Palanga liegt nördlich von Klaipeda direkt an der Ostsee und ist der beliebteste Urlaubsort in Litauen. Mit nicht einmal 18.000 Einwohnenden ist das Städtchen überschaubar. Dass der Tourismus hier eine ganz große Rolle spielt, ist nicht zu übersehen. Wie aber ist Strandurlaub in Litauen? Wir haben auf unserer Rundreise durchs Baltikum mit Kind einen halben Tag lang in Palanga Station gemacht und einmal kurz Mäuschen gespielt. Unsere Eindrücke und Erfahrungen teilen wir in diesem Artikel.
Wie Palanga in Litauen in mein Reiseblog kommt
Wir bereisen den litauischen Urlaubsort als Zwischenstopp auf unserer Rundreise durchs Baltikum als dreiköpfige Familie. Den kompletten Reisebericht dazu gibt es hier: Roadtrip durchs Baltikum mit Kind – Estland, Lettland, Litauen (und ein bisschen Finnland).
Palanga hat dabei etwas mehr Bildschirmzeit verdient, finde ich. Auch wenn sich unsere eigene Erfahrung auf einen halben Tag beschränkt, möchte ich wenigstens alle Eindrücke und Tipps teilen, die wir in dieser kurzen Zeit gesammelt haben.
Unser Ausflug nach Palanga fällt in den September 2024. Es handelt sich um unseren sechsten und letzten Urlaubstag in Litauen.

Endloser Sandstrand säumt die Ostsee in Palanga. Gerade für Kinder toll! Wer Ende September noch Badewetter erwartet, muss schon Glück haben.
Parken in Palanga
Martin hat uns einen zentralen Parkplatz mit Ladesäule für unser e-Auto herausgesucht. (Ronžės heißt die Straße.) Wie in Litauen üblich, ist er sauber und gut organisiert. Da Palanga fest in touristischer Hand ist, sind kostenlose Parkplätze in Zentrumsnähe kaum zu finden. Ich weiß nicht mehr genau, was wir bezahlt haben. In jedem Fall ist der Preis überschaubar.
Gewöhnungsbedürftig für Reisende aus technischen Entwicklungsländern wie Deutschland ist hier (und im gesamten Baltikum) die Tatsache, dass das Nummernschild elektronisch erfasst wird. Bezahlt wird die reale Parkdauer hinterher, wie wir es aus deutschen Parkhäusern kennen. Ein Ticket gibt es dafür allerdings nicht. Wir müssen einfach nur unser Nummernschild eingeben, das im System bereits digital hinterlegt ist und wiedererkannt wird. Dafür gibt es hier immerhin einen Automaten. (Auf anderen Parkplätzen geht das alles übers Handy. So haben wir es zum Beispiel in Riga erlebt.) Bezahlt wird wie allerorts am einfachsten mit der Kreditkarte.
Palanga als Urlaubsort an der Ostsee
Das Wetter ist herrlich, als wir gemütlich durch den Ort bummeln. Es überrascht uns wenig, aber so touristisch haben wir Litauen bisher nirgendwo erlebt. An der Hauptstraße zum Meer reihen sich hölzerne Verkaufsbuden aneinander. In manchen wird hochwertiger Bernsteinschmuck verkauft. In den meisten quietschig bellende Hündchen mit Batterie und ähnlicher Kitsch.

Dahingehend nicht der schlimmste Abschnitt der Strandpromenade von Palanga. Es gibt durchaus schöne Sachen!
Auf einem Platz breitet sich ein veritabler Rummelplatz aus. Sofort erobert Franka die Hüpfburg, wo zu unserem Erstaunen überhaupt keine anderen Kinder hüpfen. Nach einer Minute kommt ein Mann auf uns zu und verklickert uns, dass 30 Minuten Hüpfen 6 Euro kosten. Okay, dann nicht. Zum Glück akzeptiert er, dass wir unser Kind zurückpfeifen und nicht bezahlen. Als Franka hört, dass es um den Gegenwert von zwölf Wochen Taschengeld geht, akzeptiert zum Glück auch sie das ohne Diskussion.

Ein Spaß, der für unsere Tochter nur wenige Minuten dauert, weil wir bei aller Liebe keine 6 Euro fürs Hüpfen bezahlen.
(Ja, die explodierten Energiekosten im Baltikum. Aber hey, niemand zwingt sie, Hüpfburgen aufzustellen. Und manche Geschäftsmodelle funktionieren vielleicht einfach nicht mehr, wenn Strom so viel kostet, wie er wert ist.)

Gerade für die Menschen in Litauen selbst ist das Leben sehr teuer geworden und der kleine Luxus teils unbezahlbar. Nennt mich wohlstandsverwahrlost, aber ich halte es nicht für das Schlimmste, wenn solche Angebote verschwinden.
Parallel zur großen Strandstraße verlaufen mehrere andere Straßen. Hier liegen schicke Strandvillen. Hotels sehen wir weniger. Manche Häuser weisen die typischen Schlüsselkästchen auf, die auf AirBnB-Vermietung schließen lassen. Verstreut liegen einzelne Restaurants dazwischen. Einerseits nehmen wir Palanga als (für uns) typischen Urlaubsort an der Ostsee wahr. Andererseits sind Aufbau und Atmosphäre so ganz anders als das, was wir aus Deutschland kennen. Spannend!

Hübsche Holzhäuschen wie dieses säumen die breite Nebenstraße Richtung Strand. In zweiter Reihe schimmern unscheinbarere Unterkünfte durch, wo vielleicht auch eher Einheimische wohnen.
Strandurlaub in Litauen
Wir sind keine großen Strandurlauber*innen, nie gewesen. Aber wir lieben die deutsche Ostseeküste (und kennen sie gut von Wismar bis Usedom). Klar, dass wir uns da die litauische Version des Ostseestrands auch mal angucken wollen.
Der Strand in Palanga ist herrlich. Ob der nun in Litauen, Polen oder Deutschland liegt, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Strandkörbe sehen wir keine. Das ist aber auch der einzige Unterschied. Es könnte genauso gut Ahrenshoop auf Fischland-Darß-Zingst sein oder Zinnowitz auf Usedom. An einem Freitagnachmittag im September ist es trotz wunderbarem Spätsommerwetter um die 23 Grad angenehm leer. Franka patscht mit nackten Füßen durch den Wellensaum.
Die Seebrücke im Hintergrund ist vielleicht eine Spur weniger dekorativ als ihre westlicheren Geschwister. Solide genug sieht sie aus. (Das ist mehr, als ich über die meisten Seebrücken in England und Wales sagen kann.)

Es gibt ein paar hölzerne Umkleiden am Strand und ausreichend Mülleimer. (Müll zurücklassen ist in Litauen ein übles Sakrileg! Es ist eines der saubersten Länder, die wir kennen.)
Am besten an Palanga gefallen mir die Holzbohlenwege durch die Dünen direkt hinter dem Strand. Hier hätte ich gerne einen ausführlicheren Spaziergang eingelegt. Da wir etwas unter Zeitdruck sind, holen wir uns nur einen kurzen Eindruck.

Das ausgedehnte Dünengebiet mit angrenzendem Kiefernwald hätten wir supergerne ausgiebiger erkundet.
Dabei begegnen wir unter anderem einem Fuchs, der überhaupt nicht scheu direkt am Wegesrand sitzt. Misstrauisch beobachten wir einander, als wir in größtmöglichem Bogen an ihm vorbei laufen. Er weicht keinen Schritt zurück, bleibt dafür aber auch friedlich. Ein bisschen unheimlich ist es schon, einem freien Wildtier so nahe zu kommen.

Ich Bangebuxe denke da ja immer sofort an Tollwut. Viel wahrscheinlicher ist, dass das Tier von Tourist*innen angefüttert wurde.
Café-Tipp für Palanga
An Cafés und Restaurants herrscht in Palanga kein Mangel. Viele sehen von außen einladend aus, manche extrem hip. Das Preisniveau ist für litauische Verhältnisse teilweise hoch. Gut, das ist in einem ausgeprägten Urlaubsort wohl nicht anders zu erwarten. Für deutsche Verhältnisse hält es sich immer noch in Grenzen.
Wir lassen uns aufgrund einer Empfehlung in eine Bäckerei führen, die bei Google als „Kepyklėlė BANDĖ“ verzeichnet ist. Der Kuchen dort ist wunderbar, Kaffee und Tee ebenfalls. Außerdem können wir uns hier bestens mit Proviant für unsere Fährfahrt zurück von Liepaja nach Travemünde eindecken.
Sitzen würde man anderswo sicher netter. Dafür ist es recht günstig.
Wechselhafte Stadtgeschichte in unter einer Minute
Palangas Geschichte ist noch wechselhafter als im Baltikum ohnehin üblich. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte es mindestens sechs verschiedenen Nationen an. (Es kommt ein bisschen drauf an, was man zählt.)
Historisch gesehen gehört die Region zu Kurland. Erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt, befand es sich im Besitz des Deutschen Ordens.
Im 15. Jahrhundert kam es zu Litauen, das damals in Personalunion mit Polen regiert wurde und eine europäische Großmacht war (wissen auch die Wenigsten).
Anfang des 18. Jahrhunderts nahm Schweden die Stadt im Großen Nordischen Krieg ein. 90 Jahre später gehörte Palanga (wie ganz Litauen und das Baltikum) zu Russland.
Als 1918 die Baltischen Staaten für eine kurze Zeit souverän wurden, gehörte Palanga erst zu Lettland, kam dann aber 1921 doch zu Litauen.
Dann folgten noch einmal unselige 51 Jahre in der Sowjetunion unter russischer Vorherrschaft.
Seit 1991 ist Palanga jetzt wieder Litauens beliebteste Anlaufstelle für Badeurlaub.
(Und jetzt erzähl mir noch mal einer, Nationalstaaten seien die natürliche Ordnung, weil sich das in Europa so gehört.)

Mist, jetzt sind mir die Fotos ausgegangen. Deshalb gibt es noch eins vom Kuchen. Wie in jeder litauischen Bäckerei und den meisten Cafés ist alles im Kilopreis ausgezeichnet. Jedes Stück wird gewogen.
Unser Fazit zu Palanga
Unser Kurzbesuch in Palanga hat uns als Familie großen Spaß gemacht. Gerade für Familien mit Kindern gibt es viel zu erkunden. Die Ähnlichkeiten und Unterschiede zu deutschen Urlaubsorten an der Ostsee zu erkunden, ist sehr spannend. Zu besagten Ähnlichkeiten gehören allerdings auch Touristenfallen und eine Menge Kitsch.
Mir persönlich hat Liepaja in Lettland besser gefallen. Aber das ist schwer zu vergleichen, weil Liepaja viel größer und eine „echte“ Stadt an der Ostsee ist, während es sich bei Palanga um einen klassischen Urlaubsort handelt. Wahrscheinlich wäre ein Vergleich mit Jurmala in Lettland oder Pärnu ist Estland statthafter, aber da waren wir zuletzt vor zwölf Jahren.

Einen Blick Richtung Stadtzentrum habe ich noch. Wobei es ein echtes Stadtzentrum eigentlich nicht gibt. Die Hauptstraße parallel zur Küste ist stark befahren. Das meiste Leben spielt sich dann auf dem Strandboulevard Richtung Meer ab.
Was wir in Palanga alles nicht gesehen haben
Natürlich ist ein halber Tag für Palanga viel zu kurz. Etliche Highlights und Sehenswürdigkeiten haben wir dabei gar nicht gesehen. Da wäre zum Beispiel noch der große Schlosspark am Meer mit dem Botanischen Garten. In dessen Mitte befindet sich das Palais Tyszkiewicz, in dem ein Bernsteinmuseum untergebracht ist. Das wäre bei einem längeren Aufenthalt auf jeden Fall ein Ausflugsziel für uns gewesen.
Mehr Tipps für Palanga
- Frauke von reisen und blog war wesentlich gründlicher als wir in Palanga unterwegs. Sie hat sich den wunderschönen Schlosspark angeschaut und dort auch die Mariengrotte entdeckt.
- Anne und Frederick berichten in ihrem Reiseblog über ihren Aufenthalt in Palanga mit dem Wohnmobil im August 2019. Sie haben dort auch das Bernsteinmuseum besichtigt.

Da ich aus Palanga kein Foto vom Ostseestrand bei Sonnenuntergang habe, mogele ich zum Abschied einfach mit einem aus Liepaja quasi nebenan. :)
Mehr Tipps für Litauen und das Baltikum
Ausführliche Empfehlungen aus unserer eigenen Erfahrung haben wir in Litauen (bisher nur) für folgende Orte:
- Širvintos, Litauen – idealer Zwischenstopp auf dem Weg von Siaulai nach Vilnius
- Unsere Bucketlist für Familienurlaub in Litauen
Im gesamten Baltikum kann ich noch folgende Erfahrungsberichte aus dem Jahr 2024 anbieten:
Hinterlasse einen Kommentar