet mit einem handgeschriebenen Preisschild (1 Euro). Allerdings ist es kein Wunder, dass die so schlecht bestückt ist, denn in Estland hat schließlich jeder einen eigenen Gemüsegarten. Selbst neben den Plattenbauten erstrecken sich kleine Feldchen mit Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln.

Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 3. August 2012 verfasst.

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