Irgendwie hatten wir im Hinterkopf, dass Koblenz so eine touristische Perle sein soll. Die Stadt am Deutschen Eck, wo Rhein und Mosel zusammenfließen, hat uns städtebaulich eher nicht vom Hocker gerissen. Trotzdem gibt es einiges zu erkunden, und spätestens die Seilbahn über den Fluss hinauf zur Festung Ehrenbreitstein lockt, ganz besonders die Kinder.

Deutsch ist es, und eine Ecke ist es auch. Mehr hat niemand versprochen. Das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. (It's German and it's a corner. That's all there is to the famous German Corner.)

Deutsch ist es, und eine Ecke ist es auch. Mehr hat niemand versprochen. Das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. (It’s German and it’s a corner. That’s all there is to the famous German Corner.)

Eigentlich war der Ablauf unseres Wochenendtripps ganz anders geplant, aber mit Kindern kommt so etwas manchmal durcheinander. So ist das mit uns und Düsseldorf leider vorerst nichts geworden – dafür haben wir nach einer Zwischenübernachtung in Köln-Troisdorf spontan ein anderes Reiseziel auf die Tagesordnung gehoben: Koblenz.

Wir folgen den Hinweisschildern Richtung Altstadt und parken am Schloss. Ein extravaganter Spielplatz mit Klettergerüst in Kronenform fesselt sofort die Aufmerksamkeit der Jungs. Während die sich die ungewöhnlichen Spielgeräte vorknöpfen, sehen Martin und ich uns auf dem Schlossvorplatz um und finden etliche Überbleibsel der Bundesgartenschau von 2011. Selten haben wir so schick gepicknickt wie hier, wo Blumenkästen in die Tafel integriert sind.

Luxus-Picknickplatz mit Blümchen direkt am Spielplatz - am Koblenzer Schloss. (Great picknick area with a nice playground at Koblenz Castle.)

Luxus-Picknickplatz mit Blümchen direkt am Spielplatz – am Koblenzer Schloss. (Great picknick area with a nice playground at Koblenz Castle.)

Eine hübsche Altstadt finden wir nicht, aber wir stoßen auf den Rhein und schlendern an der Promenade entlang. So früh im Jahr sind die allermeisten Ableger verwaist, von denen im Sommer regelmäßig Rundfahrten ums Deutsche Eck und in die Umgebung starten. Schon von weitem sehen wir auch die Seilbahn, ebenfalls ein Relikt der Bundesgartenschau. Um die links- und rechtsrheinischen Teile der Ausstellung zu verbinden, sind die Gondeln vor drei Jahren in Betrieb gegangen. Mit dem Ende der Schau sollten auch sie eigentlich ihren Dienst einstellen. Bis dahin hatten sich die Koblenzer aber so an ihre neue Touristenattraktion gewöhnt, dass sie die Betriebserlaubnis bis zum Jahr 2026 verlängerten. Dann aber muss Schluss sein mit der kapazitätsstärksten Seilbahn nördlich der Alpen, denn ein dauerhafter Einsatz verträgt sich nicht mit dem Status des Oberen Mittelrheintals als Unesco Welterbe.

Die Seilbahn über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein zählt zu den Hauptattraktionen der Stadt. (The cable cars over the river Rhine up to the fortress are one of Koblenz' best attractions, especially for children.)

Die Seilbahn über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein zählt zu den Hauptattraktionen der Stadt. (The cable cars over the river Rhine up to the fortress are one of Koblenz‘ best attractions, especially for children.)

„Können wir mit der Seilbahn fahren? Bitte!“ betteln die Jungs. Wir haben das eigentlich nicht vor und gehen erstmal kaltblütig am Ticketschalter direkt am Rheinufer vorbei. Wenige Meter weiter befindet sich das viel gerühmte Deutsche Eck. Besonders spektakulär sieht es nicht aus, stellen wir schnell fest, und die nationale Wortgewalt verdankt es eigentlich auch nur dem mittelalterlichen Verwaltungssitz des Deutschritterordens. Eine Weile starren wir pflichtschuldig in die trübe Brühe, zu der Rhein und Mosel sich vereinen. Dann fangen wir die Kinder wieder ein, die zwischenzeitlich schon das Kaiser-Wilhelm-Denkmal bestiegen haben und uns von der Aussichtsplattform zuwinken. Als Nachbarn des Kaiserdenkmals an der Porta Westfalica sind wir freilich nur mäßig beeindruckt von den vergleichsweise bescheidenen Ausmaßen des ehemaligen Landesherren. Oder, wie Janis das sehr platt und etwas schadenfroh ausdrückt: „Unser Kaiser ist aber größer!“

Gegenüber des Deutschen Ecks residiert Kaiser Wilhelm. (The Kaiser memorial is just next to the German Corner.)

Gegenüber des Deutschen Ecks residiert Kaiser Wilhelm. (The Kaiser memorial is just next to the German Corner.)

Dafür ist Koblenz wesentlich älter als alles, was wir von zu Hause kennen. An der Kirche von St. Kastor nebenan erfahren wir etwas über die Stadtgeschichte. So ist seit 800.000 Jahren menschliches Leben im Rhein-Mosel-Gebiet nachgewiesen. Schon im 7. vorchristlichen Jahrhundert war das Stadtgebiet besiedelt, und auch die Römer bauten in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung munter weiter. Als die Kastorkirche 836 geweiht wurde, stand sie direkt neben den Ruinen eines römischen Tempels. Im Laufe der Zeit vereinnahmte die wachsende Kirche die Fundamente, so dass diese sich mittlerweile unter dem Chorfußboden befinden.

In der Zwischenzeit haben wir den sehr guten Tipp bekommen, die Festung Ehrenbreitstein auf der anderen Rheinseite zu besuchen. So kommen die Jungs doch noch zu ihrer Gondelfahrt – und zu einer spannenden Schatzsuche nach der goldenen Kanonenkugel. Aber von der erzähle ich ein andermal. Vorab nur so viel: Es lohnt sich!

Die Familienkarte (2+max.4) für die Seilbahnfahrt hin und zurück plus Eintritt in die Festung Ehrenbreitstein kostet 26,60 Euro. Eine Seilbahnfahrt ist auch ohne Besuch der Festung möglich, kostet dann 8 Euro für Erwachsene, 4 für Kinder.

Zugang zum Deutschen Eck und zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal sind frei.

Unabhängig davon, wohin die Reise in diesem Theater sonst gerade geht – dienstags ist Deutschland dran. An diesem Tag berichte ich von Kurztripps, Ausflügen und Urlaubsreisen in unserem eigenen Heimatland, entweder ganz aktuell oder rückblickend aus der jüngeren Vergangenheit.