Die kompletten Sommerferien haben wir Irland entlang des Wild Atlantic Way erkundet. Vom nördlichsten Punkt bis in den tiefsten Süden waren wir unterwegs, von den traumhaften Stränden Donegals über die majestätischen Steilklippen Mayos, die Berge Connemaras und Kerrys, die lebhaften (und im Autoverkehr erstickenden) kleinen und mittelgroßen Städtchen. In Museen, Ruinen und steinzeitlichen Grabhügeln sind wir tief in die Geschichte eingetaucht. Auf der anderen Seite sind wir mit jungen und alten Iren ins Gespräch gekommen und haben versucht, ein Gefühl für das ganz moderne Irland zu entwickeln. Es war eine richtige kleine Langzeitreise, wenn auch im Miniatur-Format. Dies ist der Versuch einer chronologischen Zusammenfassung (mit ersten Tipps und Aussichten auf sehr viel mehr).
Natürlich ist der Artikel ausufernd lang geworden. Und weil ich über die einzelnen Orte in Irland noch ausführlich separat bloggen möchte, handelt ein großer Teil dieses Beitrags vom Drumherum, vom Vorher und Nachher unserer Irland-Reise.
Feel free to scroll, wie wir Möchtegern-Iren sagen. Hier ist der Fahrplan.
6 Wochen Irland
Sechs Wochen in einem einzigen Reiseblog-Bericht zusammenfassen zu wollen, fällt mir unheimlich schwer. Immerhin geht es um unsere ganz eigenen Erlebnisse, um eine echt wilde Erfahrung voller Höhen und Tiefen.
Da sind so viele verschiedene Aspekte, die unsere Irland-Reise beeinflussen. Zum Beispiel unsere Familien-Konstellation als (anfangs) alleinreisende Mutter mit einem Teenager und einem Kind, das mit elfeinhalb auch schon arg präpubertiert. Nach vier Wochen ergänzte sich diese Reisegruppe dann um den nachgelieferten Papa, was das eingespielte Team vor Herausforderungen stellt.
Arbeit und Vergnügen unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer leicht, denn ich bin in diesen sechs Wochen nicht nur als Reiseblogger, sondern auch als Journalistin und Autorin mit Rechercheauftrag unterwegs. Aus unserer Reise entsteht nämlich der Reiseführer „Irland mit Kindern„* (mehr dazu im letzten Absatz).
Und dann ist da natürlich die Insel selbst…
Selbstverständlich werde ich lang und breit und in aller Ausführlichkeit über diese Aspekte bloggen, und über jeden der gefühlt 3000 Orte, die wir besucht haben (zumindest habe ich das vor, mal sehen, ob ich das zeitlich dann tatsächlich schaffe).
Heute möchte ich aber erst einmal einfach eine chronologische Zusammenfassung geben, was wir in diesen sechs Wochen Sommerferien in Irland erlebt haben.
It’s a long, long way to Ireland…
Wir fahren mit dem eigenen Auto nach Irland. Und das ist ganz schön weit, klar. Zwei Tage sollte man sich schon Zeit nehmen. Wir brauchen auf dem Hinweg fünf – weil wir unterwegs noch alles mögliche vorhaben.
Freitag gibt es Ferien, Samstag früh um sieben sind wir auf dem Patt. Die Fähre von Dünkirchen nach Dover habe ich für Sonntag gebucht, denn die Überfahrten in den Randstunden des Tages sind deutlich günstiger. Außerdem wollen wir nichts überstürzen. Rechts und links des Weges gibt es so viel zu entdecken!
Erster Zwischenstopp: Kinderprogramm im Pott
Ich habe durchaus ein schlechtes Gewissen, dass ich die Jungs ihrer kompletten Sommerferien beraube, indem ich sie in ein anderes Land schleppe, wo sie sich meinem recht eng gestrickten beruflichen Programm unterordnen müssen. Natürlich haben wir darüber gesprochen, und sie haben zugestimmt, sie hatten die Wahl. Aber das ist lange her, und die wanderintensive Schottlandreise in den Pfingstferien hat beim Nachwuchs nicht nur für Begeisterung gesorgt.
Deshalb habe ich mir zumindest für den Beginn der Ferien ein paar Programmpunkte überlegt, mit denen ich den Jungs entgegenkommen will. Tag eins unserer Reise besteht beinahe vollständig aus Kinderprogramm: Spaßbad, Schwarzlicht-Minigolf und zum Abschluss die Duisburger Fußgänger-Achterbahn.
Das gibt es mittlerweile als eigenen Blogpost ausgegliedert:
Duisburg: Die Fußgänger-Achterbahn Tiger & Turtle (und was man da sonst noch erleben kann)
Reichlich groggy durchfahren wir danach noch zwei komplette Länder (Niederlande und Belgien), bevor wir direkt hinter der französischen Grenze in ein unsägliches Billighotel einchecken (das für uns drei aber auch nur 38 Euro kostet – you get what you pay for).
Dünkirchen-Dover und dann nach London
Wer mit dem eigenen Auto nach Irland fahren möchte (oder mit dem Wohnmobil), hat die Wahl zwischen mehreren Fährstrecken. Welches die günstigste ist, muss man immer für den ganz persönlichen Fall durchrechnen, denn viele Faktoren spielen eine Rolle: Buchungszeitpunkt, Autogröße, Personenanzahl, Wunschdatum und -zeit, und dann auf der anderen Seite natürlich die Kosten für Benzin und eventuelle Zwischenübernachtung, wenn man die kürzeste Fährroute nimmt und größere Strecken selbst fährt.
Mein liebstes Recherche-Tool ist da das Portal Direct Ferry, über das man auch gleich buchen kann (falls auch du buchen möchtest, wäre ich super dankbar, wenn du das über diesen Link* tätest, weil ich dann eine kleine Provision bekomme und sich mein Geschreibsel ein bisschen refinanziert).
Für den Hinweg haben wir uns trotzdem für Dünkichen-Dover entschieden, denn wir haben zauberhafte Pläne in London. Also schippern wir früh morgens flott über den Ärmelkanal und legen eine längere Pause in Reigate ein, bevor wir uns durch den Feierabendverkehr der Londoner Ring-Autobahn quälen und schließlich in Watford einchecken. Dort haben wir über AirBnB ein Gästezimmer bei einer britisch-türkischen Familie gemietet. Es ist eng, aber herzlich (und wieder angemessen günstig). Zwei Nächte schlafen wir hier. Einen vollen Tag brauchen wir nämlich für Harry Potter.
Harry Potter und die Warner Bros. Studio-Tour
Die Harry-Potter-Studios sind großartig! Auch daüber gibt es inzwischen einen eigenen Blogpost:
Harry Potter Studios: Erfahrungen mit der Warner Bros Tour in London (aus Kindersicht)
Mit der Fähre von Großbritannien nach Irland
Um mit dem Auto von Großbritannien nach Irland zu gelangen, gibt es wieder verschiedene Routen. Wir haben länger hin und her überlegt, ob wir von Liverpool nach Belfast oder von Holyhead nach Dublin fahren sollen. Auch von Fishguard und Pembroke, beides ebenfalls in Wales, gibt es Überfahrten nach Rosslare in Südirland. Die Kombination aus Preis und Abfahrtzeit hat mich schließlich dazu bewogen, Holyhead-Dublin zu buchen.
Das hat zur Folge, dass wir noch zwei herrliche Tage in Wales dazukriegen.
Natürlich kann man die Überfahrt auch wesentlich schneller abwickeln, an einem Tag morgens in Frankreich losfahren, in Dover ankommen, quer durch England und Wales brettern und abends schon in Irland sein. Das ist möglich.
Aber wir wollten es ja geruhsam angehen lassen – zum Glück.
Stipp-Visite in Wales
Zwei Tage also verbringen wir auf der Insel Anglesey, die mit einem Damm mit dem walisischen Festland verbunden ist. Und das ist absolut herrlich! Wir haben nun auch richtig gutes Wetter, was der Erfahrung sicher in die Karten spielt. Aber auch so – Anglesey gefällt mir dermaßen prima, dass ich unbedingt noch einmal länger herkommen möchte!
Anglesey und Holy Island haben wunderbare Strände, äußerst nette Bewohner, mindestens zwei herausragend tolle Cafés – ich werde auf jeden Fall noch ausführlich darüber bloggen.
Dublin mit Kind und Teen
Die Überfahrt von Holyhead nach Dublin ist in knapp vier Stunden erledigt und absolut unkompliziert. Unsere Ausweise will keiner sehen.
Nur der Stau, mit dem uns die irische Hauptstadt begrüßt, ist ärgerlich. Andererseits können wir im eineinhalbstündigen stop and go mitten durch die Innenstadt schon einmal die meisten wichtigsten Sehenswürdigkeiten abklappern.
Für zwei Nächte beziehen wir ein WG-Zimmer mit drei Betten in einer Dubliner Vorstadt, das uns als gute Basis für unseren integrierten Hauptstadt-Trip dient. Einen vollen Tag erkunden wir Dublin. Besonders gut gefällt uns das archäologische Museum. Aber auch in der „Burg“, dem ehemaligen Verwaltungssitz der Engländer, im Vergnügungsviertel Templebar, in der wuseligen Grafton Road und rund um die Uni treiben wir uns herum.
Klar, dass es noch einen ausführlichen Blogbeitrag geben wird. Vorab verrate ich aber schon einmal mein Fazit, dass Dublin mit Kindern zwar ganz in Ordnung ist, ich die Hauptstadt aber keineswegs als Muss jedes Familien-Trip ansehe.
Donegal: Irlands wilder Norden
Unsere erste volle Woche verbringen wir in Donegal. Die Grafschaft im Nordwesten reicht auf der Landkarte weiter nach oben als das britische Nordirland, das wir auf unserer Reise nur kurz streifen (diesmal, denn ich war schon drei Mal dort, Belfast und die Antrim Coast gefallen mir sehr).
Wieder über AirBnB ziehen wir für eine Woche in das Haus von Ronan, einem alleinstehenden Herrn mit besten Bewertungen. Eigentlich vermietet er zwei Zimmer in der oberen Etage bei Mitbenutzung der Küche. Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass sein Haus am Strand eher eine kleine Villa ist, inklusive Billardraum. Wir sind herzlich eingeladen, uns wie zu Hause zu fühlen. Unser Vermieter muss sich um seine Mutter kümmern, die ein paar Häuser weiter wohnt. So kriegen wir ihn höchstens zehn Minuten pro Tag zu Gesicht, wenn er sich bei uns erkundigt, ob alles in Ordnung sei.
Von dem Vorort der Stadt Donegal aus erkunden die Jungs und ich dann gründlich den Norden der Republik. Eine Woche ist dafür eigentlich viel zu wenig, denn Donegal ist groß und hat viel zu bieten. Unsere Highlights sind Glenveagh Castle mit dem umliegenden Nationalpark, die unglaublichen Klippen von Sleave League und – vor allem, für mich – die wunderschöne Halbinsel Inishowen ganz oben an der Spitze Irlands.
Inzwischen gibt es auch hierüber wieder einen eigenständigen Blogpost mit vielen konkreten Tipps: Donegal mit Kindern – Familienurlaub in Irlands wildem Norden.
Kriminalität in Irland: Parkplatz-Diebstahl
Für unsere zweite volle Woche setzen wir nach Mayo um. Mit vollgepacktem Auto parken wir auf einem kleinen Wanderparkplatz bei Sligo, um auch am Reisetag einen kleinen Spaziergang zu absolvieren.
Dort holt uns die Schlechtigkeit der Welt ein, die uns normalerweise auf so wunderbare Art in Ruhe lässt. Unser Touran ist alt und hat nach 200.000 Kilometern in über 20 Ländern so seine Macken. Die Türen müssen von Hand in genau der richtigen Reihenfolge abgeschlossen werden. Irgendwie komme ich auf diesem einsamen Waldparkplatz darüber hinweg, offenbar. Als wir nach einer schönen Runde am See zurück zum Auto kommen, steht die Tür offen.
Panisch greife ich nach meiner Handtasche auf dem Beifahrersitz, die ich routinemäßig unter einer Jacke versteckt hatte, um niemanden zum Einschlagen der Scheibe zu motivieren. Sie ist noch da, samt Pässe der Kinder. Ich öffne den Kofferraum, in dem sich ja unser gesamtes Gepäck befindet. Oder befand. Erleichterung durchflutet mich, denn der dicke Elektronik-Rucksack ist noch da, inklusive Kamera-Zubehör und Laptop (mit allen echt wichtigen Fotos und Texten, einige davon noch nicht in der heimischen Cloud gesichert). Eine kleine Lücke ist da im Kofferraum-Tetris, aber im ersten Moment kann ich nicht sagen, ob und was ich da wohl hingepackt hatte. Erst als ich mich auf den Fahrersitz setze, merke ich, dass das Navi fehlt. Sonst scheint aber alles da zu sein, selbst das Park-Kleingeld im Aschenbecher.
Eine gründliche Bestandsaufnahme später ergibt, dass außer dem (veralteten) Navi noch der kleine Kinder-Rucksack (ein über zehn Jahre altes Werbegeschenk) mit den Reisetagebüchern der Jungs gestohlen ist, in dem ansonsten nur noch Janis‘ vollgekritzelte Federmappe steckte. Und mein kleines Täschchen mit Tampons, das man in Eile vielleicht für eine Brieftasche halten könnte. Großes Glück im Unglück also. Bei möglichem Diebesgut im Wert von gut tausend Euro haben sich der oder die Langfinger netterweise auf Zeug mit einem Wiederverkaufswert von 20, höchstens 30 Euro beschränkt.
Es lebe die Blödheit anderer.
Aber die Moral von der Geschichte: Auch auf einsamen Wanderparkplätzen mitten in der Natur sollte man in Irland sein Auto immer gründlich abschließen!
North Mayo: Irlands Geheimtipp
Unser zweites Wochen-Quartier beziehen wir in einem winzigen Ferienhäuschen direkt am Wild Atlantic Way bei Killala. Diesmal teilen sich die Jungs das Doppelbett im Spitzboden, ich nächtige auf der Couch in der Wohnküche.
Mayo ist die am spärlichsten besiedelte Gegend Irlands, und der Norden ist besonders einsam. Das Meer brandet hier an spektakuläre Steilklippen, die immer mal wieder von sanften Sandbuchten abgelöst werden. Wäre das Wetter nicht mit drei ausgeprägten Regentagen am Stück so fies zu uns, wäre North Mayo wohl mein liebster Reiseabschnitt.
Unsere Highlights hier sind die atemberaubenden Felsformationen von Downpatrick Head, die prähistorischen Ceide Fields und die Belmullet-Halbinsel am Ende der Welt.
Eine Wanderung im Wild Nephin Nationalpark brechen wir schweren Herzens ab, weil mir bei dem immer stärker werdenden Wind unwohl wird. Zwei Tage später finden wir überraschend Gelegenheit, doch noch einmal in die abgelegene Region zu fahren und zu beenden, was wir angefangen haben. Genau da, wo wir umgekehrt sind, liegen frisch abgeknickte Bäume auf dem Weg. Puh, alles richtig gemacht…
In Mayo liegt auch Westport House mit dem Pirate Adventure Park, Westirlands einzigem (sehr kleinen) Freizeitpark. Hier habe ich ausführlich über dieses schöne, aber leicht ambivalente Ausflugsziel gebloggt:
Westport House mit Pirate Adventure Park: Lohnt sich ein Besuch?
Inzwischen gibt es einen Überblicksartikel über die Sehenswürdigkeiten von Mayo: Geheimtipps für Irland.
Connemara: Irlands geheimer Garten
Okay, das klingt irgendwie doof auf Deutsch (nach sechs Wochen Irland denke ich tatsächlich noch halb auf Englisch). Was ich meine, ist: Connemara drängt sich den deutschen Touristen nicht unbedingt auf wie die Rosen im Vorgarten, sondern muss absichtlich entdeckt werden.
In Frankreich freilich ist die Region an der irischen Westküste bekannt und beliebt wie nur was, und entsprechend viel Französisch hört man auf den Straßen der kleinen Städtchen und auf den Wanderwegen im (hoffnungslos überlaufenen) Connemara Nationalpark. Schuld daran ist wohl ein alter Chanson, der die Schönheit der irischen Region besingt.
Schön ist es in Connemara wirklich. Die Berge sind schroff, dabei aber trotzdem grün. Es gibt unzählige bilderbuchschöne Seen, Wasserfälle, ein paar tolle Strände, tausende Schafe.
Als Unterkunft dient uns eine Woche lang das Connemara Hostel bei Leenane. Hier beziehen wir ein geräumiges Familienzimmer mit eigenem Bad und Blick auf die Berge hinter dem Killary-Fjord.
Unverhofft toll ist für uns der Besuch der Kylemore Abbey mit ihrem beeindruckenden Mauergarten. Und wir unternehmen einen Bootsausflug nach Inishmore, die größte der Arran-Inseln.
Auch darüber gibt es inzwischen einen eigenen Bericht:
Erfahrungsbericht von den Isles of Aran: Ein Tagesausflug nach Inishmore
Kerry: Bilderbuch-Irland
So viele Touristen können nicht irren: Kerry ist schön! Wenn es danach geht, ist der Killarney Nationalpark am schönsten, und der Ring of Kerry, und Dingle auch.
Also, was soll ich sagen? Es ist wirklich eine landschaftlich wunderbare Gegend dort! Natürlich wäre es ohne die vielen Menschen noch schöner. Aber da das eine ohne das andere nicht zu haben ist, beiße selbst ich menschenscheues Wesen die Zähne zusammen und wandere zum Torc-Wasserfall und besichtige Muckross House (ausgerechnet für diese besonders beliebten Ziele im Killarney Nationalpark hab ich jetzt aber wesentlich attraktivere Alternativen parat, die alle im Reiseführer stehen).
Kerry ist für uns auch deshalb besonders schön, weil wir es mit Martin zusammen erleben dürfen. Der Papa der Jungs kriegt als normaler Arbeitnehmer natürlich keine sechs Wochen in den Sommerferien frei. Deshalb wird er uns – sogar ausnahmsweise per Flugzeug – für die letzten 14 Tage nachgeliefert. Auf dem Weg von Connemara nach Süden holen wir ihn am Shannon Airport bei Limerick ab.
Ein weiteres ganz dickes Plus in unserer subjektiven Kerry-Wahrnehmung ist unsere unglaublich schöne Ferienwohnung bei Kenmare. Nachdem wir bislang mit deutlichen Abschlägen bei unserer Bequemlichkeit im untersten Preissegment der Unterkünfte gefischt haben, kommt uns durchaus das Gefühl, dass wir uns diese Luxusbleibe auch verdient haben (für die wir natürlich auch locker das Doppelte unserer bisherigen Unterkünfte hinlegen). Ich habe nebenbei weiterhin zu arbeiten und ein recht strenges Programm zu absolvieren, aber am offenen Kaminfeuer, am Küchentisch mit den frischen Hortensien in der Vase und in der Badewanne mit Meerblick fühlt sich das alles gleich sehr viel mehr nach Urlaub an!
Von unserem Tagesausflug nach Dingle gibt es schon einen Blogpost: Einmal rund um Dingle: Der perfekte Tagesauflug (mit Kindern).
Und auch unsere Tipps und Erfahrungen zum Ring of Kerry sind mittlerweile online: Ring of Kerry mit Kindern (oder auch ohne).
Skibbereen: Irlands authentischer Südwesten
Unsere letzte Irland-Woche teilt sich auf, denn im touristisch wesentlich beliebteren Süden war Anfang des Jahres, als ich unsere Quartiere gebucht habe, alles schon sehr ausgesucht. Für das Budget, das ich auszugeben bereit war, habe ich keine Wohnung mehr für die vollen sechs Tage bekommen, die uns bis zur Abfahrt unserer Fähre noch bleiben. Macht nichts, so haben wir gestückelt und gleich zwei nette Orte näher kennengelernt.
Drei Nächte verbringen wir in Skibbereen. Die kleine Stadt ist toll (wenn natürlich auch überall voller Autos, wie jede irische Stadt). Sie fühlt sich so viel „echter“ an als die Touristenorte in Connemara und Kerry, mit kleinen Läden, in denen man von der Teekanne bis zur Regenrinne einfach alles kriegt.
Wahrscheinlich aber schließe ich Skibbereen vor allem deshalb so in mein Herz, weil wir ein winziges Reihenhaus mitten in der Stadt beziehen, wo Martin und ich die Jungs eines Abends alleinlassen dürfen, um das authentische Erlebnis „Irish Pub mit Live-Musik“ zu genießen. Kinder dürfen nämlich nach irischem Jugendschutzgesetz nur bis 21 Uhr in den Pub, und auch eigentlich nur, um was zu essen und danach zu verschwinden. Musik gibt es meistens erst ab 21.30 Uhr.
Andere Dinge, die uns im Südwesten auch hervorragend gefallen haben, sind die Sheep’s Head Peninsula und Bantry House.
Cork und der Rest: Abschied leicht gemacht
Okay, die Überschrift ist vielleicht doch ein bisschen hart. Sooo schlimm ist Cork nun wirklich nicht. Nur: Einen echten Grund, Cork als Station bei einer Irland-Rundreise aufzunehmen, haben Martin und ich auch nach längerem Nachdenken nicht gefunden.
Die gesammelten Argumente für und gegen einen Städtetrip in die kleine Großstadt gibt es hier: Cork – unsere Tipps für einen Tagesausflug und warum man sich den eigentlich sparen kann.
Sehr schön ist jedenfalls noch einmal unsere letzte irische Unterkunft, eine kleine Ferienwohnung auf einem bewirtschafteten Bauernhof. Die Jungs lieben die Baby-Katzen, die schon morgens vor unserer Haustür betteln. Ich führe interessante Gespräche mit unserem Vermieter, dem Milchbauern.
Der Touristenort Kinsale, an dem der Wild Atlantic Way beginnt und endet, könnte so schön sein, wenn er nicht hoffnungslos überlaufen und mit Autos vollgestopft und zusätzlich von unglaublich vielen Hundehaufen vermint wäre. Und Bandon, der unserer Ferienwohnung am nächsten liegende Ort, ist so nichtssagend wie Cork, nur komplett ohne Sehenswürdigkeiten.
Auf dem Weg zur Fähre nach Rosslare (für das selbst der gute Reiseführer*, den wir dabei haben, nur schmähende Worte findet) legen wir noch eine kurze Pause in Wexford ein. Das Parken ist dort mit 2,20 Euro pro Stunde aber so teuer und die Verkehrsführung so blöd, dass wir die Innenstadt verpassen und stattdessen schließlich in einem recht unsäglichen Fish-and-chips-Laden mit Blick auf den (genauso teuren) Parkplatz landen.
Genau der richtige Rauskehrer eigentlich, sonst hätten wir ja niemals gehen mögen… So fällt uns der Abschied nach fast sechs Wochen wenigstens leicht.
Mit der Fähre von Rosslare nach Cherbourg
Für den Rückweg haben wir uns für diese Variante entschieden, weil die Nachtfähre uns doch ein paar Kilometer abnimmt und somit mehr Zeit für Irland bleibt. Von Cherbourg in der Normandie bis zur deutschen Grenze ist es trotzdem noch ein ziemlicher Ritt.
Sowohl Stena Line als auch Irish Ferries bedienen die Strecke. Stena ist – zumindest für unsere Parameter – ein ganzes Stück günstiger, was vermutlich daran liegt, dass das Schiff auch sehr viel kleiner und nicht mehr das jüngste ist. Es bringt uns aber zuverlässig über die Nordsee.
In der Nacht haben wir ein bisschen Seegang, aber im Liegen stört uns das nicht weiter. Die Fähre verlässt abends um halb neun den Hafen und ist am nächsten Tag nachmittags um vier Uhr Ortszeit in Frankreich.
Zwischenstopp in der Normandie
Es wäre nun möglich, wenigstens bis Armiens durchzuziehen und nach einer Zwischenübernachtung am nächsten Tag zu Hause aufzuschlagen.
Wir sitzen aber nicht gerne so viele Stunden am Stück im Auto, und so lassen wir uns lieber Zeit. Von Cherbourg aus fahren wir nur knapp zwei Stunden bis in einen Vorort von Caen.
Dort übernachten wir noch einmal besonders nett bei einer französischen Familie, die über AirBnB das Zimmer ihrer Tochter untervermietet, die für die eine Nacht auf die Couch zu ihrem Bruder zieht (so spart die Familie ihr das Geld fürs Studium an – witzig). Alle gemeinsam sitzen wir abends bei einem Glas Cidre oder Apfelsaft zusammen. Es ist eigentlich genauso wie Couchsurfing, nur dass wir dafür bezahlen (dafür ist bei AirBnB auch bei solchen sehr privaten Arrangements die Trefferquote fast bei 100 Prozent, während es bei Couchsurfing in den letzten Jahren zumindest in Westeuropa gefühlt immer schwieriger wird, eine Unterkunft zu finden).
Am nächsten Morgen machen wir uns nach einem petit dejeuner und einer herzlichen Verabschiedung auf den Weg nach Armiens. Den Großteil des Tages verbringen wir in dem überraschend bezaubernden Städtchen Les Andelys und dem Château Gaillard, einer Burgruine Richard Löwenherz‘.
Auch darüber gibt es einen eigenen Blogbeitrag: Les Andelys – Bilderbuch-Frankreich mit Burgruine.
Über Lüttich nach Hause
Ein letztes Mal übernachten wir auswärts, und zwar so ähnlich, wie wir begonnen haben: im Billighotel. In einem Außenbezirk von Armiens checken wir in der Art Etablissement ein, in der man den Teppich lieber nur im Dunkeln betrachtet, oder noch besser überhaupt nicht.
Dafür gewinnen wir noch einen letzten Reisetag, an dem wir nicht nur fahren müssen, sondern Zeit für einen ausgiebigen Zwischenstopp haben. Unsere Wahl fällt auf Lüttich, weil es direkt auf dem Weg liegt, und weil ich nach der Lektüre des Blogberichts meiner Kollegin Sophie von BerlinFreckles schon so eine Ahnung habe, dass ein Tagesausflug für diese Stadt völlig ausreicht. Diese Annahme stellt sich als zutreffend heraus. Aber gut, dass wir das überprüft haben!
Tja, und das war’s dann. Sonntagabend erreichen wir die heimische Einfahrt. Montag muss Martin wieder arbeiten, für die Jungs beginnt das neue Schuljahr am Mittwoch. Jeden Versuch eines Fazits verkneife ich mir an dieser Stelle, denn der reine Text dieses Artikels füllt bereits sieben Seiten in meinem Schreibprogramm. Konkrete Frage beantworte ich aber gerne, einfach per Kommentar-Funktion stellen!
Und das Ergebnis: Ein Irland-Reiseführer für Familien!
Wie gesagt, es war eine Recherchereise, die zu einem Ziel geführt hat: Gemeinsam mit Stefanie Holtmann, die ebenso lange und ausführlich ein paar Wochen vor mir die Insel bereist hat, habe ich den Reiseführer „Irland mit Kindern“ geschrieben. Das 360 Seiten starke Buch ist im Naturzeit-Verlag erschienen und steht bei Amazon* und jedem Buchhändler zur Bestellung bereit.
Insgesamt enthält unser Buch 60 Wander- und Entdeckertouren für Familien mit Kindern ab vier Jahren, alle selbst ausprobiert von mir und/oder meiner Mit-Autorin. Zu jeder Tour gibt es eine Karte und eine detaillierte Wegbeschreibung. Dazu kommen noch viele Ausflugstipps und Sehenswürdigkeiten.
Mehr über Irland mit Kindern
In diesem Artikel habe ich beinahe alle Texte verlinkt, die ich bisher über Irland mit Kindern geschrieben habe. Eine Zusammenfassung, welche Region sich denn nun am besten für Familien eignet (und weiterführende Links) gibt es hier: Irland mit Kindern – Unsere Tipps und Erfahrungen für den Familienurlaub.
Direkte Links zu unseren irischen Unterkünften und noch genauere Beschreibungen habe ich in dem Artikel „Erfahrungen mit AirBnB: Top oder Flop?“ gesetzt.
Allgemeine Ratschläge und Erfahrungswerte zum Thema Roadtrips mit Kindern gibt es in dem Artikel „Roadtrips mit Kindern: Unsere Tipps und Tricks für den Urlaub mit dem Auto“.
Transparenzhinweis: Diese Reise haben wir zum allergrößten Teil selbst bezahlt (in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann über unseren Reiseführer refinanziert). Weil ich ein sehr gewissenhafter Blogger bin, zähle ich aber brav auf, an welchen der hier erwähnten Stellen ich den Joker gespielt und durch meinen Status als Blogger/Journalistin keinen Eintritt bezahlen musste: Warner Bros. Studio-Tour, Westport House, Kylemore Abbey, Fähre auf die Arran-Inseln, Bantry House, Gleninchaquin Park, und noch mehrere andere, die ich hier noch nicht erwähnt habe (weil freier Eintritt eben kein Werbung-Kaufen ist, sondern nur die Grundlage für eigene Recherchen ermöglicht). Stena Line hat meine Anfrage auf eine Kooperation abgelehnt, mir aber einen großzügigen bedingungslosen Journalisten-Rabatt für eine Direktbuchung eingeräumt, wodurch unsere Überfahrt ganze sechs (!) Euro günstiger war, als wenn ich über das oben verlinkte Internet-Portal meines Vertrauens gebucht hätte. Und einen erfreulich großen Teil meiner AirBnB-Kosten konnte ich mit meinen Bonuspunkten über das [inzwischen eingestellte] Affiliate-Programm abdecken, dank euch, liebe Leser, die ihr euch über meinen Link dort angemeldet habt.
Es scheint mir, dass die Reise sehr schön war! Ich freue mich auf die gründlichere Blogartikel, besonders über Mayo. Dort regnet es dauernd, sagte man mir schon im vorigen Jahrtausend (ich war 1997/1998 4 Monate Aupair in Westport, wenigstens im Herbst und Winter ist es immer feucht, feucht, feucht, nass, nass, nass).
Ja, feucht ist es immer, Wäsche hängt man nass auf und trockener ab, aber nie richtig trocken. Das könnte ich auf Dauer nicht gut ab, glaube ich. Aber für eine Woche war es herrlich!
In Westport waren wir auch, im dazugehörigen Herrenhaus haben wir einen ganz und gar wunderbaren herrschaftlichen Afternoon Tea serviert gekriegt.
Bin schon sehr gespannt auf die zukünftigen Blogbeiträge, bei einer so langen Reise kann man ganz anders in ein Land einsinken! Ich lese Deinen Blog so gerne, du recherchiert immer so sorgfältig und schreibst so witzig!
Danke schön! Ich gebe mir Mühe. :)
Mal mehrere Wochen am Stück in ein und demselben Land zu verbringen, fand ich auch besonders spannend an dieser Aktion. Man kriegt schon eine ganze andere Basis als in einem normalen 2-Wochen-Urlaub.
Liebe Lena,
sechs Wochen gehen echt so schnell vorbei, oder? Aber eine tolle Reise und so viele verschiedene Eindrücke. Ich bin gespannt, was du über die vier Wochen allein mit den Jungs und der – wenn auch recht angenehmen – Arbeit im Detail berichtest. Das ist ja schon manchmal ein gewaltiger Spagat.
Liebe Grüße
Gela
Ja, letztlich ist so ein halber Sommer ratzfatz vorbei. Wie lange wir doch weg waren, merke ich vor allem daran, wie viele Aufgaben und Erledigungen sich in der Zwischenzeit hier aufgestaut haben.
Mit der Arbeit ging es in Bezug auf die praktische Durchführung ziemlich gut. Da hilft das Alter der Jungs doch ganz erheblich, dass ich die einfach Abwaschen schicken kann, und dann machen die das einfach, ohne dass ich das beaufsichtigen oder kontrollieren muss. Das ist schon sehr angenehm. Was mich jetzt allerdings so ein bisschen einholt und was ich vielleicht unterschätzt habe, ist die mangelnde Erholung. Wir hatten in den fünf Wochen vor Ort in Irland, glaube ich, vier unverplante Tage, und drei davon mussten dann als Puffertage herhalten für einen zweiten Versuch, weil etwas im ersten Anlauf aus irgendeinem Grund (meistens starkem Regen) nicht geklappt hatte. Fast alle Aufgaben waren sehr nett, deshalb würde ich das auch keineswegs als Bürde bezeichnen. Aber es war eben doch meistens um sieben Uhr aufstehen, festes Programm umsetzen, nach dem Abendbrot noch ein bis zwei Stunden am Rechner sitzen, ins Bett. Da ich jetzt direkt in die Stressphase der akuten Umsetzung mit Deadlines etc. gehe (du kennst das ja), bin ich schon ein bisschen gespannt, wie ich den langen Winter wohl durchhalten werde.
Was für ein toller Trip! Das hätte uns auch gefallen. Und mal wieder haben wir uns verpasst. Wir waren halt nur 2 Wochen unterwegs und ja auch nur in Northern Ireland und Donegal. War Dein Mann die ganze Zeit dabei oder habe ich es überlesen? Meiner hätte gar keine Zeit um 6 Wochen mit uns zu reisen, aber irgendwann möchte ich das auch mal wieder machen. Es reist sich doch ganz anders als in 2 läppischen Wochen. GlG, Nadine
Das Problem haben wir ja auch, dass der Mann nicht die Zeit hat. Die ersten vier Wochen waren wir deshalb alleine, für die letzten beiden ist Martin dann eingeflogen. Für uns war das ein sehr schöner Kompromiss. Und es war spannend, wie Nummer 4 die Dynamik dann doch verändert hat. :)
Liebe Lena, ich hab diesen wunderschönen Beitrag mal in meinem neuen Irlandposting verlinkt. Zu Glencolumbkille direkt hast du nichts geschrieben, oder? Liebe Grüße
Andrea
Danke schön, liebe Andrea! Nein, Glencolumbkille steht noch auf der laaaaaangen Liste der bisher unverbloggten Stationen unserer Irland-Reise.