Kurressaare ist die Hauptstadt der Insel Saaremaa.

Gestern haben wir vormittags ordentlich getrödelt und sind erst um zwölf vom Hof gekommen. Um drei waren wir mit der Couchsurferin Kati und ihren Zwillingen Krete und Mari zum Picknick verabredet. Als wir diese Verabredung getroffen haben, gingen wir noch davon aus, dass wir an diesem Tag von Rapla aus auf der Insel ankommen würden, den Nachmittag mit ihnen verbringen und uns dann auf den Weg zu unserer Unterkunft machen könnten. Dann kam die Krankheit der Jungs dazwischen, und wir mussten von Kihelkonna aus wieder quer über die Insel.

Bei der Gelegenheit haben wir uns immerhin kurz Kurressaare angesehen, den Hauptort der Insel. Der alte Name Arensburg ist hier überall noch präsent, denn zu Zeiten des Deutschbaltentums herrschte hier ein reger Kurbetrieb. Ösel hieß die Insel damals. Auch heute gibt es viele Restaurants und hübsche Holzhäuschen, die vom Stil her wieder das Schönste der skandinavischen Länder und der deutschen Ostseeromantik vereinen.

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Zart bunte Holzhäuser, Kristallfenster, schmiedeeiserne Ornamente – ein Stadtspaziergang durch Kurressaare lohnt sich allemal.

Außerdem ist da noch die imposante Bischofsburg aus Zeiten des Deutschritterordens, komplett mit Fallgitter und allem, was ein Bischof sonst so braucht.

Bischofsburg-Kurressaare-Fallgitter

Der Eingang zur Bischofsburg wirkt nur bedingt einladennd…

Leider hatten wir für eine Besichtigung keine Zeit.

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Die Bischofsburg von Kurressaare wirkt auch von weitem imposant.

Kati und ihre Mädchen trafen wir an der Festung Maasi, einer leidlich gesicherten Ruine, die der Schwertbrüderorden im 13. Jahrhundert hinterlassen hat. Die Jungs hatten wahnsinnigen Spaß, auf den Trümmern herumzuklettern und die Gewölbekeller zu erkunden.

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Spannend, aber nicht ganz ungefährlich: In den Ruinen der Festung Maasi kann man einfach so drauf los klettern.

Fürs Picknick hatten wir in Kihelkonnas Multifunktionsladen eine Art Kekskuchen gekauft, so eine runde Form von „Kalte Schnauze“. Kati sagte dann, da hätten wir gleich das typischste Gebäck der Gegend erwischt. Sie hatte eine Fischcreme mitgebracht, die man aufs Brot schmiert und die sehr lecker war. Die Esten haben gutes Brot, „richtiges“ Brot. Darüber haben wir uns auch eine ganze Weile unterhalten und uns gegenseitig dazu gratuliert, nicht in den brotmäßigen Entwicklungsländern westlich des Rheins, im Norden oder im Süden zu leben.

Saaremaa-Festung-Maasi-Keller

Auch die Kellergewölbe können wir auf eigene Faust erkunden.

Auch Erbsen hatte sie dabei, natürlich frisch aus dem eigenen Gemüsegarten. Man isst sie hier direkt aus der Schote als Snacks. Ihre Mädchen, vier Jahre alt, waren ziemlich schüchtern. Die Familie ist noch nicht lange bei Couchsurfing, und wir waren die erste Familie mit Kindern, die sie traf.

Kati studiert Schiffsbau an einer Art Fachhochschule in Orissaare und wohnt mit den Zwillingen und ihrem Freund in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung. Deshalb kann sie auch nur Einzelreisenden die Wohnzimmercouch anbieten. Ich hatte sie gefragt, ob sie uns trotzdem treffen wolle, und sie hatte sogar noch versucht, uns in der Datscha ihrer Oma unterzubringen. Wie es schien, war die Oma aber nicht so begeistert von der Aussicht einer Einquartierung von Leuten, mit denen sie sich nicht mal verständigen kann. So, wie es war, war es aber auch sehr nett. Wir verbrachten vielleicht zwei Stunden miteinander, aßen und erkundeten die Ruine. Dann philosophierten wir ein bisschen über Estlands Verortung zwischen Baltikum und Skandinavien – ein wirklich spannendes Thema. Schließlich gab Kati uns noch eine Menge Tipps für die Insel.

Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 4. August 2012 geschrieben.

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