Einen einzigen Tag nur haben wir in unserem Schottland-Urlaub in Glasgow verbracht. Eigentlich viel zu wenig! Trotzdem ist es uns gelungen, einen guten Überblick über die Großstadt mit dem zweifelhaften Ruf zu gewinnen – und sie ernsthaft schätzen zu lernen. Denn statt industriellem Niedergang haben wir eine gar nicht mal so spröde Schönheit voller hochkarätiger Museen, hintergründigem Humor und unzähligen Ecken zum Zwei-Mal-Hingucken gefunden. Glasgow mit Kindern – unser Erfahrungsbericht.
[Dieser Reisebericht von unserem ersten Besuch in Glasgow stammt ursprünglich aus dem Jahr 2017. Anfang 2025 habe ich ihn überarbeitet und aktualisiert.]
Ein Tag in Glasgow mit Kindern
Großstädte und wir, das ist so ein leicht ambivalentes Thema. Es gibt durchaus welche, die wir lieben. (Barcelona zum Beispiel. Und inzwischen Stockholm!) Aber meistens absolvieren wir die Metropolen unserer Reiseländer quasi als Pflichtnummer. Oder als notwendiges Übel, um in die Museen zu kommen, die uns interessieren.
Auf unserer dreiwöchigen Schottland-Reise sind es diesmal nur die beiden Jungs und ich. Wir sind nicht zum Spaß hier, sondern zur Recherche für unseren Reiseführer „Schottland mit Kindern„*. Heißt: Wir müssen vor allem zielgerichtet Wandern und darüber schreiben.
Von vornherein haben wir deshalb kein Quartier in der Großstadt bezogen. Glasgow als Tagesausflug schien mir bei der Planung völlig ausreichend. Und na ja, wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich lieber in Schottlands Natur Wandern gehe oder die Stadt besichtige, dann würde ich wohl doch immer wieder die Natur wählen. Aber wenn man beides haben kann, weil man (wie wir) ganze drei Wochen in Schottland bleibt, dann würde ich für Glasgow jetzt doch mindestens zwei Tage einplanen!
Tagesausflug nach Glasgow von Helensburgh aus
Stattdessen wohnen wir eine Woche lang in Helensburgh. Die Kleinstadt liegt rund 50 Kilometer westlich von Glasgow. Das ist völlig in Ordnung, denn Helensburgh ist wunderschön. Unsere Ferienwohnung dort ist ein Traum („The Lookout“ über AirBnB).
Vom Bahnhof in Helensburgh fahren stündlich Züge nach Glasgow. Wie in Großbritannien üblich, werden die Tickets nach der Stoßzeit ab 9 Uhr deutlich billiger. In 45 Minuten fahren wir nach Glasgow und abends wieder zurück. Und das für einen Preis, für den wir nicht einmal das Benzin für unser Auto kriegen würden – geschweige denn einen Parkplatz im Stadtzetrum!
Wir kommen an der Queen Street Station an. Die hat schon so ein bisschen Hinterhofcharakter. (Möglicherweise liegt das daran, dass wir nicht den Haupteingang nehmen. Da bin ich mir nicht sicher.) Durch schmale, relativ dunkle Gassen trägt uns die Masse aber fix und zuverlässig zum George Square. Der ist zum Zeitpunkt unseres Besuchs eine Großbaustelle. Ob er später mal richtig hübsch wird, bleibt abzuwarten.
Sightseeing in Glasgow mit Kindern: Stadtrundfahrt mit Hop-on-hop-off
Auf jeden Fall beginnen am George Square die Sightseeing-Bustouren mit den typischen roten Doppeldeckerbussen und dem aus sämtlichen Großstädten Europas bekannten Slogan „hop on hop off“. Meine nicht mehr so lauffreudigen Eltern schwören bei ihren Städte-Trips schon länger auf diese Einrichtungen. Wir haben die Busse in Wien zum ersten Mal ausprobiert und als ziemlich praktisch erlebt.
Im Gegensatz zur österreichischen Hauptstadt sind die schottischen Pendants auch gar nicht mal so teuer. Ein Familienticket [2+3] kostet 2025 40 Pfund für einen Tag. Das Zwei-Tages-Ticket für Familien gibt es für 50 Pfund. Klar, ein Tagesticket für die Öffis ist billiger. (Das Roundabout Ticket für Zug [aber nicht bis Helensburgh], U-Bahn, die meisten Busse und sogar einige Fähren kostet 2025 7,40 Pfund pro Erwachsenem, Kinder bis 16 Jahre die Hälfte.)
Das Charmante an den Hop-on-hop-offs ist aber, dass sie sozusagen die Idealroute entlang aller Sehenswürdigkeiten nehmen und dabei noch interessante Infos über die Stadt bieten. Sightseeing im Sitzen und im Kurzformat. – Gerade wenn man Glasgow mit Kindern erkunden möchte und dafür nicht viel Zeit hat, ist das schon recht effizient und bequem.
Achtung: Es gibt in Glasgow zwei verschiedene Sorten von Bussen. Die einen bieten einen Live-Kommentar, den ein Mensch mit Mikro irgendwo im Bus gibt. Vorteil: Wenn man ihn findet und zu ihm durchkommt, kann man auch Fragen stellen. Nachteil: Der, den wir zuerst hatten, hat immer wieder ziemlich schräg gesungen. Und natürlich ist dann alles auf Englisch. Wenn man mit kleineren Kindern unterwegs ist, die noch nicht so gut Englisch verstehen, sollte man darauf achten, einen mit dem Aufdruck „We speak your language“ zu erwischen. Dann kommt die Stimme in den Kopfhörern zwar vom Band. Dafür wahlweise auch auf Deutsch.
Sehenswürdigkeiten in Glasgow
Unsere erste Busfahrt dauert gar nicht lange. Schwuppdiwupp sind wir im Kathedralen-Viertel. Dort verlassen wir unser rotes Gefährt gemeinsam mit einem ganzen Schwung anderer Tourist*innen.
Glasgows St. Mungo-Kathedrale
Die Kathedrale ist St. Mungo geweiht. (Der hat sich, wie wir lernen, nicht ausschließlich um verletzte Zauberer gekümmert. Nebenbei hat er auch noch Glasgow gegründet.)
Die Kirche gilt als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Glasgow. Und ja, sie ist recht hübsch.
Morbider Charme: Glasgow Necropolis
Viel spannender finden wir allerdings den Friedhof hinter der Kathedrale. Die Nekropole auf dem Hügel ist riesig und dicht an dicht mit imposanten Grabmälern bestückt. Seit ich den Bericht über den Highgate Cemetery in London bei KindAmTellerrand gelesen habe, will ich da unbedingt hin.
Allerdings lesen wir unseren altmodischen Papier-Stadtplan nicht richtig. (Mein Handy liegt zu diesem Zeitpunkt wohlverwahrt in Helensburgh in einem Gefrierbeutel voller Reis. Tags zuvor hat es ein unfreiwilliges Bad in einem hübschen Highland-Bächlein genommen. Wir bereisen Glasgow daher völlig analog. Hat seine Herausforderungen, ist jedoch möglich. Ich empfehle es nicht.) So, wie es ist, trennen uns eine dicke Mauer, eine Böschung und eine Straße vom Zugang der Nekropole.
So beschließen wir, mit dem vergleichsweise winzigen, aber durchaus pittoresken alten Friedhof rund um die Kathedrale selbst Vorlieb zu nehmen.
St. Mungo Museum of Religious Life and Art
Ganz in der Nähe befindet sich das St.-Mungo-Museum. Das hat sich die ehrgeizige Aufgabe gesetzt, auf zwei Stockwerken einen Überblick über sämtliche Weltreligionen zu geben.
Problem: Die Jungs sind grade nicht museumstauglich. Nach so viel Zug und Bus und Friedhof müssen sie auf dem großen freien Platz vor der Kirche gerade mal ein bisschen Dampf ablassen. Also flitze ich alleine durch die Räume. Denn als studierte Religionswissenschaftlerin will ich mir die Gelegenheit partout nicht entgehen lassen. Schön: Mit 13 und zehn sind meine Kinder tatsächlich langsam alt genug für solche Aktionen. Yay!
Das Zusammenspiel aus Bildern und Artefakten verschiedener Glaubensrichtungen ergibt ein hübsches Mosaik. Besonders gelungen finde ich einen Raum im Obergeschoss, in dem Vitrinen zu einem Oberthema mit Gegenständen aus verschiedenen Religionen bestückt sind. Gerade für Kinder ist das ein netter Ansatz. Es ist ein bisschen wie ein Bilderbuch, das im Idealfall Lust auf mehr macht. Tiefgreifende Informationen habe ich auf meinem Kurzbesuch nicht entdeckt. Ich empfehle aber trotzdem einen ausdauernderen Aufenthalt als den meinen. – Allein schon, weil der Eintritt frei ist. (Das gilt übrigens für fast alle Museen in Glasgow!)
Glasgow mit Kindern erleben
Wir steigen in den nächsten bunten Doppeldecker und bleiben diesmal länger an Bord. Die Tour führt uns am Glasgow Green entlang, wo am kommenden Wochenende ein riesengroßes Dudelsack-Festival stattfinden soll. Schon jetzt proben an jeder Ecke Dudelsackspieler.
Eigentlich wollte ich uns am People’s Palace aussteigen lassen. [In dem viktorianischen Glashaus ist das ebenfalls eintrittsfreie Museum zu Glasgows Stadtgeschichte untergebracht. Die wunderbare Atmosphäre dort haben wir bei einem zweiten Besuch in Glasgow sehr genossen. Leider ist es inzwischen dauerhaft geschlossen. Der Palast muss renoviert werden, doch es ist kein Geld dafür da. Schade!]
Aber da ist heute die Straße gesperrt, wie es aussieht. Bevor ich gecheckt habe, dass wir an einem provisorischen Haltepunkt die Stop-Taste drücken müssten, sind wir schon dran vorbei. Gut, dann eben nächstes Mal.
Glasgows Niedergang
Wir brausen also weiter durch die Stadt, die früher mal die zweitgrößte des Britischen Empires war. Heute ist Glasgow nur noch Nummer vier in der Liste, obwohl das Königreich deutlich kleiner geworden ist. Schon im 19. Jahrhundert überschritt die Industrie- und Arbeiterstadt die Millionengrenze. Spätestens seit den 1960er Jahren ging es dann aber steil bergab, mit allem. Nummer 1 war Glasgow bald nur noch in der Kriminalitätsstatistik. Aktuell hat die Stadt gut 600.000 Einwohner und damit fast die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren!
Und Glasgows Wiederaufstieg
Seit den 90ern läuft es aber zunehmend besser. Sicher gibt es in den alten Industrievierteln etliche „No-Go-Areas“. Von denen kriegen wir auf unserem Tagesausflug aber absolut nichts mit. Umso mehr schöne Ecken bekommen wir zu Gesicht.
Zunächst einmal fährt uns unser bunter Sightseeing-Bus am Clyde entlang Richtung Westen. An die alten Docks (wo früher halb Schottland arbeitete) erinnert heute nur noch gelegentlich ein Kran. Dann haben wir den Scottish Events Campus erreicht, ein sehr modernes Viertel mit diversen Veranstaltungsgebäuden.
Die beiden charakteristischsten Bauwerke sind das Clyde Auditorium und die SSE Hydro. Letztere ist eine Veranstaltungsarena mit 13.000 Plätzen, die 2013 eröffnet wurde. Das Auditorium wird gemeinhin „The Armadillo“ genannt: „das Gürteltier“. Das Konzerttheater wurde bereits 1997 fertiggestellt und bietet Platz für etwas intimere Konzerte und Theaterproduktionen.
Museen in Glasgow mit Kindern
Die meisten Familien, die mit uns im Bus sitzen, steigen am Riverside Museum aus. Das zeigt Fortbewegungsmittel aller Art. Zu sehen sind zum Beispiel das älteste erhaltene Fahrrad der Welt, dazu Straßenbahnen, Dampfloks, Oldtimer und Schiffsmodelle. Auch hier ist der Eintritt frei.
Wir bleiben sitzen, denn meine Jungs wollen lieber Dinosaurier sehen. Die verspricht uns mein Reiseführer sowohl im Kelvingrove Museum als auch im Hunterian. Beide Institutionen befinden sich recht nah beieinander im Uni-Viertel.
University of Glasgow (und Silas‘ Zukunftspläne)
Wir spazieren durch den Park auf die Uni zu. Die sieht aus wie Hogwarts, und die Jungs sind begeistert. Ich mag den architektonischen Historismus des 19. Jahrhunders auch – denn um nichts anderes handelt es sich. Die Uni von Glasgow ist zwar wirklich alt (1451 gegründet). Aber der prachtvolle Neubau war eben ein solcher (damals, in den 1870ern).
Es sind Semesterferien, und so geht es auf dem Campus nicht allzu wuselig zu. Wir picknicken im Innenhof. Und obwohl Silas die Uni Hannover im Welfenschloss kennt, die architektonisch (zumindest im Hauptgebäude) auch nicht von schlechten Eltern ist, fasst er einen Entschluss: „Ich glaube, ich werde in Glasgow studieren.“
Ist okay, ich komm dann gerne öfter mal zu Besuch. :) [Inzwischen ist der Gute 18 und hat keine konkreten Auslandsstudienpläne mehr.]
Hunterian Museum (und wie meine Kinder dort versackten)
Mit Details wie der Fächerwahl halten wir uns nicht auf, sondern betreten das ehrwürdige Gebäude. Auf dem Weg zum Hunterian Museum irren wir eine Weile durch die Gänge. Dabei begegnen wir einer Traube von Studierenden, die nervös vor einem Prüfungsraum warten. Aber es scheint seine Ordnung zu haben, dass Tourist*innen hier rumlaufen. Jedenfalls ist das Museum überall ausgeschildert.
Die Sammlung umfasst vor allem natur- und wissenschaftsgeschichtliche Ausstellungsstücke. Sie geht auf den Gelehrten William Hunter zurück, der ein Pionier der Gynäkologie, aber eben auch ein leidenschaftlicher Sammler war. Sein Vermächtnis verwandelte sich 1807 in Schottlands ältestes öffentlich zugängliches Museum.
Der versprochene Dino ist ein höchstens mittelgroßer Plesiosaurier. Da hat das Kelvingrove Museum nebenan wohl doch mehr zu bieten. Überhaupt ist das viiiel größer. Angesichts der Tatsache, dass sich die Jungs mit Feuereifer in die recht konservativ aufgebaute Sammlung vertiefen, bin ich aber regelrecht froh, dass wir uns das vergleichsweise kleine Hunterian ausgesucht haben.
Eigentlich bin ich ja immer dafür, in Museen im Ausland etwas über das Ausland zu lernen und generelle Themen lieber zu Hause abzufrühstücken. Meine Planung sah vor, hier einmal kurz durchzumarschieren und dann nach einem Blick in die ebenfalls nahegelegene Hunterian Art Gallery das Uni-Viertel zu erkunden.
Aber da hab ich die Rechnung ohne meine Kinder gemacht. Jeder seit 200 Jahren in Formaldehyd eingelegte Blinddarm wird genauestens inspiziert. Ebenso ergeht es der (in der Tat beeindruckenden) Sammlung an Gallensteinen. Auch die hölzernen Modelle physikalischer Phänomene, die sich Professor William Thomson Kelvin himself gebastelt hat, müssen sie im Detail betrachten. Aus unserer „Travelschooling“-Zeit weiß ich, dass es sinnig ist, solchen Bildungs-Sternstunden Raum zu geben. Selbst wenn es gerade nicht in mein Konzept passt. Und so stehen wir in Glasgow gut und gerne 20 Minuten vor einer alten Lehrkarte, die in Köln gedruckt wurde, und beschäftigen uns eingehend mit der Anatomie von Rochen.
Tee Time!
Für Kunst haben wir daraufhin wirklich keine Zeit mehr. Auch am Mackintosh House gehen wir vorbei. (Aber das wäre eh eines der wenigen Museen in Glasgow gewesen, für das man Eintritt zahlen muss.)
Wir haben nämlich eine Verabredung zum Tee! – Also, es wartet nur ein Tisch auf uns, den ich voller Vorfreude reserviert habe. Aber immerhin. Ein Mal in unserem Schottland-Urlaub wollen wir uns einen ausgewachsenen Afternoon Tea gönnen.
Selbstverständlich ist Glasgow voller ansprechender Cafés und Tea Rooms. Aber nachdem wir in Helensburgh das Hill House besichtigt haben, bin ich voll auf dem Mackintosh-Trip. Der Star-Architekt des ausgehenden 19. Jahrhunderts hat eine schottische Version des Jugendstils erfunden. (Sagt man zumindest immer. Ich selbst kann an seinen Ecken und Kanten eher wenig Jugendstilistisches erkennen. Aber ich hab von so was ja auch null Ahnung.)
Charles Rennie Mackintosh und seine Frau Margaret MacDonald haben in ihrer Heimatstadt Glasgow an beinahe jeder Ecke gewirkt. Es gibt sogar Stadtführungen speziell über die Spuren ihrer Werke. Am bequemsten lässt sich ihr Wirken jedoch in den Willow Tea Rooms rezipieren.
The Willow Tea Rooms in der Sauchiehall Street
Die Willow Tea Rooms entstanden in den 1880er Jahren als alkoholfreie Gegenbewegung zur schottischen Pub-Kultur. Kate Cranston (eine wirklich interessante historische Persönlichkeit!) führte zeitweise ganze acht Stück und legte dabei Wert auf modernes Design. Da jenes irgendwann vom Geschmack überholt wurde und Mackintosh zeitweise in Ungnade gefallen war, sind nur wenige Originale in Museen gerettet worden. Inzwischen ist Mackintosh als touristisches Zugpferd wiederentdeckt und steht bei Einheimischen wie Auswärtigen hoch im Kurs.
Seit 1983 gibt es wieder einen Willow Tea Room. Zwischenzeitlich gab es bis zu drei (2018). Wie es aussieht, existiert 2025 in Glasgow nur noch ein Etablissement dieses Namens in der Buchanan Street. Dafür gibt es nun einen Ableger in Edinburgh. (Aktuelles und schöne Bilder vom typischen Mackintosh-Interieur findet ihr auf der Website.)
Die schlichte Eleganz der Einrichtung gefällt auch den Jungs. („Schon irgendwie ganz cool“ werte ich da mal als Begeisterungsausbruch.) Bis wir das Café gefunden haben, müssen wir allerdings ganz schön suchen: Es befindet sich in der dritten Etage des Haushaltswarengeschäfts Watts Brothers.
Alle drei sind wir ausgesprochene Kaffee-und-Kuchen-Fans. Folglich überrascht es nicht, dass unser luxuriöser Afternoon Tea der persönliche Höhepunkt unseres Tagesausflug nach Glasgow ist. Wir bestellen einmal das volle Programm mit Sandwichs, Scone mit clotted cream und Shortbread plus Kuchen nach Wahl. Dazu dürfen die Jungs sich jeder ein eigenes Gebäckstück aussuchen. Wir teilen alles und fahren mit dieser Methode so gut, dass wir kein Abendessen mehr brauchen.
Spaziergang durch Glasgows Innenstadt
Bevor wir wieder in unsere kleine Stadt am Meer zurückfahren, wollen wir die Innenstadt von Glasgow noch einmal unter die Lupe nehmen.
An den meisten Sehenswürdigkeiten sind wir zwar schon vorbeigefahren. Aber da ist noch die breite Fußgängerzone mit ihren teils extravagant gestalteten Geschäften und Shopping-Malls. Wir stromern durch das gediegene Princess Square Shopping Centre, durch Souvenirshops voller Kilts und Hochlandrinder, und unter der Unterführung der Central Station hindurch.
Der Typ mit der Pylone auf dem Kopf
Auch dem Duke of Wellington und seinem Pferd Copenhagen, ihres Zeichens Glasgows Wahrzeichen, statten wir noch einen Besuch ab. Als Reiterdenkmal trägt man in Glasgow offenbar Pylone. Anfangs versuchten die Leute von der Stadtverwaltung noch, die Würde des alten britischen Premierministers und Heerführers von Waterloo wiederherzustellen. Irgendwer setzte dem Denkmal aber immer wieder den Kegel auf den Kopf.
Die Kosten zur Entfernung stiegen in fünfstellige Höhe. Der Stadtrat beschloss ein schweineteures Video-Überwachungssystem, um die kostspieligen Scherzbolde zu fangen. Daraufhin kamen auf Facebook innerhalb von 24 Stunden mehr als 72.000 Sympathiebekundungen für die Forderung „Keep the Cone“ zusammen.
Da sich das Drama 2015 zuspitzte und wir das Reiterstandbild vor dem Kunstmuseum in vollem Ornat samt Hut angetroffen haben, scheinen sich die Autoritäten den Tatsachen mittlerweile gefügt zu haben.
Glasgow mit Kindern: Für’s nächste Mal
Für uns war es das fürs erste mit Glasgow. Wir hatten einen wunderbaren Tag in der Stadt. Meine Liste mit Wünschen fürs nächste Mal hab ich aber schon parat [externe Links zum Selbstrecherchieren]:
- Kelvingrove Museum
- Dudelsack-Museum of Piping
- Polizei-Museum Glasgow
- Hillhead und Byres Road im Uni-Viertel
Mehr Erfahrungsberichte aus Glasgow mit Kindern
Weitere Anregungen und Tipps, was man in Glasgow mit Kindern unternehmen kann, haben zum Beispiel diese Reiseblogs parat:
- Britta vom Looping-Magazin war mit ihrer Tochter Lilia 48 Stunden in Glasgow und hat unter anderem das fantastische kinetische Theater besucht (das prompt auf meinen Wunschzettel gewandert ist) und im Science Center eine Lunge seziert (und anschließend noch an einem Schokoladen-Workshop teilgenommen). Krass und total cool!
- Ellen von patotra war mit Mann und drei Kindern in Schottland und berichtet von ihrem Reiseabschnitt von Oban bis Glasgow, unter anderem auch vom Lake Katrine, an dem wir auch waren (und es wunderschön fanden).
Schottland mit Kindern: Unser Reiseführer
Achtung – ein klein bisschen Werbung in eigener Sache: Unsere Schottland-Reise war vor allem der Recherche für unseren Familien-Reiseführer „Schottland mit Kindern“ gewidmet, der im Mai 2019 im Naturzeit-Verlag erschienen ist. Ich will hier nicht zu viel davon reden, aber für naturverbundene Familien auf der Suche nach den schönsten Ecken im westlichen Schottland ist unser Herzblut-Projekt sicher eine gute Ergänzung fürs Reisegepäck!
Aktuell arbeiten wir an der zweiten Auflage und kontrollieren dafür alle Touren. Wichtige Änderungen notieren wir bis zum Druck der Neuauflage im Blog des Naturzeit-Verlags.
Transparenzhinweis: Das Familienticket für die Busfahrt hat uns das Stadtmarketing von Glasgow als Blogger kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir sind zwar dankbar dafür, lassen uns von solchen Dingen aber nicht in unserer Meinung beeinflussen (wobei ich schon den Verdacht habe, dass unsere Meinung von Glasgow davon deutlich davon profitiert, dass wir auf so bequeme Weise so viel davon gesehen haben, denn ohne die Freikarte wären wir wohl alle Strecken geizig gelaufen und hätten die Stadt womöglich anstrengend gefunden – aber ihr wisst, was ich meine: Wir finden Dinge niemals automatisch gut, nur weil wir was geschenkt kriegen, sondern sind stolz darauf, dass wir stets unvoreingenommen unsere eigene Meinung bilden).
„Keep the Cone“ lustige Geschichte um den Duke of Wellington und seine Pylone auf dem Kopf. Die kannte ich bisher nicht. Habe ihn aber auch fotografiert : )
Wieder etwas gelernt, danke Lena Marie.
Liebe Grüße Britta
Hach, klasse! Nächstes Jahr sind wir dann dran… Und die Willow Tea Rooms stehen ganz oben auf der To-do-List. Mein Mann und ich, damals noch kinderlos, fanden Glasgow schon im Jahr 2000 irgendwie richtig gut, obwohl die finsteren Zeiten damals noch gar nicht so weit zurücklagen. Danke für Deine ausführlichen Tipps!
Liebe Grüße,
Maria
Zu manchen Städten hat man einfach sofort einen Draht. So ging es mir mit Glasgow auch. Ich will nicht behaupten, dass das jedem so gehen muss. Es gab auch schon Städte, auf die habe ich mich total gefreut, und dann wurden wir einfach überhaupt nicht warm. Oder sie waren nett, aber eben nicht mehr. Und dann gibt es eben solche Überraschungshits dazwischen, wie bei uns eben Glasgow. Ich bin gespannt, was ihr dann erzählt. Vielleicht kommt euch auch alles auf Hochglanz poliert vor und ihr spürt nichts mehr vom alten Charme. Ich freu mich jetzt schon auf deinen Bericht! :)
Liebe Lena, vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Da Schottland auf meiner Reisebucketlist ganz oben steht, wird er mir sicher bald schon eine Hilfe sein… Schön, dass du bei der Blogparade dabei bist! Herzliche Grüße
Yvonne
Das freut mich! :) Schottland ist wunderschön, und ich hab noch etliche Tipps dafür hier im Blog, und es kommt auch noch einiges. Und ich freu mich dann auch auf deine Erfahrungen und Empfehlungen!