Hier kommt unser Erfahrungsbericht von der Übernachtung in der Jugendherberge von Bergen mit Kindern.
Jugendherbergen in Norwegen
Jugendherbergen im Familienurlaub sind auch in Norwegen vor allem eins: praktisch. Das Zimmer ist Privatbereich der Familie. Den Rest der Einrichtung teilt man sich mit (meistens) netten Mitreisenden. Man nutzt die Gemeinschaftsküche, Waschmaschine und oft auch Spielmöglichkeiten gemeinsam. Wir kennen das Konzept aus Deutschland und aus Großbritannien und mögen es.
Wer sich mit seiner Familie ein paar Tage lang Bergen ansehen möchte, ist im Montana Family and Youth Hostel gut aufgehoben. – Wer skandinavische Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, natürlich nicht.
Unser Erfahrungsbericht aus Bergen
Wir sind angekommen in Bergen, der Regenstadt. In jedem Reiseführer fällt spätestens im dritten Satz Bergens ultimativer Titel: die regenreichste Stadt Europas. Sie brüstet sich mit 248 Regentagen im Jahr 2005.
Ungewöhnlicherweise empfing uns nur Nieselregen, was uns nach dem fast durchgängigen Dauerregen der sechsstündigen Fahrt sehr falsch vorkam.
Wir übernachten im Montana Vandrerhjem oberhalb der Stadt. Ein großer, sauberer, anonymer Kasten mit sterilen, geräumigen Zimmern. Wir kamen zur Abendbrotszeit, und die Gästeküche platze aus allen Nähten. Martin räumte das Auto aus, und ich beschäftigte zwei Kinder, die den ganzen Tag still im Auto gesessen hatten, indem ich mit ihnen mitten im internationalen Gewusel Eierkuchenteig anrührte.
Zwischendurch gab es einen lauten Knall, als der Topf der vier Koreaner explodierte. Die nahmen fast alle Kochplatten ein, um eine große Menge sperriger Meerestiere zuzubereiten, was sie mit pausenlosem, sehr aufgeregten Gesabbel taten. Ein älterer Italiener, der mich mit seinem süffisanten Grinsen allzu sehr an seinen Landesherren erinnerte, hatte plötzlich seine langen mafiösen Finger in unserer Klappkiste und unsere Nudeln in der Hand. Als ich ihn höflich mit der Tatsache konfrontierte, dass es sich um unsere Teigwaren handele, entschuldigte er sich wortreich in einem Schwall mit viel Italienisch und wenig Englisch, ließ die Nudeln jedoch nicht los. Stattdessen versprach er mir, morgen für Ersatz zu sorgen. Ich bezweifele, dass ich ihn oder irgendwelche Kompensationen je wiedersehen werde. Dafür hat mir eine Britin, die morgen abreist, ihre noch fast volle Packung Schwarztee geschenkt.
Und die Eierkuchen schmeckten trotz minimaler Küchenausstattung (und mit Schneebesen gerührt) recht gut. Die Kochplatten übrigens funktionieren nur, wenn man zehn Kronen einwirft, und Gläser gibt es überhaupt keine.
Unterkunft oberhalb der Stadt
Nach dem Essen war es schon nach zehn, aber die Kinder mussten dringend noch mal raus. Also stiefelten wir durch den lauwarmen Nieselregen und unternahmen eine Nachtwanderung zu einem Aussichtspunkt, von wo aus wir über die regenblassen Lichter der Stadt sehen konnten.
Am Morgen wurde die Regenstadt ihrem Ruf gerecht, denn er begann mit peitschendem Sturm und – Regen. Wir dagegen begannen den Tag mit einem sehr guten Frühstück, das im Preis der Jugendherberge enthalten ist. Heringshappen in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen, typisch norwegischem brunost-„Karamellkäse“, Apfelsinenmarmelade, Müsli mit Dickmilch und allerlei gewöhnliches Frühstückszeug.
Mehr über Bergen
Das Montana Family ande Youth Hostel hat die Adresse Johan Blytts vei 30, 5096 Bergen. In der Hauptsaison (1. Mai bis 30. September 2014) kostet ein Familienzimmer (2 + 2 oder 3) umgerechnet rund 120 Euro (oder in der Spar-Version mit Gemeinschaftsbad auf dem Flur 108 Euro).
Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 1. September 2009 verfasst. Mehr Erfahrungsberichte von damals gibt es hier:
Mir wird erst jetzt bewusst, welch ein Glück ich hatte, als ich vor vielen Jahren Bergen in strahlendem Sonnenschein erleben durfte. Danke für Deinen Bericht!
Es regnet ja meistens nicht den ganzen Tag. Aber es regent halt auch selten den ganzen Tag NICHT. Da hast du wirklich Glück gehabt. Ich hab auch Bergen-Fotos mit blauem Himmel drauf! Aber da musste ich schon schnell sein, die Kamera zu zücken, bevor sich das wieder ändert. :)