Als wir neulich im Auto saßen und von der Schule nach Hause fuhren, fragt Janis: „Können wir nicht eigentlich bald mal wieder so eine große Reise machen?“ 

Knapp neun Monate nach unserer Heimkehr ist das das erste Mal, dass einer der Jungs Langzeitreisewünsche äußert.

„Würdest du denn auch mitkommen wollen?“ frage ich Silas, amüsiert über Janis‘ Begehren.

„Höchstens ein halbes Jahr“, sagt Silas sofort. „Oder ein Viertel. Am besten immer im Wechsel: ein Vierteljahr auf Reisen, ein Vierteljahr zu Hause.“

Für Silas bedeutet diese Äußerung einen 180-Grad-Wandel. Unser Jüngster hatte uns bei unserer Rückkehr sogar das Versprechen abgenommen, nie wieder so lange auf Reisen zu müssen. Er hatte unterwegs schon seit Rumänien immer wieder mal angemerkt, dass er lieber nach Hause wolle (wenn auch selten vehement und je nach Tagesform meist mit Zusätzen wie: „Wenn wir hier in Kroatien fertig sind/wenn wir Istanbul gesehen haben/wenn wir auf dem Vesuv waren/nach der Woche auf dem Campingplatz mit Pool…“).

Natürlich ist die Frage einer erneuten Reise völlig hypothetisch. Wir haben nichts geplant und sind in unseren bürgerlichen Strukturen doch so weit verhaftet, dass wir uns den Schulbefreiungsstress kein zweites Mal antun möchten.

Aber es ist gut zu wissen, dass die Kinder wieder Lust drauf hätten. Denn natürlich fragt man sich als Mutter – wie auf allen Gebieten – auch in Bezug auf Langzeitreisen: Haben wir das richtig gemacht? Muten wir unseren Kindern zu viel zu? Schaden wir ihnen in Wirklichkeit? Mache ich meinen Job als Mutter okay?

Janis‘ Frage also muss ich mit einem klaren Nein beantworten. Aber sie führt dazu, dass wir uns sehnsüchtig über unsere Reise-Erinnerungen austauschen.

„Woran denkst du eigentlich, welches Bild hast du vor Augen, wenn unsere große Reise erwähnt wird?“ frage ich meinen Großen.

Der 11-Jährige überlegt kurz. „Dann sehe ich uns durch die endlosen Weiten der La Mancha fahren“, sagt er dann. „Entlang der Tausenden von Mohnblumen.“

Das spanische Hochland im Zentrum der iberischen Halbinsel ist eigentlich mit keinem klassischen Glückmoment verbunden. Es war ein langer Fahrtag, wir haben „Die drei Fragezeichen“ gehört, nachdem wir mit dem Lokalhelden „Don Quijote“ schon durch waren. Am einzigen Hügel der ganzen Region haben wir eine kurze Mittagspause eingelegt und sind um eine alte, abgeschlossene Burg herumgeschlichen.

Trotzdem habe auch ich das Motiv der Mohnblumen gewählt, als ich nach unserer Rückkehr die „33 Fragen zum Glück“ beantwortert und herausgefunden habe, dass ich in der Tat ganz schön zufrieden mit meinem Leben bin.

Mehr Momentaufnahmen

Unsere „Momentaufnahmen“ sind kurze Geschichten zu einem einzelnen Augenblick unserer Reise und wie es zu diesem kam. Obwohl es sich meistens um Kleinigkeiten handelt, sind es Dinge, die uns tief berührt haben. Dazu gibt es ein Foto, das zwar oft nicht weltbewegend ist, aber uns Vieren viel bedeutet, weil es einen perfekten Moment illustriert.