Die Gleichung ist recht einfach für viele kinderlose Paare: Urlaub = Entspannung = Wellness-Oase. Eine solche ist für etliche Menschen, die ich kenne, notwendiges Qualifikationsmerkmal jeder in Frage kommenden Urlaubsunterkunft. Sobald Kinder da sind, ist die liebgewonnene Wellness-Anwendung aber höchstens noch im Wechsel mit dem Partner möglich, denn einer muss ja auf den Nachwuchs aufpassen. Die Kinder einfach mitzunehmen, widerspricht schließlich dem Grundgedanken jeder Tiefenentspannung. Oder?

Ich weiß nicht. Verallgemeinerungen sind immer schwierig. Ich kann nur aus unserer eigenen Erfahrung berichten, und die umfasst mittlerweile einige erquickliche Besuche der Hochsee-Sauna auf dem Kreuzfahrtschiff, zwei Ausflüge ins türkische Hamam und eine Familien-Rasul-Zeremonie im Center Park. Mit etwas größeren Kindern ist das durchaus möglich. Uns hat das jedes Mal richtig Spaß gemacht, und es hatte tatsächlich etwas mit Entspannung zu tun.

Und weil Reise-Mama Wibke gerade zu einer Blogparade zum Thema Wellness mit Kindern aufgerufen hat, nehme ich das zum Anlass, eine uralte Nähkästchen-Plauderei von unserer Kreuzfahrt endlich zu veröffentlichen, in der es um genau dieses Thema geht: Haben Kinder im Wellness-Bereich was zu suchen? Und wenn sie schon mal da sind – kann das klappen mit der Entspannung, für alle Beteiligten (auch die, die nicht zur Familie gehören)?

Für Entdeckungen sind unsere Jungs immer zu haben – den Eisspender im Saunabereich fanden sie unheimlich faszinierend. Aber zum überzeugten Wellness-Kind wird zuindest der Große dann doch nicht, fürchte ich. – Dieses Bild stammt aus unserem Bericht über den Center Parc Bispinger Heide.

Familien-Sauna

Bei uns zu Hause ist Sauna etwas Alltägliches, denn wir haben eine Marke Eigenbau im Keller. Dass Mama, Papa und Oma von Herbst bis Frühjahr einmal die Woche die Treppe runter verschwinden, um etwas für die Gesundheit zu tun, ist für unsere Jungs von jeher normal.

Natürlich kam bei beiden irgendwann der unvermeidliche „will auch“-Wunsch auf, der bei prompter Erfüllung nicht eben von Begeisterung gefolgt war. Erst in einem „Holzschrank“ stillsitzen und schwitzen, dann kalt duschen, das erwies sich für unsere Klein- und Kindergartenkinder in der Praxis als abschreckender als jede Erkältung. Wir Großen hatten nichts dagegen, die wöchentliche Schwitzkur weiterhin in erwachsener Stille zu genießen.

Das ist nicht unsere Sauna, sondern eine in einem estnischen Freilichtmuseum. (Außerhalb der Saison dient unsere Sauna nämlich ehrlich gesagt als Abstellraum, und ich kann nicht schnell runter laufen und ein Foto machen…)

Mit Kind im Wellness-Bereich

Der Umschwung kam, als Silas während unserer Nordland-Kreuzfahrt mehr oder weniger versehentlich in den Wellness-Bereich stolperte. Wir hatten in der Kabine einen Zettel hinterlassen, dass wir in die Sauna gingen, aber rechtzeitig wieder da sein würden, wenn er aus dem Kids Club käme. Dann hatten wir uns in der Zeit vertan, und der Achtjährige machte sich auf die Suche nach uns. Wer zusammen mit dem Gastgeberkind in Albanien im Laden an der Ecke Wasser kauft und in Italien mit dem Bruder zum Spielen in den Park geht, für den ist es kein Problem, sich auf einem deutschsprachigen Schiff zum Saunabereich durchzufragen. Mit größter Selbstverständlichkeit stand er plötzlich in der indisch angehauchten Wellness-Oase und sagte: „Ach, da seid ihr ja. Hier sieht’s ja schön aus! Ich geh jetzt auch in die Sauna.“

Gesagt, getan. Ergebnis: Etliche hinduistische Götter und der Nordatlantik vorm Panoramafenster reichten aus, um Silas‘ Aufmerksamkeit in der 60 Grad heißen Aromasauna lange genug für ein ausreichendes Schwitzbad zu fesseln. Selbst das kalte Duschen bekam durch die verschiedenen Möglichkeiten (Schlauch, Eimer, Regenguss, Eiswürfel,…) ausreichend Abenteuer-Charakter.

Der Saunagang nach dem Kids Club wurde zum Ritual jedes Seetags. Die anderen Saunagäste, die den Kleinen anfangs argwöhnisch beäugten, nahmen seine (ziemlich) stille Anwesenheit schnell wohlwollend zur Kenntnis.

Das einzige echte Sauna-Foto, das ich zu bieten habe, stammt nicht vom Schiff, sondern auch wieder aus dem Wellness-Bereich des Center Parcs. Selbst als Blogger fotografiert man in einer solchen Situation höchstens mit konkreter Berichterstattungsabsicht. ;)

Es bleibt etwas Besonderes

Die heimische Keller-Sauna lehnt Silas allerdings nach wie vor ab. „Aber in eine schöne Sauna gehe ich gerne mal“, lässt der Wellness-Snob in Ausbildung verlauten.

Sauna ab 16 im Wellness-Hotel

Erst kürzlich hatte er wieder Gelegenheit dazu. In den Osterferien im Schwarzwald waren wir in einem brandneuen, sehr schicken Wellness-Hotel untergebracht. Eigentlich ist dort der Sauna-Bereich erst ab 16. Aber eine freundliche Nachfrage beim Personal und ggf. anderen Sauna-Gästen, gepaart mit der Erklärung, dass der Nachwuchs weiß, wie Sauna funktioniert und wie man sich dort benimmt, macht eine Ausnahme wahrscheinlich. In unserem konkreten Fall hatten wir das Glück, an jenem Abend im Wellness-Bereich ganz alleine zu sein – herrlich!

sauna im wellness hotel

Eine der drei Saunen im Wellness-Hotel, die wir an jenem Abend ganz für uns hatten. Alles roch noch nach neuem Holz.

Sein großer Bruder hat fürs Schwitzen übrigens nach wie vor nichts übrig und beschränkt sich lieber darauf, im Pool zu planschen. Ist auch ein bisschen Wellness.

Mehr Wellness mit Kindern

Über unsere anderen Wellness-Erfahrungen mit Kindern habe ich hier gebloggt:

Hotel-Empfehlungen für Häuser, in denen Wellness mit Kindern (oder für Eltern, während die Kinder betreut werden) durchaus möglich ist, habe ich tatsächlich auch welche:

Die Blogparade der Reise-Mama läuft noch bis zum 30. Juni 2019 und sammelt mehr Berichte zum weitläufigen Thema „Wellness mit Kindern“.