[Reiseblogger-Kooperation] Ein herrliches langes Wochenende haben wir über Himmelfahrt auf Borkum verbracht – ich habe hier ja schon ausgiebig davon geschwärmt. Das DJH Nordwest hatte uns in die größte Jugendherberge Deutschlands eingeladen. Die Jugendherberge Borkum ist an und für sich beinahe schon eine Sehenswürdigkeit. Vor allem eignet sie sich für Familien so klasse als Urlaubs-Basis, um gut und günstig auf der Insel unterzukommen. Deshalb stelle ich die ideale Borkum-Unterkunft hier noch mal in ihrer ganzen Pracht vor.
Jugendherbergen für Familien
Die meisten kennen Jugendherbergen vermutlich nur als Unterkunft für Klassenfahrten und Jugendgruppen. Und wahrscheinlich denken sie immer noch an Hagebuttentee und Edding-Graffiti an den Stockbetten.
Dass sich da in den vergangenen Jahren eine Menge getan hat, erzähle ich hier im Blog ja immer wieder. Rund 500 Jugendherbergen gibt es in Deutschland, und die allermeisten sind auch für Familien bestens geeignet. Oft gibt es Familienzimmer mit eigenem Bad. Auf Wunsch steht vom Babybett bis zum Flaschenwärmer Zubehör für Kleinkinder zur Verfügung.
Viele Jugendherbergen bieten auch spezielle Angebote für Familien, bei denen sie zu bestimmten Zeiten für ein Rundum-Programm für Große und Kleine sorgen. Da gibt es von Outdoor-Survival-Wochenenden bis zum Wellness-Yoga-Retreat für die ganze Familie alles mögliche, vorgestellt auf der Homepage und in der Vereinszeitschrift „extraTour“, die vierteljährlich im Briefkasten landet.
Denn ja, für den Urlaub in der Jugendherberge braucht man eine Mitgliedschaft. Das DJH (Deutsches Jugendherbergswerk) ist ein Verein mit fast 2 Millionen Mitgliedern. 22,50 Euro kostet eine Mitgliedschaft für Familien im Jahr. Damit steht der Zugang zu weltweit rund 4000 Jugendherbergen offen.
Jugendherberge Borkum in Zahlen
Auf Borkum steht tatsächlich die allergrößte der 500 deutschen Jugendherbergen. Rund 700 Betten gibt es hier, verteilt auf sechs Häuser.
Das Gelände ist 15 Hektar groß (so eine Zahl, unter der ich mir immer überhaupt nichts vorstellen kann – so groß jedenfalls, dass ein ausführlicher Rundgang mit Besichtigung aller Einrichtungen ungefähr eine Stunde dauert).
Vom Marine-Stützpunkt zur Jugendherberge
Die meisten Gebäude, die heute von der Jugendherberge genutzt werden, wurden in den späten 30er Jahren, also kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut. 1953 bis 1958 wohnten Flüchtlinge („Heimatvertriebene“) darin. Danach übernahm die Bundeswehr den Standort und baute noch ein bisschen was dazu. Marinesoldaten und Seeflieger lernten hier ihr Metier. 1996 wurde der Standort geschlossen, und das DJH übernahmen.
Die Jugendherberge auf Borkum gibt es schon seit 1953. Bis die Bundeswehr ihr den Platz räumte, residierte sie in einem kleinen Haus im Ortszentrum und war grundsätzlich auf Ewigkeiten ausgebucht (so wie das heute noch auf vielen anderen deutschen Inseln der Fall ist).
Dank der massiven Vergrößerung ist es heute jedem möglich, die Sommerferien auf Borkum zu verbringen – rechtzeitig buchen muss er oder sie aber immer noch, denn in der Hauptsaison und an den langen Wochenenden sind auch die 700 Betten oft alle voll. In der Vor- und Nachsaison ist aber häufig auch spontan noch was zu machen, berichtet Herbergsleiterin Petra Bötcher.
Familienzimmer in der Jugendherberge Borkum
Von der Rezeption im Pförtnerhaus sind es vielleicht fünf Minuten Fußmarsch über das Gelände, bis wir Haus 1 erreichen. Hier befindet sich unser Familienzimmer in der ersten Etage.
Vor der Haustür reihen sich Fahrräder in allen Größen aneinander. Einen Fahrradverleih gibt es direkt auf dem Gelände. Wir haben unsere eigenen Räder mitgebracht. Sie sind die beste Möglichkeit, sich auf dem weitläufigen Areal fortzubewegen. Es ist aber auch kein Ding, alles zu Fuß zu erledigen.
Wir haben Glück, denn wir haben ein Familienzimmer mit eigenem Bad erwischt. Die meisten in der Jugendherberge Borkum haben noch keins. Erst nach und nach wird umgebaut, denn der Trend geht ganz klar zu „ensuite“. Auch die Zimmer mit Klo und Dusche auf dem Gang sind aber keine Zumutung. Die Duschkabinen sind modern und alle einzeln abschließbar.
Die Ausstattung in unserem Zimmer ist typisch Jugendherberge 2018: zweckmäßig, ohne Schnickschnack, aber alles Nötige ist da. Auf dem Parkettboden in unserem Zimmer stehen ein Doppelstockbett und zwei Einzelbetten. Natürlich gibt es auch Zimmer für größere Familien.
Bettwäsche wird gestellt. Am letzten Morgen ziehen wir sie ab und werfen Laken und Bezüge in einen Container unten im Flur. Handtücher, Seife und Duschbad müssen wir selber mitbringen.
Urlaub ohne Abwasch: Vollpension in der Jugendherberge
Frühstück ist in deutschen Jugendherbergen immer inklusive. Auf Borkum geht auch am Komplett-Paket mit Vollpension gar kein Weg vorbei.
Vollpension bedeutet: Am großen Frühstücksbuffet essen wir uns nicht nur für den Morgen satt, sondern decken uns auch für mittags ein. Ein Lunchpaket mit beliebig vielen Butterbroten und Obst ist vorgesehen. Die warme Mahlzeit gibt es abends.
Die Jugendherbergen bemühen sich, günstig zu sein, und der Großteil der Gäste sind eben doch immer noch junge bis sehr junge Leute. Klar, dass hier niemand exquisite Küche mit petersilienbestreutem Tellerrand erwarten darf.
Aber gerade in so einer großen Herberge lässt sich gut eine breite Auswahl anbieten. Neben den üblichen Verdächtigen an Käse, Aufschnitt und Marmelade sind auch hausgemachte Salate und Aufstriche an der Tagesordnung. Frisches Obst und aufgeschnittenes Gemüse gehören ebenso dazu wie mehrere Sorten Müsli. Und es gibt auch Nutella zum Frühstück – der Tag ist für meine Jungs gerettet.
Abends gibt es grundsätzlich ein Gericht mit vegetarischer Abwandlungsmöglichkeit. Was genau in welcher Menge auf den Teller kommt, darf jeder selbst bestimmen. Und jeder wird satt, denn auf Wunsch gibt es Nachschlag.
Wer partout nicht mag, was auf dem Speiseplan steht, kann immer noch auf das Salatbuffet ausweichen. Und wer auch damit nicht glücklich ist (oder nach einem langen Ausflug das Zeitfenster verpasst hat), dem bleibt als letzter Rettungsanker die Tiefkühlpizza in der Pinte.
Die herbergseigene Kneipe „Backpacker’s Inn“ ist komplett aus der Bundeswehr-Zeit übernommen und erinnert Martin und mich in wohlig an unsere Oberstufen- und Studentenjahre. Schnell machen wir es uns zur abendlichen Angewohnheit, hier noch gepflegt ein Bier beziehungsweise einen bunten Kinder-Cocktail zu trinken, während wir mitgebrachte Kartenspiele spielen.
Die Kinder einfach mal laufen lassen: Das Außengelände
Das Areal der Jugendherberge Borkum ist riesig, und das allermeiste davon ist grün. Zwischen den kurz gehaltenen Wiesen gruppieren sich hübsch ein paar Bäume. Mehrere Fußballfelder machen Sportvereine und Schulklassen glücklich.
Die autofreien Betonstraßen sind ideal zum Fahrradfahren – auch zum Fahrradfahren lernen. In der Mitte des Geländes, gleich vor dem Gebäude mit dem Speisesaal, liegt der alte Exerzierplatz. Ein Teil davon ist zum Spielplatz umgebaut. Hier gibt es einen eingezäunten Sandplatz, ein Klettergerüst, Schaukeln und mehrere Herausforderungen zum Balancieren.
Einen anderen Teil nimmt die Kartbahn ein, die Gruppen mieten können und die auch in manchem Familienprogramm eine Rolle spielt. Sind gerade keine Karts im Einsatz, darf sie mit Fahrrädern befahren werden, was bei unseren Jungs auf besondere Begeisterung stößt.
Das absolute Highlight auf dem Gelände aber sind die wilden Kaninchen und die freilaufenden Hühner. Direktem Kontakt gehen zwar beide aus dem Weg, aber wer ein bisschen leise und vorsichtig ist, darf sich bis auf wenige Meter nähern.
Auch wenn Borkum die größte ostfriesische Insel ist: besonders groß ist sie nicht, und das Meer ist nie weit. Natürlich gilt das auch für die Jugendherberge. Die trennt nur ein geteerter Deich von der Nordsee. Dahinter wartet das Watt. (Wer richtigen Strandurlaub auf Borkum machen will, muss sich dazu also aufs Fahrrad schwingen und gut drei Kilometer zum südlichsten Strandzugang fahren, oder knapp sechs bis ins Südbad mit all seinen Milchbuden und Strandzelten und Bilderbuch-Sommerurlaub).
Fasziniert sind wir von einem Ort, den es in keiner zweiten Jugendherberge gibt: der alten Schießbahn. Durch Betonwände abgeschirmt, aber mit Gras bewachsen und nur von mehreren Bögen vom Himmel getrennt, vermittelt der Platz eine ganz eigentümliche Atmosphäre.
Volles Programm: Vom Fahrradverleih bis zur Kletterhalle
Natürlich bietet so eine große Jugendherberge jede Menge eigene Programmpunkte an. Da gibt es zum Beispiel Wattwanderungen, Piratentouren und eine hauseigene Kegelbahn.
Vom Fahrradverleih hab ich grad schon erzählt. Deutlich mehr als 700 Fahrräder stehen hier parat, um möglichst jedem einzelnen Gast einen fahrbaren Untersatz in der richtigen Größe anbieten zu können. Auch Anhänger, Kindersitze und spezielle Vier-Personen-Räder kann man ausleihen. Nur Fahrradhelme muss jeder selbst mitbringen.
Höhepunkt für unsere Jungs ist die Kletterhalle. Sie steht, wie auch der Fahrradverleih, unter der Aufsicht von Jo. Mit seiner natürlichen Autorität nimmt er sich die beiden zur Brust und weist sie in den Klettersport ein. Dabei achtet er einerseits auf Sicherheit, ermutigt sie andererseits, sich ruhig mal was zuzutrauen, und ich kann mir gut vorstellen, wie er ganze Schulklassen im Griff behält. Nebenbei erzählt er mir, wie hier bei den Familienprogrammen oft selbst unter Fremden gruppendynamische Prozesse angestoßen werden, die nette Urlaubsbekanntschaften bis hin zu echter Freundschaft entstehen lassen.
Praktische Infos zur Buchung
Wer einen Familienurlaub in der Jugendherberge Borkum buchen möchte, informiert sich am besten umfassend über die harten Fakten auf der Webseite des DJH. Dort sind auch immer die aktuellen Preise zu finden, und die Möglichkeit, gleich fest zu buchen.
2018 zahlen Kinder ab sechs und Erwachsene, die mit ihren Kindern reisen, 35 Euro pro Nacht inklusive Vollpension. Kinder von drei bis einschließlich fünf kosten 29 Euro, Unter-Dreijährige sind frei. Zimmer mit eigenem Bad kosten 12 Euro zusätzlich.
In den Herbstferien ist noch jede Menge Platz für Familien. Und wer zeitlich flexibel ist und etwas Glück hat, kommt vielleicht sogar noch in den Sommerferien unter.
Mehr über Borkum mit Kindern
Hier gibt es den Erlebnisbericht über unseren Kurzurlaub auf Borkum:
Borkum mit Kindern: Unser langes Wochenende an der Nordsee
Und hier liste ich die Sehenswürdigkeiten und Möglichkeiten fürs Familien-Programm im Hauptort Borkum auf, inklusive der richtig coolen Indoor-Surfanlage Flowrider:
Familienurlaub: Was muss man auf Borkum gesehen haben?
Mehr Erfahrungsberichte aus Jugendherbergen
Update aus dem Jahr 2021: Wir waren mittlerweile in so vielen Jugendherbergen. Oft möchte ich in einem aktuellen Artikel kurz auf unsere gesamte Erfahrung verweisen. Deshalb baue ich hier einfach mal eine komplette Liste ein, mit der ich auf unsere Blogberichte von den entsprechenden Jugendherbergen verlinke. Nicht immer habe ich viel über unsere Unterkunft geschrieben. Aber es geht immer aus dem Text hervor, ob und inwiefern ich das Haus für Familienurlaub empfehlen kann.
- Rothenburg ob der Tauber (2023)
- Städtetrip Goslar im Harz (2022)
- Oldenburg mit brandneuer Jugendherberge (2021)
- Städtetrip Braunschweig (2021)
- Wasserschloss Windischleuba bei Altenburg, Thüringen (2020)
- Thüringer Wald und Stadt in Ilmenau (2020)
- Urwald-Camp Hainich (2020)
- Städtetrip Düsseldorf (2017)
- Städtetrip Augsburg (2016)
- Baumhaus-Herberge Beckerwitz, Ostsee [inzwischen keine Jugendherberge mehr] (2016)
- Bad Zwischenahn – ausführlicher Bericht über Familienurlaub in der Jugendherberge (2016)
Außerdem habe ich noch über folgende Jugendherbergen im europäischen Ausland berichtet:
- Portree, Skye, Schottland (2022)
- Pitlochry, Schottland (2022)
- Locarno, Schweiz (2019)
- Oban, Schottland (2018)
- Interlaken, Schweiz (2017)
- Isle of Arran, Schottland (2017 und 2021)
- Dorking bei London, England (2013)
- Brecon, Wales (2013)
- Bergen, Norwegen (2009)
Transparenzhinweis: Wir sind wie gesagt vom DJH eingeladen worden, um über die Jugendherberge und Borkum allgemein berichten zu können. WAS wir berichten, bleibt dabei meine Sache. – Das war der alte Disclaimer, und ICH finde, das war transparent genug. Die aktuelle deutsche Rechtsprechung findet das nicht. Demnach machen Blogger nämlich automatisch kennzeichnungspflichtige Werbung, sobald sie irgendwas erwähnen, was man kaufen oder buchen kann, selbst wenn sie Produkte selber bezahlt haben, und selbst wenn sie nichts anderes tun als ihre Print-Kollegen seit Generationen. Für diesen Artikel habe ich keinerlei Bezahlung, Vergünstigung, irgendwas erhalten, abgesehen von der großzügigen Einladung als Recherchegrundlage, wie ich es immer schon sauber angegeben habe.
[…] family4travel nimmt Euch mit in die JH nach Borkum […]
Uch wollte mal fragen ob bei Ihnen noch Platz frei wäre von 22.10-29.10.23 für zwei Personen 1erwachsner und ein 11 jähriges Kind. Und was ds ganze kostet.
Sorry, das hier ist ein Reiseblog, in dem ich unsere persönlichen Erfahrungen aus Familiensicht schildere. Ich vermiete nichts.