[redaktionelle Kooperation] Nach über einem Jahr Pandemie sind – zumindest für die verantwortungsbewussten Menschen unter uns – immer noch keine Auslandsreisen wieder in Sicht. Statt uns von dieser Erkenntnis runterziehen zu lassen, machen wir nach wie vor das Beste draus. So sind wir vergangene Woche nach London gereist – natürlich nicht echt, aber doch „live“ und in professioneller Begleitung. Die zertifizierte Stadtführerin Julia Huber hat uns durch ihre Wahlheimatstadt geführt und uns dabei eine Menge Kurioses und Neues erzählt.

Eine gute Stunde Urlaub vom Alltag

Wir haben einen sehr guten Aussichtspunkt erwischt, denn wir sehen den Tower of London beinahe in seiner Gesamtheit. Auch die Themse haben wir perfekt im Blick. So gut haben wir den Unterschied zwischen den Gezeiten in der Stadt an der Flussmündung noch nie beobachten können.

London mit Kindern, Tower of London

2013 standen wir zuletzt nur wenige Meter weiter. Da war der halbe Tower eingerüstet und wir waren ganz auf uns allein gestellt beim Sightseeing.

Es ist lange her, dass wir zuletzt in London waren. Umso schöner ist es, endlich wieder den Anblick des Towers zu genießen. Einige markante Hochhäuser in der Umgebung kennen wir noch nicht. An vieles andere erinnern wir uns, sobald wir es vor uns sehen. Es macht Spaß, der Weltstadt endlich wieder nahezukommen.

london aussicht von towerbridge 2013

Blick auf die Themse von der Tower Bridge aus – im Jahr 2013.

Währenddessen erklärt uns Julia auf ausgesprochen unterhaltsame Weise, was für Folgen der ständig wechselnde Flusspegel auf verschiedenen Ebenen hat. Sie lässt uns raten, wie viele Meter der Tidenhub wohl beträgt. Die richtige Antwort überrascht uns dann doch.

Dann geht es weiter zur nächsten Station unserer Stadtführung: in die Londoner Kanalisation, die Touristen sonst selten zu Gesicht bekommen…

Durch London per Zoom

Die Idee ist naheliegend in Corona-Zeiten. Zoom scheint das Allheilmittel zu sein, wenn schon nicht gegen das Virus, dann doch wenigstens gegen die schlimmsten Auswüchse des Lockdowns. Und so begrüßt uns das Gesicht unserer Stadtführerin zu Hause in unserem Wohnzimmer.

london virtuell julia huber

Wir haben uns gut vorbereitet auf unsere Tour mit Julia und grooven uns mit tea and scones auf London ein.

Wer schon die eine oder andere Videokonferenz hinter sich gebracht hat, braucht keine technische Überforderung zu fürchten. Der Link kommt per E-Mail nach der Buchung der Stadtführung über ein Event-Portal. Unser Mikrofon ist automatisch stummgeschaltet und auch die Kamerafunktion wird auf unserer Seite der Leitung nicht gebraucht. Ob wir die Stadtführung in Jogginghose oder Nachthemd unternehmen, bleibt geheim.

Immer zu sehen ist hingegen unser Guide. Julia ist gebürtige Österreicherin, lebt seit vielen Jahren in London und hat sich der äußerst aufwändigen Ausbildung zum Blue-Badge-Guide unterzogen. Das heißt, sie weiß auf so gut wie jede Frage über London eine Antwort und hat unglaublich viele Insider-Tipps für alle Lebenslagen parat. Ihr feuerroter Haarschopf bleibt in einem kleinen Fenster immer sichtbar, während sie in ihrem Londoner Zuhause live ihren Bildschirm mit uns teilt. Dort erscheinen aktuelle Landkarten, historische Fotografien, kurze Videosequenzen, alte Pläne, Live-Schaltungen und immer wieder eigene Fotos.

london virtuell tea time

Was wir zu sehen kriegen, ist ein unterhaltsam zusammengestelltes London-Potpourri.

London Curiosities faszinieren auch Teenager

„Schräges, Witziges und Unglaubliches“ präsentiert Julia bei ihrer virtuellen London-Tour. Themse, Tiere und Traditionen stehen dabei inhaltlich im Zentrum. Das eine oder andere habe ich schon mal gehört (als jemand, die immerhin die Schlagzeilen diverser englischer Zeitungen liest – bei Twitter). Das Meiste aber ist mir völlig neu.

Auch die Jungs hören gespannt zu. „Schon ziemlich interessant“, urteilt der 14-Jährige Silas hinterher. „Klar könnte man sagen, man kann sich auch eine Doku ansehen, aber hier hätte man ja über den Chat jederzeit Fragen stellen können.“

„War jetzt keine Zumutung, sich das anhören zu müssen“, bestätigt sein 16-jähriger Bruder. „Über den Fettberg hab ich schon mal ein YouTube-Video gesehen, das wusste ich also schon. Aber zum Beispiel die Geschichte, warum in dem einen Restaurant immer eine Katze mit am Tisch sitzen muss, wenn es 13 Gäste sind, die fand ich echt lustig und da hatte ich auch noch nie von gehört.“

london virtuell mit kind

Für Familien mit Kleinkind eignet sich so eine virtuelle Tour besonders gut. Franka macht einfach ihr Ding und kommt immer wieder angeflitzt, wenn es für sie doch interessant wird.

Ab zwölf Jahren empfiehlt Julia die Curiosities-Tour. Für Jüngere gibt es die virtuelle Kids‘-Tour ‘Von Bobbies, Corgis und dem fliegenden Doppeldecker’ ab sieben Jahren.

„London für Familien“ in besseren Zeiten

Normalerweise führt Julia Touristen vor Ort durch ihre Stadt und sie hofft inständig, dass sie das bald wieder tun kann. Deshalb plant sie die nächsten virtuellen Touren erst wieder im Herbst, wenn die erste Nach-Corona-Reisesaison vorbei ist (alle aktuellen Termine stehen auf ihrer Homepage).

„Live und in echt“ zeigt sie vor allem gern Familien die Highlights und versteckteren Sehenswürdigkeiten von London. Dafür hat sie verschiedene Touren und Rätsel-Rallyes auf Lager, die für kleine Gruppen mit Kindern ab sechs Jahren maßgeschneidert sind. Auch ganz exklusiv können Kunden Julia nur für die eigene Familie buchen und das Programm individuell mit ihr abstimmen. Als Blue-Badge-Guide darf sie viele Sehenswürdigkeiten auch von innen zeigen, beispielsweise Westminster Abbey und das British Museum.

Ich habe mir fest vorgenommen, unsere nächste Stadtführung in London mit Julia zu machen, wenn wir das nächste Mal in der Stadt sind!

london doppeldecker

Ich hätt so Bock auf London!

Mehr virtuelle Reisen

Bis dahin bleibt zumindest für uns noch ungeimpfte Kontinentaleuropäer das Reisen auf dem heimischen Sofa. Klar, das ist nicht ansatzweise vergleichbar mit einem echten Urlaub. Aber wir fünf hier haben immer wieder großes Vergnügen entwickelt für virtuelle Reisen.

Bis Julia den London-Trip am Bildschirm wieder in ihre professionellen Hände nimmt, kann sich zu Hause jede und jeder selbst eine individuelle Reise basteln. Die Anleitung dazu gebe ich in diesem Tutorial:

Anleitung: eine Virtuelle Reise planen (am Beispiel Schottland)

virtuelle reise planen anleitung

Wer nicht pauschal eine virtuelle Reise buchen möchte, baut sich einfach selbst eine!

Inspirationen für mögliche Ziele findet ihr reichlich hier im Blog. Unsere gesammelten Werke über unsere letzte England-Reise 2013 sind übrigens hier gelistet: England mit Kindern – unsere geballten Erfahrungen mit Familienurlaub.

Und wer auf der Suche nach mehr virtuellen Erlebnissen in Großbritannien ist, sollte mal einen Blick auf „The List“ werfen. Die Seite ist eigentlich ein Verzeichnis für Kulturveranstaltungen aller Art, hat sich aber in Pandemie-Zeiten vor allem auf Online-Events spezialisiert. Manche sind kostenpflichtig, andere gratis. Wir haben es bisher noch nirgendwo ins Home-Office-Publikum geschafft, aber so ein virtueller Besuch in einem britischen Theater hätte doch mal was!

Transparenz-Hinweis: Julia hat uns als Reiseblogger zu ihrer Tour eingeladen. Vor allem im Hinblick darauf, dass es vorerst gar keine weiteren buchbaren Termine für die virtuelle London-Tour gibt, war die Berichterstattung keinerlei Bedingung dafür. Ich schreibe trotzdem über unsere Erfahrung, weil ich begeistert bin von Julias Arbeit und finde, dass alle davon wissen sollten – damit ihr als meine Leser auch in den Genuss kommen könnt, ob nun live oder virtuell. (Und außerdem möchte ich so gerne mal wieder das Gefühl haben, in meinem Reiseblog über andere Länder als Deutschland berichten zu können…)