Sonntagsspaziergang, Elternzeit oder Urlaub zu Hause. Aber die Runde vor der eigenen Haustür wird langsam langweilig? Hier kommt unser Brainstorming zum Thema Routen finden und Spazierengehen – egal wo.

Osterferien im Corona-Lockdown. Eine Woche lang hat jetzt auch Martin Urlaub. Eigentlich hatten wir andere Pläne – wie wohl die meisten. Aber es hilft ja alles nichts: Wir müssen das Beste aus der Situation machen.

Bisher sind wir hauptsächlich um unser eigenes Zuhause in unserem Heimatstädtchen gezirkelt. Aber so langsam haben wir die ewig gleiche oder jedenfalls nur bedingt variable Runde durch Obernkirchen echt über. Und wenn ich mir die Suchbegriffe ansehe, mit der die (wenigen) Leser im Moment hier im Blog landen, bin ich nicht die einzige mit diesem Problem. Also habe ich mich heute mal hingesetzt und niedergeschrieben, wie wir schöne Routen zum Spazierengehen finden, ganz generell.

spazieren gehen in schaumburg steinbruch liekwegen

Richtig nett ist bei uns zum Beispiel der alte Steinbruch in Liekwegen. Selbst am Kar-Samstag sind uns dort nur vier oder fünf andere Familien begegnet.

Wie findet man eine gute Wanderroute?

Ich bin (unter anderem) Autorin für Familienreiseführer, die ihren Fokus auf kinderfreundliche, überschaubare Wanderstrecken und Spaziergänge legen. Eine gute Wanderroute zu finden und von zu Hause aus zu planen, gehört da für mich zum Tagesgeschäft.

Zwei Werkzeuge möchte ich aus dieser Erfahrung heraus kurz empfehlen, mit denen sich auch jeder Laie im Handumdrehen den eigenen Spaziergang zusammenbasteln kann.

Routen planen mit OutdoorActive

Wer schon zu Hause minutiös planen will, kann mit der Webseite outdooractive.com arbeiten. Im dritten Menüpunkt „Touren“ lässt sich der Tourenplaner anwählen.

Ein bisschen Einarbeitungszeit braucht es schon, um mit diesem simplen, ziemlich langsamen und fehleranfälligen, aber dafür kostenlosen Tool zurechtzukommen. Und um die Erstellung eines (kostenlosen) Benutzerkontos kommt man nicht herum. Dafür lassen sich damit ziemlich gut Wanderrouten auf der Karte planen. Das Programm errechnet die Streckenlänge, zeigt das Höhenprofil und sogar (teilweise nicht ganz realitätskonform) die Untergründe an, auf denen man dabei wandert.

Wandern mit Handy im Anschlag: Wenn es dabei um Routenführung und nicht ums Daddeln geht, geht das in Ordnung. (Hier war es, ehrlich gesagt, die App „Naturblick“, mit der man Pflanzen und Vogelstimmen per Aufnahme bestimmen kann – auch eine gute Sache beim Spaziergang!).

Die erstellten Routen lassen sich ausdrucken oder als GPX-Dateien aufs Handy ziehen. Letztere kann man mit einer Karten-App (z.B. Osmand) importieren, wo sich die geplante Strecke dann blau unterlegt darstellt. So kann man sich beim Wandern immer sicher sein, dass man sich noch auf der geplanten Routenführung befindet.

Handy-Navigation mit Osmand

Für unterwegs ist eine GPS-basierte Navigations-App super. Klar, hier im Schaumburger Land und auch sonst in Deutschland ist die Netzabdeckung fast überall okay und GoogleMaps läuft. Aber wenn das Internet doch mal weg ist, funktioniert das GPS-Signal immer noch. Die runtergeladene Karte ist noch da, samt mitwandernder Positionsanzeige. Und im Gegensatz zu GoogleMaps ist jeder kleine Pattweg eingezeichnet.

Es gibt verschiedene solcher Apps, und für welche man sich entscheidet, ist wohl Geschmacksache. Viele, auch meine Verlegerin und Co-Autorin, schwören auf Komoot. Damit komme ich gar nicht zurecht. Mein Mittel der Wahl heißt Osmand.

Die App basiert auf open streetmaps und ist in der Basisversion kostenlos. Fürs Spazierengehen in Schaumburg (oder euren jeweiligen Heimatregion) reicht das völlig aus. Mit der kostenpflichtigen Profiversion kann man mehrere Karten (Bundes-/Länder) laden, Höhenlinien anzeigen lassen und sich beim Anklicken von Orten und Sehenswürdigkeiten gleich auf die (ebenfalls offline verfügbaren) Wikipedia-Artikel weiterleiten lassen (jedenfalls glaube ich, dass das alles Pro-Features sind, ganz sicher bin ich mir nicht, weil ich schon ewig mit der Pro-Version arbeite und mich an die kostenlose nur noch schlecht erinnere).

spazieren gehen in schaumburg liekwegen wildpferde

Immer schön: wenn man auf der Strecke auch Tieren begegnet. Im alten Steinbruch von Liekwegen grasen portugierische Wildpferde, ausgeliehen vom Wisentgehege Springe.

Die Anwendung muss in jedem Fall zu Hause (jedenfalls im WLAN) runtergeladen und mit der richtigen Kartenauswahl bestückt werden.

Unterwegs kann man die App dann jederzeit anschmeißen und – sobald das Handy das GPS-Signal lokalisiert hat – einfach loswandern. Die Karte zeigt in der Regel jeden Wanderweg und jeden Trampelpfad. Da open streetmap auf kostenlosen Datenspenden basiert, ist die Karte manchmal nicht hundertprozentig akkurat (zum Glück, sonst gäbe es ja kaum noch einen Grund, gut recherchierte Familien-Wanderführer zu kaufen…).

Wir nutzen Osmand häufig so, dass wir irgendwo, wo wir sowieso gerade sind, die App öffnen, uns kurz orientieren, eventuell ein Ziel auswählen und dann einfach drauf los laufen.

Wie lang ist ein guter Spaziergang?

Wie lang ein Spaziergang idealerweise sein sollte, hängt von vielen Faktoren ab und ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Wandern im flachen Land ist etwas ganz anderes als im Mittelgebirge. Jeder Höhenmeter macht sich bemerkbar. Auf Asphalt sind die Füße viel schneller „abgelatscht“ als auf weichen Waldwegen. Schnurgerade am Mittellandkanal entlang zu marschieren, haben alle Beteiligten eher satt als einen gewundenen Abenteuerpfad.

Eine Faustregel für Familien lautet: Die maximale Kilometerzahl sollte die des Alters des jüngsten Wanderers nicht überschreiten. Auch das ist aber nicht in Stein gemeißelt.

byklestig mit kind, wandern mit kleinkind

In Norwegen sind wir vor vielen Jahren mal gut drei Kilometer mit einem Zweijährigen gewandert. Ging auch. War zwischendurch aber grenzwertig.

Wir laufen – auch mit größeren Kindern – gerne so vier bis acht Kilometer. Das ist eine geruhsame Runde von ein bis zwei Stunden reine Gehzeit. Je nach Länge und Zeit für Pausen füllen wir damit auch leicht einen ganzen Vor- oder Nachmittag.

In unserem ganz persönlichen Kosmos sind Strecken bis acht Kilometer Spaziergänge, alles darüber gilt als Wanderung. Das ist aber reine Ansichtssache (über die ich vor Jahren hier mal philosophiert habe). Spaziergänge schütteln wir aus dem Ärmel, Wanderungen müssen nicht nur im Tagesablauf, sondern auch in Sachen Muskelkater, erhöhtem Appetit und „boah, ich bin noch völlig platt von gestern“ eingeplant werden. (Fun Fact: Diese Wahrnehmung gilt bei uns für den Alltag; auf Recherchereisen mit täglichen Wander-Spaziergängen verschiebt sich das dank Trainingseffekt schnell, bis auch die Kinder mindestens fünf Kilometer fürs tägliche Wohlbefinden brauchen und ohne mit der Wimper zu zucken zwölf bis 18 Kilometer absolvieren.)

islay mit kindern, schottland, wandern am mull of oa

So richtig ernsthaft wandern wir zum Beispiel in Schottland (hier auf Islay). Auf diesem weglosen Heide-Untergrund gehen die Kilometer übrigens auch deutlich anders in die Knochen als auf ausgebauten Wanderwegen (aber ach, wie gerne wäre ich jetzt dort…).

Konkrete Tipps für Wanderrouten mit Kindern

Wer auf vorgefertigte und mundgerecht servierte Wandertouren zurückgreifen möchte, sollte – vor allem, wenn Kinder mit sollen – auf jeden Fall im Naturzeit-Verlag nachschauen. (Das sage ich jetzt nicht nur, weil ich für diesen Verlag arbeite, sondern weil ich als begeisterte Nutzerin überhaupt dort gelandet bin.) Für einige Regionen in Deutschland und Österreich gibt es dort sehr gute Wanderführer für Familien:

Nicht so ausführlich, dafür gratis hier im Blog liefere ich folgende Anregungen für konkrete kleine Wandertouren:

wandern in schaumburg harrl nach obernkirchen

Wandern mit Kindern geht eigentlich überall und zu jeder Jahreszeit.