Was unsere Unterkunft in Kristiansand angeht, habe ich lange überlegt, ob ich darüber berichten oder die Angelegenheit einfach unter den Tisch fallen lassen soll. Dann habe ich festgestellt, dass das Gästehaus Frobusdalen Rom ohnehin inzwischen geschlossen ist. Also erzähle ich euch die Geschichte als Reiseanekdote mit dem deutlichen Hinweis, dass sie keinesfalls als Verallgemeinerung für norwegische Gastfreundschaft stehen kann – aber dass so etwas eben doch mitunter vorkommt, wenn man mit kleinen Kindern unterwegs ist in angeblich familienfreundlichen Unterkünften.

Schick war's. (Fancy it was, our B&B in Kristiansand, but that's all that can be said for it.)

Schick war’s. (Fancy it was, our B&B in Kristiansand, but that’s all that can be said for it.)

Den ersten Eindruck habe ich folgendermaßen in meinem Reisetagebuch festgehalten: Unser Quartier ist ganz in der Nähe vom Fährhafen, aber ohne Uschi [unser Navi] hätten wir es vermutlich nie gefunden. Mitten aus dem größten Verkehrsgewimmel führt ein winziges Sackgässlein in ein grünes Villenviertel. Das Frobusdalen Gästehaus ist so pompös und beeindruckend eingerichtet, wie die Bilder im Internet versprachen. Eigentlich hätten wir ja gerne eine Jugendherberge genommen, aber die einzige der Umgebung ist seit kurzem geschlossen.* Diese prunkvolle Pension war tatsächlich die preisgünstigste Variante, die wir finden konnten, da sie als eine von sehr wenigen Unterkünften zwei Kinder im Elternzimmer erlaubt. Na ja, dachten wir, haben wir es zur Abwechslung halt mal nett. Und hübsch ist es ja auch.

Bei unserem Eintreffen schien mir der Inhaber mein Erscheinen an der Tür allerdings persönlich übel zu nehmen, obwohl es innerhalb der per Mail verabredeten Zeit war. Komischer Kauz. Unser Zimmer ist so klein, dass die Jungs sich die Matratze auf dem Fußboden teilen müssen. Das Reisebett passt nicht mehr mit rein. Martin und ich haben Einzelbetten, die skandinavische 80-Zentimeter-Variante. Kind im Elternbett ist daher ein Witz. Aber die Tapete, gestreift mit blau und weiß mit rot, gefällt mir ganz ausgesprochen gut. Das Esszimmer ist der Hammer, mit gusseisernem Ofen. Im Wohnzimmer regiert roter Plüsch. Im Garten gibt es ein Kinderhaus mit Spielzeug.

Die ungezogensten Kinder Norwegens und ihre ungehobelte Mutter in einem sehr kleinen Gästezimmer. (Norway's worst behaved children and their rude mother in a tiny guest-room.)

Die ungezogensten Kinder Norwegens und ihre ungehobelte Mutter in einem sehr kleinen Gästezimmer. (Norway’s worst behaved children and their rude mother in a tiny guest-room.)

Und zwei Tage später findet sich folgender Eintrag: Der Abschied von Frobusdalen Rom fiel uns nicht sonderlich schwer. Der Vermieter, der mir schon am Anfang so unsympathisch war, beschwerte sich nach dem Frühstück, dass unsere Kinder die ungezogensten wären, die ihm je untergekommen seien. Tags zuvor hatte ich mit ihnen schimpfen müssen, weil sie die im Kinderhaus vorhandenen Gartengeräte folgerichtig zur Gartenarbeit eingesetzt und den Rasen umgegraben hatten. Da ich mit Kochen beschäftigt gewesen war und nur gelegentlich aus dem Fenster gesehen hatte, hatte ich das nicht sofort bemerkt. Wir haben die Grasnarbe natürlich gleich repariert, waren ja nur ein paar kleine Spatenstiche. Leider haben wir darüber das Aufräumen im Kinderhaus vergessen, das gebe ich zu. Durch das Regenwetter hatten die Kinder dort auch Dreck reingetragen, und es sah tatsächlich recht wüst aus. Der Wirt behauptete nun, die Kinder seien für das ganze abgelaufene Stück Rasen im Heckendurchgang verantwortlich (was schlicht und ergreifend lächerlich ist), und in seiner ganzen Laufbahn als Vermieter seien ihm noch keine solchen Rotzlöffel untergekommen. Da ich das volle Ausmaß des Kinderhaus-Chaos nicht kannte – ihm zufolge war alles Spielzeug kaputt – verzichtete ich zunächst darauf, dem Mann die Meinung zu sagen. Wie sich herausstellte, war aber überhaupt nichts kaputt, nur ein paar Plastikmöbel zum Zusammenstecken auseinander gebaut. Ich brauchte weniger als fünf Minuten, um das Chaos zu beseitigen (bis auf den Dreck auf dem Fußboden, der wetterbedingt war). Ich ärgere mich immer noch, dass ich diesen Typen nicht noch mal angetroffen habe, um ihm zu sagen, was ich von so schlecht recherchierter Schelte an zahlenden Gästen halte. Immerhin haben wir das Anwesen fristgerecht um kurz vor elf mitsamt den ungezogensten Kindern Norwegens verlassen und fahren jetzt nach Norden, das Setesdal hinauf.

 

*Inzwischen ist bei der Suche übers Internet wieder mindestens ein Hostel zu finden, dessen Bewertungen aber auch so mittelmäßig sind, dass ich es hier nicht unbesehen zu verlinken wage.

 

Die Einträge aus meinem Reisetagebuch stammen vom 26. und 28. August 2009.