Dieses Interview habe ich während unserer 11-monatigen Familien-Auszeit mit meinen beiden Jungs geführt, die zu jenem Zeitpunkt zehn und fast acht Jahre alt waren.

Seit ziemlich genau sieben Wochen sind wir nun auf der Reise. Wir haben bereits sieben fremde Länder erkundet: Süddeutschland (okay, das ist ein bisschen gemogelt, aber es war die erste Station unserer Reise  ;) ), Österreich, Slowenien, Italien, Kroatien, Ungarn, und jetzt den größten Teil Rumäniens. Für mich ist dieser Trip jetzt schon so ziemlich die beste Entscheidung meines Lebens. Was wir in diesen Wochen erkundet, erfahren und gelernt haben, ist unglaublich, und jeden Morgen bin ich froh und dankbar, dass wir losgefahren sind.

Aber wie ist das bei unseren Kindern? Als Mutter hat man doch bei allen Dingen grundsätzlich Bedenken, ob man seinen Job okay macht. Ob die Entscheidungen, die man für den Nachwuchs trifft, dessen Entwicklung positiv beeinflussen, und ob die Kinder zufrieden sind mit ihrem Leben. Umso dringender wird diese Frage, wenn man besagten Nachwuchs quer durch Europa schleppt. Wir haben deshalb ganz einfach mal auf der Rückbank nachgefragt, wie ihnen das Reisen bis jetzt so bekommt.

Achtung: Die Antworten sind unzensiert und vielleicht nicht ganz wunschgemäß, dienen dafür aber hoffentlich als authentische Entscheidungshilfe für jene, die sich eventuell auch gerade diese Mütter-Frage in Bezug auf Langzeitreisen stellen…

Frage 1: Das Reisen

Ich: Wir sind jetzt seit ziemlich genau sieben Wochen unterwegs. Wie gefällt euch das Reisen bis jetzt?“

Beide: „Gut!“

Janis: „Mir gefällt es, weil man neue Dinge sieht.

Frage 2: Das Couchsurfing

Ich: „Wie kommt ihr mit unserer Art des Reisens zurecht? Mit dem Couchsurfing?“

Silas: „Das Couchsurfing gefällt mir besser, als wenn wir in Jugendherbergen oder Hotels oder Ferienwohnungen übernachten. Das heißt, in den Hotels und so gefallen mir die Nächte besser, weil wir dann nicht im Schlafsack schlafen müssen, sondern eine richtige Decke haben. Aber die Tage gefallen mir beim Couchsurfing besser, vor allem, wenn es in der Familie dort Kinder gibt und die Lego haben. Denn damit wurde uns meistens erlaubt zu spielen. Oder besser gesagt, immer. Und es gefällt mir besser, weil man mehr mit anderen Leuten reden kann, und Englisch üben.

Frage 3: Die Reiseziele

Ich: „Wo hat es euch denn bis jetzt am besten gefallen?“

Silas: „In Kroatien. An der Adria. Die Umgebung war schön. Das Meer. Auch die Städte dort haben mir gefallen, Poreč zum Beispiel, aber vor allem die Adriaküste. Und unser Hotel dort hat mir gefallen, dass die einen Pool hatten.“

Janis: „Mir hat es in Ungarn am besten gefallen, weil wir da ins Schwimmbad gegangen sind und das Kinderbecken, in dem wir stehen konnten, ganz für uns hatten. Und es gab in diesem Thermalbad da dieses Warmwasserbecken, in dem man sich immer wieder aufwärmen konnte. Der Pool in Kroatien war nämlich schon ziemlich kalt…“

Frage 4: Schule unterwegs

Ich: „Wie kommt ihr mit der Schule unterwegs zurecht?“

Silas: „Ich finde das besser als die Schule zu Hause. Weil wir weniger Unterricht machen müssen, weil alles viel kürzer dauert, weil unsere Lehrerin und unser Lehrer nicht auf die ganze Klasse warten müssen, bis alle das verstanden haben, sondern nur auf einen einzigen Schüler, also mich.“

Janis: „Ja, das finde ich auch. Was Silas sagt. In der Schule verstehe ich manchmal was nicht, und bevor ich darüber nachdenken kann, geht der Unterricht schon weiter, und dann verstehe ich den Rest auch nicht. Wenn ich hier was nicht verstehe, dann wird mir das sofort näher erklärt, ohne dass andere Kinder warten müssen und sich langweilen.“

Ich: „Habt ihr das Gefühl, dass ihr hier genauso viel lernt wie zu Hause in der Schule?“

Silas: „Zu Hause in der Schule lerne ich nicht so viel wie jetzt auf der Reise.“

Janis: „Wir lernen halt ganz viel über manche Sachen, die in der Schule gar kein Thema sind. In Museen zum Beispiel, oder auch über Dracula in Transilvanien. Dafür können wir manche Sachen aber auch gar nicht lernen, zum Beispiel haben wir hier ja gar kein Eurhythmie oder Musikunterricht.“

Frage 5: Die negativen Seiten des Reisens

Ich: „Ist es euch denn auch schon mal zu viel geworden? Also, hattet ihr jetzt auch schon mal die Nase voll vom Reisen?“

Janis: „Nein.“

Silas: „Ja. Es ist halt nicht so leicht, seine Oma und seinen Opa so lange nicht zu sehen. Und ich vermisse auch alle meine Freunde, und einfach unser Haus. Und meine Kisten voll Playmobil.“

Ich: „Und du hast es noch nicht einen Moment lang bereut, dass wir auf dieser Reise sind, Janis?“

Janis: „Nö. Oder… doch, einen Moment lang manchmal schon. Manchmal denke ich mir, ach, wäre ich doch jetzt zu Hause und könnte runter zu Oma und Opa gehen und meine Asterix-Comics lesen.“

Ich: „Und du, Silas, wärst du unterm Strich lieber zu Hause oder lieber weiter auf Reisen?“

Silas: „In manchen Momenten wäre ich tatsächlich lieber zu Hause. Aber in anderen Momenten finde ich es besser zu reisen. Reisen ist schon auch schön.“

Frage 6: Die guten Seiten am Reisen

Ich: „Was findet ihr besonders toll am Reisen?“

Janis: „Über all diese anderen Länder was zu erfahren, und über andere Familien.“

Silas: „Wenn man sich mit anderen Leuten beschäftigt, lernt man ja auch viel mehr über die Länder, in denen die wohnen. Beim Couchsurfing lernen wir ja viele Leute kennen.“

Ich: „Mhm. Was für interessante Sachen habt ihr da denn schon erfahren?“

Silas: „Die Geschichten, die unsere Gastgeber von früher erzählt haben. Aus ihrer Kindheit, als hier noch der Sozialismus herrschte. Was Sandor gestern erzählt hat, zum Beispiel, dass er als Kind immer in der Schlange vorm Laden stehen musste, ohne zu wissen, was es überhaupt zu kaufen gab, und sein Bruder schnell zu den Lastwagenfahrern gerannt ist, um das herauszufinden. Und dann haben die ihn immer veräppelt, zum Beispiel, dass es Eselfleisch gibt oder so.“

Frage 7: Weitere Reisepläne

Ich: „Von den elf Monaten, die wir maximal reisen können, sind jetzt fast zwei Monate um. Habt ihr denn noch Lust, noch neun Monate weiterzureisen?“

Janis: „Ja!“

Silas: „Mal sehen. Neun Monate wahrscheinlich nicht. Aber sechs Monate bestimmt.“

Weitere Langzeitreise-Interviews mit den Kindern