Der Bückeberg im Schaumburger Land birgt einen gut gehüteten Geheimtipp. Mitten im Wald nahe der kleinen Stadt Obernkirchen ist eine große Zahl versteinerter Dinosaurierspuren frei zugänglich! Ein Ausflugstipp für Familien – wenn sie denn ein bisschen wanderfest sind…
Die große Attraktion von Obernkirchen
Bis vor kurzem konnte sich Obernkirchen nur als Geburtsort des Puddingpulver-Erfinders Dr. Oetker rühmen. Und als Herkunftsort eines hervorragenden Sandsteins, der beim Bau vieler berühmter Bauwerke Verwendung fand. Der Obernkirchener Sandstein ist beispielsweise im Amsterdamer Stadtschloss, im Weißen Haus in Washington und den Türmen des Kölner Doms verbaut. (Tatsachen, die eigentlich nur Einheimische wissen. Und selbst die haben das nach dem Heimatkundeunterricht in der Grundschule meist recht schnell wieder vergessen.)
Dann aber entdeckten Arbeiter in besagtem Steinbruch vor einigen Jahren eine Menge versteinerte Fußspuren von einer Menge verschiedenen Dinosauriern. Und so langsam wird das doch noch was mit dem Ruhm.
Zumindest unter Paläontologen.
Spaziergang zu den Dinospuren im Bückeberg
Auch für Laien ist ein Spaziergang zu den Dinosaurierfährten aber unbedingt empfehlenswert. Zwar gibt es keine quietschbunten Plastik-Dinos in multimedialer Aufbereitung, dafür aber die reine Ware in hübscher Natur – und das sogar gratis.
Anfahrt und Parken
Vom Ortskern Obernkirchen aus führt die Rintelner Straße den Bückeberg hinauf. Ab dem (geschlossenen) Restaurant „Süße Mutter“ an der Kreuzung sind die Spuren ausgeschildert.
Etwa sieben Kilometer außerhalb der Kleinststadt gelangt man am ehemaligen Gasthaus Walter zu einem großen (kostenlosen) Parkplatz. Dort befindet sich auch gleich die erste Station des ausgewiesenen Spaziergangs.
Spaziergang mit Infotafeln
An allen Abzweigungen berichten Info-Tafeln von den Dinospuren und verwandten Themen: Wie ist der Bückeberg entstanden, was wuchs in diesem Wald zur Dino-Zeit, wo kommt der Sandstein her und was ist damit im Laufe all der Jahrhunderte passiert?
Tipp: Wer sich für das Große Ganze nicht so brennend interessiert oder schlichtweg faul ist, kann ein bisschen mogeln und der Straße mit dem Auto weiter folgen. An der Einfahrt zum Steinbruch gibt es keine offiziellen Parkplätze, aber Parken am Straßenrand ist möglich und erspart ein paar hundert Meter Laufen auf schnurgeradem Asphalt.
Auch von hier aus sind es grob geschätzt noch 20 Minuten Fußmarsch bis zum paläontologischen Großereignis. Der Weg verläuft ein Stück weit sehr sympathisch und kurvenreich, hauptsächlich aber leider recht eintönig einen geraden Forstweg entlang. Immerhin ist er barrierefrei und gut kinderwagengeeignet.
Dinosaurierspuren besichtigen
Gerade wenn man sich zu fragen beginnt, ob sich der lange Fußmarsch wohl wirklich lohnt, ist das Areal der Saurierfährten erreicht.
Die Fläche ist frei zugänglich. Am Eingang vermitteln weitere Infotafeln, welche Saurierarten sich hier unfreiwillig verewigt haben, und wie man ihre jeweiligen Fußabdrücke erkennt.
Außerdem erfährt man, warum genau dieser viel zitierte „Hühnerhof“ so besonders ist: Es handelt sich vermutlich um eine Furt, die viele verschiedene Arten zur Durchquerung einer Lagune nutzten. Aus der Anordnung der Trittsiegel ließen sich neue Erkenntnisse über ihr Sozialverhalten ablesen. So liefen die Jungtiere offensichtlich geschützt in der Mitte der Herde, ganz ähnlich wie bei vielen heutigen Tierarten in der afrikanischen Savanne üblich. Und Allosaurier haben offenbar in ihrer Jugend im Verbund gejagt – auch das war eine neue Erkenntnis.
Ein Pfad aus rutschfesten Edelstahlrosten führt über die kleine Ebene, die mit den Fußstapfen übersät ist (ebenfalls barrierefrei). Hier kann man sich das Wunder nun endlich handfest ansschauen. Der von den Wellen geriffelte Meeresboden ist zu sehen, und dann, über den Platz verteilt, unzählige, wunderbar klar erkennbare Spuren von Iguanodon, Allosaurus, Triceratops und wie sie alle heißen. Absperrungen gibt es nicht, alles ist buchstäblich Geschichte zum Anfassen. In einigen Felsspalten breiten sich passenderweise Farn und Schachtelhalm aus.
Und gratis mit dazu gibt es den Ausblick vom Geländer des Plateaus in den aktiven Steinbruch, wo schweres Gerät dem fährtenlosen Sandstein zuleibe rückt.
Führungen zu den Dinospuren
Zu bestimmten Terminen gibt es professionelle Führungen. Wir wohnen quasi nebenan, haben es in all den Jahren aber noch nie geschafft, eine solche Führung mitzumachen. Ich habe aber schon von vielen Seiten gehört, dass sich das lohnt.
Infrastruktur rund um die Dinospuren Obernkirchen
Die Dinosaurierfährten von Obernkirchen sind eine absolute Sehenswürdigkeit. Aber abgesehen von den informativen Texttafeln sind sie für Besucher nicht besonders gut aufbereitet. Leider. Da sie so weit ab vom Schuss liegen, lohnen sich infrastrukturelle Investitionen nicht. Es gab Untersuchungen dazu. Für ein umfangreiches Gesamtkonzept mochte leider niemand das Geld in die Hand nehmen.
So bleiben die Obernkirchener Dinospuren immerhin eine ganz besonders naturnahe Attraktion nur für Eingeweihte. Was es nicht gibt: Kitsch, Souvenirs, Gastronomie, Toiletten. Was es auch nicht gibt: andere Menschen. Ich bin vielleicht sechs, sieben Mal bisher hier oben gewesen, und nur ein einziges Mal habe ich andere Besucher gesehen.
Trotz all ihrer wissenschaftlichen Brisanz sind die Dinosaurierspuren von Obernkirchen immer noch ein echter Geheimtipp!
Mehr Tipps für Dinosaurier-Fans
Wo es sonst noch Dinosaurierspuren zu sehen gibt, liste ich in diesem Artikel auf:
Dinosaurierspuren in Deutschland: Urzeitliche Ausflugsziele
Mehr Ausflugstipps im Schaumburger Land
Die Region zwischen Hannover und Bielefeld, zwischen dem Steinhuder Meer, Weserbergland und Teutoburger Wald, ist meine Heimat. Wir haben schicke Schlösser, alte Burgen, tolle Natur und großartige Veranstaltungen. Ausflugstipps für Familien mit Kindern (und alle Menschen, eigentlich) sammele ich hier im Blog in einer eigenen Kategorie: Schaumburger Land.
Wir waren gestern da, zumindest wollten wir. Am Parkplatz war es sehr matschig und wir haben nicht kapiert wo wir lang müssen. Bin dann tatsächlich auch weiter gefahren Richtung Steinbruch. Aber meine Tochter traute sich weder in die eine (militärisches Gebiet) noch in die andere Richtung (Steinbruch,betreten verboten)
Welcher Weg wäre richtig gewesen?
Oh, wie schade! Wenn man über die Teerstraße vom ehemaligen Gasthaus Walther kommt, zweigt ja links die Zufahrt zum aktiven Steinbruch ab. Dort kann man rechts am Straßenrand parken (solange man den großen LKW nicht im Weg steht). Links führt dann parallel zu dieser Zufahrt ein Wanderweg entlang Richtung Dino-Spuren. Auf keinen Fall darf man durchs Steinbruch-Tor – da kann es zwischen all den schweren Geräten schnell lebensgefährlich werden und die Leute da verstehen auch keinen Spaß! Der richtige Weg führt außen rum. Da kommen dann auch bald Infotafeln und weitere Wegweiser. Der Themenweg führt dann von hinten wieder ans Steinbruchgelände heran.
Ich selbst bin gut zwei Jahre jetzt nicht da gewesen. Bei nächster Gelegenheit gucke ich mal nach, ob sich was geändert hat… Viel Glück beim nächsten Versuch!
Ich suchte die Fährten und ich fand sie nicht. Die Schautafel am „Parkplatz“ hat mich nur verwirrt. Rechts und links im Wald gesucht und nichts gefunden. Da ich keine Lust hatte irgendwo rumzuirren und weiter vergebens zu suchen, habe ich meine Suche aufgegeben.
Ein bisschen mehr an Hinweisschilder, wo man den nun tatsächlich hinlaufen muss, könnte helfen. Die Graphik, die den Weg erklären soll, tut genau das nicht.
Das tut mir leid. Mir hilft im Zweifel immer Google Maps. :) Eine gute Wander-Onlinekarte ist ebenfalls empfehlenswert. Ich nutze Osmand, andere schwören auf Komoot.
Vom Parkplatz am jbf-Centrum geht es erst die alte Asphaltstraße entlang, am Funkturm vorbei und dann bei der Einfahrt zum aktiven Steinbruch links rein. Neben der Straße verläuft dort ein schöner Fußweg.
Zusatzinfo: Wer gerne noch ein Stück weiterwandern möchte, kann bei den Dinosaurierspuren den Weg hinunterfolgen. Dort stößt man dann auch auf den Bremsschacht 7. Dies ist eine alte Andachtsstätte für die verunglückten Bergleute vom Bückeberg.
Stimmt! Mit Kindern ist dieses Wegstück allerdings recht langweilig, da es schnurgeradeaus geht – und rückwärts stetig bergan. Mehr dazu habe ich in meiner Sammlung kleiner Wanderungen im Bückeberg geschrieben: https://www.family4travel.de/wandern-bei-stadthagen/