Seit die Reichsstraße 9 durch das Setesdal führt, kann man die Gegend nördlich von Kristiansand eigentlich nicht mehr als abgelegen bezeichnen. Das war nicht immer so. Was es früher bedeutete, sich auf den Weg in die „Zivilisation“ zu machen, können Urlauber immer noch auf der Wanderung über den Byklestig nacherleben.

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So schön weitläufig ist der Weg nicht überall. Leider hatte da, wo wir ernsthaft klettern mussten, niemand den Nerv zum Fotografieren.

Von Hovden nach Norden gab es bis 1969 gar keine Straßenanbindung. Und auch südwärts war bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein ab Bykle alles abgeschnitten. Es gab einen kleinen Gebirgspfad, den Byklestig, der waghalsig am Abgrund entlang führte. An der schmalsten Stelle trennten den Wanderer nur 30 Zentimeter von der gähnenden Leere. Ab 1770 war der Weg dann so weit ausgebaut, dass man ein Lastpferd mit zwei Führern (einer vorne, einer hinten) drüber bekam (wie auch immer sie das geschafft haben mögen – in meinen Augen war selbst der modernisierte und mit Geländern gesicherte Weg für ein Pferd völlig unpassierbar).byklestig-mit-kind

Wir waren also Bergsteigen. Janis war höchst begeistert. „Ich will ja schließlich Bergsteiger werden, da muss ich ja auch schon mal üben.“ Für Silas war es sehr anstrengend, denn der Weg ist wirklich sehr unbefestigt. Ausgeschrieben war er als familienfreundlich, einen Kilometer lang, in 30 Minuten zu bewältigen. Ha, ja, für Profi-Alpinisten vielleicht. Ich weiß gar nicht, wie lange wir gebraucht haben, zwei Stunden oder so. Nach wenigen Metern drehten wir um und zogen den Kindern Gummistiefel an. Über weite Strecken nämlich gingen wir nicht auf einem Weg, sondern im Bett eines kleinen Gebirgsbachs.

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Der Pfad ist als Rundweg angelegt. Als wir den Pass das erste Mal überwunden hatten und in Tyrdal angekommen waren, machten wir Rast an den allgegenwärtigen Picknicktischen.
Der Rückweg war ungleich anstrengender, obwohl wir vorausschauend die schwierigere Strecke für den Hinweg genommen hatten. Silas mit seinen kurzen Beinen war erschöpft, aber wir brauchten selbst mindestens eine Hand, um uns bei großen Schritten über Matsch und Wasser an Bäumen festzuhalten, konnten ihn also nicht tragen. Irgendwo zwischendurch (glücklicherweise nicht am Abgrund) bekam er einen Trotzanfall. Aber er schaffte es dann doch, den ganzen Weg zu laufen. Ich war sehr stolz auf meinen zweijährigen Bergsteiger, und auf den fünfjährigen natürlich auch.

Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 30. August 2009 verfasst.

Der Byklestig beginnt 5 km südlich von Bykle und ist gut ausgeschildert. Der Parkplatz ist kostenlos. Für Kinder unter drei Jahren empfiehlt sich ganz entschieden eine Tragehilfe!