Ich glaube, es wird mal wieder Zeit für einen erklärenden Blick hinter die Kulissen. Im Moment ist es ein bisschen chaotisch im Hause family4travel, und das nicht aus den schönsten Gründen.

Im Blog war das bisher nicht allzu sehr zu merken. Ich habe fleißig vorproduziert und auch noch einiges in petto, das pünktlich jeden Sonntag automatisiert online gehen kann. Die Zusammenfassung der Blogparade fehlt immer noch, mit den Berichten unseres Sommerurlaubs in der Slowakei geht es nicht weiter, aber so richtig aufgefallen ist das bestimmt keinem. Nur wer mir auch auf Instagram folgt, hat vielleicht ein bisschen was mitgekriegt oder sich zumindest gewundert, warum auf den kleinen quadratischen Bildchen in letzter Zeit ständig die Ostsee zu sehen ist.

Dabei ist ja immer so die Frage: Wie viel Privates tritt man breit in einem Blog? Immerhin kann das jeder lesen, Wildfremde genauso wie Familienmitglieder, und vor allem auch Nachbarn, Kollegen und eine lange Liste von Papas Bekannten, von der Zahnarzthelferin bis zur Fußpflegerin, weil er wacker Werbung für das Blog seiner Tochter macht (danke für deinen Enthusiasmus, Papa!). Wenn es persönlich wird, überlege ich also immer ganz genau, wie viel die Welt wissen darf, was ich gerne erzählen möchte und wo die Privatsphäre meiner Familie wichtiger ist.

Andererseits gibt es schon genug Medien (und vor allem auch private Blogs), in denen das Wetter immer schön, das Wohnzimmer immer aufgeräumt, die Kinder immer sauber und schick angezogen und ausschließlich gut gelaunt sind. Selbst wenn man sich der Problematik bewusst ist, neigt man als Mensch dazu, sich am Spiegel seiner Umwelt zu orientieren und das Zusehende als zu erstrebende Norm aufzufassen. All die perfekten Fassaden um uns herum setzen uns unter Druck. Und als Blogger, die wir fleißig unsere eigene perfekte Fassade polieren, machen wir uns mitschuldig an dieser idealisierten Falschdarstellung unserer wunderbaren Gesellschaft, wo alles immer easy läuft.

Aber über die Blogger-Fassaden-Lüge wollte ich jetzt eigentlich gar nicht schreiben (das hat Nadine von PlanetHibbel vor einer Weile schon sehr gut gemacht). Ich wollte nur kurz Bescheid sagen, dass ich hier im Moment ein bisschen zu kämpfen habe, dass ich hier und da ein bisschen umplanen und auch mal zurückstecken muss, weil es hinter den Kulissen grad ein bisschen viel ist.

Was ist denn nun passiert?

Ich weiß, so kann ich euch nicht hängen lassen. Die Sache ist, dass mein Papa einen schlimmen Unfall hatte und seit drei Wochen und bis auf weiteres in Rostock im Krankenhaus liegt. Der Kopf ist angeknackst, buchstäblich, und alles ist ein Auf und Ab aus Hoffnung und Schrecken, Angst und Zuversicht, Fortschritten und Rückschlägen. Papa ist tapfer und an guten Tagen fast schon wieder ganz der Alte (hauptsächlich in der Horizontalen allerdings, was ihm nicht leicht fällt, wo er trotz Parkinson doch immer noch so aktiv und produktiv gewesen ist). Meine Mama wuppt die Strapazen hervorragend, hat zum Glück Unterstützung von lieben Freunden, einer davon Mediziner, der sie in Arztgesprächen unterstützt.

Erst neulich habe ich euch die beiden vorgestellt, als sie hier im Blog von ihren Reisen als Kind erzählt haben: „Von Pritzwalk bis Prag – Als Opa noch jung war“ und „Zu Großmutters Zeiten: Omas Reisen als Kind“. Die beiden sind toll und werden mit allem fertig. Trotzdem haben meine Schwester und ich natürlich jeden freien Tag bei ihnen an der Ostsee verbracht.

In Urlaub nach Bayern fahren, wenn Opa an der Ostsee im Krankenhaus liegt?

Nun kommen die Herbstferien. Schon lange haben wir geplant, ein paar Tage ins Allgäu zu fahren und die Königscard auszuprobieren – ein wirklich spannendes Konzept, bei dem die Tourismusverbände der Regionen Allgäu, Tirol, Ammergauer Alpen und Das Blaue Land zusammenarbeiten. Auf der ITB-Messe haben wir Kontakte geknüpft, und der Verbund hat uns eingeladen, damit wir von unseren Erfahrungen berichten und das Konzept bekannter machen (so läuft das als Blogger, wenn es gut läuft). Auf dem Rückweg wollten wir noch einen Zwischenstopp in Augsburg einlegen, in der Jugendherberge übernachten, die Stadt erkunden und einen Tag im Legoland einlegen – was die Jungs sich seit Jahren wünschen und was wir Janis dieses Jahr zum Geburtstag geschenkt haben.

Da Martin nicht mehr genug Urlaub übrig hat (das schwere Schicksal reisefreudiger Arbeitnehmer), sollte es ein Drei-Generationen-Urlaub werden: Meine Mutter wollte uns begleiten.

Aber jetzt? Wenn Papa im Krankenhaus liegt, Hirnblutungen ganz langsam abgebaut werden müssen und zwölf Wochen lang das Risiko von Hirnschlägen und cerebralen Krampfanfällen besteht, die im Zweifelsfall nicht nur dem Genesungsprozess ein schnelles Ende setzen können?

Nach ganz viel Hin und Her haben wir uns jetzt entschieden: Wir fahren. Mama nicht, natürlich. Die bleibt an Papas Seite und sorgt dafür, dass er dem Pflegepersonal nicht allzu sehr auf der Nase herumtanzt. Als Ersatzfrau wird uns meine Freundin Anna begleiten, die schon in den Anfangstagen dieses Blogs bei unserem Ostsee-Urlaub dabei war und uns neulich nach Bad Pyrmont eingeladen hat.

Mein Papa ist auf der Neurologie in den besten Händen (hoffe ich). Natürlich kann immer etwas passieren. Aber die Hämoglobinpartikel werden nicht schneller absorbiert, wenn wir persönlich dabei zugucken. Und Opa weiß, dass wir ihn liebhaben, auch wenn wir nicht jeden Tag mit zwei energiegeladenen Jungs auf der Bettkante sitzen, die sich so aufs Legoland gefreut hatten. Wenn doch was ist, fahren wir eben die ganze Nacht, und nicht nur eine Stunde vom Sommerhaus ins Krankenhaus. Im Zweifelsfall wäre wahrscheinlich beides zu lange.

Natürlich bin ich nicht 100%ig glücklich mit dieser Entscheidung. Es ist eben bei uns gerade nicht dran, 100%ig glücklich zu sein. Es gilt (wie immer eigentlich), jeden Augenblick möglichst vollständig auszukosten, den man irgendwie genießen kann. Ich hoffe, dass ich nicht in Gedanken doch an die Ostsee fahre, sondern unseren Aufenthalt am anderen Ende Deutschlands auch ein bisschen genießen werde.

Und was sagt uns das?

Ich bin bloß sooo froh, dass wir unsere große Reise zum richtigen Zeitpunkt gemacht haben! Das sage ich mir jeden einzelnen Tag seit dem großen Rumms voller Dankbarkeit.

Und ich bin sehr glücklich, dass die Jungs und ich (und Martin auch, der früh eingeheiratete Schwiegersohn) immer eine innige, liebevolle Beziehung mit meinen Eltern gepflegt haben. Wenn es zu spät ist, beißt man sich ja oft in den Hintern, dass man viel zu selten „Ich hab dich lieb“ gesagt hat und das dann nicht mehr nachholen kann. Wenn mein Papa diese Krise durchgestanden hat, werden wir sicher alle noch ein bisschen mehr zu schätzen wissen, dass er noch da ist. Aber ich bin auch froh und dankbar, dass wir in der Vergangenheit (fast) alles richtig gemacht haben.

Also: Nehmt eure Eltern öfter mal in den Arm, wenn ihr könnt! Es kann so schnell und unverhofft was dazwischenkommen.

Und: Wir sehen uns dann in Bayern. Schöne Herbstferien!

 

(Wann ich dann darüber schreibe, schauen wir mal…)