Bei manchem Ostsee-Urlaub hatten wir schon die Broschüre in der Hand und haben überlegt, ob sich ein Ausflug nach Stralsund mit Besuch im Ozeaneum lohnt. Einmal standen wir sogar davor, sind dann aber angesichts des stattlichen Eintrittspreises (und des strahlenden Sonnenscheins am betreffenden Tag) doch lieber nur durch Stralsund gebummelt. Aber jetzt! Auf dem Rückweg von Rügen waren wir endlich drin und können euch verraten: Ja, das Ozeaneum lohnt sich! Hier berichten wir, was wir erlebt haben. Im Anschluss folgt ein ausführlicher Teil mit praktischen Infos zum Ozeaneum-Besuch.

Ozeaneum: Ausstellungen und Aquarien

Die Jungs sind ganz aufgeregt, als wir den modernen Bau in unmittelbarer Nähe der Altstadt von Stralsund betreten. Noch während wir in der kurzen Warteschlange anstehen, zieht das Mischwesen aus Museum und Aquarium die beiden in ihren Bann: Über unseren Köpfen schweben gigantische Skelette. „Dinosaurierknochen!“ rät Silas. „Ichtyosaurier!“ Knapp daneben, diese Riesen gibt es immer noch. Es sind die Überbleibsel von an der Ostsee gestrandeten Walen.

Walskelette im Ozeaneum Stralsund.

Schon im Foyer punkten die Giganten. Unser Audioguide hat einiges über die Walskelette im Ozeaneum zu erzählen.

Über eine Rolltreppe, die so lang ist, wie ein Blauwal werden kann, erreichen wir die erste Ausstellung. Es gibt mehrere Themen-Bereiche, durch die eine orange Linie auf dem Fußboden führt. Der Reihe nach geht es um das Weltmeer, die Ostsee und die Erforschung und Nutzung der Meere. Dazu kommen zwei große Abschnitte mit Aquarien, die die Artenvielfalt in den heimischen Meeren darstellen. Am Schluss wartet noch der Teil „1:1 Riesen der Meere“ auf uns, der verschiedene Wal-Arten als lebensgroße Modelle für uns bereit hält. Und dann gibt es noch die Pinguine auf der Dachterrasse, zu denen wir es aber überhaupt nicht mehr schaffen, weil alles andere schon so spannend ist.

Wie im Meer, so herrscht auch in der Ausstellung Schummerlicht. Ein Exponat erklärt die Lichtverhältnisse unter Wasser.

Wie im Meer, so herrscht auch in der Ausstellung Schummerlicht. Ein interaktives Exponat erklärt die Lichtverhältnisse unter Wasser.

Von den Weltmeeren und der Ostsee

Meeresrauschen umfängt uns, und im geheimnisvollen Dämmerlicht liegen die Vitrinen vor uns, die uns ihre maritimen Geheimnisse anvertrauen wollen. Wir lernen die Staatsqualle kennen, die aus unzähligen Einzelorganismen besteht, und den Anglerfisch aus der Tiefsee, der dank seines dehnbaren Magens Beute fressen kann, die größer ist als er selbst. Ein Stockwerk tiefer hängt übergroßes Plankton von der Decke, und wir erfahren, was bei einem unverhofften Schluck Ostseewasser im Badeurlaub so alles in unserem eigenen Bauch landet. Am 3D-Modell der Ostsee staune ich, wie tief es zum Beispiel vor Stockholm nach unten geht, während Janis bei seinem Audioguide auf die Erwachsenenführung umschaltet, um mehr darüber zu erfahren, wie das mit dem Salzgehalt und den verschiedenen Becken in der Ostsee funktioniert.

Modell: So tief ist die Ostsee.

So tief ist die Ostsee. Ich bin kein besonders guter Fotograf. Technisch gibt es an diesem Bild einiges auszusetzen. Aber es zeigt, wie sehr sich die Jungs für die Ausstellungsstücke im Ozeaneum interessiert haben.

Frische Fische im Ozeaneum

Silas wird währenddessen schon ein bisschen ungeduldig: „Ich dachte, hier gibt es echte Fische! Ist das hier denn nur ein Museum?“

Nein, das Ozeaneum ist beides: sowohl Museum als auch Aquarium. Nach 75 Minuten lassen wir den ersten Teil mit den Vitrinen und den leblosen Präparaten und Modellen hinter uns, um einiges klüger als zuvor, und tauchen ein in die quicklebendige Unterwasserwelt.

Aquarium im Ozeaneum.

Endlich: Silas hat echte Fische gefunden.

Wir erblicken Quallen, Krebse, Krabben und Haifischeier, in denen neues Leben zappelt. Und Fische natürlich, ganze Schwärme davon. Silbern blitzen die Heringe im schummerigen Licht. Der Audioguide verrät mir, wie schwierig es ist, diesen Alltagsfisch im Aquarium zu halten. Bei menschlicher Berührung brechen Schuppen ab, und Bakterien setzen sich fest, die dem Tier ein qualvolles Ende bereiten.

Quallen im Ozeaneum.

Auge in „Auge“ mit einem Schwarm von Quallen.

Ich finde das alles unheimlich interessant. Silas dagegen ist ein bisschen enttäuscht. „Wieso sind hier denn alle Fische so klein und grau oder braun?“

Das liegt daran, dass im Ozeaneum ausschließlich heimische Fische der Nord- und Ostsee gezeigt werden. Wer die farbenfrohen Bewohner der Tropen angucken möchte, muss ins Meeresmuseum gehen, das sich ebenfalls in Stralsund befindet. Es gibt auch ein Kombiticket für alle, denen es ebenso geht wie Silas.

Seestern im Ozeaneum.

Und langweilig wird es auch im Ozeaneum nicht, finde ich. Seesterne zum Beispiel sorgen für Abwechslung.

Allerdings hat auch das Ozeaneum einige spektakuläre Anblicke zu bieten. Im zweiten Aquariumsteil – dem nach der virtuellen Tiefsee-Tauchfahrt in der Ausstellung „Erforschung und Nutzung der Meere“ – warten ein turbulentes Brandungsbecken, ein Tunnelaquarium und eine riesige Glasscheibe auf uns, hinter der neben verschiedenen anderen Arten majestätische Rochen durch das Wasser fliegen und ein finster dreinblickender Hai seine Runden dreht. Die Sandtigerhai-Dame heißt Niki und ist der einzige Exot im Ozeaneum. Da sie zu groß wurde für das Becken im Berliner Aquarium, zog sie nach Stralsund um, wo sie in ihrer Fisch-WG jetzt 2,5 Millionen Liter Wasser bewohnt.

Wale in Lebensgröße

Das „Meer für Kinder“ finden unsere Jungs ziemlich öde, weil der Spielbereich mit Krabbeltunnel und Kletterschiff eher für Kleinkinder gemacht ist.

Dafür beeindruckt sie der letzte Ozeaneum-Teil umso mehr. Hier hängen lebensgroße Wal-Modelle von der Decke. Wir legen uns auf die Liegen, die am Boden der hohen Halle stehen, und warten auf die Multimedia-Show, die alle 30 Minuten beginnt. Hier hören wir zum Beispiel die bezaubernden Gesänge der Buckelwale und erfahren von den Kämpfen, die sich Pottwale in den Tiefen der Meere mit Riesenkalmaren liefern. Einen solchen meterlangen Kraken sehen wir im Anschluss in echt als Präparat im Glasbecken: eine Rarität.

Unter den Giganten der Meere können wir es uns gemütlich machen.

Unter den Giganten der Meere können wir es uns gemütlich machen.

Immer auch ein Thema im Ozeaneum: Umweltschutz

Als wir die Ausstellung verlassen, können wir am Greenpeace-Infostand nicht einfach vorbeigehen. Die Umweltschützer haben bei der Konzipierung des Ozeaneums mitgeholfen und dafür gesorgt, dass die Besucher immer wieder auch für die Bedrohungen des maritimen Lebensraums sensibilisiert werden. Wie alle Ozeaneum-Mitarbeiter, die wir getroffen haben, ist der Greenpeace-Mann ausgesprochen freundlich. Er versorgt uns mit praktischen Tipps zum Umweltschutz in Form eines Einkaufsratgebers für Fisch und beantwortet uns darüber hinaus sachliche Fragen, die uns in der Ausstellung gekommen sind. Wie sich herausstellt, ist er ein erfahrener Taucher, und die Jungs hören gebannt zu, als er von seiner hautnahen Begegnung mit einem Schwertwal erzählt.

Aber dann brauchen wir dringend eine Pause. Das Ozeaneum hat uns so gefesselt, dass wir von einem Wunder zum nächsten gestolpert sind und darüber das Mittagessen völlig vergessen haben. Kurz vor Toresschluss verlassen wir das Ozeaneum platt, aber glücklich.

Aquarium Ozeaneum.

Silas im letzten Aquariumsteil am Brandungsbecken: schon ein kleines bisschen geschafft.

Praktische Tipps für den Familienausflug ins Ozeaneum

Was kostet der Eintritt ins Ozeaneum für Familien?

Der Eintritt kostet 17 Euro für Erwachsene, Kinder von 3 bis 16 Jahre zahlen 7 Euro. Die klassische Familie mit zwei Kindern ist somit für einen Tagesausflug locker 48 Euro los; Audioguide (je 1 Euro), Fotoerlaubnis (1 Euro) und Parkgebühr (6 Euro) kommen gegebenenfalls extra oben drauf – kein Pappenstiel.

Warum ist das Ozeaneum so teuer?

Das Ozeaneum Stralsund wird nicht durch Steuergelder oder andere Subventionen querfinanziert, wie das bei vielen anderen Museen der Fall ist. Die Besucher müssen daher die tatsächlichen Kosten decken – und große Aquarien mit vielen verschiedenen Arten von Fischen sind energieaufwändig und damit teuer.

Wo kann man am Ozeaneum parken und was kostet das Parken am Ozeaneum?

Bei der Anreise mit dem PKW empfielt sich das Parkhaus ganz in der Nähe, das passenderweise „Parkhaus am Ozeaneum“ heißt. Das Tagesticket kostet 6 Euro. In der Nähe sind auch noch weitere Parkhäuser ausgeschildert. Möglichkeiten zum günstigen oder gar kostenlosen Parken an der Straße haben wir in Laufreichweite keine entdeckt.

Lohnt sich der Audioguide im Ozeaneum?

Auf jeden Fall! Der Audioguide kostet nur einen zusätzlichen Euro pro Person, erhöht dabei aber den Lerneffekt enorm – gerade im Teil der Aquarien, wo die Infos zu den Fischen hinter der Scheibe ansonsten ein bisschen spärlich bleiben. Es gibt eine Kinderführung und eine für Erwachsene (sowie eine für Sehbehinderte). Zwischen den Führungen kann man leicht hin und her wechseln und alles so oft hören, wie man möchte. Die Kinderversion des Audioguides ist nett gemacht. Sprecher ist der Taucher „Jacques“, der auf dem Bildschirm des Multimediageräts als Marionette dargestellt ist und sich spritzig-frisch und trotzdem lehrreich gibt. Meine Jungs waren sehr angetan.

Wie lange braucht man im Ozeaneum mit Kindern?

Auf der Homepage des Ozeaneums ist die durchschnittliche Besuchsdauer mit zwei Stunden angegeben. Wir haben knapp fünf Stunden gebraucht und haben trotzdem nicht alles ganz genau angeguckt. Natürlich kommt es auf das Alter der Kinder und ihre persönliche Museums-Neigung an, wie lange sie es in den Ausstellungen aushalten, und mindestens genauso sehr darauf, wie viel Begeisterungsfähigkeit ihre Eltern mitbringen. Allein schon angesichts des Eintrittspreises würde ich einen Ganztagsausflug einplanen, wobei natürlich auch die Stadt Stralsund an sich sehenswert ist. Tipp: Um das das Ozeaneum auszunutzen, die Kinder dabei aber nicht zu überfordern, empfehle ich eine längere Mittagspause draußen in der Stadt. Für den kostenlosen Wiedereintritt am selben Tag muss man sich vorher an der Information einen Stempel geben lassen.

Auch Stralsund an sich ist auf jeden Fall einen Spaziergang wert!

Auch Stralsund an sich ist auf jeden Fall einen Spaziergang wert!

Eine Zweitmeinung zum Thema Ozeaneum mit Kindern haben die Weltwunderer parat. Die waren auch noch im Meeresmuseum und können vergleichen.

Unsere Top Ten deutscher Museen

Übrigens: Das Ozeaneum Stralsund hat es in unsere ganz persönlichen Top Ten der Museen in Deutschland geschafft!

Mit Kindern ins Museum: Unsere Top Ten der besten Museen in Deutschland

Noch mehr Tipps für den Familienurlaub an der Ostsee

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Ganz und gar kostenlose Tipps für die Umgebung von Stralsund und dem Ozeaneum gebe ich in diesen Blogbeiträgen:

Transparenz-Hinweis: Der Besuch des Ozeaneums war für uns als Blogger kostenlos. Der Tauschhandel lautet bei solchen Deals immer: freier Eintritt gegen Blogbeitrag. In unserer Meinung lassen wir uns dadurch aber nicht beeinflussen, und auch Form, Inhalt und Umfang bestimme ich selbst. Nähere Infos dazu gibt es unter dem Menüpunkt PR.