[Reiseblogger-Kooperation] Es gibt Touristen, die kommen überhaupt nur wegen Schloss Neuschwanstein nach Deutschland. Und es gibt Touristen, die fahren nach Füssen und mitten durch Hohenschwangau – den Ort der Königsschlösser – und beschließen dabei, einen möglichst großen Bogen um „Disney Castle“ zu machen (wir). Wie es dazu kam, was man stattdessen in Füssen mit Kindern machen kann und was davon wir empfehlen können, erzähle ich heute.
Dieser Text ist Teil unserer Serie über Familienurlaub mit der KönigsCard, die wir auf Einladung der Betreiber getestet haben (Details siehe letzter Absatz).
Von Roßhaupten nach Füssen
Von unserer Ferienwohnung in Roßhaupten aus ist es nicht weit bis nach Füssen. Beide Ortschaften liegen im östlichen Allgäu, beide am Forggensee, einem Stausee des Lech. Zwölf Kilometer trennen das Urlaubsdorf von der geschichtsträchtigen Kleinstadt (rund 15.000 Einwohner). Dazwischen verläuft die Bundesstraße, und entsprechend ist man in einer Viertelstunde dort.
Wir haben allerdings eine andere Idee. Auf dem Forggensee verkehren nämlich Fährschiffe, und eine Fahrt pro Tag ist in unserer KönigsCard inbegriffen. Unser Auftrag für diese Reise lautet, jene All-inclusive-Gästekarte einfach mal auszuprobieren (und darüber zu schreiben), und so fassen wir den Plan, vormittags mit dem Schiff von Roßhaupten nach Füssen zu fahren und am frühen Abend – denn auch das ist bei der KönigsCard inbegriffen – mit dem Bus wieder zurück.
Forggensee-Schifffahrt: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil
So wandern wir denn also Richtung Fähranleger, was vom Dorf aus eine ganze Weile dauert. Es gibt zwei Anlegestellen in Roßhaupten, am Kraftwerk und Tiefental. Letztere ist vom Dorf aus näher (am Hotel Kaufmann vorbei, unter der Bundesstraße durch und dann den Schildern folgen, für Faule gibt es dort auch einen kostenlosen Parkplatz fast direkt am Fähranleger Tiefental). Wer nicht aufpasst, landet leicht an der Badestelle von Roßhaupten, wer auf die Schilder achtet, findet den Fähranleger inklusive Schiffwartehäuschen.
Dort nehmen wir Platz. Und warten. Zunächst sind wir guter Dinge, denn wir haben den Fahrplan mehrmals gewissenhaft gecheckt. Bis Mitte Oktober fahren die Passagierschiffe über den Forggensee. Als fünf Minuten nach planmäßiger Abfahrt immer noch kein Schiff auf dem Wasser zu sehen ist, rufe ich die im Erlebnisführer der KönigsCard angegebene Service-Nummer an. Der freundliche Herr am anderen Ende der Leitung bringt mir schonend bei, dass ich an meinen Fahrplan-Lesekünsten arbeiten muss. Vom 1.10. bis Saisonende zwei Wochen später gelten eingeschränkte Fahrtzeiten, und ganz unten im Kleingedruckten hat das auch die ganze Zeit schon gestanden. Die einzige Fahrt Richtung Füssen findet erst am frühen Nachmittag statt.
Also versuchen wir, einen Morgenspaziergang daraus zu machen (was auch nur so semi-gut funktioniert, man muss denselben Weg zurück laufen, denn Richtung Norden steht man bald an der Mangmühle vor einem verschlossenen Tor).
Mit dem Auto nach Hohenschwangau zu den Königsschlössern
Wieder in der Ferienwohnung disponieren wir um und versuchen, der Sache etwas Positives abzugewinnen. Wenn wir mit dem Auto Richtung Füssen fahren, haben wir immerhin einen größeren Radius. Neuschwanstein und das etwas ältere Schloss Hohenschwangau liegen in unmittelbarer Nähe voneinander in Füssens kleinem Nachbardorf Hohenschwangau. In unserer KönigsCard sind die Königsschlösser selbst nicht enthalten, wohl aber das Museum der bayrischen Könige. Der Erlebnisführer verspricht „moderne Museumstechnologie und Originalexponate […] auf über 1000 m²“.
Ich tippe die angegebene Adresse ins Navi, und keine halbe Stunde später kommt die markante Silhouette Neuschwansteins in Sicht. Und die Menschenmassen. Reisebusse reihen sich zu einer langen Schlange, die sich im Konvoi durch den winzigen Ort schiebt. Mittenrein, sagt unser Navi, und nachdem wir einmal in diesen äußeren Kreis der Hölle eingebogen sind, gibt es sowieso kein Entkommen mehr. Ganze asiatische Reisegruppen wimmeln jetzt auf beiden Straßenseiten, eine Familie mit brüllendem Kind im Buggy läuft mitten auf der Fahrbahn. Es geht nur im Schritttempo vorwärts, dem gigantischen Besucherparkplatz entgegen, und es gibt keine Möglichkeiten zu drehen. Wir werden weitergeschoben, bis ein Herr in Leuchtweste an die Schiebe klopft und acht Euro von uns haben will. Nachdem ich erklärt habe, dass ich nichts anderes möchte als mich möglichst schnell möglichst weit von diesem grauenhaften Ort zu entfernen, winkt er uns durch Richtung Ausfahrt.
Und das, meine Lieben, ist die Geschichte, wie wir nicht Neuschwanstein besichtigten, und nicht das Museum der bayrischen Könige.
(Wer sich den Spaß ernsthaft antun möchte, zahlt für den Eintritt nur für Neuschwanstein übrigens 12 Euro für Erwachsene, Kinder bis 18 sind frei; nach einer halben Stunde ist das Abenteuer vorbei. Mit Schloss Hohenschwangau und/oder dem Museum gibt es verschiedene Kombitickets. Ab nächstem Jahr soll das Märchenschloss in eine mehrjährige Sanierungsphase gehen, hab ich gelesen, aber trotz Bauarbeiten durchgängig geöffnet bleiben.)
Einen (ganz begeisterten) Erlebnisbericht von der Neuschwanstein-Besichtigung mit Kind gibt es übrigens hier im Looping-Magazin. Nadine vom Planet Hibbel hat ganz ähnliche Erfahrungen wie wir gemacht.
Jetzt aber: Füssen besichtigen!
Nach Plan A und Plan B hat Plan C endlich Erfolg. Wir fahren zurück nach Füssen, parken ein ganzes Stück entfernt vom Zentrum, aber dafür kostenlos, und schlendern kurz darauf durch die Fußgängerzone. Die kleine Stadt besteht aus Souvenirläden und Trachtengeschäften, aber sie ist durchaus hübsch.
Wir tun jetzt einfach das, was wir nach unserer Ankunft mit dem Schiff hätten machen wollen. Zunächst bummeln wir quer durch die Innenstadt bis zum Museum. Das befindet sich im alten Kloster St. Mang, das für einen ehemals geistlichen Ort ganz schön hochherrschaftlich aussieht. Die barocken Ausstellungsräume sind beinahe ebenso sehenswert wie die Ausstellungen selbst. Vor allem für die Bibliothek im ersten Stock gilt das absolut. Die Regale sind mit teils 200 Jahre alten Originalen bestückt, und es gibt keinerlei Absperrungen. Zwar handelt es sich bei den alten Schriften nur um Amtsblätter, aber um den Jungs eine hautnahe Begegnung mit der Geschichte auf Augenhöhe zu ermöglichen, reicht das allemal aus.
Auch für weniger bibliophil veranlagte Menschen ist das Museum der Stadt Füssen empfehlenswert. Wir verbringen hier zwei Stunden und haben danach vielleicht die Hälfte gesehen. Im Erdgeschoss läuft gerade (leider nur noch bis zum 13. November) die Sonderausstellung „gut gebrüllt“ über den bayrischen Löwen, bei der wir unter anderem unser eigenes Brüll-Talent testen können.
Oben geht es um die Stadtgeschichte, und kunsthistorisch bedeutsamstes Ausstellungsstück ist der Füssener Totentanz in der St. Anna Kapelle. Für Kinder gibt es eine Art Schnitzeljagd, bei der sie anhand von Bildausschnitten Ausstellungsstücke finden und benennen müssen. Vor allem Janis, unser 12-Jähriger, ist heute mit Feuereifer dabei.
Eislaufen mit der KönigsCard?
Dann stecken wir im nächsten Dilemma. „Tja“, sage ich. „Wenn ihr noch Eislaufen wollt, müssen wir jetzt gehen.“ Die KönigsCard umfasst nicht nur Transportmittel und Museen, sondern vor allem auch jede Menge Freizeit-Angebote. Aus dem dazugehörigen Erlebnisführer haben sich die Jungs für heute das Füssener Eisstadion rausgesucht. Es ist fraglich, ob man, wenn man denn schon mal in einer kulturell so interessanten Stadt wie Füssen ist, unbedingt in ein Eisstadion begeben muss, das mehr oder weniger genauso aussieht wie das bei uns um die Ecke in Herford. Aber da wir es zu Hause auch so gut wie nie um eben jene Ecke schaffen (und in unserer kollektiven Erinnerung das spontane Schlittschuh-Erlebnis in Bukarest so leuchtet), ist der Programmpunkt zum Herzenswunsch mutiert. Eine KönigsCard-Aktion nach Wahl pro Tag, so lautete der Deal mit den Jungs. Selbst wenn die jetzt selbst enttäuscht sind, nicht weiter im Museum bleiben zu können, ganz aufs Schlittschuhlaufen verzichten wollen sie dann auch nicht.
Und es ist dann ja auch nett. Die Eisbahn in Füssen ist gar nicht mal so klein, und vor allem ist sie total leer! Den Publikumslauf gibt es nur zu eingeschränkten Zeiten, dreimal die Woche für zwei Stunden. Außer uns sind nur zwei, drei einheimische Familien da, deren Kinder offenbar Ambitionen haben (denn Füssen hat eine ernstzunehmende Eishockey-Mannschaft, wie ich hörte), und zwei Mädchen, die ebenso planlos übers Eis stolpern wie wir.
Ausklang eines leicht verkorksten Tages im Café
Inzwischen ist es fast vier, und uns fällt auf, dass wir seit dem Frühstück nichts gegessen haben. Während die Jungs und ich übers Eis schlittern, befragt meine Freundin Anna das Internet nach einem netten Café in Füssen. Das Netz tendiert zum Kurcafé Schlosskrone, und so landen wir einen weiteren strammen Fußmarsch später ebendort. Das Ambiente ist plüschig-traditionell, die Tortenauswahl groß, und wir ergattern den letzten freien Tisch.
Ja, und das war’s mit uns und Füssen. Wir sind um etliche Erfahrungen reicher. Aber es war doch trotz allem auch ein schöner Urlaubstag!
Mehr Familienurlaub im Allgäu
Hier geht es direkt weiter zu unseren anderen Erfahrungsberichten zum Familienurlaub im Allgäu.
- Allgäu: Bilderbuch-Familienurlaub im Herbst (mit der Königscard)
- Tag 1: Im Kletterpark und auf der Alpspitze
- Tag 2: In Roßhaupten mit Drachen und in Lechbruck mit Flößern
- Tag 3: Füssen ohne Schloss Neuschwanstein
- Tag 4: Kaiserschmarrn in Reuthe und die Burgwelt Ehrenberg
Mehr Inspirationen für einen Familienurlaub in Bayern
Obwohl ich viele Stunden daran arbeite, sind hier im family4travel-Blog alle Informationen kostenlos. Ich würde mich aber riesig freuen, wenn du dich für meine Fleißarbeit und meine Bereitschaft, unsere eigenen Erfahrungen in Worte zu fassen und zu teilen, bedanken möchtest.
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Transparenz-Hinweis: Wir waren auf Einladung der KönigsCard unterwegs und mussten entsprechend für unsere Unterkunft inklusive Karte nichts bezahlen. Solche Deals beinhalten das DASS des Berichtens, nicht die Form und vor allem nicht meine Meinung. Die bleibt immer meine eigene. Es handelt sich also um eine Recherchehilfe zur freien journalistischen Bereichterstattung, nicht um Werbung.
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