Riga mit Kindern: Ausflug in die Hauptstadt von Lettland

Riga ist ein wunderbares Reiseziel, auch mit Kindern! Als die Metropole des Baltikums darf die Hauptstadt von Lettland bei keinem Roadtrip durch die Region fehlen. Ob als Ausflug, Tagestrip oder eigenständige Städtereise: Riga kann was. In meinem Reiseblog teile ich unsere persönlichen Erfahrungen von unseren eigenen Ausflügen nach Riga, zuletzt im September 2024 als Familie mit 5-jährigem Kind.

Riga mit Kind 2024

Bei unserer ersten Baltikum-Rundreise 2012 habe ich ausführlich Tagebuch geschrieben und online gestellt. Diesen alten, aber gerade deshalb ganz unterhaltsamen Text über unsere Erlebnisse beim Couchsurfing und Sightseeing in Riga mit Kindern findet ihr ganz unten in diesem Artikel. Nach unserem erneuten Roadtrip durch die Region im September 2024 wird es aber Zeit für unsere frischen Eindrücke und Tipps. Kurz: Das hier soll ein ernsthaft hilfreicher Blogbeitrag für euch sein, der euch bei eurer eigenen Planung für eine Reise nach Riga unterstützt.

Meine persönlichen Erfahrungen mit Riga

Zuerst muss mich aber gleich einmal outen: Für Riga – mit Kindern oder ohne – bin ich keine ausgewiesene Expertin. Zwei Mal bin ich mit meiner Familie in der lettischen Hauptstadt gewesen: 2012 mit zwei kleinen Jungs, 2024 mit unserer 5-jährigen Tochter (ohne die inzwischen riesengroßen Jungs).

Beide Male waren wir auf einem ausgiebigen Roadtrip durchs ganze Baltikum unterwegs. Das kann ich Familien auf jeden Fall empfehlen! Und klar, dabei liegt ein Ausflug nach Riga absolut nahe. Während wir beim ersten Mal am Stadtrand gewohnt und uns zwei volle Tage fürs Sightseeing genommen haben (bzw. einen vollen und zwei halbe plus Strandausflüge), hatten wir diesmal eine Unterkunft zur Selbstversorgung weit draußen im Gauja-Nationalpark bei Sigulda. Nach Riga sind wir dann wirklich nur für einen Tag reingefahren.

Riga mit Kindern an einem Tag

Ganz bestimmt könnt ihr mit euren Kindern auch eine Woche in Riga verbringen, ohne dass euch langweilig wird. Aus unserer Erfahrung heraus würde ich aber behaupten, dass ein Tagesausflug für die Hauptstadt gut hinreicht. Wenn ihr auch Museen besichtigen oder etwas ganz Bestimmtes unternehmen wollt, solltet ihr allerdings mehr Zeit einplanen. Um alles einmal von außen zu sehen und ein Gefühl für die Stadt zu bekommen, reicht ein Ausflug von morgens bis zum späten Nachmittag. Also, uns hat es jedenfalls gut gereicht so.

Um es vorweg zu nehmen: Riga ist eine schöne Stadt. Aber im Gegensatz zu Metropolen wie etwa Stockholm, Barcelona, Hamburg oder Wien, wo wir mit Freude mehrere Tage am Stück mit unseren Kindern verbracht haben, gibt mir Riga nicht das Gefühl, dass wir an nur einem Tag viel verpasst hätten.

Gut möglich, dass ich der Stadt so ein bisschen Unrecht tue. Mein größter Tipp wäre trotzdem: Vergeudet nicht zu viele Urlaubstage an die Großstadt, sondern schaut euch auch die zauberschönen Kleinstädte an und vor allem die herrliche Natur von Lettland!

Tipps für Riga mit Kindern aus unserer eigenen Erfahrung

Im Folgenden nehme ich euch mit auf unseren eigenen Ausflug nach Riga. Ich versuche, trotzdem alles so allgemeingültig wie möglich zu halten und euch auch immer die Optionen mit zu nennen, die wir nicht gewählt haben, die euch aber vielleicht voll interessieren…

Wir jedenfalls fahren gleich nach dem Frühstück mit dem Auto die gute Stunde aus unserem Waldgebiet in die große Stadt. Wenn ihr mit dem Auto unterwegs seid, schaut am besten vorher, wo ihr parken wollt. Wie überall gilt: je zentrumsnäher, desto teurer.

Generell könnt ihr Riga auch mit Kindern gut zu Fuß erkunden. Mit jüngeren Kindern solltet ihr den Buggy mitnehmen. Unsere Fünfjährige stecken wir bei solchen Gelegenheiten gerne in den Fahrradbuggy, der sich auch schieben lässt und in den sie zum Glück noch gut reinpasst. Diese Option erweitert unseren Radius enorm und entstresst Ausflüge in Städte ungemein. Keine gute Idee wäre in Riga hingegen ein Roller oder ein Laufrad: viel zu viel Kopfsteinpflaster und viel zu viele Leute.

Wir parken in einem Parkhaus am nördlichen Rand des Zentrums und laufen dann durch die Jugendstil-Viertel in Richtung Altstadt. Da wir Eltern gut zu Fuß sind und Franka nach Lust und Laune in unseren Lastesel schlüpfen kann, funktioniert das bestens. Ansonsten kommt ihr auch mit dem Zug gut nach Riga. Vom Hauptbahnhof lauft ihr etwa zehn Minuten bis in die Altstadt.

Jugendstil: Häuser, die Geschichten erzählen

Riga ist berühmt für seinen Jugendstil. Aufgrund der teils wirklich flächendeckenden Bebauung wie aus einem Guss trägt die Stadt das Siegel des UNESCO-Welterbes als Gesamtkunstwerk. Gerade mit Kindern macht es Spaß, die fantasievollen Fassaden anzuschauen. Gemeinsam überlegen wir, welche Geschichten die Häuser wohl erzählen wollen. Wie kommt die Sphinx vor das Wohnhaus? Was wollen uns die schrägen Grimassen über unseren Köpfen vermitteln? Sind die kleinen Teufelchen dort oben in den Nischen womöglich die freundlichen Hausgeister?

Wer die Jugendstilbauten von Riga mit mehr Ernsthaftigkeit betrachten will, sollte sich in die Architekturgeschichte einlesen. Sie ist ziemlich interessant! So gibt es drei verschiedene Strömungen, vom dekorativen über den „lotrechten“ bis zum nationalromantischen Stil. Die mehr als 800 Jugendstilhäuser findet ihr praktisch überall in der historischen Neustadt jenseits der ehemaligen Stadtmauer. Besonders dicht stehen sie im Botschaftsviertel nördlich der Altstadt und dort in den Straßen Alberta iela und Elizabetes iela. Dort gibt es auch das Jugendstil-Musem, in dem eine Wohnung ganz im Art Nouveau zu besichtigen ist. (Uns war der Eintrittspreis von 9 Euro pro Person zu happig. Im Nachhinein bereue ich das etwas. Die Fotos auf der Website sehen doch ziemlich cool aus.)

Grünes Riga: Park und Spielplätze

Durch den Park bummeln wir weiter ins Stadtzentrum hinein. Der Pilsetas kanals, der Stadtgraben, umschließt die historische Altstadt. Er schlängelt sich durch einen Park, in dem sich auch einige Spielplätze und mehrere Kunstwerke befinden.

Spielplätze im Park

Der nördliche Teil heißt Kronvalda parks. Hier befindet sich ein Spielplatz für Kleinkinder, auf dem Franka ein paar Minuten lang Spaß hat.

Ein ganzes Stück weiter südlich liegt der Basteiberg. Hier gibt es weitere romantische Elemente wie eine Fontäne, eine hübsch geschwungene Brücke voller Liebesschlösser und einen künstlichen Berg mit Wasserlauf. Und es gibt es schönsten Spielplatz, den wir in Riga gefunden haben. (An einem einzigen Tag und in unserem kleinen Einzugsgebiet sagt das freilich nicht viel.)

Freiheitsdenkmal „Miss Baltika“

Wo der Brivibas-Boulevard auf den Park trifft, steht auch das lettische Freiheitsdenkmal. „Miss Baltika“, wie die ikonische Statue manchmal genannt wird, hält drei goldene Sterne in die Höhe. Eigentlich stehen sie für die drei lettischen Regionen. Je nach Deutungsabsicht wird auch gerne mal behautet, es sei die Einigkeit der drei Baltischen Staaten gemeint. (Am besten noch von „Mutter Russland“ gehalten. – In dieser Umdeutung überlebte die fragliche Dame immerhin die komplette Sowjet-Zeit.)

Bootsfahrt auf dem Stadtgraben

Wir haben es nicht selbst ausprobiert, aber gerade wenn ihr in Riga mit Kindern nicht so gut zu Fuß seid, ist eine Bootsfahrt auf dem Stadtgraben vielleicht nett. Im Sommer gleiten hier viele Ausflugsboote über das Wasser. Der Anleger dafür befindet sich im südlichen Teil des Parks auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle „Radio iela“. Von dort könnt ihr dann bis zum Kronwald-Park schippern. Dort steht witzigerweise sogar ein kleiner Leuchtturm. Ich habe gesehen, dass es auch Kombitickets für eine Bootsfahrt plus Sightseeing im „Hop on hop off“-Bus gibt. (Diese Busse sind gar nicht so schlecht. In Glasgow haben wir das mal getestet.)

Altstadt: gemächliches Sightseeing im Buggy

Hinter dem Stadtpark ändert sich das Bild. Hier wirkt Riga nun „mittelalterlich“. (Was historisch gesehen völlig falsch ist. Im Mittelalter gab es kaum Steinhäuser. Die Fachwerkbauten, die wir immer für so mittelalterlich halten, entstammen alle der Frühen Neuzeit mindestens ab dem 16. Jahrhundert.) Die schmalen Gassen sind mit Kopfsteinen gepflastert. Meistens gibt es schmale Bürgersteige, auf die ihr euch mit Kinderwagen (oder Rollator) retten könnt. Nicht immer.

Natürlich gibt es in Riga etliche Sehenswürdigkeiten, denen ihr auch mit Kindern gut einen Besuch abstatten könnt.

„Die drei Brüder“

Zu den ältesten Häusern in Riga gehören „die drei Brüder“. Sie befinden sich in der Straße Maza Pilz. Nummer 17 ist das älteste, das aus dem 15. Jahrhundert stammt. Die anderen beiden sind ein ganzes Stück jünger und auch sonst eigentlich gar nicht so verwandt.

Schwarzhäupterhaus

Ein weiteres Postkartenmotiv aus Riga ist das Schwarzhäupterhaus. In diesem reich verzierten Ensemble feierten früher die unverheirateten Kaufleute wilde Feste. 1334 war die Grundsteinlegung. Der Zweite Weltkrieg beendete den Prunk recht gründlich. Erst 1999 wurde das alte Gildenhaus nach langer Sanierung wieder eröffnet. Im Inneren gibt es zeitgemäße Einrichtungsgegenstände zu besichtigen. (Wir selbst waren ehrlich gesagt nie drin.)

Oben am Giebel ist eine astronomische Uhr zu sehen. (Wenn ihr eine wirklich Alte aus der Nähe sehen wollt, empfehle ich euch allerdings einen Ausflug nach Rostock in die Nikolaikirche.)

Auf dem Platz vor dem Schwarzhäupterhaus steht auch die Kopie der Roland-Statue. (Der berühmteste Vertreter dieser mittelalterlichen Symbole städtischer Eigenständigkeit steht in Bremen. Aber auch bis ins kroatische Dubrovnik sind sie zu finden.)

Schloss von Riga

Im Stadtschloss von Riga ist seit Ende 2024 das Lettische Nationalmuseum für Geschichte untergebracht. Bei unserem Besuch im Sommer ist es noch nicht eröffnet. Wir werfen nur von außen einen Blick auf die gewaltigen Mauern und Türme. (2012 haben wir die Vorgängerausstellung besucht. Bericht siehe unten.)

Die Bremer Stadtmusikanten

Den (Bremer) Roland habe ich schon erwähnt, und nein, dabei bin ich nicht mit den Zielen familienfreundlicher Städtetrips durcheinander gekommen. Auch in Riga sind die vier zweifelhaft musikalischen Tiere präsent. Das moderne Kunstwerk hat Bremen seiner Partnerstadt vermacht. Es befindet sich neben der Petrikirche im Zentrum der Altstadt.

(Bremen ist, nebenbei bemerkt, eine unserer absoluten Lieblingsstädte und hat hier in meinem Reiseblog auch einen ausführlichen Bericht: Bremen mit Kindern.)

Livenplatz

Einer der schönsten Plätze in Riga ist der Livenplatz, den zu erkunden auch mit Kindern Spaß macht. Im Sommer grünt und blüht es im Zentrum, während sich außen herum bildschöne alte Häuser gruppieren. Im Winter wird eine Eisbahn aufgebaut. Zu den klassischen Sehenswürdigkeiten gehören die Häuser der Großen und der Kleinen Gilde sowie, ein Stück zurückgesetzt, das Katzenhaus.

Katzenhaus

Nicht viel zu sehen gibt es am „Katzenhaus“ in der Meistaru iela. Aber die Geschichte ist witzig und kommt erfahrungsgemäß gerade bei Kindern gut an. Demnach ließ ein reicher lettischer Kaufmann das Haus errichten und mit zwei beleidigten Katzen verzieren. Diese reckten angeblich vormals ihr Hinterteil dem Sitz der Großen Gilde entgegen. Dort hatte sich besagter Kaufmann um Mitgliedschaft beworben, war als Lette von den Deutschen aber abgewiesen worden. Tja, die Katzen gibt es noch, die Gilde nicht mehr…

Domplatz

Der Domplatz ist der größte Platz der Altstadt. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen statt und es gibt immer mal wieder etwas Neues zu entdecken. Im Sommer 2024 prangte auf dem Platz ein bunter Blickfang mit künstlerisch gestalteten Sitzgelegenheiten.

Der Dom von Riga ist die größte Kirche des Baltikums. Die ältesten Teile des Gebäudes stammen aus dem Jahr 1211. Hier finden immer noch Gottesdienste statt, aber auch viele klassische Konzerte.

Museen in Riga

Wir selbst haben in Riga bisher leider noch kein einziges Museum mit unseren Kindern besichtigt. (Halt, stimmt gar nicht: Das alte Historische Museum kannten wir. Das war toll, aber das gibt es so gar nicht mehr.) Jedenfalls habe ich für euch (und unsere eigenen Ausflüge nach Riga in Zukunft) eine kurze Liste erstellt, welche Museen sich – vermutlich – für Familien gut eignen. Verlinkt habe ich jeweils auf die Museums-Websites.

• Lettisches Nationalmuseum für Naturkunde: ein großes und sehr altes Museum mit vielen ausgestopften Tieren
• Ethnografisches Freilichtmuseum von Lettland: 118 historische Gebäude aus allen lettischen Regionen wurden am Ufer eines Sees wieder aufgebaut
• Eisenbahnmuseum: von der ersten lettischen Dampflok 1858 bis zum Ende des Lettischen Staatlichen Lokomotivenparks 1940 gilt die Aufmerksamkeit dieser Ausstellung
• Motor-Museum: moderne Ausstellung mit viel Multimedia, die mehr als 100 alte Autos und Motorräder in Szene setzt
• Botanischer Garten Riga: etwas außerhalb, mehrere Gewächshäuser, von März bis Oktober Schmetterlingshaus

Essen gehen mit Kindern in Riga

Generell ist Essen gehen mit Kindern in Lettland und im gesamten Baltikum meist netter als in Deutschland. Es herrscht eine unaufgeregte Kinderfreundlichkeit, die sich oft in großzügigen Spielecken zeigt. Direkt in der Hauptstadt haben wir das allerdings nicht so deutlich erlebt. Hier ist das Preisniveau sehr hoch, auch und gerade in Restaurants und Cafés. Genau wie zu Hause regiert der Kapitalismus und man stellt lieber noch zwei, drei weitere Tische auf, statt eine Spielecke einzurichten. Bestimmt gibt es auch Gegenbeispiele, über die wir nur leider nicht gestolpert sind. Wenn ihr ein richtig schönes, kinderfreundliches Café findet, verratet es mir doch bitte in einem Kommentar!

Schönes Café Parunasim

Auch ohne irgendwelche Extras für Kinder haben wir in Riga sehr nett Kaffee getrunken im Parunasim kafe’teeka. Das nach eigenen Angaben „most romantic café in Riga’s old town“ befindet sich direkt hinter der St.-Jakobs-Kathedrale in der Jekaba iela. Das ist ganz in der Nähe der „drei Brüder“. Im Sommer sitzt ihr hier in einem ruhigen Innenhof an Tischen, die auf dem Kopfsteinpflaster aufgestellt sind. Bei Regenwetter wird dagegen die urig eingerichtete obere Etage freigegeben. Wie beinahe überall im Baltikum wird sehr guter Kaffee serviert und hier auch hervorragender Tee. An der Kuchentheke ist die Preiselbeertorte mit Schwarzbrotboden zurecht der absolute Verkaufsschlager.

Kinderfreundliches Restaurant Lido

Die original lettische Fastfood-Kette Lido ist für Familien in Riga eine gute Adresse zum satt werden. Nach dem Kantinenprinzip lauft ihr hier an der Theke entlang und ladet alles auf euer Tablett, was ihr essen wollt. Die Hauptgerichte schaufeln euch Angestellte aus großen gusseisernen Pfannen auf den Teller. Die Beilagen könnt ihr einzeln wählen. Hier noch eine saure Gurke für 85 Cent, da ein Schüsselchen Rote-Bete-Salat für 1,30 Euro, und dann zum großen Nachtisch-Regal… Wer möchte, bekommt hier problemlos Kartoffelbrei mit ohne alles oder einfach Erbsen pur.

Wir haben die Filiale am Bahnhof besucht und hier typisch lettisch, ziemlich gut und für Rigaer Verhältnisse echt günstig gegessen.

Das Stammhaus, wenn man es so nennen kann, befindet sich ein gutes Stück außerhalb des Zentrums, dafür verkehrsgünstig gelegen und mit eigenem Parkplatz in der Krasta iela 76. Im Lido Atputas Centrs gibt es nicht nur das Restaurant, sondern drum herum einen wahren Freizeitpark, in dem alle Attraktionen wie Karussells und Automaten einzeln bezahlt werden. Ich habe es mir nur ausführlich im Internet angesehen und mich sehr an die frühen Zeiten von Karls Erdbeerhof erinnert gefühlt. Mit Kindern ist es jedenfalls sicher ein Erlebnis.

Mehr Ausflugsziele in Riga mit Kindern

Wenn ihr gründlich sucht, findet ihr noch viele weitere familienfreundliche Ausflugsziele in und rund um Riga. Oder ihr schaut einfach auf die deutsche Seite der Tourist Information von Riga. Hier sind unter anderem Vergnügungsparks und Indoor-Spielplätze gelistet.

Mehr Erfahrungsberichte über Riga mit Kindern

Natürlich habe ich mich in anderen Reiseblogs umgesehen, was die Kolleg*innen so für den Familienaufenthalt in der lettischen Hauptstadt empfehlen. Leider ist die große Zeit der Reiseblogs offenbar vorbei. Es gibt kaum noch aktuelle Berichte, schon gar nicht von Familien.

• Ines von Viermal Fernweh hat einen ausführlichen Erfahrungsbericht aus dem Jahr 2016 online.
• Die Mama in Essen war 2017 mit ihren Kindern in Riga und Jurmala. Sie hat noch ein paar tolle Spielplätze gefunden und war auch im Botanischen Garten.
• Vollblut-Reisebloggerin Tanja von Vielweib hat ihre Erlebnisse aus Riga von 2020 schön beschrieben und bebildert. Ihr Fokus liegt mehr auf Genuss. Von ihr hab ich den Café-Tipp abgeguckt.
• Susi von Black Dots White Spots war im Mai 2019 in Riga. Ihr Augenmerk liegt eher auf hippen Ecken und Aussichtspunkten.

Erfahrungsbericht aus Riga mit Kindern

Freitag, 27. Juli 2012

Der Weg nach Riga verlief, abgesehen von vielen Baustellen, ereignislos. Wir fuhren quer durch Rigas Zentrum und erhaschten einen ersten Blick auf die viel gerühmte Jugendstil-Pracht. Werner (unser Navi) lotste uns in die nördliche Peripherie der Hauptstadt, wo Plattenbauten dominieren. Wir wussten nicht viel über unser nächstes Couchsurfing-Quartier und freundeten uns mit dem Gedanken an, in einem der sanierungsbedürftigen Hochhäuser zu übernachten.

Couchsurfing in Riga mit Kindern

Schließlich standen wir aber doch vor einem übermannshohen Zaun, der ein hübsches altes Einfamilienhaus umgab. Ich klingelte und ließ meine Füße von einem freundlich winselnden Schäferhund beschnüffeln, der seine Nase unter dem automatischen Tor hindurch schob. Ansonsten tat sich nichts, und da wir eine halbe Stunde vor der per E-Mail verabredeten Zeit angekommen waren, stiegen wir kurzerhand wieder ins Auto und suchten nach einem Picknickplatz.
Am Fluss fanden wir ein schönes Eckchen, wo wir unsere Kühltruhe auspackten und im Abendlicht im Stehen die herzhaften Leckereien aus der Bäckerei verputzten.

Wieder zurück am Couchsurferhaus klingelten wir erneut, diesmal mit mehr Erfolg. Eduards, selbst grad von der Arbeit zurückgekommen, öffnete uns sein kleines Stückchen Idylle zwischen den Plattenbauten. Das schmucke Holzhaus, seit über hundert Jahren im Familienbesitz, bot genügend Platz für seine fünfköpfige Familie, eine Wohnung für seine Mutter im Erdgeschoss und ein geräumiges Gästezimmer für uns. Eduards ist Großhändler für Fenster, Türen und solche Sachen und ständig geschäftlich unterwegs. Jetzt aber war er zu Hause und seine Frau und die drei Kinder bei den Großeltern auf dem Land.

Unsere Jungs waren zufrieden, das Spielzeug der kleinen Emilija ausprobieren zu dürfen. (Ihre großen Brüder Elans und Edgars hatten ihr Lego während ihrer Abwesenheit lieber vor den unbekannten Couchsurfer-Kindern in Sicherheit gebracht.) Wir Erwachsenen saßen noch bis spät abends bei Tee und Bier zusammen in der Küche und erörterten die großen Probleme der Weltpolitik – äußerst interessant mit jemandem, der einen so völlig anderen Blickwinkel hat.

Sightseeing in Riga mit Kindern

Heute haben wir uns dann Riga angesehen. Da Edwards uns vor dem Park-Chaos gewarnt und uns bewachte Parkplätze empfohlen hatte, die teurer waren als das Busticket dorthin, entschieden wir uns für den öffentlichen Nahverkehr. Schon auf dem Weg durch die breiten Boulevards sahen wir aus dem Busfenster die bezaubernden Fassaden der Jugendstil-Metropole.

Unser Reiseführer wollte uns zu einem Spaziergang in die imposanteren Viertel etwas außerhalb bewegen. Doch so weit kamen wir gar nicht. Selbst in der unmittelbaren Innenstadt lohnte sich an beinahe jedem Haus ein ausführlicher Blick nach oben.

So viele verspielte Details, so viele Schnörkel, Ranken und Fabelwesen! Fast alle Gebäude waren umsichtig saniert und in einem guten Zustand. Auch hier wirkte alles sehr mitteleuropäisch, abgesehen von der extremen Sauberkeit. Eduards erzählte uns später, dass die Letten den von der Regierung geschürten Ehrgeiz haben, als sauberstes Land Europas zu gelten. Zweimal jährlich geben Unternehmen ihren Arbeitnehmern einen Vormittag frei, damit diese sich am landesweiten Müllsammeltag beteiligen können. Ich frage mich allerdings, was sie da finden wollen, denn es liegt ja nichts rum!

Wir schlenderten durch einen hübschen Park, vorbei am baltischen Äquivalent der Freiheitsstatue. Milda, so der Name der Dame, wurde 1935 errichtet und überstand die komplette Besatzungszeit unbeschadet. Erst dachte ich, die drei goldenen Sterne in ihren Händen symbolisierten die drei baltischen Staaten. Inzwischen habe ich nachgelesen, dass sie sich lediglich auf die drei lettischen Provinzen bezieht. Von der baltischen Einheit, die wir Westeuropäer immer für so selbstverständlich halten, ist hier überhaupt nichts zu spüren. Im Gegenteil – in Litauen lästerte Giedre über die hochnäsigen Esten, die trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit sämtliche Medienaufmerksamkeit als Reiseziel für sich beanspruchten. Und Edwards ließ durchklingen, dass die Schwesternstaaten ohne wirkliche Großstadt wohl kaum in derselben Liga spielten wie Lettland und seine Hauptstadt.

Im Zentrum schauten wir uns die ganzen Sehenswürdigkeiten von außen an: die Gildehäuser, den Pulverturm, das Schwarzhäupterhaus. Die Jungs zeigten sich entzückt über das „Katzenhaus“, das ein reicher lettischer Kaufmann mit zwei beleidigten Katzen verziert hatte. Diese zeigten der Fassade des opulent geschmückten Sitzes der Großen Gilde ihr Hinterteil, da jene dem Einheimischen die Aufnahme in die ausschließlich deutsche Gesellschaft verwehrt hatte. Überhaupt ist der deutsche Einfluss der Hansestadt an jeder Ecke spürbar. Das Kapital kam hier früher immer aus dem Deutschen Reich. Man blieb weitgehend unter sich, und die einheimische Bevölkerung konnte sehen, wo sie blieb. Erstaunlich, dass wir Deutschen trotzdem immer noch willkommen sind. Die Letten wissen aus bitterer Erfahrung: Schlimmer geht’s immer. Selbst Russen sind heute als Touristen aber wieder willkommen. Oft mit einem Zähneknirschen allerdings.

Mangelnde Geschäftstüchtigkeit kann man den Letten jedenfalls nicht vorwerfen. Die Stadt platzt aus allen Nähten mit Touristen. An jeder Ecke werden Souvenirs der üblichen Qualitätsstufen angeboten. Auch das Preisniveau kann mit jeder deutschen Großstadt mithalten. Da wir keinen Bäcker fanden, setzten wir uns in der Mittagszeit schließlich doch in ein Café. Wir waren extra schon in die Seitenstraßen ausgewichen und gönnten uns lediglich eine Suppe bzw. eine als Nachtisch klassifizierte regionaltypische Kaltschale. Trotzdem sind wir mehr als 40 Euro losgeworden. Ein fieser Kontrast zu Polen und Litauen.

Stadtmuseum Riga mit Kindern früher

Sehr gut gefallen hat uns das Stadtmuseum. Ohne den Reiseführer hätten wir es gar nicht gefunden. Es ist im dritten Stock des Regierungsgebäudes untergebracht. Nur ein winziges lettisches Schild weist darauf hin, und man muss den Mut aufbringen, die Tür neben dem Wache stehenden Ehrengardisten zu öffnen. Dann geht es ein nicht weiter repräsentatives Treppenhaus hinauf, vorbei an der Tür der Präsidentenkanzlei. Hat man das Museum erreicht, kann man sich in der soliden, konservativen Ausstellung über Rigas Anfänge in der Steinzeit bis zu zeitgeschichtlichen Entwicklungen informieren. Die Jungs waren ganz in ihrem Element, interessierten sich brennend dafür, wie die Löcher in die prähistorischen Steinäxte gefeilt wurden, was es mit den mittelalterlichen Heiligenfiguren auf sich hatte und wie die Münzprägung funktionierte.

Wir alle setzten uns intensiv mit der Erlangung der Souveränität auseinander, die in einer Sonderausstellung im Turm thematisiert wurde. Auch ich hab viel Neues gelernt, zum Beispiel war mir nicht bewusst gewesen, dass Napoleons Armeen durch Riga marschierten und eine westfälische Brigade die Stadt eroberte.

Jetzt toben die Jungs gerade auf einem Spielplatz. Gnädig lassen sie einen kleinen Jungen mitspielen, dessen sichtbar russische Mutter von den anderen Spielplatzmüttern offenbar geschnitten wird.

Ausflug nach Jurmala

Samstag, 28. Juli 2012.
Das Preisniveau im Supermarkt entspricht ziemlich genau dem deutschen. Das Angebot auch. Witzig ist, dass man sich überall in den Supermärkten Süßwaren lose abfüllen kann. Das war auch in Litauen schon so. Was mich nervt ist, dass man als Deutscher so gar nichts versteht. Die wenigsten Produkte haben eine Zutatenliste auf Englisch oder einer anderen Sprache, in der man auch nur einzelne Wörter ableiten könnte. Trotzdem haben wir es geschafft, die Zutaten für unsere Käsespätzle zu besorgen. Es dauerte, bis wir uns in Edwards Küche zurechtgefunden hatten. Die durchschnittliche Ausstattung einer deutschen Küche darf man außerhalb unserer Staatsgrenze wirklich nirgendwo erwarten. Und so war es wieder recht spät, bis wir mit dem Abendessen fertig waren.

Nach dem Obstsalat schlug Edwards einen Abendspaziergang ans Meer vor. Wir fuhren in seinem Landrover, um alle fünf in ein Auto zu passen. Dass wir dazu unsere Kindersitze einbauten, ging allein auf unsere Initiative zurück und erntete leicht irritiertes Kopfschütteln von unserem Host – auch in dieser Beziehung sind wir sehr deutsch.

Nach fünf Minuten Fahrtzeit waren wir am Strand, der mich bezüglich Infrastruktur und seines Aussehens an Sylt erinnerte. Die Sonne ging gerade in den kitschigsten Farben unter. Martin hatte seine Badehose mit. Die Jungs hatten behauptet, sie würden keineswegs ins Wasser wollen. Nach zwei Minuten planschten sie in Unterhose in der Ostsee. Selbst ich war ob des klaren Wassers und der angenehmen Temperatur sehr angetan und wäre reingegangen, wenn ich Badesachen mitgehabt hätte.

Morgens sind wir gleich noch einmal ans Meer gefahren. Jetzt spielen die Jungs am Strand. Wir sind in Jurmala, dem Badeort Lettlands. Es sind mehr als 30 Grad und der fast weiße, wunderbar feine Sand ist so heiß, dass man barfuß kaum darauf laufen mag. Das Wasser dürfte Badewannentemperatur haben, denn es geht sehr flach rein und zieht sich über mehrere Sandbänke. Die Jungs haben die Ansage gekriegt, nicht weiter als bis zu Silas’ Bauchnabel reinzugehen, und das lässt ihnen im Wortsinn mehr als genug Spielraum.

Auch hier ist alles geleckt sauber. Nicht mal Zigarettenkippen findet man.
Und ebenfalls wie in Litauen gilt auch hier: Es gibt kaum Übergewichtige. Leider gilt das nur für die Frauen. Martin hat viel zu gucken, ich überhaupt nichts. Bis jetzt hab ich noch keinen einzigen Mann gesehen, der einen zweiten Blick gelohnt hätte. Als ich heute Mittag dachte, endlich einen entdeckt zu haben, drehte sich seine Frau um und sagte zum gemeinsamen Kind: „So, Oskar, und jetzt fahren wir zum Strand“ – auf Deutsch…

Riga Markthallen und russische Altstadt

Fortsetzung von Samstag, 28. Juli 2012.

Dann sind wir noch mal nach Riga reingefahren, um uns den Zentralmarkt anzuschauen (diesmal mit dem Auto). Der war auch wirklich sehenswert. Es handelt sich um alte Zeppelinhallen, verbunden durch provisorische, aus Spanplatten gefertigte Gänge. Innen reihen sich Marktstände und Kühltheken aneinander, thematisch geordnet nach Fisch, Fleisch, Gemüse, Backwaren, Haushaltsgeräten, Kleidung, Gewürzen, Süßigkeiten – und sogar eine ganze Hallenecke für Honigprodukte gab es.

Witzigerweise waren manche Hallenteile abgetrennt und als Supermärkte hergerichtet: ganz normale Läden der gängigen Ketten, obwohl es doch (fast) das ganze Sortiment auch draußen an den Ständen gab. Vor den Hallen breitete sich der Markt weiter aus, da gab es Obst und Socken, von denen ich mir ein Paar grüne wollene Kniestrümpfe in landestypischem Strickmuster kaufte – bei 30 Grad. Abseits der Halle machten wir es uns dann sehr unromantisch auf dem Bordstein bequem und aßen unsere leckeren Hefeteilchen mit Kartoffelbreifüllung. Und auch dort: kein bisschen Müll. Zwar torkelten da etliche Alkoholiker umher, doch selbst die nahmen ihre leeren Wodkaflaschen alle wieder mit. Irre.

Bei den Markthallen und dem Hauptbahnhof beginnt das russische Viertel. Schon in weit vorsozialistischen Zeiten haben sich die ziemlich ungeliebten Nachbarn aus dem Osten hier angesiedelt. Die Unterschiede in Mentalität und Wohlstand sind gut sichtbar: Hier ist keine Spur von Jugendstil, stattdessen reihen sich abgewrackte Holzkaschemmen aneinander, die aber durchaus einen eigenen morbiden Charme besitzen. Ende der 80er Jahre waren nur noch 64 Prozent der Menschen in Lettland Letten. In Riga haben immer noch mehr als 30 Prozent der Einwohner die russische Staatsbürgerschaft.

Mehr über Lettland mit Kindern

Von unserer Reise durchs Baltikum im September 2024 habe ich bisher (leider nur) folgende Berichte aus Lettland mitgebracht:

• Gauja-Nationalpark: Wo Lettland am schönsten ist
• Erfahrungsbericht: Fähre Liepaja – Travemünde (Stena Line)

Mehr Infos und Erfahrungswerte über Lettland als Urlaubsland gibt es in meinem großen Reisebericht:

Roadtrip durchs Baltikum mit Kind: Estland, Lettland, Litauen (und ein bisschen Finnland)

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