Wer mit Familie Urlaub in Dresden macht, muss irgendwann auch mal raus aus der Stadt. Unser Ausflug bringt uns ins Müglitztal zum Schloss Weesenstein – wo die Dinge ein bisschen anders sind als in anderen Schlössern…
Majestätisch thront Schloss Weesenstein über dem Müglitztal in der Nähe von Dresden, und schließlich ist es durchaus eine königliche Residenz gewesen. Trotzdem, ein „anständiges“ Schloss im engeren Sinne ist Weesenstein nicht, denn hier gehen die Dinge seit Jahrhunderten drunter und drüber: Der Pferdestall befindet sich im fünften Stock, der „Folterkeller“ im dritten, ganz unten liegt stattdessen ein prächtiger Wintergarten. So ein verrücktes Haus zieht mühelos die ganze Familie in seinen Bann.
Wir betreten untersten Teil der Anlage. Hier glänzt und prangt alles so hochherrschaftlich, wie man das in einem Märchenschloss erwartet. Im 19. Jahrhundert dienten vor allem die Räume des Unterschlosses König Johann von Sachsen und seiner Familie als privater Rückzugsort, um sich vom Dresdener Trubel zu erholen. Wir lassen uns von den filigran bemalten Tapeten der Salons und der original erhaltenen Möblierung beeindrucken. Die Jungs interessieren sich mehr für die Toiletten im Wandschrank: Die betraten die Herrschaften bequem von ihren Zimmern aus, geleert wurden sie vom Personal diskret über die rückwärtige Tür zum Flur hin. Auch die Öfen ließen sich von außerhalb der Zimmer befeuern, so dass der Familie der Anblick der Dienerschaft und der Dienerschaft das Säubern des Teppichs erspart blieben.
Um in die älteren Teile des Anwesens zu gelangen, geht es nicht wie anderswo nach unten, sondern die Treppe hinauf. Schloss Weesenstein wurde von der höchsten Felsspitze aus beginnend bergab gebaut. Die Keimzelle der rund 800 Jahre alten Burganlage ist der Turm. Wahrscheinlich gelangte das Müglitztal als Teil einer Mitgift an den ersten historisch dingfest zu machenden Besitzer von Weesenstein, Graf Otto von Dohna. Zwölf Generationen lang blieb die Burg im Besitz derer von Bünau. Was sich währenddessen alles so getan hat, erfahren wir im Kellerkino. Über den Gewölben finden wir den besagten Pferdestall. Er befindet sich tatsächlich vier Stockwerke über König Johanns Salons. Treppensteigen mussten die Streitrösser dennoch nicht, denn der Ausgang ist ebenerdig, und dann geht es einfach den Hügel hinunter.
Weiter erkunden wir das Schloss bis unters Dach, das – welch Überraschung – auch in Weesenstein ganz oben drauf sitzt. Einen mittelalterlichen Ballsaal und ein barockes Billardzimmer hätten wir hier oben trotzdem nicht vermutet.
Sehenswert ist außerdem der Schlosspark, der nach seiner völligen Zerstörung bei der Flut von 2002 inzwischen wieder hergestellt ist. An diesem ungemütlichen Tag ist es uns hier allerdings zu kalt, und wir verziehen uns schnell wieder nach drinnen. Das Café in der Schlossküche mit Blick auf all die alten Töpfe und Pfannen eignet sich hervorragend, um sich wieder aufzuwärmen.
Schloss Weesenstein ist von November bis März dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, in den Sommermonaten täglich von 9 bis 18 Uhr. Es gibt verschiedene Familienkarten-Modelle, die klassische Kombination in unserem Fall kostet 14 Euro. Kinder unter fünf und Geburtstagskinder (!) haben freien Eintritt. Parkplätze sind reichlich vorhanden. Die Adresse fürs Navi lautet: Am Schlossberg 1, 01809 Müglitztal.
Was für ein schöner und Lust machender Reisebericht – und Schloss „Gewesenstein“ (so hieß es hier nach der Jahrhundertflut) liegt ja gleich bei uns um die Ecke! Da fahren wir unbedingt mal hin, danke für den Tipp!
Ist echt spannend. Einen schönen Spielplatz gibt es auch noch ganz in der Nähe, auf der anderen Seite des Flüsschens.