Egal ob man den Ort nun Donostia oder San Sebastian nennt – einen Ausflug ist die hübsche kleine Stadt mit der Geschichte eines mondänen Seebads und dem lebhaften Stadtstrand in der bildschönen Concha-Bucht auf jeden Fall wert.
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie Baskenland mit Kindern.
Heißt es nun Donostia oder San Sebastian?
In der Geschichte hat sich die Stadt bisher als San Sebastian einen Namen gemacht.
Der Freigeist, der die ganze Region des Baskenlands durchweht, ist aber auch hier sehr lebendig. Deshalb nennt sich die Stadt heute gerne bei ihrem baskischen Namen: Donostia.
Ich weiß nicht, ob man (wie in Nordirland bei Derry bzw. Londonderry) schon ein politisches Bekenntnis ausspricht, je nachdem, bei welchem Namen man die Stadt nennt. In der Praxis sind uns beide Vokabeln begegnet, das kastilische San Sebastian allerdings öfter als Donostia (zumindest gefühlt, aber ich will mich hier auch nicht aus dem Fenster lehnen).
In deutschen Texten scheint sich die doppelte Schreibweise Donostia-San Sebastian durchzusetzen.
Die offizielle deutsche Tourismus-Webseite der Autonomen Gemeinschaft Baskenland bleibt trotzdem bei San Sebastian. Und weil das einfacher ist, als immer dieses unschöne Wortungetüm mitzuschleppen, mache ich das auch.
Das spanische Seebad mit der illustren Geschichte
Dass San Sebastian Geschichte hat, das weht uns beim Bummel entlang der stolzen Fassaden und durch die kühlen Gassen bei jedem Schritt entgegen.
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert verkehrten in San Sebastian illustre Gestalten. Seit die spanische Königin Maria Christina die Stadt 1886 zu ihrer permanenten Sommerresidenz gemacht hatte, zog es auch sonst alles hierher, was Rang und Namen hatte.
Im Ersten Weltkrieg entwickelte sich die Stadt zu einem Treffpunkt von Agenten und Diplomaten, da solche Zusammenkünfte im neutralen Spanien möglich waren und das Casino einen standesgemäßen Rahmen lieferte. Die berühmte tanzende Spionin Mata Hari war hier, ebenso wie der russische Revolutionär Leo Trotzki.
Bis in die 1970er setzte der spanische Diktator Francisco Franco die Tradition fort und verbrachte seine Sommerferien in San Sebastian, teils begleitet vom spanischen Königshaus.
Stadtbummel durch San Sebastian
Heute ist San Sebastian eine interessante Mischung. Einerseits verraten die teils heruntergekommenen Fassaden, dass die glanzvolle Ära des Badeorts schon eine Weile her ist. Andererseits pulsiert an der Promenade und am Strand das Leben.
2016 war San Sebastian gemeinsam mit Breslau europäische Kulturhauptstadt. Auch davor und danach kann sich die Stadt mit einem vollen Veranstaltungskalender rühmen.
Knapp 190.000 Einwohner leben in San Sebastian. Die schönen Ecken im Stadtzentrum liegen alle nah beieinander und sind zu Fuß gut abzuklappern (zumindest die, die wir auf unserem Tagesausflug gefunden haben, und langweilig ist uns gewiss nicht geworden).
Wir schlendern durch die autofreien Gassen auf die Kathedrale „Buen Pastor“ zu, Bummeln an den Schaufenstern entlang und beobachten die anderen Passanten, die dem Aussehen nach aus allen möglichen Schubladen in unseren Köpfen entsprungen sind: Arbeitnehmer in der Mittagspause, Familien, Touristen mit Geld, Touristen mit weniger Geld, Studenten und „künstlerisch Angehauchte“.
Donostia-San Sebastian mit Kindern
Unseren beiden Jungs gefällt die Stadt hervorragend. Das liegt vor allem am Strand, der gleich neben dem Zentrum beginnt (siehe unten).
Bis wir den erreichen, haben sie aber auch schon gut zu tun. An der Promenade befindet sich ein großer Spielplatz. Und gleich daneben dreht ein wunderschönes Nostalgie-Karussell seine Runden.
Bei unserem Stadtbummel durch die Seitenstraßen haben wir immer wieder weitere kleinere Spielplätze entdeckt.
Wer länger bleibt und Kinder dabei hat, sollte sich nach dem Aquarium erkundigen, das in der Nähe des Hafens neben dem Schifffahrtsmuseum am Fuß des Monte Urgull gelegen ist.
Aussicht auf die Muschel-Bucht
Einer der liebsten Zeitvertreibe des männdlichen Teils von family4travel auf Reisen ist es, Erhebungen zu besteigen, um runtergucken zu können. Das geht auch prima in Donostia/San Sebastian – Gerüchten zufolge, denn diesmal konnten die drei ihrem Verlangen aus zeitlichen Gründen nicht nachgeben. Wer die Aussicht genießen und die Stadt von oben sehen möchte, kann jedenfalls einen Spaziergang auf den Stadthügel Monte Urgull einlegen und sich oben gleich noch das Kastell ansehen.
Auch die Aussicht vom Monte Igueldo soll grandios sein. Den kleinen Berg am Westende der Stadt erreicht man mit dem Bus oder mit einer Seilbahn aus dem Jahr 1912, deren Bodenstation sich oberhalb des Ondarreta-Strands befindet (sagt unser Reiseführer; wir waren, wie gesagt, leider nie dort).
Der angeblich schönste Stadtstrand Spaniens
Sehr wohl persönlich inspiziert haben wir den Playa de la Concha, den Strand der Muschel-Bucht, der sich direkt ans Stadtzentrum schmiegt. Er gilt als einer der schönsten Stadtstrände der Welt, mindestens aber Spaniens.
Ich bin da wohl nicht die Autorität, die darüber urteilen könnte. Es ist jedenfalls ein hübscher breiter Streifen Sand mit prima Aussicht über die grüne Bucht und die Promenade. Es gibt kostenlose Duschen und einen Sonnenschirmverleih. Unsere Jungs waren auch mit der Buddel-Qualität zufrieden und haben ein seliges Stündchen mit ihrem Sandburgenbau verbracht (Anfang Juni war noch genügend Platz dafür, in der richtigen Sommersaison wird der Strand wohl sehr voll, hab ich gehört, und alles andere würde mich auch arg wundern).
Der Name La Concha ergibt sich übrigens aus der Form der Bucht. Muscheln zu finden gibt es nicht.
Unser teuerster Cappuccino
Martin und ich haben währenddessen unseren teuersten Cappuccino in ganz Spanien getrunken. Das einzige Café in unmittelbarer Reichweite des Stadtstrands nämlich ist das renommierte Hotel London. Es gibt Tische auf dem Platz direkt oberhalb des Strands. Der Cappuccino kostet 3,10 Euro und damit mehr als doppelt so viel wie anderswo (ja, Spanien ist unterm Strich doch immer noch ein budgetfreundliches Land).
Mehr Erfahrungsberichte aus San Sebastian
Ich hab mich umgesehen und ein paar Reiseblogger gefunden, die ebenfalls schon in San Sebastian waren und darüber geschrieben haben.
- Julia von Bezirzt hat sich ganze zwei Wochen für die Stadt Zeit genommen und beschreibt ihr Zuhause-Gefühl, das sie für San Sebastian entwickelt hat.
- Elke vom Meerblog war in San Sebastian auf Pressereise inklusive Kochkurs und hat einen wunderschönen Artikel darüber geschrieben.
- Die Creativelena war schon 2013 da und hat San Sebastian 18 Stunden lang erkundet.
Mehr übers Baskenland mit Kindern
Hier geht es zu den anderen Teilen unserer Familien-Tour durchs Baskenland.
Lieben Dank für die Erwähnung! Mir scheint, dass euch die Stadt auch gut gefallen hat. :-) Auf dem Monte Igueldo ist die Aussicht tatsächlich grandios. Leider ist es ein privater Hügel und berufliches Fotografieren nur mit Genehmigung gestattet. Dabei ist klar, dass man nur dort die perfekte Aussicht auf La Concha hat. Ich war ja wie ihr bei Strandwetter dort, jetzt fehlen noch die anderen Jahreszeiten. :-) Liebe Grüße von der Nordsee! Elke
Danke für den Hinweis mit den Fotos. Sowas ist immer ärgerlich, vor allem, wenn man extra hingelaufen ist und dann feststellt, dass man nicht so darf, wie man gern wollte. :)
Wie es in San Sebastian bei Sturm und Winter ist, wäre sicher spannend zu erfahren. Hat bestimmt auch was.
Oh das ist aber lieb, dass ihr mich erwähnt ? Hach beim Lesen eures Artikels muss ich direkt wieder an unsere Tage letztes Jahr dort denken.
Ganz liebe Grüße von Christina