Heute vor genau vier Monaten sind wir von zu Hause aufgebrochen. Wir nutzen diese „kleinen Jubiläen“ gerne, um das Erlebte Revue passieren zu lassen. Nach sieben Wochen habe ich die Jungs nach ihrer Meinung zum Langzeitreisen befragt. Und nach drei Monaten habe ich – reichlich angeschlagen durch eine weniger schöne Begleiterscheinung des Reisens – eine vorläufige Bilanz in Zahlen gezogen. Heute erinnern wir uns an all die kleinen Momente, die uns vor Glück fast zerspringen lassen hätten (oder, im Falle eines emotional nicht ganz so beweglichen Familienmitglieds, „ganz gut gefallen haben“). Alle vier sind wir in uns gegangen und erzählen jetzt von unseren vier magischen Momenten.
Reise-Highlights von Silas (8)
Plitwitzer Seen, Kroatien
„Mein allerschönster Moment war, als wir gerade in den Nationalpark reingekommen sind und den Ausblick auf einen richtig tiefen Wasserfall genossen haben. Ich hab mich so als kleines Teil der Natur gefühlt und als Zeuge einer atemberaubenden Naturschönheit.“
Split, Kroatien
„Ein anderer meiner schönsten Momente auf unserer Reise war, als ich an meinem Geburtstag das blaue Geschenkpapier aufgerissen habe und ein Schachspiel zum Vorschein kam. In der Fremde Geburtstag zu feiern, war mal was anderes als immer nur zu Hause. Zu Hause hätte es zwar mehr Geschenke gegeben, aber ich war auch so zufrieden.“
Donaudelta, Rumänien
„Als ich zum ersten Mal die fünf Katzen gesehen habe und dann plötzlich immer mehr dazu kamen – das fand ich toll, weil ich Katzen mag. Die Katzen waren ganz lieb und brav, und wir konnten mit ihnen spielen und sie auf den Arm nehmen. Besonders die kleinen Kätzchen Nero und Bella waren sehr kuschelig. Wir waren eine Woche dort und haben jeden Tag mit ihnen gespielt.“
Bukarest, Rumänien
„Einen wundervollen Moment fand ich auch, als wir in Bukarest dieses unscheinbare kleine Kloster besichtigt haben und einfach so von den Gemeindemitgliedern dort so einen leckeren Brei mit Mandeln und anderen süßen Inhaltsstoffen in die Hand gedrückt bekommen haben, und danach auch noch Kuchen. Es war nämlich irgendsoein Tag von einem Heiligen, an dem man Vorbeikommenden etwas zu Essen gibt [Allerheiligen]. Dass die uns das einfach so gegeben haben, war eine tolle Überraschung.
Die schönsten Augenblicke aus Sicht von Janis (10)
Popovo, Bulgarien
„Zwei Tage nach Weihnachten bin ich aufgewacht und habe etwas Playmobil mit Silas gespielt. Dann auf einmal sagte Silas: „Oh, guck mal raus, es schneit!“ Am Tag zuvor war es noch ganz grün gewesen. Und als wir morgens aus dem Fenster sahen, war alles weiß!“
Sozopol, Bulgarien
„Hier am Schwarzen Meer gefällt es mir prima. Ein toller Moment war es, als wir am ersten Tag über die Mauer zum Strand gesprungen sind und meine Füße in den Sand einsanken. Dann konnten wir endlich mal wieder eine Sandburg bauen!“
Kloster Blagaj, Bosnien-Herzigowina
„Ich weiß noch, als wir dem Fluss entgegen gingen, auf diese große Felswand zu. Dann bogen wir um die Ecke, und sahen das gar nicht mal sooo große Loch, aus dem der ganze Fluss aus dem Berg sprudelte. Ich dachte: ‚Whoa, wo kommt der denn her? Wie geht das denn?‘ Das war schon beeindruckend.“
Shkoder, Albanien
„Ein glücklicher Moment war auch, als ich mich bei unseren Couchsurfern in Albanien endlich unter die warme Decke kuscheln konnte. Unser Zimmer war eiskalt, weil nur das Wohnzimmer geheizt war, und am ersten Abend konnten wir beim Schlafengehen unsere Atemwölkchen sehen. Am zweiten Tag haben wir dann einen Heizstrahler ins Zimmer gekriegt, und das war viel besser!“
Martins Überraschungsmomente
Miercurea Ciuc, Rumänien
„Die Tanzveranstaltung, zu der uns unsere Couchsurfer eingeladen hatten – ich hatte so eine Trachtentanzgruppe auf Dorffest-Niveau in einem zugigen Festzelt erwartet. Stattdessen haben wir eine zurecht europaweit auftretende Volkstanztruppe zu sehen gekriegt, die professioneller und mitreißender nicht hätte sein können. Ganz großes Kino!“
Split, Kroatien
„Dank des family4travel-Blogs haben wir eine super informative Exklusiv-Stadtführung bekommen. Im Anschluss haben wir noch stundenlang bei Sonnenschein im Café an der Adria-Promenade gesessen und uns mit Anita, unserer Stadtführerin, sehr persönlich unterhalten. Das war ein bisschen wie Couchsurfing und hat uns unverhofft doch noch einen Einblick in Land und Leute ermöglicht, wo wir doch in Ex-Jugoslawien so wenig Erfolg mit der Cochsurfer-Suche hatten.“
Krungl, Österreich
„Da oben in der Brennerei sitzen, nach fast einem ganzen Tag gemeinsamem Arbeitseinsatz beim Vogelbeerenauskneifen, mit Familienanschluss… Übers Reisen reden – und zwar mit Leuten, die eben nicht so reisebesessen sind wie wir, sondern völlig damit zufrieden, das Leben fast vollständig in einem einzigen Tal zu verbringen. Das war ein netter Kontrast.“
Kolaşin, Montenegro
„Schön ist ja immer, wenn etwas viel besser läuft, als man erwartet. Als ich unser Weihnachtspaket wegschicken wollte, musste ich natürlich zur Post. Und das war eine von der Sorte, wo eine grimmige ältere Dame hinter einem Glasschalter sitzt und nicht so aussieht, als hätte sie schon vom Ende des Sozialismus erfahren. Natürlich verstand sie kein Wort Englisch, und auf meine Versuche mit Zeichensprache ging sie auch nicht ein. Aber sie war dann tatsächlich doch sehr hilfsbereit. Sie rief ihre Tochter an, der ich dann auf Englisch mein Anliegen erklären konnte.“
Und Lenas kleine Augenblicke großen Glücks
Mostar, Bosnien-Herzigowina
Unser Apartment war lächerlich klein, wir gingen uns gegenseitig auf den Geist, und an Schule war nicht zu denken. Also habe ich mir Silas geschnappt, damit wenigstens die anderen beiden ein bisschen Mathe machen können. Eigentlich wollten wir uns nur eine Parkbank suchen, um uns Silas‘ Lesebuch zu widmen. Solche Dinge gibt es in Mostar aber nicht, und noch dazu fing es an zu schütten. Mitten in der Altstadt fanden wir schließlich einen hölzernen Absatz, der sogar überdacht war. Dort setzten wir uns hin, Silas las mir von einem Piratenfest vor, und nebenbei hörten wir mitten zwischen den bunten Auslagen dem Pladdern des Regens zu. Es war ein Augenblick stillen Glücks und der Gewissheit, dass wir überall zurecht kommen können, egal was kommt.
Grancanica, Kosovo
Der ganze mittlere Teil des Dezembers war recht anstrengend. Während wir uns noch von unserer kollektiven Lebensmittelvergiftung erholten, fuhren wir durch die dramatische Berglandschaft Montenegros (in der ich an jedem Abgrund sieben Tode starb), quälten uns durch den irrwitzigen Verkehrswahnsinn Albaniens und gruben uns in die unglaublich dichte Smog-Glocke von Pristina. Am nächsten Morgen fuhren wir auf Empfehlung von Quasi-Einheimischen in den serbisch dominierten Vorort Grancanica und gönnten uns im schicken gleichnamigen Hotel ein ausgedehntes Sonntagsfrühstück. Es war eine geradezu surreale Erfahrung: Alles um uns herum war schön, sauber und warm, an allen Tischen sprach man entweder Englisch oder Deutsch, und lecker war es auch noch. Eine rettende Oase westlicher Lebensart, als ich sie tatsächlich grade mal brauchte.
Tapolca, Ungarn
Am Balaton haben wir ja beinahe jeden Mist mitgemacht, der Ende September überhaupt noch offen hatte. Auch von dieser gefluteten Höhle unter der Stadt haben wir uns nicht viel versprochen und sind nur hingefahren, weil die Kinder unbedingt wollten. Und dann war es so zauberhaft! Auf dem sanft schaukelnden Kahn durften wir selbst durch die magisch erleuchteten Gänge navigieren. Das unglaublich blaue Wasser plätscherte, die Jungs waren begeistert und ich war ganz und gar verzaubert. Eine tolle Erfahrung!
Porec, Kroatien
Als wir unsere Reise planten, mussten wir gegen so viele Widerstände kämpfen, dass ich nie so recht an dem Punkt ankam, an dem ich dachte: So, jetzt läuft’s aber. Die letzten Wochen vor der Abfahrt waren geprägt von panischer Umplanung, und dann waren wir auch schon in Regensburg, in Salzburg, beim Couchsurfing in Slowenien – es ging Schlag auf Schlag. Und es war toll! Aber erst in Istrien gab es diesen Moment, als mir bei einem Glas Wein mit Blick auf die herrlich türkisblaue Adria klar wurde: Wir haben es wirklich geschafft! Wir reisen!
Eine sehr beeindruckende Zusammenfassung! Schon vier Monate unterwegs! Wie die Zeit vergeht. Ich wünsche Euch weiterhin eine gute fahrt! LG Ulrike
Danke, Ulrike! Und ja, ne, die Zeit vergeht unheimlich schnell, einerseits. Andererseits habe ich das Gefühl, dass ich in den vergangenen vier Monaten so viel mehr erlebt habe als in den vier Jahren davor. Es ist eine wahnsinnig intensive Zeit, die wir sehr genießen.
Hallo und ein gutes neues Jahr. Ihr habt Euch ja eine große Aufgabe vorgenommen. Hoffe es klappt alles wie geplant. Ich wünsche Euch auf alle Fälle für dieses Jahr viel Glück. Ehrlicherweise bin ich ja ein bisschen neidisch…
Vielen Dank, Wolfgang, und dir auch ein gutes neues Jahr! Und wenn nicht alles klappt, ist das auch nur eine Chance, stattdessen andere interessante Dinge zu erleben. Wir haben allein schon während unserer Reise einige Male umgeplant. Und die vier vergangenen Monate waren schon alle Mühen wert. Mal sehen, wie’s weitergeht. :)