Triest lässt sich wunderbar an einem Tag entdecken. Und ganz erhlich: Länger als einen Tag braucht ihr auch nicht unbedingt. Dabei gibt es durchaus ein paar schöne Ecken. Von unserem Tagesausflug nach Triest mit Kindern haben wir ein paar Tipps – und auch ein paar schlechte Erfahrungen mitgebracht…

Ein Tag in Triest…

Es gibt Städte, mit denen wird man nicht so recht warm. Triest war so eine für uns. Einen Tag lang haben wir uns die „abgelegenste Großstadt Italiens“ vorgenommen.

Unser Kurzbesuch in Triest war Teil unserer 11-monatigen Europareise. Auf dem Weg von Slowenien an die kroatische Adria in Istrien haben wir uns die gut 200.000 Einwohner starke Stadt am Meer angeschaut. Unterwegs waren wir als vierköpfige Familie mit zwei Jungs im Alter von sieben und zehn.

Das sind wir. Family4travel an Tag 1 der Reise, die uns unter anderem einen Tag lang nach Triest geführt hat.

Triest, Stadt in der Vergangenheit

Ich wollte unbedingt nach Triest. Schließlich hat mein Geschichtslehrer am Gymnasium immer wieder von dem Zankapfel der Großmächte geschwärmt. Deshalb weiß ich noch, dass Triest 1918 jubelte, als es vom zentralen Handelshafen Österreich-Ungarns in die italienische Peripherie befördert wurde. Wirtschaftlich hat der Wechsel der Stadt alles andere als gut getan. Der Eiserne Vorhang war zwar in Jugoslawien nicht ganz so eisern wie anderswo. Die Randlage und der Fakt, dass Triest für Italien bloß irgendeinen weiteren Mittelmeerhafen darstellte, ließen die Stadt mit ihren damals rund 230.000 Einwohnern in relativer Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Seit sich die Grenzen nach Osten hin im Zuge der EU-Erweiterung geöffnet haben, blüht Triest ganz langsam wieder auf. Trotzdem, die Einwohner werden weniger. 2013 wurden keine 205.000 mehr gezählt. Update: 2019 waren es noch rund 203.000.

Triest gilt als „Stadt der alten Leute“. Denn auf der Suche nach Arbeitsplätzen ziehen die jungen weg. Dadurch verursachen sie das landesweit höchste Durchschnittsalter in Italien.

Die architektonischen Spuren der k.u.k.-Zeit, als Triest zum Habsburgerreich gehörte, sind allgegenwärtig.

Die architektonischen Spuren der k.u.k.-Zeit, als Triest zum Habsburgerreich gehörte, sind allgegenwärtig.

Triest und wir – ein schlechter Start

All diese Fakten lesen wir auf dem Weg über die Autobahn, während Regenschauer nach Regenschauer auf die Windschutzscheibe niederprasselt. Nein, Triest hat keine guten Startbedingungen bei uns.

Zum ersten Mal seit 2008 sehen wir das Mittelmeer wieder. Wir parken direkt davor. Von der Altstadt trennt uns nur eine stark befahrene Durchgangsstraße. Für einen Parkplatz wunderschön. – Stadtplanerisch eine Katastrophe.

Ausblick auf den regnerischen Golf von Triest.

Ausblick auf den regnerischen Golf von Triest.

Sightseeing in Triest mit Kindern

Durch den schwülen Nieselregen ziehen wir auf die zentrale Piazza dell’Unità d’Italia. Die ist imposant, da gibt es kein Vertun. Ein Palazzo prunkt hier neben dem nächsten. Darunter befindet sich auch das Rathaus, vor dem an diesem Samstag die Brautpaare im Halbstundentakt mit Reis beworfen werden.

Triest-piazza-unita-italia

Die Piazza ist der zentrale Platz in Triest. Früher oder später landet man immer wieder hier.

Bevor ich mich aufs Sightseeing konzentrieren kann, brauche ich aber erst mal ein Klo. Eine Tourist-Information wäre außerdem nett. Denn auch wenn uns der Wikipedia-Artikel eine ungefähre Vorstellung der Sehenswürdigkeiten vermittelt hat, sind wir ohne Stadtplan ziemlich aufgeschmissen. – Erinnern wir uns: Wir befinden uns im Jahr 2014. Google Maps ist noch nicht so weit. Mobiles Internet im Ausland ist rar.

Eine Weile laufen wir vom Parkplatz aus gesehen nach rechts und finden die Altstadt. Die engen Gassen und die typischen Läden vor den Fenstern lassen keinen Zweifel aufkommen, dass es sich bei der Vielvölkerstadt um eine italienische handelt. Während das direkte Umland hauptsächlich von Slowenen besiedelt ist, bestand die Bevölkerungsmehrheit der Stadt schon immer zu rund drei Vierteln aus Italienern.

Zum Mittag besorgen wir uns im Vorbeigehen Paninis.

Typisch italienisch kann Triest auch.

Typisch italienisch kann Triest auch.

Römische Ruinen im Großstadtverkehr

Völlig unvermittelt stolpern wir über das Teatro Romano, das römische Amphitheater. Es befindet sich eingezwängt zwischen Wohn- und Geschäftshäusern. Jahrhundertelang standen auf den Ruinen andere Gebäude. Mussolini ließ sie abreißen, um die Kontinuität zwischen dem alten und dem neuen Reich zu demonstrieren.

Die Jungs sind beeindruckt. Sie können gar nicht so recht glauben, dass sie mitten im Großstadtverkehr vor echten Römer-Ruinen stehen.

Ein riesiger antiker Schatz quetscht sich zwischen die Altstadtbauten.

Ein riesiger antiker Schatz quetscht sich zwischen die Altstadtbauten.

Mein Wunsch nach einem stillen Örtchen wird zunehmend größer. In dieser Richtung entfernen wir uns ganz klar vom Zentrum, deshalb kehren wir um.

Wir laufen wieder über den zentralen Platz und probieren es in der anderen Richtung. Dort sehen wir das nach Giuseppe Verdi benannte Opernhaus, in dem einige Stücke des berühmten Komponisten zur Uraufführung kamen. Ein Klo sehen wir nicht, und auch keine Tourist-Information. Also strapaziert Martin schließlich unsere mobilen Online-Freiminuten. Über die Platzierung öffentlicher Toiletten schweigt sich das Internet aus. Aber die Tourist-Info soll an der Piazza sein. Also kehren wir um.

Das Teatro Verdi besitzt auch heute noch einen ausgezeichneten Ruf.

Das Teatro Verdi besitzt auch heute noch einen ausgezeichneten Ruf.

Indiana Jones auf der Suche nach dem verborgenen Schatz Klo

Nach langem, zunehmend verzweifelten Suchen meinerseits checken wir endlich, dass das grüne i bei Tourist-Informationen in Italien überhaupt keine Verwendung findet. Stattdessen ist ein blaues Schreibschrift-i in Gebrauch. Bei näherem Hinsehen ist ein solches auch auf einem Plakat am Eingang einer Seitengasse sichtbar.

Das Büro der Tourismuszentrale gleicht eher einem Postamt. Hinter zwei Schaltern sitzen junge Damen. An eine von beiden wende ich mich. Sie händigt mir auch bereitwillig einen kostenlosen Stadtplan aus. Aufs Klo gehen kann ich hier aber nicht, sagt sie mir. Auf dem Plan zeigt sie mir den Ort meines Verlangens – rund zehn Gehminuten entfernt.

Tückisch: In Intalien wirbt die Tourist-Information mit einem blauen i.

Tückisch: In Intalien wirbt die Tourist-Information mit einem blauen i.

Ohne rechten Blick für die neoklassizistischen Fassaden links und rechts stürme ich voran Richtung Canal Grande. Meine drei Mitreisenden motzen, aber darauf kann ich jetzt wirklich keine Rücksicht mehr nehmen. Auf der Piazza del Ponte rosso entdecke ich voller Erleichterung endlich die ersehnten Piktogramme. Sie weisen abwärts. – Das ist nie ein gutes Zeichen.

Nein, ich habe kein Foto von der sanitären Katastrophe gemacht. Glaubt mir, den Canal Grande seht ihr euch lieber an...

Nein, ich habe kein Foto von der sanitären Katastrophe gemacht. Glaubt mir, den Canal Grande seht ihr euch lieber an…

Das schlimmste öffentliche WC in Triest

Um es kurz zu machen: Es war wirklich, wirklich schlimm. Ich habe schon unappetitlichere hygienische Zustände gesehen. Aber nicht viele. Und ich habe auch bereits anderswo Edelstahl-Löcher im Boden gesehen, wo Damentoiletten hätten stehen sollen. Aber nicht so weit nördlich und westlich. Unsere weitere Reise führt uns über den gesamten Balkan, durch Rumänien, Bulgarien, Albanien und bis in die Türkei. Das öffentliche WC in Triest bleibt bis heute meine schlimmste Erfahrung in dieser Hinsicht.

Aber was muss, das muss. Und so krempele ich meine Hosenbeine hoch und füge mich in mein Schicksal.

Reichlich traumatisiert verlasse ich die Lokalität und will eigentlich nur noch weg. Am liebsten würde ich in diesem Moment die Bagage ohne Umwege zum Auto zurückjagen und Richtung Istrien in die Zivilisation befördern. Aber wir sind mit unseren vorletzten Couchsurfern verabredet. (Die haben ihren Wochenendausflug extra ins Nachbarland verlegt, um mir mein vergessenes Handy nachzutragen. – Vielen, vielen Dank noch mal, Leute!) Zum Glück, denn sonst wäre mein Artikel über unseren Tag in Triest mit Kindern hier zu Ende.

Fazit: im Bedarfsfall in Triest lieber einen Kaffee trinken gehen!

Der Aufstieg mit den Treppen führt über einen uralten Friedhof im Grünen.

Der Aufstieg mit den Treppen führt über einen uralten Friedhof im Grünen.

Kurzbesuch bei der Kathedrale von Triest

So schlucke ich meinen Ekel hinunter und folge meiner Familie die steilen Gassen empor. Hier lang geht es zur Kathedrale von San Giusto. Die ist ein Konglomerat aus Bauten vorheriger Zeiten, von vorchristlichen Tempeln und einer römischen Versammlungshalle bis zur frühchristlichen Basilika aus dem fünften Jahrhundert. Von letzterer sind noch Mosaike auf dem Fußboden des heutigen Doms erhalten.

Im Mittelalter wurden gleich zwei Kirchen nebeneinander errichtet. Eine für Maria, eine für den heiligen Justus, der als Triests Stadtheiliger fungiert. Später wurden beide Gotteshäuser zur heutigen Kathedrale vereint, was dem Sakralgebäude ein etwas putziges, aber einzigartiges Aussehen verleiht.

Auch das Mosaik in den verschiedenen Kuppeln ist sehenswert. Der Eintritt ist frei. Wer lauffreudige Kinder hat, sollte sich vom sehr steilen Aufstieg nicht abschrecken lassen. (Einen Kinderwagen möchte ich da allerdings nicht hochschieben.)

Fazit: Die Kathedrale von Triest sollte bei einem Tagesausflug unbedingt auf die Liste!

Auch auf dem Vorplatz der Kathedrale wird die lange Vergangenheit der Stadt sichtbar.

Auch auf dem Vorplatz der Kathedrale wird die lange Vergangenheit der Stadt sichtbar.

Café-Tipp für Triest mit Kindern

Dann schließlich treffen wir uns mit Mica, Nejc und ihren drei Kindern. Wir stehen wieder auf der Piazza dell’Unità d’Italia, zum gefühlt zehnten Mal an diesem Tag. Mittlerweile scheint die Sonne, und auch meine persönlichen schwarzen Wölkchen über meinem Kopf haben sich verzogen.

Wir beschließen, der Empfehlung unseres letzten Couchsurfing-Hosts Paolo zu folgen, der – halb Italiener, halb Slowene – in der Nähe Triests aufgewachsen ist, und suchen die Chocoladerie in der Altstadt („Chocolat Trieste“, Via de Cavana 15). Wir finden sie und ergattern genügend Plätze am einzigen Tisch vor dem winzigen Laden. Hier genießen wir perfekten Cappuccino und himmlische heiße Schokolade.

Ich erwische mich selbst, wie ich vollkommen glücklich bin an einem Tag, den ich schon abgehakt hatte. Und in einer Stadt, von der ich nichts mehr erwartet habe.

Doch, Triest hätte durchaus eine zweite Chance verdient.

Ende gut, alles gut: himmlische heiße Schokolade!

Ende gut, alles gut: himmlische heiße Schokolade!

Unsere Tipps für einen Tag in Triest mit Kindern

Aus unserem doch sehr, sehr persönlichen Erfahrungsbericht fasse ich noch einmal ein paar allgemeingültige Tipps für Triest zusammen.

  • Meerblick genießen!
  • Auf der Suche nach der Tourist Information nach einem blauen Schreibschrift-i Ausschau halten.
  • Am Canal Grande unbedingt oberirdisch bleiben und die Boote anschauen.
  • Bei einem entsprechenden Bedürfnis lieber in ein Café einkehren (aber vorher checken, ob es dort auch ein WC gibt – das ist in Italien meiner Erfahrung nach nämlich auch nicht immer der Fall).
  • Die perfekte heiße Schokolade gibt es im Chocolat Triest (das es dem Internet zufolge auch 2022 noch gibt).
  • Must-Sees beim Sightseeing sind das Amphietheater und die Kathedrale, jeweils kostenlos.

Mehr über Triest und Italien

Weil ich in diesem Fall doch ein bisschen an meiner Urteilsfähigkeit zweifele, habe ich mich nach Zweitmeinungen umgesehen.

  • Julie en voyage kommt zu einer ähnlichen Einschätzung wie ich, hat aber Tipps für Ausflugsziele bei Triest.
  • Christine unterwegs war gut Essen und hat einen schönen Aussichtspunkt für Triest von oben gefunden.
  • Der Reisefreak schimpft über das Verkehrschaos und berichtet über die älteste Tram Europas in Triest.

Mehr über unsere eigenen Italien-Reisen gibt es hier im Blog. Einen Überblick gibt dieser Artikel hier:

Italien und wir – unsere Reise-Erfahrungen.

Reiseberichte Italien mit Kindern

Alle unsere Reiseberichte aus Rom, Sizilien, Sardinien und Puglia sind dort verlinkt.