Balkan – das klingt irgendwie wild, handfest, ein bisschen unzivilisiert. Nach Krieg, Flüchtlingen, bestenfalls nach deftiger Küche mit viel Fleisch. Aber der Balkan als Reiseziel, als Urlaubsregion, am besten noch mit der Familie? Kann man machen. Aber man sollte schon wissen, worauf man sich einlässt. Wir waren – je nachdem, was man alles zur Balkanregion dazu zählt – fast drei Monate lang im wilden Südosten Europas unterwegs. Hier beantworten wir häufig gestellte Fragen, teilen unsere Eindrücke, was „typisch Balkan“ ist – unser kleiner, völlig subjektiver Erfahrungsbericht.
Was ist überhaupt der Balkan?
Eigentlich ist der Balkan ein Gebirge, das sich quer durch Bulgarien erstreckt. Als kulturelle Region bezeichnet der Balkan laut Wikipedia – nicht völlig unumstritten – folgende Länder: Albanien, Bosnien-Herzigowina, Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Kosovo, Slowenien, Serbien und zumindest in Teilen Rumänien, Ungarn und die westliche Türkei. So weit gefasst ist der Begriff in den Köpfen der Menschen meistens nicht, wo er manchmal auch nur deckungsgleich mit dem ehemaligen Jugoslawien verwendet wird. Viele Kroaten, Slowenen und Griechen verbitten sich, als Balkan-Bewohner verortet zu werden. Nach meinem ganz persönlichen Gefühl würde ich die erstgenannten auch eher ausklammern, weil sie schon anders sind; Griechenland kam mir dagegen in der Praxis ziemlich „balkanisch“ vor. Oder, anders gesagt: Wenn man Rumänien und Bulgarien mit dazu zählt, würde ich auch Griechenland und Ungarn in diese Gruppe packen.
„Der Balkan beginnt kurz hinter Wien“, ist ein Ausspruch, den wir mehr als einmal gehört haben – meistens in einem Zusammenhang, der die Rückschrittlichkeit der kompletten Region umschreiben sollte. Es ist auch schwer zu sagen, was genau ein Balkanland ausmacht. Eine gewisse kulturelle Ähnlichkeit ist schon vorhanden, die vermutlich hauptsächlich auf mehren Jahrhunderten türkisch-islamischer Herrschaft und einer traurigen sozialistischen Ära fußt. Wir machen es an den folgenden Punkten fest, die wir als Reise-relevant erlebt haben. Und, wenn nicht anders erwähnt, meinen wir mit „Balkan“ tatsächlich das ehemalige Jugoslawien (Kroatien und Slowenien aber eben nur sehr, sehr bedingt).
Merkt man da noch was vom Balkankrieg?
Ja, fast überall. Die Bürgerkriege, die Anfang der 90er Jahre das auseinanderfallende Jugoslawien erschütterten, haben viele Spuren hinterlassen: ganz konkrete an den Häuserfassaden, wo immer noch die Einschlaglöcher der Granatensplitter zu sehen sind, und an den Körpern der Menschen, von denen überdurchschnittlich viele mit verstümmelten Gliedmaßen im Rollstuhl sitzen oder sich auf Krücken durch die Stadt bewegen. Und dann gibt es natürlich die ebenso bleibenden, nicht minder schlimmen Spuren in den Köpfen der Menschen. Durch die grausamen „ethnischen Säuberungen“ gibt es heute weniger Berührungspunkte zwischen orthodoxen Serben, katholischen Kroaten und muslimischen Bosniern. Aber Ressentiments sind nach wie vor da, und in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten nehmen sie wieder zu. Wir haben mit mehreren Leuten gesprochen, die besorgt eine wachsende Radikalisierung gerade bei jungen Leuten beobachten, die den Krieg nicht mehr selbst erlebt haben. Gruselig ist, dass man auf den Straßenmärkten T-Shirts mit den Konterfeis verurteilter Kriegsverbrecher und allerlei andere nationalistische Paraphrenalia kaufen kann.
Sind da nicht überall Minen?
Ja, in manchen Regionen liegen noch eine Menge Landminen im Boden. Es kommt auch immer wieder noch zu Unfällen, besonders bei Kindern. Als Tourist muss man sich aber nicht davor fürchten, wenn man ein paar einfache Regeln beachtet. Die Gebiete sind bekannt und beschränken sich auf bestimmte Gürtel im Grenzgebiet zwischen Bosnien und Kroatien. Wer dort unterwegs ist, sollte nicht wild durch den Wald strolchen und sich auch keinesfalls auf Warnschilder verlassen, denn die sind nach all den Jahren vergammelt oder einfach weg. Die Straßen sind aber inzwischen alle sicher. Es sind immer noch (oder wieder?) Minen-Räumkommandos unterwegs. Wir haben in Bosnien ein norwegisches Team bei der Arbeit erlebt.
Wie sieht es da aus, wie leben die Menschen so?
Das Stadtbild variiert je nach Land bzw. Region. Dort, wo Anfang des vergangenen Jahrhunderts noch die Habsburger herrschten (also Slowenien, Kroatien, Serbien, teilweise Bosnien), sind noch viele österreichisch-europäische Gebäude zu sehen. Die Küstenregion Kroatiens hat meinem Eindruck nach mehr mit Italien gemeinsam. Die muslimischen Teile Bosniens, Mazedonien und auch Bulgarien sind architektonisch durch den türkischen Einfluss geprägt, und die schlanken Türme der Moscheen gehören überall genauso zum Stadtbild wie die Kirchtürme und Kuppeln christlicher Gotteshäuser – je nach Region in variierender Anzahl. Das eine architektonische Element, das sie alle, alle eint, ist Stahlbeton.
Warum sind auf dem Balkan so viele Häuser unverputzt?
Das ist ein Rätsel, das wir nicht ganz lösen konnten. Aber auffällig ist es, denn das unästhetische Stilelement vereint tatsächlich das komplette Ex-Jugoslawien. Schon in Slowenien fielen uns die ersten Wohnhäuser auf, die über den Status des Rohbaus niemals hinausgelangt, aber trotzdem offensichtlich schon lange bewohnt sind. Wir fragten unsere Couchsurfer danach, aber die hatten offenbar noch nie darüber nachgedacht, weil es für sie normal war. Die achselzuckenden Erklärungen gingen in die Richtung „kein Geld“ und „ist doch nicht so wichtig“. Gebaut wird generell peu a peu; wenn sich die Ersparnisse angehäuft haben, geht der Neubau in die nächste Runde – manchmal jahrzehntelang. Einige dieser Häuser sind wohl auch in der Spätphase des Sozialismus entstanden und dann von den Bauherren entweder im Zuge des Krieges verlassen worden, oder schlichtweg, weil ihnen durch den Systemwechsel das Geld ausging. Irgendwo haben wir auch gehört, dass Grundsteuer erst für fertige Häuser bezahlt werden muss, und es sich daher vordergründig rechnet, den Rohbau-Status so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Die fehlende Dämmung ist auf dem Balkan kein Argument, denn durch die Stahlbeton-Bauweise ist es auch in fertigen Häusern im Winter bitterkalt.
Wie sieht es auf dem Balkan in der Natur aus?
Die Landschaft ist mit ihren Bergen und Schluchten meistens karg, aber vielerorts spektakulär. Richtig atemberaubend ist Montenegro, auch Teile Albaniens und Bosniens sind wunderschön. Leider, leider haben die Einwohner bisher wenig Umweltbewusstsein entwickelt und verschandeln ihre Länder unbedarft mit großen Mengen Müll. Es ist völlig normal, seine Abfälle aus dem Auto heraus am Straßenrand zu entsorgen, und das gilt nicht nur für die eben ausgetrunkene Coladose, sondern bei Bedarf auch für Hausmüll. Vor allem in Bosnien, Albanien und Kosovo, wo es jahrelang einfach keine Müllabfuhr gab, sieht es links und rechts der Straßen übel aus. Aussteigen beim kurzen Fotostopp wird mitunter geruchstechnisch zur Herausforderung. Seit einmal in den bosnischen Bergen ein Schwarm Fliegen von einem nicht mehr ganz so frischen Haufen Schlachtabfällen vor meinen Füßen aufstieg, habe ich prinzipiell nur noch aus dem Auto heraus fotografiert (übrigens habe ich mir das auch in Griechenland ganz schnell wieder angewöhnt, nachdem sich die Erfahrung dort exakt so wiederholte). Slowenien, Kroatien und auch Mazedonien waren dagegen deutlich weniger vermüllt, und auch in Montenegro und Serbien war es vergleichsweise weniger übel, ähnlich wie in Rumänien und Bulgarien.
Wie kann man sich auf dem Balkan mit den Einheimischen verständigen?
Mit Englisch kommt man zumeist gut durch. Längst nicht jeder spricht es, aber die meisten sind bereit, sich Mühe zu geben. In der Tourist Information und in den meisten Restaurants und Geschäften spricht man Englisch. Verglichen mit klassischen Urlaubsländern wie Italien und Spanien ist die Verständigung mit der modernen lingua franca deutlich einfacher. Mitunter trifft man auch auf ein paar Brocken Deutsch.
Wie sind die Menschen da so drauf?
Wir fanden es schwierig, mit Leuten ins Gespräch zu kommen – und das lag, wie gesagt, nicht an Sprachbarrieren. Während wir in Slowenien ohne jedes Problem viele engagierte Couchsurfer fanden und in Kroatien nette, teils tiefgehende Gespräche mit unseren Tourguides führten, gelang es uns in den restlichen Ländern Ex-Jugoslawiens nicht so recht, Anschluss zu finden. Fast alle Couchsurfing-Anfragen an die ohnehin wenigen Mitglieder blieben unbeantwortet. Bei einem Treffen der Gastfreundschaft-Community in Belgrad saßen rund 20 junge Menschen aus aller Herren Länder zusammen – und genau eine Serbin, die sich alle Mühe gab, den Ruf ihrer Landsleute wieder geradezubiegen. Dagegen steht ein langer Abend mit unserer kettenrauchenden Zimmerwirtin und ihrem Deutsch sprechenden Nachbarn im ostserbischen Vrzac – eine Erfahrung, die zwar anstrengend, aber überaus herzlich war. Wir verließen den Ort beladen mit Obst und Gemüse aus dem Garten und einer großen Flasche Selbstgebrannten. Und auch in Mostar hatten wir einen total netten Vermieter, der sich prima um uns gekümmert und uns noch die halbe Gartenernte inklusive Kürbissamen mit auf den Weg gegeben hat. Dass man Fremden im Allgemeinen nicht mit offenen Armen entgegenläuft, ist bei der jüngeren Geschichte der Länder vielleicht auch nicht ganz unverständlich.
Wie findet man eine Unterkunft auf dem Balkan und was kann man da erwarten?
Wir sind im Low-Budget-Bereich unterwegs und wissen nichts über Hotels. Apartments zur Selbstverpflegung haben wir über booking.com und einige vergleichbare Portale gefunden. Der Standard war immer sehr einfach, meistens halbwegs sauber, aber insgesamt doch deutlich schlechter als unsere Erfahrungen in Rumänien (allerdings auch günstiger). Die Preisspanne lag für uns im Spätherbst zwischen 25 Euro (Skopje) und 40 Euro (Belgrad, Ortsteil Zemun) pro Nacht für eine Wohnung mit Schlafzimmer und Auszieh-Couch. In Sarajevo, Banja Luka und Skopje hatten wir Ferienwohnungen, die völlig in Ordnung waren, andernorts mussten wir Abstriche machen. Wer mit einem Zimmer ohne Kochmöglichkeit zufrieden ist, hat deutlich mehr Auswahl. Auffällig ist ein eklatanter Mangel an Duschvorhängen! :)
Kann man auf dem Balkan gut einkaufen?
Tatsächlich gibt es in den Ex-Jugo-Ländern (noch!) keine deutschen Discounter. Trotzdem bekommt man als Selbstverpfleger natürlich alles, was man braucht, wenn man dafür mitunter auch zwei, drei verschiedene Läden benutzen muss. Super günstig sind die Wochenmärkte, generell ist das Preisniveau niedrig.
Shopping im engeren Sinne habe ich nicht ausprobiert (als einziges Mädchen in unserer Reisegruppe hatte ich da keinen leichten Stand). In den Touristenstädten (Mostar, Sarajevo, Ohrid) gibt es denselben Souvenir-Müll made in China wie überall sonst auch, dazwischen echte Handarbeit, die auch ein bisschen mehr kostet. Die orientalischen Accessoires, z.B. Lampen mit bunten Glasmosaiken, sind die gleichen wie auf den Basaren in Istanbul und den türkischen Touristenorten, kosten in Bosnien aber deutlich weniger.
Ein Punkt, der uns mehrmals geärgert hat: Kassierer hantieren ungern mit Geldscheinen und zieren sich, Wechselgeld herauszugeben. Mitunter hat es sich als unmöglich erwiesen, eine Rechnung von 8,75 mit einem 20er zu bezahlen. Im Kosovo haben wir daraufhin tatsächlich mal den Einkauf stehen lassen müssen. Geld wechseln für den Parkautomaten ging in keinem Geschäft, nur in Geldwechselstuben.
Kann man auf dem Balkan gut Essen gehen?
Es gibt reichlich Möglichkeiten, sich von dem Klischee zu überzeugen, dass auf dem Balkan grundsätzlich Fleisch mit Fleisch serviert wird. So ganz stimmt das aber gar nicht, es gibt auch genügend Gerichte ohne übertriebenen Fleischanteil. Überhaupt haben wir auf unseren Tellern wesentlich mehr Gemüse vorgefunden, als wir es den Balkan-Restaurants in Deutschland nach erwartet hätten. Wir haben hervorragend gegessen, zum Beispiel in Sarajevo und Mostar. Aber wir haben uns auch eine derbe Lebensmittelvergiftung eingefangen (in einem Restaurant mit Meerblick in Neum). Ganz großer Minuspunkt für alle Restaurants in Serbien, Bosnien, Montenegro und viele in Mazedonien und Kosovo: Es darf geraucht werden, und es wird auch geraucht. Von fast allen und die ganze Zeit. Das Konzept Nichtraucher ist auf dem Balkan vielerorts noch nicht existent.
Für den Snack zwischendurch haben wir Burek schätzen gelernt, die es bei jedem Bäcker und vielen Straßenverkäufern gab. Ein Burek ist ein gewickeltes Gebäckstück aus dünnem Teig, herzhaft gefüllt mit Fleisch oder Käse und Spinat oder auch süß mit Kirschen.
Was sollte man vor einer Balkan-Reise wissen?
Da fallen mir spontan vor allem ein paar Kleinigkeiten ein.
- Auf dem gesamten Balkan wird Ästhetik nicht gerade groß geschrieben. Dinge mal „ein bisschen schön“ zu machen, kommt einfach nicht vor, bzw. beschränkt sich maximal auf das Verteilen einiger Plastikblumen. Selbst in höherpreisigen Restaurants sitzt man in kaltem Neonlicht.
- Wer auf dem Balkan eine heiße Schokolade bestellt, bekommt heißen, zähflüssigen Pudding.
- Kaffee ist in aller Regel türkischer Kaffee, der mit dem Satz in der Tasse serviert wird. Nicht ganz austrinken!
- Cappuccino ist vierlerorts noch nicht erfunden. Manchmal steht er zwar auf der Speisekarte, entpuppt sich dann aber als Milchkaffee mit Sahnehaube.
- Toiletten in Restaurants und Tankstellen lassen sich oft nicht abschließen. Ein Fakt, über den ich mich wirklich oft geärgert habe. Türwache mitnehmen!
Eignet sich der Balkan gut für einen Familienurlaub?
Für abenteuerlustige Familien ist es durchaus möglich, den Balkan auch mit Kindern zu bereisen. Es ist nicht wirklich gefährlich, und mit dem richtigen Budget muss es nicht einmal unbequem sein (abgesehen von den ständigen Nikotinschwaden, denen man kaum entkommen kann). Ich fand es absolut interessant und bereichernd, in die mir bis dato völlig unbekannten Kulturen einzutauchen, Geschichte so hautnah zu erleben und mich an dem Andersartigen zu reiben, hat mir Spaß gemacht. Meinen Horizont hat dieser Reiseabschnitt ungeheuer erweitert. Für unsere Jungs, vor allem den gerade Achtjährigen, waren die Armut und Kriegsfolgen zum Anfassen teilweise aber doch ein bisschen too much, muss ich gestehen. Im Nachhinein würde ich sagen, dass der Balkan ein super Ziel für eine familiäre Bildungsreise mit Teenagern ist.
Weitere Fragen beantworte ich gerne (wenn ich denn kann). Bitte stellt sie bei Bedarf einfach über die Kommentar-Funktion.
Mehr zum Thema Balkan im family4travel-Blog
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- Erfahrungsbericht: Wie sicher ist Rumänien als Urlaubsland?
- Weihnachten in Bulgarien: Unser Couchsurfing-Wunder
- Mal was anderes: Familienurlaub in Albanien?!
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Über unsere 11-monatige Reise habe ich ein ganzes Buch geschrieben: „Die Entdeckung Europas“. Im Gegensatz zum Blog stehen dort die persönlichen Begegnungen und das „gefühlte Reisen“ während unserer Langzeitreise mit Familie im Mittelpunkt. 16 der insgesamt 42 in sich geschlossenen Kapitel behandeln Balkan-Länder und all die Erfahrungen, die wir in Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien-Herzigowina, Montenegro, Mazedonien, Albanien und Kosovo gemacht haben.
Spannend, liebe Lena! Irgendwie nur schwer unvorstellbar, daß diese Länder auch in Europa liegen. So nah und doch so fern. Montenegro würde mich reizen. Beim Rest bin ich mir (noch) nicht so sicher. Ich habe früher jahrelang am Flughafen die JAT (jugoslawische Airline) betreut und fand die Menschen etwas anstrengend und schwierig. Und mit der Dauerqualmerei würde ich auch nicht klarkommen. LG, Nadine
Von Montenegro waren wir ziemlich enttäuscht, weil unsere Erwartungen – ich weiß gar nicht, wieso – so hoch waren. Die Natur ist an einigen Stellen recht erstaunlich. Aber gerade die hochgelobte Bucht von Kotor hat uns nicht vom Hocker gerissen, und Podgorica ist ziemlich hässlich. Mazedonien fanden wir wesentlich sehenswerter (der Ohridsee ist wirklich hübsch, und Skopje ist skurril, aber mit Unterhaltungswert).
Vielen Dank für diesen tollen Bericht obgleich ich diesen für Serbien nicht ganz bzw teils nachvollziehen kann. Es mag evtl. daran liegen das ich seit frühester Kindheit damit konfrontiert wurde und es im nördlichen Teil (Vojvodina) liegt. Obwohl ich nicht wirklich viel serbisch spreche gelang es mir immer mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Eine warme und herzliche Art wurde mir stets zuteil. Klar es ist und wird auch so schnell keine wirkliche Urlaubsregion aber ich finde es immer wieder schön nach Apatin zu kommen. Liebe Grüße Sascha Seyer
Wir haben natürlich nur einen sehr eingeschränkten Blick auf alle diese Länder. Insgesamt waren wir zwar etwa drei Monate auf dem Balkan unterwegs, aber in den einzelnen Ländern entsprechend viel kürzer. In Serbien beschränkt sich unsere Erfahrung auf fünf Tage Belgrad und eine Übernachtung in Vrsac – aber halt ehrlich gesagt aus dem Grund, dass wir dann die Nase voll hatten. Ich halte es für absolut möglich, dass ein längerer Aufenthalt uns die Möglichkeit gegeben hätte, andere, viel positivere Erfahrungen zu machen. Aber wenn man nur elf Monate für ganz Europa zur Verfügung hat und mit zwei Kindern unterwegs ist, steht die ethische Verpflichtung des Journalisten (a.D.) zur breitgefächerten und möglichst vollständigen Wahrheitsfindung auf der persönlichen Prioritätenliste doch weiter unten als die familiäre Comfortzone. ;) Insofern bin ich immer dankbar für Gegenmeinungen bzw. Kommentare, die das Bild ergänzen.
Mit Verlaub, aber derartigen Unsinn kann nur von einem umerzogenen Westler kommen (googeln des Lebenslaufes, Schock hier – Schock da).
1. Jedes Land hat seine Helden. Wenn Ihr Deutschen Eure Helden vergessen habt, heisst das nicht, dass andere Völker dies auch tun. Šešelj hat viel für Serbien getan, auch wenn man ihn kritisch betrachten kann. Aber die Verdienste sind unbestritten.
2. Es ist keine Fahne irgendeines „großserbischen“ Reiches, welche da aus dem Bus oder der Bahn behalten wurde. Soviel Dummheit muss man erstmal verdauen. Der Mann war sicher Mitglied der „Grobari, einer Ultragruppierung von Partisan Belgrad. Wahrscheinlich ist, dass Partisan einfach ein Punktspiel hatte.
3. ein Tipp: Bleiben Sie entweder unserem Land fern oder informieren Sie sich über die Gegebenheiten besser. Ihr Beitrag ist dumm, ignorant und beleidigend.
Grüsse aus Beograd.
– Dieser Kommentar bezieht sich ganz offensichtlich auf einen anderen Blog-Beitrag über unseren Besuch in Belgrad: http://www.family4travel.de/reiseland-serbien-nein-danke/ –
Ich glaube, solche Kommentare helfen denjenigen, für die dieser Beitrag eigentlich geschrieben ist – nämliche Reisende mit Kindern, die sich Gedanken machen, ob Serbien ein attraktives, sicheres Reiseland ist und ein Städtetrip nach Belgrad empfehlenswert – mehr als mein kleiner Bericht einer Momentaufnahme… Dass sich solche Kommentare in letzter Zeit häufen, hängt vermutlich damit zusammen, dass dieser Artikel mittlerweile bei den entsprechenden Stichwörtern bei Google hervorragend rankt. Ich fürchte, dass er dennoch ein schiefes Bild zeichnet, denn in Deutschland (Dresden) ist es ja auch eine bekloppte Minderheit, die nur leider doppelt so laut ist wie die Bevölkerungsmehrheit, und Dresden empfehle ich trotzdem ausdrücklich als Reiseziel (vor allem die Neustadt, wo auch das tolerante Dresden sehr sichtbar ist).
Jedenfalls, diesen Kommentar kann ich – im Gegensatz zu drei anderen, die (zufällig?) zeitgleich mit gefälschter Mail-Adresse unter dem Pseudonym „ein Serbe“ bei mir aufliefen – hier veröffentlichen, weil sie wenigstens keine Geschichtsleugnung und keine Hetze gegen andere Volksgruppen enthält.
Und als direkte Antwort an Zeljko:
1. siehe meine Antworten vom 20.09.2016 an Marica Jakobsche im Belgrad-Beitrag.
2. Die Google-Bildersuche nach zeigt unter „Grobari Partizan Belgrad“ eine Menge Unschönes und Hinweise auf Rassismus und Gewalt im Fußball, aber nicht diese Fahne. Partizan hatte kein Punktspiel. Und die Leute mit den Seselj-Foto-Flaggen haben der Totenkopfflagge ausnahmslos zugehupt und die Daumen nach oben gereckt. Ich denke nicht, dass es weit hergeholt ist, daraus auf einen direkten Zusammenhang zu schließen.
3. Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen, weil es mehr über dich sagt als über mich. :)
Hallo Zeljko,
ich möchte in kürze nach Belgrad reisen und brauche einen Reiseführer.
Kennst du jemanden. Du bist jedenfalls kompetent.
Grüße
Florian
Lieber Zeljko,
erst heute habe ich den sehr befremdlichen „Reisebericht“ dieser Dame über Belgrad gelesen, größtenteils auch die Kommentare dazu. Mit Ihrer Antwort stimme ich voll und ganz überein, denn ich finde den betreffenden „Reisebericht“ äußerst oberflächlich, anmaßend und peinlich. Als Fremder und Gast im Lande sollte wohl an vorderster Stelle vorurteilsfreier Augenschein und Zurückhaltung stehen. Dies fällt aber zugegebenermaßen nicht wenigen deutschen Touristen im Ausland sehr schwer, offenbar auch dieser Dame. Ich halte den betr. Bericht daher für wenig hilfreich und wird mich dieser n i c h t davon abhalten, so bald als möglich der wunderschönen, interessanten Kulturstadt Beograd meinen Besuch mit großer Freude erneut zu machen, u.a. in der City und auf dem Kalimegdan herumzuspazieren, einen guten Slivovitz im Restaurant “Balkan Express“ zu heben, endlich einmal in das Ivo Andrić Museum besuchen, in einem verräucherten Kaffehaus unbeobachtet älteren gutgekleideten Herren beim Politisieren zu lauschen und einfach nur den schönen Tag, die Schönheit und den Frieden der alten Stadt vorurteilsfrei genießen!
Viele Grüße aus Schwerin/Mecklenburg
Ursula Schwiemann
Liebe Frau Schwiemann, ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Pläne genau so umsetzen können und viel Freude dabei, sich als bessere Touristin zu fühlen, die es im Gegensatz zu „dieser Dame“ genau richtig macht.
.. aktuell wie nie zuvor: „Gerechtigkeit für Serbien“, Peter Handke.
Anmerkung: Der Autor und umstrittene Nobelpreisträger Peter Handke und seine kontrovers diskutierten, da unkritischen Schriften über Serbien werden von vielen internationalen Experten abgelehnt, vgl. z.B. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/kritik-an-peter-handke-der-den-genozid-in-bosnien-leugnet-16428762.html
Für eine unterhaltsame Einordnung (und für alle Balkan-Interessierten ganz generell) empfehle ich den Postcast „Neues vom Ballaballa-Balkan“, Eigenbeschreibung: „Der Podcast für Polemik und Palaver vom Ballaballa-Balkan. Mit dem grimmigen „Kroaten“ Danijel Majić und dem Nationalismusbehinderten Krsto Lazarević.“ Speziell zu Handke: https://ballaballa-balkan.de/episode/extra-noch-einmal-zu-handke
.. und ergänzend:
die unversteckte Empörung eines doch offenbar größeren Teils der Leserschaft des sogenannten „Reiseberichts“, ob mit oder ohne serbische Wurzeln, ist berechtigt! Da gingen ja recht viele förmlich in die Luft! Verständlich, denn der „Bericht“ ist in der Tendenz verletzend. Selbst bei mir Mecklenburgerin „sträubten sich die Nackenhaare“!
Gesträubte Nackenhaare oder nicht, unversteckte Empörung und große Mengen an Kommentaren sorgen nicht dafür, dass diejenigen mehr Recht haben als die, die reflektieren, dass sie keine Ahnung haben, und deshalb leise und sachlich bleiben.
… der zähflüssige „Schokoladenpudding“ (Topla Cokolada) schmeckt dafür aber auch 1000 Mal besser wir unsere „Heisse Schokolade“ ;-)
Geschmackssache. ;)
Hallo und vielen Dank für den tollen Bericht! Kann es sein, dass die unverputzten Häuser was mit einer Steuer zu tun haben, die man erst zahlen muss, wenn das Haus fertig ist? Ich kann mich düster an so eine Anekdote erinnern…
Ja, so etwas in der Richtung haben wir auch gehört.
So viel ich weiss, gibt es in Bosnien keine geregelten Steuern pro Zahltag.. Unter anderem ist dies der Grund, wieso das Land so lange gar keine Müllabfuhr hatte, viele Kirchen halb fertig sind und auch die Strassen zum Teil sehr baufällig sind.
Wie Sie schön erklärt haben, ging den meisten Leuten wahrscheinlich das Geld für Verputz und Isolation aus oder es sollte zu einem späteren Zeitpunkt fertiggestellt werden. Jedoch kennt man es von sich selbst, dass dann immer viel dazwischen kommt. „Und wenn man dann eins von 30 Häusern ohne Verputz ist, ist es ja auch nicht mehr so schlimm.“ In solchen Häusern sind meist nur die Wohnräume wirklich ausgebaut, welche meist spartanisch eingerichtet sind und in den Wintermonaten mit einem Holzofen beheizt werden.
Das mit der Gastfreundschaft kann ich nicht nachvollziehen. Zumindest meine Verwandten von „unten“ würden keine Gelegenheit auslassen, einen ausgelassenen Abend mit „Westeuropäern“ zu verbringen. Mein Vater „der Schweizer“ wird immer von allen Empfangen als wäre er einer von Ihnen. (Ist natürlich auch einfacher, wenn man durch andere direkt in den Kontakt mit Einheimische kommt)
Für alle die, die Länder bereisen wollen: Lernt die einfachsten Floskeln, gebt sie zum Besten und ihr gehört schon zum inneren Kreis – Die Leute dort werden im Übrigen das selbe versuchen und werden die letzten Überbleibsel Deutsch, welche sie in der Gastarbeiterzeit gerlent haben, hervorholen –> ich muss mir immer das Lied „Fuchs du hast die Gans gestohlen…“ von einem Grossonkel anhören :)
Das klingt sehr nachvollziehbar. Und die Großonkel-Performance würde ich mir gerne mal anhören! :)
Es ist inzwischen fast sechs Jahre her, dass wir auf dem Balkan waren. Ich bin echt froh, dass wir das Abenteuer damals gewagt haben, obwohl wir so mies darauf vorbereitet waren (aus Gründen). Immerhin hat uns unsere Unbedarftheit auch eine relativ unvoreingenommene Herangehensweise ermöglicht. Gerade in letzter Zeit höre ich gerne den „Ballaballa-Balkan Podcast“, in dem sich zwei Kumpels in meinem Alter, der eine Serbe, der andere Kroate, teils sehr zynisch, aber auch sehr informativ mit der alten und neuen Geschichte des Balkans auseinandersetzen. Einerseits finde ich es schade, dass ich über die ganzen Hintergründe so wenig wusste, als wir da waren. Andererseits hätte das unseren Blick auch ganz anders kanalisiert, glaube ich.
Dass wir damals so gar nicht an Einheimische herangekommen sind, oder halt nur sehr eingeschränkt, finde ich auch immer noch schade. Ich denke, das war vor allem auch der kalten Jahreszeit geschuldet.
..zum 4. Absatz: wie wahr, wie wahr!
Toller Bericht von einem Aussenstehenden. Danke hierfür,
Danke für das Lob. :)
Spannend zu lesen, zumal ich seit 2009 regelmäßig auf dem Balkan unterwegs bin, und der Artikel mich daran erinnert, was sich in den Jahren alles getan hat. Und auch, was sich alles nicht verändert hat.
Dass ihr tatsächlich einen Abstecher nach Neum gewagt habt, verdient eine Medaille. 😁
Liebe Grüße
Dennis
Hallo Dennis, wir sind gerade nach 12 Jahren ein zweites Mal im Baltikum unterwegs gewesen und es ist total spannend, was sich in so einem Zeitraum alles tut. Insofern sind unsere Balkan-Erfahrungen hier im Blog leider wohl echt schon ein ganzes Stück veraltet. Ich hoffe, dass wir bald mal wieder die Kurve kriegen. Aber der Balkan ist von uns aus leider auch schon sehr weit weg…
Neum, ja. Wenn ich von gemischten Gefühlen reden würde, wäre das schon ein bisschen gelogen. :D Ist bestimmt auch alles viel besser geworden! ;)