Gerade sind wir aus den Herbstferien zurück. Nachdem wir die erste Woche als vierköpfige Familie in Sachsen verbracht haben (und richtig begeistert waren), sind die Jungs und ich anschließend an die Ostsee gefahren, um Oma und Opa zu einem ganz besonderen Abenteuer abzuholen: drei Tage Bornholm. Auf der dänischen Insel habe ich manchen Urlaub meiner Kindheit verbracht. 25 Jahre später wagen wir ein Revival mit drei Generationen.
Urlaub auf Bornholm
Bornholm ist eine mittelgroße Insel, und sie liegt ziemlich mittig in der Ostsee. Dass sie zu Dänemark gehört, hat historische Gründe. Geografisch ist sie Schweden näher, selbst Deutschland liegt mit gut drei Stunden Fährfahrt näher dran.
Eine Umrundung auf der Küstenstraße ist 105 Kilometer lang. Damit hat Bornholm eine ideale Größe, um mit dem Auto in einer Woche komplett erkundet zu werden – oder mit dem Fahrrad in zwei.
Wir sind nur drei Tage auf der Insel. Das ist eigentlich viel zu wenig, aber mehr ist in diesen Herbstferien allein schon zeitlich nicht drin. Als Schnupper-Urlaub ist es jedoch perfekt, und letztlich haben wir viel mehr gesehen als gedacht.
Urlaub mit drei Generationen
Das Ding beim generationenübergreifenden Urlaub ist ja immer, alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen.
Die Jungs sind 14 und elf, zumindest einer also voll drin in Pubertät und Null-Bock-Phase, und der andere lässt sich bereitwillig mitreißen in die Passivität. Während ich letztes Jahr in Schottland noch geschwärmt habe, wie toll die beiden mitziehen und das Reisen zu einem echten Familienerlebnis mitgestalten, hat sich inzwischen doch unbarmherzig der Lauf der Dinge durchgesetzt.
„Muss ich da mit?“ und „Kann ich nicht im Auto bleiben?“ sind die Standard-Sätze, die ich mir mehrmals am Tag und auf so gut wie jeden Programmvorschlag hin anhören muss.
Auf der anderen Seite ist auch das Unterwegssein mit den eigenen Eltern nicht ganz unproblematisch. Da ist es weniger die akute Unlust als das nachlassende Können, was bremst.
Mein Papa leidet schon seit vielen Jahren an Parkinson, trickst die Krankheit zwar immer wieder in vielen Beziehungen aus, ist aber doch motorisch deutlich gehandicapt. Weite Strecken kann er nicht mehr laufen. Er braucht regelmäßig Pausen. Meine Mama ist zwar noch fit, merkt mit Ü60 inzwischen aber doch, dass sie auf Wanderungen nicht mehr ganz so mithalten kann wie früher.
Und dann kommen noch die unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen dazu. Durch Blog und Reiseführer sind wir zu beinahe professionellen Reisenden geworden. Die Schlagzahl, mit der wir Sehenswürdigkeiten abklappern, lässt die meisten Urlauber mit den Ohren schlackern. Abhängen am Strand oder in der Unterkunft einfach mal die Füße hochlegen, ist nicht mein Ding. Wenn ich unterwegs bin, will ich auch was davon sehen!
Wenn wir alle zusammen Urlaub machen, ist also Kompromissbereitschaft angesagt.
Urlaub auf Bornholm in günstig
Dass wir überhaupt zu fünft nach Bornholm fahren, ist Papas Idee. Er hat mitbekommen, dass der Betreiber der Fähre gewechselt hat (von BornholmerFærgen zu Bornholmslinjen). Damit sind die Preise für die Überfahrt – zumindest jetzt zur Einführung – drastisch gefallen. Zu fünft im PKW zahlen wir 499 dänische Kronen: umgerechnet gerade einmal 67 Euro.
Auf der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft für ein paar kurze Tage im Herbst resigniert mein Vater. Denn Bornholm ist alles, aber nicht billig. Als er mir sein Leid klagt, versuche ich es über AirBnB. (Auch wenn das offensichtlich im traditionell hochpreisigen und auf Tourismuswirtschaft angewiesenen Dänemark verpönt ist.)
Schnell werde ich fündig. Für fast die Hälfte von Opas Optionen buche ich eine gemütliche kleine Ferienwohnung. Sie liegt etwas abseits der Küste im ehemaligen Schulgebäude von Rø, hat aber alles, was wir brauchen. Die freundlichen Vermieter wohnen gleich nebenan und stehen uns mit Rat und Tat zur Seite. Perfekt!
Bornholm im Herbst: alles lukket
Wir fahren mit einem Auto und fünf Personen über die Ostsee. (Fazit: nagelneues Boot, teurer Kaffee, kein Cappuccino an Bord, schlechte Ausschilderung und do-it-yourself Check-in im Hafen, funktioniert aber, also alles bestens.)
Als wir in der Insel-Hauptstadt Rønne ankommen, ist es halb vier. Die Wege sind auf Bornholm nie weit, und so erreichen wir unsere Unterkunft um vier. (Obwohl wir zwischendurch noch kurz an der – leider geschlossenen – Fischräucherei in Hasle anhalten.)
Eine Kaffeepause später sind wir im nahegelegenen Städtchen Gudhjem unterwegs. Eigentlich wollen wir uns ein Restaurant fürs Abendessen aussuchen. Aber alles ist lukket, geschlossen. Die Tourismussaison endet im September. Ein zweites magisches Datum ist offenbar der dritte Sonntag im Oktober, der gerade vorbei ist. Dann stellen auch die letzten tapferen Gastronomiebetriebe ihren Betrieb ein.
So ganz stimmt das nicht. Im Laufe der zweieinhalb Tage, die wir auf der Insel verbringen, stoßen wir ab und zu doch auf Etablissements, die geöffnet haben. Sie bilden aber definitiv die Ausnahme. Einzelne Betriebe öffnen immerhin noch am Wochenende. (Das nützt uns herzlich wenig, denn wir bleiben von Montag bis Donnerstag.)
Obwohl Oma und Opa großzügig Essengehen angekündigt haben, ist für uns jedenfalls Selbstverpflegung angesagt. (Die geöffneten Restaurants, die wir im Internet finden, berechnen laut Online-Karte nämlich auch alle mindestens 250 Kronen, eher 300 für ein Hauptgericht. Das entspricht 33,50 bis 40 Euro.)
Bornholm in zweieinhalb Tagen
Da wir mit dem Auto unterwegs sind, schaffen wir doch mehr „Programm“ in unseren zwei vollen Tagen, als ich erwartet hätte.
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle all die Orte, die wir besucht haben, kurz vorstellen. Das ist mir unter den Fingern aber wieder ins Unendliche gewachsen und hat sich in einen eigenständigen Blogbeitrag verwandelt:
Bornholm: Städte und Sehenswürdigkeiten, die auch in einen Kurzurlaub passen
Was wir zwischen Hammershus und Snogebæk erlebt haben, lässt sich übrigens auch auf Instagram und Twitter unter dem Hashtag #f4tBornholm rekonstruieren.
Hier bleibt es also beim Aspekt des Drei-Generationen-Urlaubs. Dass der auf Bornholm stattfand, ist eher nebensächlich.
Drei-Generationen-Urlaub aus Sicht der jüngsten Generation
Das sagt Silas (11): „Der Urlaub war schön. Er war sogar schöner als sonst, weil Oma und Opa dabei waren – weil ich Oma und Opa gerne mag. Bornholm war auch schön. Nur die Fährüberfahrt rückwärts war nicht schön, weil ich seekrank war.“
Das sagt Janis (14): „Es war recht gut. Vor allem war es gut, dass wir Oma und Opa dabei hatten, weil wir dadurch nicht so lange Wanderungen unternehmen konnten. Das Bonbon-Haus hat mir am besten gefallen. Urlaub mit den Großeltern ist gut.“
Drei-Generationen-Urlaub aus Sicht der ältesten Generation
Das sagt Oma: „Ich finde es schön, mit dir und den Jungs zusammen zu verreisen. Ich konnte viel mehr laufen, zu zweit hätten wir das nicht machen können. Am besten gefallen hat mir die Wanderung um den Hammer. Ich möchte das nicht vier Wochen haben, so viel Trubel auf engem Raum, aber für die paar Tage war das völlig in Ordnung und wunderbar.“
Das sagt Opa: „Bornholm ist für mich ja nichts Neues. Es ist Dänemark in Miniatur, und mehr oder weniger hat es sich in den letzten 40 Jahren kaum verändert. Wer einmal da war, kennt sich immer wieder aus. Wir haben ja schon Ende der 70er Bornholm zu Fuß und mit dem Rad von vorne bis hinten erkundet. Mit dir und den Jungs zusammen zu sein, ist für mich nichts Besonderes, das ist ja Gang und Gebe. Die paar Tage waren wie erwartet schön.“
Mein Fazit: Urlaub mit Oma und Opa auf Bornholm
Wir hatten drei wunderbare Tage! Oder zweieinhalb. Denn die Fährzeiten liegen, wie sie nun einmal liegen. (Und die Strecke Sassnitz-Rønne und andersrum wird zumindest außerhalb der Saison auch nicht täglich bedient). Ich wäre gerne noch länger geblieben.
Dadurch, dass wir mit nur einem Auto unterwegs waren, mussten wir häufig Kompromisse eingehen. Opa hat auf dem Beifahrersitz auf uns gewartet, bis wir um den Hammer oder den Opalsee gelaufen sind. Die ganz großen Touren habe ich mir verkniffen. Dafür hat Opa den Jungs Kniffeln und Skat beigebracht, während Oma und ich auf unsere Alte-Steine-Safari gegangen sind (eine Sache, die auch nicht zu Omas Lieblingsbeschäftigungen zählt, nur zu meinen).
Zum Erfolg unseres Kurzurlaubs hat sicher auch das unerwartet gute Wetter beigetragen. So blauer Himmel Ende Oktober ist ja nun wirklich nicht selbstverständlich. Drei völlig verregnete Tage hätten uns bei all den geschlossenen Geschäften, Cafés und Museen sicher die Laune verdorben. So aber war es hochgradig herrlich!
Das Drei-Generationen-Experiment ist geglückt. Und nach Bornholm möchte ich auch unbedingt noch mal.
Mehr Urlaub mit Oma und Opa
Meine Eltern hatten hier im family4travel-Blog schon ein paar (wenige) Gastauftritte. Im Rahmen meiner Blogparade „Meine Reisen als Kind“ haben beide aus ihrer Kindheit erzählt:
In zwei Beiträgen kommen unsere Dänemarkurlaube vor, als ich selbst noch ein Kind war:
Mehr Dänemark
Alle Dänemark-Artikel sind hier in der Dänemark-Kategorie zu finden. Inzwischen waren wir 2019 auf Lolland und Sjæland und 2020 auf Møn.
Und unser Rückfahrtstrauma von Bornholm nach Sassnitz habe ich hier verarbeitet:
Seekrank auf Fähren und Kreuzfahrtschiffen: Übelkeit bei Kindern (und Erwachsenen)
Transparenz-Hinweis: Auf Bornholm waren wir „sponsored by Oma und Opa“, denn die haben die Fähre und meistens auch an der Supermarkt-Kasse bezahlt. Die Unterkunft ging auf mich. Es war jedenfalls entschieden keine Reiseblogger-Kooperation. Die Mails mit entsprechenden Vorschlägen, die ich im Laufe der letzten drei Jahre an vier verschiedene Bornholmer Institutionen geschrieben habe (zuletzt an den neuen Fährbetreiber), blieben allesamt unbeantwortet. Ich vermute, dass Bornholm eigentlich gar keine weiteren Touristen möchte, zumindest nicht solche Knauserköppe wie uns, höchstens finanzkräftige Skandinavier. Aber das ist nur Spekulation. Vielleicht waren es auch einfach nur vier unhöfliche Einzelpersonen. :) In jedem Fall gibt der Erfolg ihnen recht. Ich bin ja auch so gekommen und habe noch Geld dafür bezahlt, um zu bloggen, wie schön Bornholm ist. Kein Wunder, dass das System nicht richtig funktioniert.
Die Offenlegung ist der Hammer ?
3-Generationen-Urlaub ist spannend, finde ich auch! Da ist es fast egal, wo man landet. LG Christina
Na ja, kann man ja ruhig mal aussprechen, finde ich. ;) Das alte Reiseblogger-Dilemma zwischen Professionalität und „egal, ich will da jetzt drüber schreiben“.
Meine Oma ist unsere persönliche Reiseveranstalterin und plant unseren nächsten Urlaub an der Ostsee. Wir planen einen Roadtrip, damit wir die Landschaft so richtig genießen können. Vielen Dank für deinen tollen Reisebericht zu eurem Drei-Generationen-Urlaub. Ich werde den Artikel gleich meinem Bruder schicken, sodass auch er weiß, wieviel Spaß wir gemeinsam haben könnten.