Sloweniens Hauptstadt ist vielfältig: gemütlich und aufregend, beeindruckend und übersichtlich, abenteuerlich und angenehm berechenbar. Mit gerade einmal 280.000 Einwohnern ist die Metropole wenig mehr als halb so groß wie Hannover. Und doch ist sie vor allem eins: sehenswert!
Während wir in Wirklichkeit schon zwei Länder weiter sind mit unserer Langzeitreise – Kroatien war toll, an Ungarn gewöhnen wir uns noch – muss ich mich sputen, endlich mit den Slowenien-Berichten hinterherzukommen. Dabei ist es eine Sünde, das kleine, aber wunderschöne Alpenländchen übers Knie zu brechen. Und so sehr ich dessen ländlichen Charme und atemberaubende Natur lieben gelernt habe, auch die Hauptstadt verdient bloggerische Aufmerksamkeit!

Wir nutzen die Mitfahrgelegenheit unserer Couchsurfer und pendeln wie so viele Slowenen in der morgendlichen Rushhour aus dem beschaulichen Logatec über die Autobahn nach Ljubljana. Nejc, unser wunderbarer Gastgeber, setzt uns innenstadtnah ab, und seine Frau Mica führt uns auf dem Weg zu ihrem eigenen Arbeitsplatz noch bis ins Zentrum. Früh um neun stehen wir auf dem zentralen Prešerenplatz und haben einen ganzen Tag voller Sightseeing vor uns.

Stadt der Brücken
Wir beginnen mit dem Naheliegenden und begutachten zuerst einmal die Drei Brücken, („Tromostovje“), die eines von Ljubljanas Wahrzeichen bilden. Die Trias umfasst eine Straße mit zwei separaten Fußgängerbrücken, die ein Herr namens Jože Plečnik im vergangenen Jahrhundert entworfen hat. Seine Bauten und sein Ruf sind in der Stadt allgegenwärtig, aus Gründen, die sich mir in der kurzen Zeit unserer einseitigen Bekanntschaft nicht erschlossen haben. Na ja, sie ist schon ganz witzig, die dreifache Brücke.

Stadt der Drachen
Eine andere Überquerungsmöglichkeit der Ljubljanica hat mir – und vor allem den Jungs – allerdings noch viel besser gefallen: die Drachenbrücke. Sie gilt unter uns weniger künstlerisch gebildeten Touristen als Top-Sehenswürdigkeit der Stadt (und wurde – für die Architektur-Nerds unter euch – immerhin von Herrn Plečniks Lehrmeister entworfen und im Jahr 1900 erbaut). Dass Drachen nicht nur an diesem Ort, sondern in ganz Ljubljana eine zentrale Rolle spielen, liegt am Gründungsmythos der Stadt. Der griechische Held Jason (der mit dem Goldenen Vlies und den Argonauten im Schlepptau) soll hier ebenjenes Biest erschlagen haben.

Stadt der Liebe
Mehr über die dunkle und lichtere Vergangenheit erfahren wir im Stadtmuseum: Illyrer, Kelten und Römer siedelten im heutigen Stadtgebiet, bevor im 7. Jahrhundert die Slawen einwanderten und blieben. Geherrscht haben auch danach meistens andere: Franken, Böhmen und dann lange, lange die Habsburger. Damals hieß die Stadt Laibach. Ihren heutigen Namen leiten die Bewohner vom slowenischen Wort für „lieben“ ab – „geliebte Stadt“ soll es heißen, und auch wenn das etymologisch fragwürdig bleibt, kann ich die Gedanken dahinter durchaus verstehen.

Stadt der Auswahl
Wir bummeln an diesem Tag durch die komplette Innenstadt und entdecken überall kleine und größere Hingucker. Da sind die Arkaden am Fluss, die zur Markthalle führen. Hier gibt es ein bisschen was von allem, und wer drinnen nicht fündig wird, kann immer noch draußen an meterlangen Obst- und Gemüseständen entlangschlendern. Wir gönnen uns ein günstiges Mittagessen am Fischwagen (empfehlenswert!). Nicht so günstig sind dagegen die Souvenirs: Dieselbe Blümchenkette, die ich mir am Bleder See für 10 Euro gegönnt habe, kostet hier genau das Doppelte.

Stadt mit Weitblick
Gegenüber der Statue auf dem Marktplatz führt eine kleine Gasse zum Burgberg hinauf (wer für den kurzen, aber steilen Aufstieg zu faul ist, kann auch die Seilbahn nutzen). Hier oben gibt es ein weiteres Museum, mehrere Restaurants und Cafés mit gutem Ruf und abends immer wieder Konzerte und andere Aufführungen. Immer wieder müssen wir uns durch große Reisegruppen kämpfen (offenbar hat der asiatische Markt nicht nur Hallstatt für sich entdeckt), aber selbst ohne den Eintritt ins Museum zu zahlen (eins pro Tag reicht selbst uns), kriegen wir ein paar nette historische Ecken zu sehen. Gratis ist außerdem der Ausblick auf die Stadt.

Stadt der Vielfalt
Wieder unten in der Fußgängerzone erkunden wir verfallende Innenhöfe, schmucke Boutiquen und stylische Cafés, entdecken in der Nähe der Universität Street-Art und andere Kunstprojekte, finden üppige Barockbauten, wunderschöne Jugendstil-Fassaden und auch ganz neues Design. Ganz deutlich haben wir das Gefühl: Ljubljana ist eine Stadt im Aufbruch. Hier läuft die Entwicklung in die richtige Richtung. Es lohnt sich, mal vorbeizuschauen.
2 Gedanken zu „Ljubljana: Die Hauptstadt mit Seele UND Flair“