Dorking ist eine kleine Stadt in Surrey, nicht so weit von London entfernt. Von unserer tollen Jugendherberge Tanners Hatch ist es die nächstliegende Stadt.

Während in Deutschland oft darüber geschimpft wird, dass Supermärkte am Ortsausgang aus dem Boden sprießen und Innenstädte veröden, befinden sie sich in England meistens brav im Zentrum. Blöd ist dabei nur der Mangel an Parkplätzen. In Dorking gibt es zwar einen öffentlichen Parkplatz direkt neben dem Sainsburys, aber der ist kostenpflichtig. In England ganz normal, wie mir ein älterer Herr versichert, als ich ihn entgeistert danach frage, ob allen Ernstes auch Supermarktkunden bezahlen müssen. Dann schenkt er mir sein noch zwei Stunden gültiges Parkticket, und ich bin wieder völlig versöhnt mit den englischen Gepflogenheiten. Nett sind sie jedenfalls, die Engländer – zumindest alle, die wir bis jetzt getroffen haben.

Im Supermarkt darf Janis sein „Gepfund“ auf den Kopp kloppen: die unappetitlich erodierte Pfundmünze, die er im Gebüsch gefunden hat. Am Süßigkeitenregal gibt es große Diskussionen. Es soll was sein, von dem alle etwas haben, befindet mein großherziger Schatz von Sohn, und natürlich etwas, das es zu Hause nicht gibt. Die böse leuchtenden Farbstoffbomben rede ich ihm aus und schwärme demonstrativ von den Schokoriegeln, die ich vor 15 Jahren beim Schüleraustausch in Belfast so geliebt habe. Die gibt’s im Achterpack für genau ein Pfund im Sonderangebot, und die Sache ist geritzt. Stolz wie Oskar bezahlt Janis an der Kasse selbst. Die Kommunikation mit der rührend freundlichen Kassiererin allerdings übernimmt Silas. Der ist ganz begierig darauf, seine Englischkenntnisse zu erproben, während Janis da doch eher Schüchternheit an den Tag legt.

Danach bleibt uns noch Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Dorking ist ein überraschend hübsches Städtchen, stellen wir fest. Viele nette Läden für Einrichtung, Deko und Klimbim springen mir ins Auge, auch Modeboutiquen, die nicht bloß Ableger der üblichen Ketten sind. Ein Bummel ohne Kinder macht hier bestimmt richtig Spaß. Mit Kindern eher nicht so richtig, jedenfalls nicht mit meinen, wie ich auf die harte Tour erfahre. An jeder Straßenecke besteche ich die Jungs mit einem Cadbury-Schokobällchen, aber gegen das Langeweile-Gejammer hilft auch das nur so mittelmäßig.

There are many nice-looking decoration shops in Dorking, like this one with a very typically British front.

Typisch britische Schaufenster.

Trotzdem schaffen wir es bis zur Kirche, deren Fassade ganz aus Feuersteinen besteht, wie viele Gebäude in dieser Gegend. Auf der Abkürzung über den Friedhof laufen uns wieder aufdringlich zahme Eichhörnchen über den Weg. So langsam habe ich den Eindruck, dass die in Großbritannien den Job der Tauben übernehmen.

Squirrels are as present and as annoying as pigeons in many English towns.

Ein Eichhörnchen!

Was mich in britischen Innenstädten immer durchaus stört, ist die Abwesenheit von Fußgängerzonen. Alle Geschäfte liegen an der High Street oder anderen stark befahrenen Durchgangsstraßen. Der permanente Lärmpegel durch die Autos macht den eigentlich so netten Stadtbummel unweigerlich ungemütlich. Schade. In Dorking finden wir aber doch ein Stück autofreie Zone: den Martini Square. Hier gibt es nicht nur einige viel versprechend aussehende Cafés, sondern auch die öffentliche Leihbücherei mit großer Kinderabteilung.

 

Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 13. August 2013 verfasst. Mehr England-Reiseberichte aus jenem Familienurlaub inklusive Karte gibt es in unserem England-Inhaltsverzeichnis. Hier geht es chronologisch weiter: