Glen Coe ist eines der bekanntesten Täler der schottischen Highlands. Wer eine Rundreise durch Schottland plant, kommt mit einiger Wahrscheinlichkeit hier vorbei. Das ist auch gut so, denn Glen Coe ist wunderschön. Und auch abseits der trubeligen Durchgangsstraße gibt es einiges zu entdecken. Die zauberhafte Atmosphäre des langgestreckten Tals zwischen den Bergen kommt dabei nicht von ungefähr. In mehreren Teilen der Verfilmung von Harry Potter spielt die Landschaft von Glen Coe eine Rolle.

Glen Coe, Harry Potter, Antje und ich

Endlich habe ich mal wieder eine Ausrede, um über Schottland zu schreiben! Von den Recherchereisen für unseren Reiseführer „Schottland mit Kindern“* liegt hier noch haufenweise Material. Aber wie das immer so ist: Die Zeit vergeht. Es kommen neue Reisen, über die ich auch schreiben möchte. Und irgendwann ist die Reise so lange her, dass sie ganz aus meinem Bewusstsein verschwindet. Dann braucht es schon einen äußeren Anreiz, um endlich einen Artikel zu schreiben. Genau so geht es mir mit Glen Coe.

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So schön war’s in Glen Coe! Und ich habe fast noch nichts davon erzählt…

In meinem Reisebericht über unsere 3 Wochen in Schottland mit Kind habe ich kurz über unseren schönen Aufenthalt dort geschrieben. Und behauptet, dass ausführlichere Schwärmereien inklusive praxistauglicher Tipps bald folgen würden. Ja, Pustekuchen.

Jetzt aber! Denn jetzt hat mir meine liebe Reiseblogger-Kollegin Antje Gerstenecker ihr neues Buch geschickt: Der inoffizielle Harry-Potter-Reiseführer.*

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Das ist Antjes und Anninas Schmuckstück.

Darin beschreiben Antje und ihre Tochter Annina detailliert und übersichtlich alle Drehorte der acht Harry-Potter-Filme in ganz England und Schottland. Es ist fantastisch und ich lege es jedem Potterhead auf Reisen ans Herz!

– Um das sagen zu können, als kollegiale wie absolut ernstgemeinte Werbung, packe ich unsere Reiseerinnerungen an Glen Coe wieder aus. Denn dort waren wir selbst auf Harrys und vor allem auf Hagrids Spuren unterwegs. So können wir bestens beurteilen, was für hervorragende Arbeit Antje geleistet hat. Und meine Tipps für alles drumherum werde ich so auch endlich los.

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Im Glen Coe Visitor Centre.

Ausflug nach Glen Coe

Das Tal in den Highlands ist berühmt für seine spektakuläre Landschaft. Dass es bei Schottlandreisenden so bekannt und beliebt ist und dass beinahe alle mitreden können, liegt wie so oft aber auch an einer Sache: der verkehrsgünstigen Lage. Durch Glen Coe verläuft die A82, eine der Hauptverkehrsverbindungen in die Highlands. Wer von Glasgow aus nach Fort William, Oban oder auf die Inseln möchte, kommt hier durch.

Der Zauber der verwunschenen Berglandschaft fängt auf der ungefähr 40 Kilometer langen Strecke zwischen den Ortschaften Glencoe und Bridge of Orchy alle ein. Gelegenheiten zum Anhalten, um die Atmosphäre ausreichend zu genießen, gibt es reichlich. Links und rechts der Straße gibt es etliche kleine Parkbuchten an spektakulären Fotospots. (Antje beschreibt sie alle und erwähnt, wo welche Perspektive möglicherweise als Hintergrundkulisse für welche Harry-Potter-Szene gedient hat.)

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Nicht Hagrids Hütte. Trotzdem sehenswert!

Drehort Hagrids Hütte in Glen Coe

Zuerst die schlechte Nachricht: Von Hagrids Hütte ist nichts mehr zu sehen. Wie an den meisten Drehorten der Harry-Potter-Filme sind alle Kulissen längst zurückgebaut. Was genau mal wo gestanden hat, steht in Antjes Buch. Was ihr jedoch vor Ort entdecken und wiedererkennen könnt, ist die Aussicht. Und die ist von da, wo Hagrids Hütte mal war, wirklich schön. Von dort ist die große Straße nicht zu sehen und auch kaum zu hören.

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Hagrids Aussicht.

Parken an „Hagrids Hütte“

Wenn ihr nur auf der Durchreise seid, ist das Parken ein Problem. Längs der Straße direkt am Aufgang zum Drehort solltet ihr nicht stehen. Die Straße ist zu eng. Parkt deshalb auch bitte auf keinen Fall die „passing places“ zu, denn nur hier kann sich Gegenverkehr begegnen.

Am besten stellt ihr euer Auto beim Gasthaus Clachaig Inn ab (Adresse: Old Village Road, Glencoe, Ballachulish PH49 4HX). Obwohl wir in der Hauptsaison im Juli unterwegs waren, gab es reichlich Parkplätze für alle.

Der Pub ist sehr touristisch, aber auch sehr nett gemacht. Draußen gibt es einen kleinen Spielplatz, den unser Kind sehr geliebt hat.

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Der Spielplatz mit Parkplatz im Hintergrund.

(Nebenbei: Es gibt hier auch eine Ladesäule für Elektroautos.)

So gelangt ihr zu „Hagrids Hütte“

Der Weg zum Drehort ist nun wirklich einfach. Keine hundert Meter lauft ihr die single track road weiter ins Seitental. Rechts neben der Straße verläuft die meiste Zeit ein Fußweg. Ihr erkennt, wo ein kleiner Pfad auf den Hügel hinauf führt. Seit den Dreharbeiten sind hier schon genügend andere Füße hinaufgelaufen und haben den Pfad ausgetreten.

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Aufstieg zu Hagrids Hütte.

Achtung: Es geht gut bergauf. Wer sehr schlecht zu Fuß ist, bekommt auf dem unebenen Weg möglicherweise Probleme. Alle mit einem gewöhnlichen Fitnesslevel werden den knackigen, aber kurzen Aufstieg aber in höchstens einer Viertelstunde schaffen. Geeignet für Kinderwagen oder gar Rollstuhl ist der Weg dagegen keinesfalls.

Der Ausblick Richtung Westen wird eifrigen Harry-Potter-Fans zunehmend bekannt vorkommen.

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Antjes Harry-Potter-Reiseführer sagt was zu jeder Filmszene, in der die Gegend um den Clachaig Gully zu sehen war. (Ist gar nicht so einfach, alleine mit einem Handy scharf in ein Buch zu fotografieren. Ich hab mir echt einen abgebrochen, sorry.)

Dass ihr angekommen seid, erkennt ihr an einem großen Stein – und den plattgetretenen Spuren anderer Harry-Potter-Spurensuchender. Viel mehr zu sehen gibt es nicht. Andere Orte in Glen Coe eignen sich besser für ein Picknick. Aber für ein Beweisfoto vor signifikantem Hintergrund lohnt sich der Aufstieg durchaus – zumindest für ausgemachte Harry-Potter-Fans.

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Ziel erreicht. Hier stand Hagrids Hütte mal.

Kleine Wanderung in Glen Coe

Alle anderen – und vielleicht auch die Potterheads im Anschluss – wandern wohl lieber eine insgesamt ansprechendere Runde auf der anderen Seite der kleinen Straße. Am Fluss entlang und in das überschaubare Waldgebiet führen ausgewiesene Wanderwege. Besorgt euch am besten eine gute Wanderkarten-App (wir nutzen Osmand). Oder wartet auf die Neuauflage unseres Reiseführers Schottland mit Kindern*, in die soll unsere kleine Runde Eingang finden. (Leider steht das Druckdatum aber noch nicht fest.)

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Westlich der alten Dorfstraße, also in Richtung „hinter dem Pub“, lauft ihr so viel schöner. Ganz vereinfacht: vom Parkplatz aus die erste Möglichkeit links und dann Richtung „signal rock“.

Besucherzentrum Glen Coe mit Ausstellung

Wenn ihr durchs Glen Coe fahrt, solltet ihr auf jeden Fall auch einen Zwischenstopp beim Besucherzentrum einplanen. Dort gibt es saubere Toiletten und ein großes Café (das allerdings eher an eine Kantine erinnert). Vor allem gibt es eine kostenlose Ausstellung über die Natur und Geschichte des Tals. Natürlich wird dabei auch das berühmt-berüchtigte Glen-Coe-Massaker am Clan der MacDonalds thematisiert. Ich fand dort vor allem die Geschichte des Bergsteigens interessant. Beispielsweise hätte ich nicht gedacht, dass in diesem doch eher übersichtlichen Wandergebiet im Laufe der Jahre so viele Wandernde verunglückt sind.

glen coe infozentrum ausstellung

Die nette kleine Ausstellung ist kostenlos zugänglich. Wer gründlich sein will, sollte etwa eine Stunde dafür einplanen.

Eine kleine Runde zu gehen lohnt sich auch am Infozentrum. Einige sehr kurze Rundwege sind direkt ab hier ausgewiesen. Allerdings sind auf diesen Wegen sehr viele Menschen unterwegs, da auch viele Reisebusse hier halten. Ein Spaziergang erinnert mitunter an eine Tour auf einer Ameisenstraße.

Sehenswert ist aber auf jeden Fall das Grassodenhaus im hinteren Teil des Geländes. Im Rahmen experimenteller Archäologie ist der Versuch unternommen worden, eines der typischen Wohnhäuser der Highlands nachzubauen, die sich Zeitzeugenberichten zufolge zwischen der Antike und dem 18. Jahrhundert kaum verändert haben müssen. Allerdings war niemand dieser Zeitzeug*innen so gründlich, eine detaillierte Baubeschreibung zu hinterlassen. Also probiert man es jetzt einfach aus. Ob sich die vielen Jahrhunderte Zeit der Perfektionierung durch modernes Wissen und etwas Detektivarbeit aufholen lassen, wird spannend. Das Haus kann kostenlos betreten werden.

grassodenhaus glen coe

Vielleicht hat Hagrid in Wirklichkeit doch hier drin gewohnt…?

Mehr Schottland mit Kindern

Weitere Tipps für eure Rundreise durch Schottland mit Kindern (oder auch ohne) findet ihr in mehr als 40 Artikeln hier im family4travel-Blog. Eine Übersicht mit Karte und Links zu allen weiteren Beiträgen gibt es hier: Schottland mit Kindern – unsere gesammelten Erfahrungen.

Schottland mit Kindern, Glen Coe

In diesem Überbllicks-Artikel gibt es auch eine Kartenansicht, auf der alle weiteren Schottland-Beiträge verlinkt sind. Das (schon sehr alte) Titelbild des (immer aktuell gehaltenen) Beitrags ist übrigens auch im Glen Coe entstanden.

Für die Highlands und die gesamte Westküste Schottlands lege ich euch außerdem den Reiseführer „Schottland mit Kindern“* ans Herz, den ich gemeinsam mit Stefanie Holtkamp geschrieben habe. Darin bekommt ihr nicht nur viele, viele Tipps für familienfreundliche Ausflugsziele, sondern vor allem auch fertig ausgearbeitete Tourenvorschläge für kleine Wanderungen von zwei bis maximal zwölf Kilometern Länge, die auch Kindern richtig Spaß machen.

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Ein Klick hier* führt direkt zur Bestellmöglichkeit bei Amazon. Das Buch ist aber auch in jeder anständigen Buchhandlung – meist auf Bestellung – erhältlich.

Und noch viel mehr Tipps für Schottland – und England – auf Harry Potters Spuren bekommt ihr natürlich in Antjes Reiseführer.

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Das ganze Buch ist wie eine riesige Rundreise quer über die ganze Insel angelegt.

Transparenz-Hinweis: Antje hat mir ihren inoffiziellen Harry-Potter-Reiseführer als kostenloses Rezensionsexemplar zugeschickt. Und die mit * gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links, das heißt: Kommt darüber ein Kauf zustande, erhalte ich von Amazon ein paar Cent Provision.