Vilnius, die hübsche Hauptstadt des kleinen baltischen Landes Litauen, ist auch mit Kindern absolut eine Reise wert! Die übersichtliche Metropole im Osten zählt in Sachen Familienurlaub ganz sicher zu den Geheimtipps unter den europäischen Hauptstädten. Wir waren drei Tage lang mit unserer fünfjährigen Tochter dort. Hier in meinem Reiseblog teile ich unsere Erfahrungen und Tipps für euren Städtetrip nach Vilnius mit Kindern!
Unsere Tipps für den Städtetrip nach Vilnius mit Kindern
Für alle, die nur ganz schnell wissen wollen, ob sich Vilnius mit Kindern lohnt: durchaus! Sicher hat Litauen familienfreundlichere Reiseziele wie etwa Palanga am Ostseestrand. Die Hauptstadt hat Familien aber schon einiges zu bieten. Litauische Kultur und Geschichte sind hier besonders präsent und auch mit Kindern erlebbar.
Dabei bleibt Vilnius mit 612.000 Einwohnenden übersichtlich und lässt sich gut zu Fuß erkunden. Es gibt etliche Sehenswürdigkeiten, aber eher wenige Must-Sees, die ihr auf keinen Fall verpassen dürft. Das macht den Städtetrip entspannt. Lasst euch einfach treiben! Die Stadt ist etwas Besonderes. Es macht einfach Spaß, Vilnius ganz relaxt zu erkunden, auch mit Kindern.

Das sind übrigens wir, in Vilnius (auch wenn man das nicht erkennt): Martin, Franka und Lena. Schlechte Selfies können wir gut!
Unsere 5 persönlichen Highlights für Vilnius mit Kindern
- Bummel durch die Altstadt
- Streetart in der „Open Gallery“
- Museum der Illusionen
- Wasserspiele am Präsidentenpalast
- Ausflug nach Trakai

Unverhoffter Geheimtipp für Vilnius mit Kindern: Hinter dem Präsidentenpalast gibt es einen netten Platz zum Toben mit einem Springbrunnen, der zu bestimmten Zeiten zu Musik zu „tanzen“ beginnt.
Sehenswürdigkeiten in Vilnius mit Kindern erkunden
Beginnen wir mit dem Punkt „Bummel durch die Altstadt“. Ich habe oben schon gesagt: Die schönste Aktivität in Vilnius ist unserer Meinung, sich einfach treiben zu lassen und das Flair dieser tollen Stadt zu genießen. Dabei kommt ihr früher oder später an allen Sehenswürdigkeiten von Vilnius vorbei.
Von unserer Ferienwohnung nahe dem Stadtzentrum laufen wir zu Fuß in die Innenstadt. Dazu müssen wir ein Stück an der großen Straße entlang, was im Stadtverkehr nicht sehr erquicklich ist. Immerhin bekommen wir so als erste Sehenswürdigkeiten in Vilnius ein paar schicke Streetart-Kunstwerke zu sehen.
Je näher wir dem Stadtzentrum kommen, desto hübscher wird es. Generell liegt noch viel alte Bausubstanz im Argen. Das Wohlstandsniveau in Litauen hat noch Aufholbedarf. Wir fühlen uns etwa um 20 Jahre zurückversetzt in diverse ostdeutsche Städte. Überall ist aber zu merken, dass sich schon viel tut.
Frankas erstes Highlight ist ein gigantisches Osterei auf einer Säule an dem hübschen Stepono-Platz. Was es damit auf sich hat, verrät eine litauische Website, die wir von Google übersetzen lassen.
Jüdisches Viertel
Kurz darauf erreichen wir das jüdische Viertel. Vilnius hat eine sehr bunte Geschichte, gerade im Hinblick auf seine ethnische und religiöse Zusammensetzung. Vor dem Zweiten Weltkrieg (will heißen: bevor die Nazis einmarschierten und ihren Völkermord durchzogen) waren zeitweise mehr als 40 Prozent der Menschen in Vilnius jüdischen Glaubens. Bei der ersten Volkszählung im Jahr 1897, als Litauen noch zum russischen Zarenreich gehörte, gaben nur 2 Prozent der Bevölkerung ihre Nationalität als litauisch an. 30 Prozent nannten sich polnisch, 20 Prozent russisch. Auch Deutsche waren vertreten, mit 0,6 Prozent aber nicht allzu viele.
An das einst so präsente, nicht mehr lebendige Judentum erinnern im Viertel mehrere Kunstwerke. Über QR-Codes können wir Informationen dazu abrufen.
Außerdem finden wir ein nettes Café: das Coffee Circus Piano in der Mėsinių g. 3. Wie an vielen Orten in Litauen gibt es hervorragenden Kaffee und leckeren Kuchen. (Nur speziell für Kinder gibt es hier gerade nichts. Da Franka für solche Fälle immer ihr Malbuch samt Stiftemäppchen mitführt, stört uns das nicht.)
Durch Prachtstraßen und schmale Gassen
Wir bummeln weiter über die Vokiečių-Straße. Die beiden Fahrstreifen sind hier durch einen breiten Grünstreifen getrennt, den zahlreiche Restaurants und Cafés mit Außensitzplätzen bestückt haben. Zum ersten Mal fällt uns die litauische Liebe für üppige Dekoration aus Plastikblumen auf. Ganze Hausfassaden werden damit eingedeckt. Sieht schon cool aus, zumindest eine Saison lang. (Besonders nachhaltig ist das natürlich nicht.)
Weiter schlendern wir durch hübsche Altstadtgassen, vorbei an unzähligen Restaurants und Cafés. Auch ansprechende kleine Läden mit Mode und Kunsthandwerk gibt es überall. Litauen ist bekannt für hochwertige Leinenmode. Billig ist hier aber nichts. Obwohl die Menschen in Litauen deutlich weniger verdienen als in Deutschland, macht sich das bei den Preisen kaum bemerkbar. In der Gastronomie fallen die Rechnungen schon etwas günstiger aus – aber nicht viel. Da Litauen inzwischen den Euro eingeführt hat, könnt ihr gut vergleichen.
Kathedrale St. Stanislaus
In der Abendsonne erreichen wir den großen Platz an der Kathedrale. Das Gotteshaus sieht eher aus wie ein antiker Tempel. Da es zu Zeiten des Barock erbaut wurde, ist das nicht allzu verwunderlich. Im Kern geht die Kirche zurück ins 13. Jahrhundert.
Interessant ist der Glockenturm, der ein Stück abseits der Kathedrale steht. Uns erinnert er eher an einen Leuchtturm. Für ein paar Euro könnt ihr die 45 Meter hinauf steigen. (Mehr Infos auf der Website.)
Schloss und Gediminas-Turm
Direkt hinter der Kathedrale steht zuerst einmal das Großfürstliche Schloss. Es beherbergt heute das Nationalmuseum. Dann folgt, oben auf dem Hügel, die Keimzelle der litauischen Hauptstadt. Dort oben steht der Gediminas-Turm. Das einzige erhaltene Gebäude aus dem Mittelalter wirkt auf uns verwöhnte Europareisende so mittelbeeindruckend. Dennoch stehen wir vor einem der wichtigsten Wahrzeichen von Vilnius. (Gut, haben wir das auch erledigt.)
Tor der Morgenröte
Quer durch die Altstadt laufen wir zurück nach Süden. Letzte Sehenswürdigkeit für heute ist das Tor der Morgenröte. Der klangvolle Name ist freilich schon die halbe Miete. Das alte Stadttor bekam irgendwann wie die meisten Gebäude der Stadt ein barockes Make-over. Das Besondere ist die kleine Kapelle, die sich über dem Torbogen befindet. Darin wird die Madonna von Vilnius ausgestellt, das wohl gehypeteste Renaissancegemälde von Litauen. Gläubige sprechen dem Bild Wunderkräfte zu.
Über die Theresienkirche kann die Kapelle über eine Treppe kostenlos betreten werden – habe ich gelesen. Wir selbst begnügen uns mit einem Blick von unten. Im Sommer stehen die Fensterflügel weit offen, sodass die goldene Ikone im Sonnenlicht erstrahlt.
Beste Aussicht im Bastionspark
Den folgenden Tag verbringen wir hauptsächlich mit einem Ausflug in die alte Hauptstadt Trakai (siehe unten). So setzen wir unser Sightseeing durch Vilnius erst wieder am späten Nachmittag fort. Im Amor House of Brownies (Aušros Vartų g. 15) nehmen wir ein paar köstliche Gebäckstücke mit. (Mit 3,50 Euro pro Stück sind die nicht übermäßig üppigen Brownies auch wieder kein Schnäppchen. Aber lecker sind sie.)
Mit dieser Ausbeute setzen wir unseren Spaziergang fort in Richtung Kūdrų parkas. Die alte Bastion dort kann man wohl auch besichtigen. Franka hat hier viel Platz zum Toben. Oben auf dem Hügel haben wir einen hübschen Ausblick auf Gediminas-Turm und Kathedrale. Auf einer Bank verspeisen wir genüsslich unseren Kuchen.
Freie Republik Užupis
Dann steigen wir den Hügel hinab und überqueren den Fluss Vilnia. Der begrenzt die Altstadt und macht hier einen Bogen, der den Stadtteil Užupis vom Zentrum abtrennt. Früher war hier ein Armenviertel, das von sämtlichen Entwicklungen abgehängt war. Noch Ende des 20. Jahrhunderts hatten viele Häuser keinen Wasseranschluss und keinen Strom. Nach der Wende begann die Gentrifizierung, die inzwischen so gut wie abgeschlossen ist. Zunächst aber mauserte sich das Viertel wie viele seiner Art zu einer Hochburg der Bohème. Von diesem Ruf zehrt Užupis bis heute, obwohl nicht mehr viel von dem Zauber zu spüren ist.
Der Künstler Romas Lileikis begründete mit einigen Gleichgesinnten Mitte der 1990er Jahre den Mythos der „freien Republik Užupis“, indem er ebenjene ausrief. Der Witz verselbstständigte sich und wurde von der zart erblühenden Tourismusindustrie dankbar aufgenommen. (Hier ist ein schöner Spiegel-Artikel darüber aus dem Jahr 2004.) Die „Verfassung von Užupis“ hängt heute in unzählige Sprachen übersetzt an der Mauer der Paupio-Straße.
Wir spazieren durch das Viertel, das vollgestopft mit (teuren!) Galerien ist und gerne mit dem Pariser Montmartre verglichen wird. Obwohl ich von der Gentrifizierung wusste, bin ich enttäuscht. Andere Reiseblogs, die ich zur Vorbereitung gelesen hatte, beschwören noch den unorthodoxen Spirit der Kunstszene, die hier wirkt. Etwas Streetart gibt es schon auch. Statt echtem Freigeist, wie ich ihn etwa aus der Dresdner Neustadt kenne, sehen wir aber bloß mehrere Luxusautos in Einfahrten hinter schweren Automatiktoren verschwinden.
Immerhin gehen wir sehr gut essen (siehe unten). Anschließend darf Franka noch bis zur Abenddämmerung auf dem kleinen Spielplatz im Viertel spielen. Dort findet sie sogar eine Freundin, obwohl sich ihre gemeinsame sprachliche Basis auf „Labas“ beschränkt: „Hallo“. So behalten wir Užupis dann doch in guter Erinnerung.
Richtig schöne Ausflugsziele in und um Vilnius mit Kindern
Nach all diesen Must-Sees (bei denen euch auch kein Zacken aus der Krone bricht, wenn ihr das eine oder andere auslasst) möchte ich euch jetzt noch ein paar Orte vorstellen, die uns und unserer Tochter wirklich gut gefallen haben. Die folgenden Ausflugsziele kann ich euch bei einem Trip nach Vilnius mit Kindern empfehlen.

Allerdings bleibe ich dabei: Einfach bummeln und Spaß haben ist der beste Tipp, um Vilnius mit Kindern zu erleben.
Atvira meno galerija
Die offene Galerie (Open Gallery) heißt das Streetart-Projekt, das ein kleines Industrieviertel außerhalb des Stadtzentrums zumindest in ästhetischer Hinsicht komplett übernommen hat. Über einen Zugang in der Straße Panerių betreten wir einen Komplex aus Lagerhallen, Schuppen und Hinterhöfen. Die meisten gehören zu aktiven Unternehmen. Bürgersteige gibt es nur an wenigen Ecken. Wir müssen einem Gabelstapler ausweichen, der an uns vorbeifährt. Sicherheitstechnisch ist das hier absolut nicht der kinderfreundlichste Ort in Vilnius. Wie sich zeigt, ist es aber der, der Franka am meisten und am nachhaltigsten fasziniert.

Die „Open Gallery“ empfängt uns bunt. (Dass es keine gute Idee ist, hier so mitten auf der Straße herumzulaufen, merken wir dann auch schnell.)
Über 40 großformatige Kunstwerke zieren die Fassaden in dem Industrieareal. Manche sind krachbunt. Andere nehmen Anleihen an berühmten Meisterwerken oder Momenten der Zeitgeschichte. Wir lassen die Bilder auf uns wirken, besprechen, was wir sehen. Auf kleinen Hinweisschildern finden wir Informationen zu den Künstler*innen. Etwa die Hälfte stammt aus Litauen. Das Projekt ist von Anfang an auf internationalen Austausch angelegt.

Sehenswürdigkeiten in interessantem Ambiente. Ein deutlicher Kontrast zur barocken Pracht der Altstadt.
Obwohl wir zwischen den Kunstwerken kaum hundert Meter im Karree zurücklegen, brauchen wir fast eine Stunde, bis wir alles gesehen haben. „Das war das Zweitbeste, was ich in Vilnius erlebt habe!“, sagt die Fünfjährige hinterher.
Museum der Illusionen
Das Beste in den Augen unserer Tochter ist nämlich das Museum der Illusionen. Das Iliuzijų muziejus befindet sich in der Straße Vokiečių g. 8. Ich bin anfangs zurückhaltend und denke mir, dass man nicht unbedingt nach Litauen fahren muss, um sich optische Illusionen anzuschauen. (Also, ich denke mir immer, wenn ich weit weg bin, will ich Dinge sehen, die typisch für die Region sind. Und nicht das, was ich zu Hause in der Nähe genauso erleben kann.) Tatsächlich zeigt die Ausstellung so ziemlich genau das, was ich zu Hause aus dem Potts Park Minden kenne, aus dem phaeno in Wolfsburg, aus der Phänomenta in Bremerhaven und dem Kindermuseum in Wolfenbüttel.
Aber die Stationen sind hervorragend gemacht. Das Personal ist richtig gut drauf und erklärt uns bereitwillig alles in flüssigem Englisch. Franka kriegt vor Aufregung ganz rote Wangen. Sie will alles ausprobieren und alles ganz genau wissen. Gemeinsam schauen wir in Zerrspiegel, lassen Linien verschwimmen, verschwinden, zaubern Objekte groß oder klein. Wir frieren unsere Schatten ein, gucken um die Ecke und malen mit Magnetspänen. Franka hat den Spaß ihres Lebens.
Comic-Café 2D
Richtig witzig ist dann auch noch das kleine Café, das zum Museum der Illusionen gehört. Die konsequent schwarz-weiß gestalteten Räumlichkeiten versetzen uns direkt in den Malblock einer Comiczeichnerin. Franka und ich sind die einzigen bunten, lebendigen und dreidimensionalen Wesen hier. Faszinierend!

Wenn ihr etwas mehr Geduld mitbringt beim Inszenesetzen, könnt ihr hier richtig witzige Fotos machen.
Wer hier etwas verzehrt, darf das Café auch ohne Museumsticket aufsuchen und Fotos machen. (Gerade wenn ihr mit Kindern in Vilnius seid, gönnt euch aber ruhig auch den Museumsbesuch im Untergeschoss. Nach all dem Sightseeing haben sich eure Lütten doch auch mal etwas Spaß verdient. Und sie lernen ja sogar noch etwas dabei – wenn auch nicht über Litauen.)
Ausflug nach Trakai
Kaum eine halbe Stunde Fahrt ist es von Vilnius in die alte Hauptstadt Trakai. Die heutige Kleinstadt ist wunderschön gelegen in einer Seenplatte. Hier seht ihr hübsche alte Holzhäuser und die schick wieder aufgebaute Wasserburg. (Die Besichtigung könnt ihr euch allerdings sparen. Selten habe ich ein so schlecht konzipiertes Museum besucht! Auch ohne Ticket könnt ihr einen Blick in den Innenhof werfen. Lest euch den Wikipedia-Eintrag durch, so erfahrt ihr mehr.)

Im Hintergrund ist die malerische Großfürstenburg zu sehen. Sie wurde im 20. Jahrhundert wieder aufgebaut.
Direkt in Trakai könnt ihr ein Tretboot oder Ruderboot mieten und eine Runde über den See schippern. Auch größere Ausflugsboote sind unterwegs, auf denen ihr mitfahren könnt.
Im Ort gibt es eine Chocolaterie mit einer Spielecke und sehr leckerem Kuchen. Auch die Restaurants am Seeufer sahen einladend aus.

Tolle Auswahl! (Achtung: In Litauen wird Kuchen pro Kilo oder pro 100 g berechnet. Ein Stück Torte wiegt oft mehr als 100 g.)
Ausflug nach Kernave
Der winzige Ort Kernave liegt mit einer Dreiviertelstunde Fahrzeit schon ein ganzes Stück von Vilnius entfernt. Trotzdem lohnt sich ein Ausflug in meinen Augen absolut! Die älteste belegte Siedlungsstätte in Litauen hat eine superspannende Geschichte. Die Eiszeit hat hier am Ufer der Neris eine merkwürdige Hügellandschaft erschaffen. Die Menschen der Jungsteinzeit nutzen diese Hügel für eine abenteuerliche Siedlungsform. Ein wirklich sehr gut gemachtes Museum zeichnet die Geschichte nach. Die Ausstellung hält auch für Kinder einiges bereit.

In der Ausstellung wird Kernave durch verschiedene Medien unterstützt visualisiert, erklärt und zu anderen geschichtlichen Ereignissen in Beziehung gesetzt.
Nach dem Museumsbesuch könnt ihr über besagte Hügel klettern. Auf einem sind authentisch die Hütten einer mittelalterlichen Siedlung nachgebaut.
Kernave gehört zum UNESCO-Welterbe. Es ist definitiv einer der spannendsten Orte, die wir auf unserer Reise durch Litauen entdeckt haben.

Die Wissenschaft sagt, es waren die Gletscher, die diese merkwürdigen Hügel geformt haben. (Die Romanautorin in mir hat viele andere Ideen…)
Essen gehen mit Kindern in Vilnius
Vilnius ist wie ganz Litauen und das gesamte Baltikum auch in gastronomischer Hinsicht wesentlich kinderfreundlicher als Deutschland. Nicht alle, aber doch sehr viele Restaurants und Cafés bieten jungen Gästen eine Spielecke. Auch das Essen selbst ist vielfach kindertauglich. Die litauische Küche ist deftig und traditionell recht einfach. Cepelinai, die in Butter geschwenkten Kartoffelklöße, haben unserem Mädchen zum Beispiel hervorragend geschmeckt.
Diese Restaurants sind uns in Vilnius als besonders kinderfreundlich aufgefallen:
- Paupio 12, gleichnamige Adresse (in Uzupis): traditionelle litauische Küche mit modernem Pfiff, auch viel Vegetarisches auf der Karte. Im Obergeschoss eine absolut bombige Spielecke mit Spielhäuschen und mehreren Spielkisten.
- Casa La Familia, Rūdninkų g. 18: Pizzaria mit toller Spielecke inklusive Rutsche. Wir haben nur durchs Fenster geguckt (und fotografiert), aber die Bewertungen bei Google sind recht gut. Schräg gegenüber im Park befindet sich auch ein kleiner Spielplatz.
- Gabi, Šv. Mykolo g. 6: keine Spielecke, aber so lecker und urig, dass ich es doch empfehlen möchte. Mitten in der Altstadt und mit vielen alten Dingen eingerichtet. Netter, durchaus kinderfreundlicher Kellner, der sogar Deutsch spricht und Kindern auch Extrawürste organisiert. Klassische litauische Küche, nicht zu teuer und etwas abseits in einer Seitengasse, sodass wir auch zur Primetime ohne Reservierung problemlos einen Tisch bekommen haben.
Spielplätze in Vilnius
Wir haben in Vilnius etliche Spielplätze gefunden und die allermeisten hat Franka gewissenhaft ausprobiert. Dabei sind litauische Spielplätze meistens nichts Besonderes. (In Großbritannien und vor allem Schweden ist das anders. Dort hin lohnt sich ein Familienurlaub beinahe schon alleine deswegen!)
Herausragend ist dagegen das Aufkommen von Schaukeln im gesamten Baltikum. An vielen Orten, auch an Sehenswürdigkeiten irgendwo auf dem Land, sind breite Schaukeln aufgestellt. Direkt in Vilnius sind wir zwar über keine gestolpert – nur in einem Café. Schaukeln ist jedenfalls ein Ding dort und zwar nicht nur für Kinder.

Mehr ein Fotospot als echt zum Schaukeln gedacht ist dieses Exemplar im Brownie House. Natürlich wieder verziert mit viel blühendem Plastik.
Nette Spielplätze haben wir an folgenden Locations gefunden und genutzt:
- sehr zentrumsnah direkt hinter dem breiten Boulevard Vokiečių. Adresse: M. Antokolskio g. 12.
- beim jüdischen Viertel im Park; Adresse: Rūdninkų g.
- Stadtteil Užupis: eher für Kleinkinder, dazu einige Sportgeräte für Erwachsene. Adresse: Užupio g. 32.
- Nähe Markthalle: kleiner Spielplatz mit Klettergerüst und Kunstrasen vor einem Streetart-Mural. Adresse: Pylimo g. 58.

Alle Spielplätze, die wir in Vilnius gefunden haben, sind im selben Stil ausgestattet. Gerne kommt noch Kunstrasen dazu. Das hier ist der zentrumsnähste hinter der nördlichen Häuserzeile des breiten Vokiečių-Boulevards.
Mit Kinderwagen oder Buggy nach Vilnius?
Kann man machen. Ich empfehle es eher nicht. Vilnius ist keine barrierefreie Stadt. Prinzipiell sind wir große Fans davon, den (Fahrrad-)Buggy auch mit eigentlich schon ziemlich großem Kind bei Städtetrips zu nutzen. Der fahrbare Untersatz erhöht den Radius für Familien enorm und nimmt als Packesel einfach viel Stress raus. In Stockholm, Amsterdam, Münster und Lucca etwa waren wir super froh, das Ding mit zu haben. Auch in Tallinn (trotz erhöhtem Kopfsteinpflaster-Aufkommen) und Riga lief das gut. In Vilnius haben wir geflucht, obwohl unser Modell (ein Thule-Hybrid) ausgesprochen geländegängig ist. (Ähnlich genervt waren wir allerdings auch in Stralsund.)
Die Bürgersteige der litauischen Hauptstadt sind oft extrem schmal und nicht gut in Schuss. Eine Tragehilfe ist hier bei kleinen Kindern vielleicht die bessere Lösung. Wenn ihr nur so einen Klapp-Buggy mit kleinen Rädern habt: könnt ihr gleich zu Hause lassen. Auch mit Laufrad oder Roller tut ihr euren Kindern in Vilnius keinen Gefallen.

Komplett aus der Hüfte geschossen, versinnbildlicht aber das Dilemma – obwohl das definitiv nicht der schlimmste Bürgersteig in Vilnius ist.
Mehr Ideen für einen schönen Tag mit Kindern in Vilnius
Die folgenden Ausflugsziele in Vilnius hatte ich für uns zwar auf dem Zettel, aber wir selbst haben es in der kurzen Zeit nicht dort hin geschafft. Als Ideensammlung für euch (und für unseren eigenen nächsten Städtetrip) sammle ich hier die Stichworte samt externer Links für weitere Recherche.
- Nationalmuseum im Großfürstlichen Schloss: hauptsächlich Kunst, volle Breitseite Kultur im historischen Gemäuer. Website.
- Trys kryžiai: Die drei Kreuze sind eines der Wahrzeichen von Vilnius und mit einer netten Wanderung durch den steilen Stadtwald zu erreichen.
- Vichy Water Park: Spaßbad mit neun verschiedenen Wasserrutschen für Teens und großem Wasserspielplatz für Kleine. Mit 79 Euro für ein Tagesticket für eine dreiköpfige Familie (plus 19 Euro für jedes weitere Kind) aber auch keine Low-Budget-Aktion. Website.
- Zoopark: Der kleine Zoo von Vilnius zeigt eine übersichtliche Anzahl von Tieren. Ich persönlich würde ja sagen, für ein paar Affen und Schlangen muss man nicht nach Litauen fahren. Aber vielleicht ist das für euch und eure Kinder ja genau der richtige Ausgleich nach einem Tag voll Hardcore-Sightseeing in Vilnius… (Meine Übersicht über die tollsten Tierparks hier bei uns habe ich hier im Blog ebenfalls zusammengestellt: Die 17 besten Zoos in Deutschland.) Website Zoo Vilnius.
- Žirmūnų paplūdimys: Ein Stadtstrand am Fluss Neris mit aufgeschüttetem Sand und einem abgetrennten Bereich für Kinder, die noch nicht schwimmen können. Kleiner Spielplatz, viele Enten, sonst wenig Infrastruktur.
- Uno Park: Kletterpark etwas außerhalb von Vilnius. Website ausschließlich auf Litauisch.
Ist eine Reise nach Vilnius sicher?
Die Frage, ob eine Reise nach Litauen in Zeiten russischer Großmachtbestrebungen und Ukrainekrieg nicht gefährlich ist, entbehrt nicht einer gewissen Berechtigung. Vilnius liegt keine Stunde Fahrzeit von der Grenze zu Belarus entfernt.
Dass Belarus (Weißrussland) komplett nach Putins Pfeife tanzt und als Aufmarschgebiet im Krieg mit der Ukraine dient, ist kein Geheimnis. Und jener wäre nicht der erste Irre, der einen Zweifrontenkrieg anzettelt. Aktuell (März 2025) gilt es jedoch als unwahrscheinlich, dass russische Truppen in Litauen einmarschieren und Vilnius überrennen.
2019 häuften sich hier im Blog in meinen alten Litauen-Artikeln von unserer ersten Reise Kommentare, offensichtlich von russischen Trollen verfasst. Da schrieben angebliche Helgas und Ursulas von ihren negativen Erfahrungen beim Reisen durch Litauen, von Übergriffen durch Männer und von ihrer sicheren Erkenntnis, dass dieses Land nicht zu Europa zählen sollte. (Natürlich habe ich die nie freigeschaltet, weil sie ganz offensichtlich fake waren und außerdem volksverhetzend.) Damals habe ich halb im Scherz gesagt, das gehöre wohl zu Putins Vorbereitung, die Kaliningrad-Enklave heimzuholen.
Dann kam der Ukrainekrieg. Keine Scherze mehr. Aber auch keine weiteren Troll-Kommentare. Ich hoffe doch, dass der russische Plan B bis auf Weiteres zurückgestellt ist.
Wie realistisch ist ein russischer Angriff auf Litauen?
Eine Kriegserklärung von Russland an Litauen wäre ein Bündnisfall für die NATO. Da solcherlei Ängste eben durchaus realistisch sind, ist die NATO seit 2023 dabei, unter deutscher Leitung einsatzbereite Streitkräfte in Litauen zu stationieren. Insgesamt sollen 300.000 Soldatinnen und Soldaten die Ostflanke sichern. Aktuelles dazu berichtet das Bundesministerium der Verteidigung.
Wie überall im Baltikum ist der Krieg zwischen Russland und Ukraine in Vilnius im Alltagsbild allgegenwärtig. An allen öffentlichen Gebäuden hängen blaugelbe Flaggen – sogar am Präsidentenpalast. Im Sommer 2024 haben wir die Stimmung als wachsam und vorsichtig (und natürlich sehr widerstandsbereit) erlebt. Unsicher haben wir uns in Vilnius aber nicht gefühlt.
Ich denke doch, dass es eine gewisse Vorwarnzeit gäbe, bevor der worst case eintritt. (Und wenn es auf diese Weise zum NATO-Bündnisfall kommt, wird euer Städtetrip nach Vilnius mit Kindern schnell eure geringste Sorge sein.)
Aktuelle Infos zu Reisewarnungen findet ihr immer auf der Website des Auswärten Amts.
Lieber nach Vilnius oder Kaunas?
Wer eine Rundreise durchs Baltikum macht, muss für Vilnius einen ganz schönen Schlenker einplanen. Die litauische Hauptstadt liegt ab vom Schuss. Da mag die Frage aufkommen, ob der Umweg sich wirklich lohnt. Schließlich liegt mit Kaunas eine andere große Stadt in Litauen genau an der Strecke nach Lettland und Estland.
Aus unserer Erfahrung sage ich: Die Frage ist berechtigt. Vilnius ist wie gesagt total schön! Aber Kaunas ist das auch. Mit 311.500 Einwohnenden ist die zweitgrößte Stadt zwar schon nur fast halb so groß. Von 1920 bis 1940 ist Kanuas aber sogar (provisorische) litauische Hauptstadt gewesen (weil Polen Vilnius besetzt hielt). Auch Sehenswürdigkeiten bietet Kaunas reichlich. Mit dem nationalen Freilichtmuseum ganz in der Nähe könnt ihr dort auch mit Kindern mindestens zwei volle Tage verbringen, ohne euch ansatzweise zu langweilen.
Mein Rat: Wenn ihr es einrichten könnt, besucht beide Städte! Ich halte es aber auch nicht für eine Schande, Vilnius auf einem Roadtrip durchs Baltikum auszulassen. (Bei unserer ersten Rundreise haben wir genau das gemacht.)
Natürlich ist es toll, alle drei Hauptstädte „abhaken“ und vor allem vergleichen zu können. Tallinn hat ihren mittelalterlichen Charme. Riga steckt bis oben hin voll mit Jugendstil. Und Vilnius hat ihr eigenes Gesicht, geprägt von Barock auf der einen und Streetart auf der anderen Seite.
Also, wenn ihr knapp dran seid, beschränkt euch ruhig auf Kaunas, Litauens „heimliche Hauptstadt“. Aber wenn ihr könnt, gebt Vilnius auch mit Kindern eine Chance, jederzeit!
Mehr Tipps für Litauen und das Baltikum
Der (lange und ausführliche) Reisebericht über unsere ganze Tour steht hier: Roadtrip durchs Baltikum mit Kind – Estland, Lettland, Litauen (und ein bisschen Finnland).
Im Detail berichte ich außerdem über folgende Orte:
- Ausflug nach Palanga: Ostseeurlaub in Litauen
- Sirvintos: Idealer Zwischenstopp von Siauliai nach Vilnius
- Riga mit Kindern: Ausflug in die Hauptstadt von Lettland
- Gauja-Nationalpark: Wo Lettland am schönsten ist
- Erfahrungsbericht: Mit der Fähre von Liepaja nach Travemünde (mit Stena Line)
- Tallinn mit Kindern: Unsere Erfahrungen in Estlands Hauptstadt
- Litauen mit Kindern: Familienurlaub im Baltikum
Transparenz-Hinweis: In Vilnius waren wir auf eine Kosten unterwegs. Nur im Museum der Illusionen habe ich den Blogger-Joker gezogen und dem Team am Eingang kostenlosen Eintritt zur Recherche abgeschwatzt für mich und mein Kind. Mache ich normalerweise nicht gerne, aber eine Dreiviertelstunde vor Feierabend lohnte sich der volle Eintritt nicht mehr recht. Und ich wollte gerne noch ein „echtes Kinder-Highlight“ für meinen Artikel haben. Mein Grundsatz ist da: Wenn wir es für uns selbst nutzen, zahlen wir, auch wenn ich später (vielleicht) darüber schreibe. Wenn ich etwas Eintrittspflichtiges nur (oder hauptsächlich) betrete, um im Blog darüber schreiben zu können, oder wenn ich so wenig Zeit dafür habe, dass ich es auf eigene Kosten nicht lohnenswert fände, mache ich das nur bei freiem Eintritt als Recherchehilfe.
Im Museum der Illusionen hatten wir dann unverhofft so viel Spaß, dass man doch schon wieder geldwerten Vorteil unterstellen könnte. Aber für den Eintrittspreis wären wir zu der Zeit halt nicht reingegangen und hätten das nie erfahren und weitererzählen können…
Hallo Lena
Kann Deinem Bericht voll und ganz zustimmen. Auch für uns war Vilnius mit unserer Tochter, damals 5 Jahre, ein echtes Highlight. Selbst zwei Jahre später fallen ihr immer noch so einige Sehenswürdigkeiten ein.
Ah, ihr wart auch schon dort! Schön zu hören, dass es euch auch gefallen hat.
Also, die Ausflüge ins Umland klingen sehr verlockend, der Streetart-Hof auch, und die Hippie-Republik zumindest interessant. Ich bin mir ja immer noch nicht sicher, ob ich überhaupt in diese Richtung will, aber wenn, dann steht Vilnius auf der Liste.
Ich glaube, wer Slowenien so liebt wie ihr, findet auch am Baltikum Gefallen. :) Nicht so spektakuläre Berge natürlich, dafür das Meer, und ein ähnlicher Abenteuercharakter abseits der größten Touri-Spots. (Wobei Slowenien da gerade mächtig nach vorne geht in Sachen Tourismus, glaube ich.)