Es gibt Reisen, da denke ich mir schon beim Buchen: Das wird ein guter Erfahrungsbericht fürs Blog! So war das bei unserem Kurztrip in die Wesermarsch und nach Butjadingen. Über die Region, vor allem etwas abseits der Küste, berichtet nämlich kaum ein anderes Reiseblog. Aber wie das Leben so spielt: Manchmal kommt eine Menge dazwischen. Deshalb erscheint dieser Reisebericht mit fast einem Jahr Verspätung. Nichtsdestotrotz, hier ist er endlich: Mein Erfahrungsbericht über Butjadingen und die Wesermarsch als Kurztrip Richtung Nordsee.

Butjadingen und die Wesermarsch: Was ist das überhaupt?

Das Ding ist, dass unser Kurztrip Butjadingen eigentlich nur gestreift hat. Überhaupt fand ich es sehr verwirrend, was in dieser Region nun wie heißt und wozu gehört. Deshalb beginne ich damit, das alles kurz aufzudröseln. Historisch ist das alles schrecklich interessant!

wesermarsch butjadingen sielroute

Diese Infotafel in Ovelgönne zeigt, um welche Region es geht. Sie wirbt für Fahrradreisen – und die müssen hier in der Tat eine wahre Freude sein!

Auch auf anderen Ebenen staune ich, wie eigentümlich die Gegend da oben an der westlichen Wesermündung ist. Nur ein paar Kilometer von unserer Haustür entfernt überquere ich denselben Fluss beinahe täglich. Nach gerade einmal zweieinhalb Stunden Fahrzeit über die Landstraßen flussaufwärts habe ich dagegen das Gefühl, in einem anderen Land zu stehen. Die Friesen, die die Wesermarsch kultivierten und im späteren Genpool-Mix der Neuzeit wohl auch heute noch dominieren, sind offenbar schon ein Schlag Menschen für sich. Und erst die Landschaft selber!

langwarder groden watt

Die Wesermarsch an der Nordsee in Butjadingen ist eine eigentümliche Gegend.

Butjadingen: Landschaft, Ort, Reiseziel

Butjadingen ist keine Stadt, kein Ortsname. Eigentlich. Ursprünglich bezeichnet der Begriff „alles jenseits der Jade“. „Buten“ heißt auf Plattdeutsch draußen oder eben auch „da hinten irgendwo ganz abgelegen“. Die Mehrheit der Friesen siedelte westlich entlang der Nordsee bis weit ins heutige Holland.

langwarder groden nationalpark

Von Butjadingen aus geht es mitten hinein in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

Der Name Butjadingen hat sich festgesetzt für die Halbinsel, die Jadebusen und Weser bilden. (Betont wird übrigens auf der zweiten Silbe.) Nach einer Sturmflut im 14. Jahrhundert wurde die Gegend vorübergehend zur vollwertigen Insel. Das konnten die Bewohner durch Eindeichung wieder ändern. Die ehemalige Trennlinie bildet heute noch die Grenze zum Stadland im Süden.

brake fischerhaus wesermarsch

Ein typisches altes Fischerhaus (allerdings in der Kreisstadt Brake – aus Butjadingen habe ich blöderweise nicht so viele Fotos).

1974 fasste man die kleinen Küstendörfer Langwarden, Burhave und Stollhamm zusammen, um den spärlich besiedelten Landstrich besser verwalten zu können. Butjadingen wurde der Name dieser neu entstandenen Gemeinde.

Unter diesem Label vermarktet sich seitdem auch der (eher verhaltene) Tourismus der Region. Touristisches Zentrum war und ist immer noch Burhave. Dort ploppt auch das Wort Butjadingen auf, wenn man es bei Google Maps sucht. Auch die beiden Nordseebäder Tossens und Fedderwardersiel sowie das Strandbad Eckwarderhörne gehören jedoch zur Gemeinde Butjadingen.

brake backsteinhaus

Schmucke friesische Architektur (zugegebenermaßen auch wieder in Brake).

Region Wesermarsch

Die nächstgrößere Region – und das, was man eigentlich unserer Reise als Überschrift geben müsste – ist die Wesermarsch. Auch die hat wieder verschiedene Bedeutungsebenen.

Zunächst einmal erklärt die Wortbedeutung die geografische Beschaffenheit. Marsch ist Land, das sich nach der letzten Eiszeit vom Meer schied (durch natürliche oder menschengesteuerte Prozesse). Somit bezeichnet die Wesermarsch das Neuland links und eigentlich auch rechts der Weser. Da hat sich in den vergangenen Jahrtausenden und selbst in den letzten paar Jahrhunderten nämlich noch erstaunlich viel getan!

langenwarder groden schafe

Wo heute Schafe grasen, war vor gar nicht allzu langer Zeit noch Meeresboden.

Es juckt mich schon wieder in den Fingern, hier vom mittelalterlichen Gau Rüstringen zu schreiben, vom Stedingerkrieg und vom generell komplizierten Verhältnis zum nahen Oldenburg und seinen Grafen. Das verkneife ich mir. Dafür gestatte ich mir aber den Hinweis, dass die gesamte Region bis 1773 über hundert Jahre lang unter dänischer Herrschaft stand.

In modernen Zeiten geht es eher um den Landkreis Wesermarsch. Der ist mehr oder weniger deckungsgleich mit der historischen beziehungsweise geografischen Region. Grob gesagt umfasst er das Gebiet nördlich von Bremen links der Weser bis zur Linie Oldenburg – Jadebusen.

brake kran hafen

Die gesamte Gegend ist laut Wikipedia „praktisch frei von jeder Industrie“. In Brake und Nordenham gibt es zumindest „Hafengedöns“.

Auf 825 Quadratkilometer kommen gerade einmal 88.500 Einwohner. Es gibt im Norden und Osten Niedersachsens spärlicher besiedelte Gegenden (etwa das Wendland). Aber hier im ländlichen Schaumburg zum Beispiel wohnen mehr als doppelt so viele Menschen pro Quadratkilometer.

Der Landkreis Wesermarsch umfasst neun Gemeinden. Eine von ihnen ist Butjadingen. Die drei anderen, mit denen wir auf unserem Kurztrip an die Nordsee Bekanntschaft schließen, sind das südlich davon gelegene Nordenham, das wiederum südliche Ovelgönne und die Kreisstadt Brake östlich davon an der Weser.

brake mit kind

Bummel durch die Kleinstadt Brake. Sie ist Verwaltungssitz, aber nach Nordenham nur zweitgrößte Stadt im Landkreis Wesermarsch.

Butjadingen und die Wesermarsch mit Kleinkind und Teenager – und Oma

Anlass unserer Reise in die Wesermarsch ist der 17. Geburtstag meines großen Sohnes. Der absolviert ein Sozialpraktikum in Ovelgönne. Drei Wochen lang hilft er bei der Begleitung von Menschen mit Behinderungen. Währenddessen wohnt er zum ersten Mal in seinem Leben in einer WG auf dem Gelände der Einrichtung.

ovelgönne windmühle

Azubis und Praktikant:innen wohnen im Herzstück der Einrichtung „Ovelgönner Mühle“. Janis zeigt, wo.

Eigentlich haben wir abgemacht, dass er sich nach den drei Wochen wieder mit seinem Niedersachsenticket in den Zug setzt und selbstständig nach Hause fährt. Aber als ich mich über den Freizeitwert seiner aktuellen Umgebung informieren möchte, fällt mir auf, dass über Ovelgönne und die ganze Wesermarsch kein einziges Reiseblog berichtet. Ja, also, dann mache ich das doch! Den perfekten Anlass habe ich auch: Janis‘ Geburtstag fällt auf den vorletzten Tag seines Praktikums. Also schreibe ich seine Betreuerin an und verabrede mit ihr einen Überraschungsbesuch.

Da es sich um einen Wochentag handelt, reisen wir in ungewohnter Besetzung an: die Oma, die kleine Schwester (fast zwei Jahre alt) und die Mama (also ich). Oma kommt mit, um Franka im Auge zu behalten, wenn ich Fotos mache und für euch jede einzelne Infotafel durchlese. (Na ja, und natürlich freut sie sich auch, ihrem ältesten Enkel zum Geburtstag gratulieren zu können.)

Einen Nachmittag und Abend haben wir zusammen, bevor Janis am Folgetag vor der Heimreise noch eine Schicht absolvieren muss. Den müssen wir Besucherinnen also in der Region noch rumkriegen. Perfekt!

Nach etwas Recherche stelle ich dann fest, dass die bisherige Abwesenheit von Reisebloggern in der Wesermarsch vielleicht auch einen Grund hat. Die Sehenswürdigkeiten halten sich in Grenzen. Umso besser: Da lässt sich vieles auf einem Kurztrip abfrühstücken und wir schaffen es sogar bis hoch an die Nordsee. Die liegt nahe an Ovelgönne. – So nahe dann aber auch wieder nicht, denn von Ovelgönne bis Butjadingen ist es fast eine Stunde Fahrzeit.

Unsere Reisegruppe: Oma, Geburtstagskind Janis, Franka und ich (und im Hintergrund die Weser in Brake).

Brake: Weserspaziergang mit Einkehr

Nachdem wir unser Geburtstagskind begrüßt, angemessen gratuliert, die Einrichtung und sein Zimmer besichtigt haben, ist es erwartungsgemäß später Nachmittag. Deshalb fahren wir heute nur noch die zehn Minuten in die nahe Kreisstadt. Zeichnet man auf der Landkarte ein Viereck zwischen Wilhelmshaven, Bremerhaven, Bremen und Oldenburg, liegt Brake genau in dessen Mitte. Rund 15.000 Menschen wohnen hier.

brake fußgängerzone

Nasser Bummel durch Brakes Fußgängerzone.

Wir parken kostenlos an der Heukaje. Leider pladdert es, sodass unser Kleinkind sich unter die Plastikplane des Buggys rettet. Egal, der kleine Spielplatz an der Kaje hat ohnehin eher dekorativen Charakter.

brake spielplatz

Hübsch, aber maximal was für ältere Kinder.

Zu den Sehenswürdigkeiten von Brake zählt vor allem das „Schifffahrtsmuseum Unterweser“. (Es hat gute Kritiken. Bei dem Thema sind wir aber alle nicht allzu traurig, dass sich ein Besuch zeitlich heute nicht mehr lohnt. Mehr Infos gibt es auf der Museums-Homepage.)

brake museum schifffahrt unterweser

Ich wäre schon gern mal reingegangen…

So beschränken wir uns auf einen Stadtbummel. Brake ist für uns ein ausgesprochen interessantes Städtchen. Wir schlendern an der Weser entlang, die sich hier zu einem mächtigen breiten Fluss entwickelt hat. Die schweren Flutschutztore beeindrucken uns.

brake flutschutztor weser

Große Flutschutztore trennen die Weserpromenade bei Bedarf vom Ort ab.

Die Fußgängerzone ist hübsch, aber es herrscht viel Leerstand. Es ist wohl wie überall: Die jungen Leute gehen lieber in die großen Städte.

brake fischer leerstand

Nett, aber leer: die Fußgängerzone von Brake.

Zum Abendessen habe ich zur Feier des Tages einen Tisch im Restaurant Culinaria reserviert. Das stellt sich als gute Wahl heraus. Wir essen hervorragenden Fisch. Die kleine Franka wird herzlich umsorgt und darf ein ganz neues Malbuch einweihen.

brake culinaria restaurant

Das hübsche kleine Restaurant von außen. Der Gang um die Ecke zwischen Blumen und Hecke zum unscheinbaren Haupteingang lohnt sich.

Butjadingen: Ein Tag am Meer

Tags drauf machen Oma, Franka und ich uns dann auf ans Meer. Von unserer Unterkunft (Tipp siehe unten) dauert das rund eine Dreiviertelstunde. Dafür können wir unterwegs schon auf den Jadebusen blicken. Mit einigem Bedauern fahren wir am Schwimmenden Moor vorbei. Das steht auch schon länger auf meinem Wunschzettel. Aber darüber gibt es schon einen kleinen Gastbeitrag hier im Blog. Wenn ich hier also die hauptberufliche Reisebloggerin raushängen lassen will, stürze ich mich besser auf andere Sehenswürdigkeiten. Und es ist nicht so, als hätten Butjadingen und die Wesermarsch nichts anderes zu bieten! Also fahren wir an die „richtige Nordsee“.

butjadingen burhave strand

Auch wenn der Anblick im direkten Vergleich mit den Traumstränden an der Ostsee ernüchternd ausfällt…

Naturerlebnispfad Langwarder Groden

Als hauptsächliches Ausflugsziel für unseren (dreiviertel) Tag in Butjadingen habe ich den Naturlehrpfad am Langwarder Groden rausgesucht. Hier ragt ein Halbinselchen mitten ins Watt und präsentiert so praktisch das Beste vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer auf engstem Raum. Ein vier Kilometer langer Rundwanderweg – durchgängig barrierefrei und somit auch kinderwagentauglich – führt uns mitten hindurch. Im Gegensatz zu „normalem“ Watt ist er rund um die Uhr begehbar.

langwarder groden karte

Am Parkplatz zeigt eine große Karte den Rundweg auf. Es gibt die große Runde mit vier und die kleine mit zwei Kilometern.

Wir starten bei Ebbe. Der Boden knistert, als all das Leben unter Wasser zu Tage tritt. Trockenen Fußes schieben wir den Buggy über Holzbohlenwege.

langwarder groden kinderwagen

Auf ins Watt!

Unzählige Vögel begegnen uns. Wir nehmen uns viel Zeit, lesen alle Infotafeln. Auf dem Rückweg schwappt schon wieder die Flut unter die Bohlen. Wie durch Magie ändert sich die Landschaft komplett.

langwarder groden rundweg

Ein Teil des Rundwegs läuft auch durch die Salzwiesen des Marschlands.

Meine Mutter und ich stehen beide nicht zum ersten Mal in unserem Leben im Watt. (Die klassische Wattwanderung ein Stück weiter nördlich hat mich zum Beispiel auch schon einmal echt fasziniert: Wattwanderung Föhr – Als wir über den Meeresboden spazierten.) Aber das Naturerlebnis hier am Langwarder Groden ist für uns wirklich etwas Besonderes.

Auch als Franka endlich aus ihrem Mittagsschlaf erwacht, ist sie hochgradig angetan von der Zauberwelt des Watts.

langwarder groden

Es knistert, surrt und plätschert da, wo kurze Zeit später schon wieder Wasser fließt. Ausgesprochen spannend, findet auch unser Kleinkind.

Melkhus: Zweifelhafte Kult-Institution

Statt direkt zum (kostenlosen) Parkplatz zurückzukehren, legen wir noch einen Abstecher zum Melkhus ein. Die kleinen Selbstbedienungs-Cafés im Gartenhäuschen-Format genießen wohl an der ganzen Nordseeküste Kultstatus. Vor allem in direkter Nähe von aktiven Milchhöfen sind sie anzutreffen.

melkhus butjadingen außen

Gerade für Familien mit Kindern ist jedes Melkhus ein belieber Zwischenstopp zur Einkehr.

Grundidee ist, dass Gäste gegen Zahlung in die Kasse des Vertrauens frische Milch und Milchprodukte verzehren können. Obwohl sie unter einem gemeinsamen Logo agieren, ist jedes Melkhus eigenständig. Von innen kennen wir nur dieses eine – und sind enttäuscht. Während uns Milch und Buttermilch zum Selberzapfen noch prinzipiell überzeugen (abgesehen davon, dass wir selbst keine trinken mögen), wird mir beim verspäteten Blick auf die Inhaltslisten unserer Einkäufe ganz anders. Was als „frisch vom Bauernhof“ angepriesen wird, enthält zumindest in seiner Form als Eiscreme drei verschiedene Zuckerarten, vier Sorten Stabilisatoren und künstliches Aroma. Na danke!

langwarder groden melkhus eis inhaltsstoffe

Vielleicht aus lokaler Milch und in der Nähe hergestellt, aber natürliche Zutaten sind das meinem Verständnis nach nicht…

Aber gut, es hat auch niemand was von „bio“ gesagt… (Und an jeder normalen Eisdiele hängt einfach nur keine Liste von Inhaltsstoffen aus. Der Produzent scheint ja eine lokale italienische Eisdiele zu sein. Seitdem esse ich jedenfalls nur noch Eis, wenn ich weiß, was drin ist.)

langwarder groden melkhus milch

Dabei ist die Grundidee so nett…

Fedderwardersiel

Einen kurzen Zwischenstopp legen wir in Fedderwardersiel ein. Der historische Kutterhafen liegt nur wenige Fahrminuten vom Langwarder Groden in der einen und Burhave in der anderen Richtung entfernt.

Von hier starten die beliebten Bootsfahrten ins Wattenmeer, bei denen auch „live gefischt“ wird. Hätten wir mehr Zeit, wäre das sicherlich auch eine schöne Option. (Wir haben auf Borkum mal eine Fahrt mit dem Krabbenfischer gemacht. – Das war schon ein tolles Erlebnis!)

fedderwardersiel kutterfahrt

Links liegt das Fahrgastschiff, dass auf seiner Tour die Schleppnetze ausfährt.

Außerdem steht in Fedderwardersiel das Nationalpark-Haus mit Museum. Es gilt als heißer Tipp für Familien bei Regenwetter.

Eintritt und Öffnungszeiten hält die Website des Nationalparks Wattenmeer aktuell.

Burhave

Dann nehmen wir uns den Hauptort der Gemeinde Butjadingen vor: Burhave. Der ist inzwischen ein klassischer Urlaubsort. Am Meer liegen Campingplätze. Hinterm Deich erstrecken sich ganze Straßenzüge von identisch gebauten Ferienhäusern. Ob es weiter hinten auch noch einen „echten“ Ort gibt, schaffen wir bei unserem Kurzbesuch nicht zu überprüfen. Auch wir bleiben brav im Touristensektor.

butjadingen burhave ort

Blick auf Burhave vom Deich aus.

Touristischer Mittelpunkt des Strandlebens ist das Café Rondell. Vom kostenpflichtigen Strandparkplatz aus ist es der erste Anlaufpunkt. Das Dach lässt sich von der Straße aus als Aussichtsterrasse betreten. Dort stehen wir und können erst einmal nicht aus unserer Haut: Als überzeugte Ostseeurlauber lästern wir eine Runde über die ausgetretene Wiese, die über braunen Schlick ins Wasser führt. Hier Strandurlaub?!

butjadingen burhave strand aussichtsterrasse

Typisch Nordsee: Strandkörbe auf grüner Wiese, dann Watt, dann Wasser (manchmal).

Franka hätte definitiv nichts dagegen. Ihr hat schließlich auch unser kurzes Strandkorb-Abenteuer in Wilhelmshaven bestens gefallen. Jetzt entdeckt sie den Spielplatz. Der ist super! Für alle Altersklassen ist etwas dabei.

butjadingen burhave spielplatz

Und hier gibt’s auch „echten“ Sand!

Ein paar Meter weiter befindet sich die Nordsee-Lagune von Burhave. Etwas zurückgesetzt und von der Strandpromenade durch einen Zaun abgetrennt, ist sie so etwas wie ein gezeitenunabhängiger Baggersee. Gespeist wird er mit aufbereitetem Meerwasser. Familien mit Gästekarte zahlen 11 Euro Eintritt pro Tag, ohne 15. Ob sich das lohnt, kann ich nicht sagen. Von außen lässt sich kein aussagekräftiger Blick in die Lagune werfen.

butjadingen burhave nordseelagune

Vom Deich aus kann man ein bisschen was erahnen…

Wir schlendern noch etwas die Hauptstraße hinauf, drehen aber bald um. So typischer Touristentrubel ist nicht unsere Kragenweite. Außerdem habe ich Bedenken, dass Franka den riesengroßen Indoor-Spielplatz als solchen identifiziert… Die Info, wie empfehlenswert ein Besuch der Spielscheune von innen ist, wäre zwar bestimmt für viele Bloglesende interessant. Aber erstens ist malt Corona noch ein dickes Fragezeichen hinter solche Institutionen (vor allem mit Oma). Und zweitens passt das zeitlich dann wirklich nicht mehr rein.

butjadingen burhave spielscheune

Die Spielscheune in Burhave ist ein großer Indoor-Spielplatz, der wohl auch betreute Kinderanimation anbietet.

So gönnen wir uns nur noch ein Fischbrötchen und machen uns dann auf den Weg, um den Praktikanten abzuholen.

Museumsmühle Moorsee

Einen kleinen Zwischenstopp möchte ich nämlich noch an der Moorsee-Mühle einlegen. Sie liegt etwas außerhalb der Ortschaft Abbehausen. Die wiederum gehört zu Nordenham.

Bis 1977 wurde sie noch zum Mehl mahlen benutzt, bevor sie als letzte Windmühle der Region aufgegeben wurde. Gleich im Anschluss machte der Landkreis ein landwirtschaftliches Museum daraus. Ein hübsches Café gehört auch dazu.

moorsee mühle museum

Die alte Mühle ist beeindruckend groß.

Die Mühle ist komplett funktionsfähig und auch regelmäßig in Betrieb. Als wir ankommen, ist das Museum allerdings schon geschlossen. Macht nichts, viel Zeit für die Besichtigung hätten wir ohnehin nicht gehabt. Prinzipiell lohnt sich die aber bestimmt.

Auch nach Feierabend gibt es auf dem frei zugänglichen Außengelände einiges zu sehen. Unser Kleinkind freut sich über ein paar Schafe. Wir Großen entdecken hinter dem Parkplatz eine Flutter. Mit diesen Wasserschöpfmühlen wurden, wie wir lernen, im Marschland Gräben entwässert. Auf Knopfdruck setzt sich das merkwürdige Gebilde in Bewegung.

flutter moorsee mühle museum

Sieht aus wie eine Mini-Windmühle – ist auch so etwas Ähnliches.

Mehr Infos zur Besichtigung der Moorsee-Mühle gibt es auf der Museums-Homepage. Wer sich generell für Mühlen interessiert, sollte sich unbedingt mal das Mühlenmuseum in Gifhorn anschauen! Unser Erfahrungsbericht ist integriert in meinen Artikel „Gifhorn mit Kindern: Kurztrip in die Südheide“.

Ovelgönne

Bevor wir die Heimreise antreten, darf uns der Kurzzeit-Ovelgönner aber noch einmal „sein“ Dorf zeigen.

Offiziell ist die Gemeinde Ovelgönne über 120 Quadratkilometer groß – also riesig. (Zum Vergleich: Die umliegenden Großstädte Oldenburg, Wilhelmshaven und Bremerhaven verfügen jeweils „nur“ knapp über 100 Quadratkilometer Ausdehnung.) Dafür ist das „Grüne Herz der Wesermarsch“ bei der Einwohnerzahl deutlich bescheidener: Gut 5000 Menschen verteilen sich über das „Stadt“gebiet. Sie wohnen in kleinen Hagenhufendörfern und Einzelhöfen verstreut. Historischer Mittelpunkt ist das alte Burgdorf Ovelgönne. Da das auch der temporäre Wohn- und Arbeitsort des Sohnes ist, beschränken wir uns darauf.

ovelgönne mit buggy

Ovelgönne lädt durchaus zu einem kleinen Stadtbummel ein. Oder sagen wir lieber: einem Dorfspaziergang.

Von der Burg, die Graf Johann V. von Oldenburg nach der endgültigen Unterwerfung der Friesen Anfang des 16. Jahrhunderts hier errichten ließ, ist praktisch nichts mehr übrig. Klassische Sehenswürdigkeiten gibt es in Ovelgönne daher nicht.

Erste Anlaufstelle für Sightseeing wäre sicherlich das Handwerksmuseum Ovelgönne. Es zeigt laut Homepage lokale Handwerksgeschichte des 18., 19. und 20. Jahrhunderts.

ovelgönne museum

Viel älter als das Museum ist übrigens kein Haus in Ovelgönne. Im Mittelalter war es hier noch regelmäßig zu nass zum Siedeln.

Unsere liebste Sehenswürdigkeit ist der Weserbäcker. Die Filiale der lokalen kleinen Kette versorgt uns mit Reiseproviant. (Allerdings fallen mir, als ich den Namen gerade bei Google Maps nachschlage, aktuell einige schlechte Bewertungen von Einheimischen auf. Wir fanden es nett.)

ovelgönne weserbäcker

Das Bäckereigebäude ist – trotz fragwürdiger Kommasetzung – ein besonders hübsches in Ovelgönne.

Darüber hinaus genießen wir einfach das ausgesprochen hübsche Stadtbild. Breite Bürgersteige führen uns durch die Straßen. Gesäumt sind diese mit regionaltypischen Wohnhäusern: ohne Dachüberstand, bescheiden, ordentlich. Mehrere alte Brunnen kommen uns unter. Ihre Pumpen sind abschließbar, sodass trotz ihrer Lage im öffentlichen Raum nur die Besitzer an das kostbare Grundwasser kommen. Interessant!

ovelgönne wasserpumpe

Nicht die einzige eingehauste und abgeschlossene Wasserpumpe in Ovelgönne.

Unterkunftstipp in Großenmeer

Zum Schluss möchte ich noch unseren Übernachtungstipp weitergeben. So kurzfristig war es nämlich gar nicht so einfach, überhaupt einen Platz zum Schlafen zu bekommen. (In Ovelgönne selbst habe ich vier Vermietungsbetriebe aufgespürt, deren Repräsentierende am Telefon alle sehr nett waren – aber restlos ausgebucht.)

Eine sehr schöne Alternative haben wir schließlich im Ovelgönner Ortsteil Großenmeer gefunden. Entgegen erster Assoziationen liegt das winzige Dorf im Landesinneren, etwa auf halber Strecke zwischen Oldenburg und dem Burgdorf Ovelgönne. Bei dem namensgebenden „Meer“ handelte es sich es um ein Binnengewässer, das allerdings längst verschwunden ist.

Dort steht das Gasthaus Großenmeer. Auch hier täuscht der Name ein bisschen: Ein traditioneller Gasthof ist das nicht. In dem modernen Neubau ist ein Saal für Events (vor allem wohl Hochzeitsfeiern) untergebracht. Die Front nimmt ein Bäckerei-Café ein, das Übernachtungsgästen Gelegenheit zum Frühstück gibt.

ovelgönne hotel großenmeer außen

Der Haupteingang zum Veranstaltungssaal. Hier hätte ich mal ein bisschen nach rechts schwenken sollen, damit der Bäcker mit im Bild ist… Der Zugang zu den Hotelzimmern erfolgt seitlich über ein Treppenhaus.

Im Obergeschoss liegen vier Hotelzimmer. Der Check-in läuft komplett kontaktlos und unabhängig von Öffnungszeiten. Unser Zimmer ist hübsch eingerichtet und pieksauber. (Wer der Sache für eigene Zwecke nachgehen möchte: Hier ist der Link zur Unterkunft.)

ovelgönne hotel großenmeer zimmer

Ein richtig schönes Hotelzimmer erwartet uns!

Großenmeer selbst bietet nichts wirklich Sehenswertes. Für unsere Zwecke ist es aber nahezu perfekt. Bis nach Ovelgönne fahren wir eine Viertelstunde. (Ähnlich weit wäre es nach Oldenburg hinein.) Nur der kleine Spielplatz im Dorf wirkt ein bisschen mau. Franka ist mit den beiden Federwippen schräg gegenüber von unserem Hotel aber vollauf zufrieden.

Mehr Tipps für Butjadingen und die Wesermarsch

Unser Kurztrip war so kurz, dass uns dann doch jede Menge schöne Sachen durch die Lappen gehen mussten. Deshalb habe ich mich in anderen Reiseblogs umgeschaut, was die Kolleginnen und Kollegen noch so für Tipps und Ratschläge für die Region zu bieten haben. Über die Wesermarsch gibt es wohl weiterhin nichts. Aber Butjadingen hat wenigstens zwei Freundinnen in der Reiseblogger-Zunft gefunden.

Und selbst habe ich noch folgende Reiseberichte über Ziele in der Nähe:

Alle (inzwischen mehr als 190!) Reise- und Ausflugsziele in Deutschland, die wir selbst ausprobiert und beschrieben haben, gibt es inklusive Kartenansicht in diesem Beitrag:

Familienurlaub in Deutschland: Unsere geballten Tipps

Familienurlaub in Deutschland

Hier ist wirklich für jede und jeden etwas dabei.

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